Im Zweifel für die Super League – EU-Richter schwächen UEFA

Im Zweifel für die Super League – EU-Richter schwächen UEFA
Schlappe für UEFA-Präsident Aleksander Čeferin. (Foto: UEFA)

Berlin – Das mit ruhiger Stimme auf Spanisch vorgetragene Super-League-Urteil aus Luxemburg versetzte die alteingesessenen Kräfte im europäischen Fussball in einen Schock. In nicht erwarteter Deutlichkeit straften die Richter des Europäischen Gerichtshofs am Donnerstag die internationalen Verbände UEFA und FIFA für deren Monopolstellung ab. Ein Konkurrenzprodukt zur Champions League muss laut EU-Recht grundsätzlich möglich sein – auch, wenn sich nach der Verkündung gleich wieder grosser Widerstand formierte.

Das Urteil ändere «nichts an der Haltung des FC Bayern und an der Haltung der ECA, dass ein solcher Wettbewerb einen Angriff auf die Bedeutung der nationalen Ligen sowie die Statik des europäischen Fussballs darstellen würde», sagte Jan-Christian Dreesen als Vorstandsvorsitzender des FC Bayern und Vize der mächtigen Club-Vereinigung ECA auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Die Fan-Organisation Football Supporters Europe (FSE) schrieb bei X, es gebe keinen Platz für «eine abtrünnige Super League».

Das Urteil
Schnell ging es um die Deutungshoheit des Richterspruchs. Die Europäische Fussball-Union verwies darauf, dass das EuGH-Urteil keine «Billigung oder Bestätigung der sogenannten Super League» bedeute. Das höchste europäische Gericht hatte aber am Morgen entschieden, dass die FIFA und UEFA andere Wettbewerbe nicht grundsätzlich von ihrer Genehmigung abhängig machen und Vereinen und Spielern nicht verbieten dürfen, an diesen Wettbewerben teilzunehmen.

Auch die Regeln, die FIFA und UEFA die ausschliessliche Kontrolle über die kommerzielle Rechteverwertung der Wettbewerbe einräumen, würden den Wettbewerb in der EU einschränken. Die FIFA und UEFA würden ihre dominante Marktposition missbrauchen, hiess es im Urteil. Die bislang geltenden Regel der Verbände seien nicht so ausgelegt, dass sie in jedem Fall transparent, objektiv, nicht diskriminierend und verhältnismässig seien.

Die Super League
Die Initiatoren der Super League feierten die Entscheidung umgehend als grossen Sieg. «Der Fussball ist frei», sagte der frühere RTL-Manager Bernd Reichart für die Agentur A22, die das Projekt vertritt. «Heute beginnt eine neue Ära.» Einer der Kernpunkte der neuen Wettbewerbe sei, dass die Fans alle Spiele «live und kostenlos über eine neue digitale Streaming-Plattform verfolgen» können, heisst es im konkretisierten Super-League-Vorschlag. Im Männerfussball geht es um ein dreistufiges Ligen-System mit 64 Vereinen. Bei den Frauen sollen in zwei Ligen insgesamt 32 Clubs mitspielen.

Als Unterstützer gelten bislang allerdings nur Real Madrid und der FC Barcelona, am Donnerstag kam zunächst kein weiterer Club dazu. «Es gibt Vereine, die sehr interessiert sind», sagte Reichart. Sofort Namen zu nennen, würde aber den Fussball teilen, das sei nicht die Absicht.

Die Gegner
Aus Deutschland werden sich dem Vernehmen nach keine Clubs aus der Deckung wagen. «Die Bundesliga bildet das Fundament des FC Bayern, so wie alle nationalen Ligen das Fundament der europäischen Fussballclubs darstellen. Deshalb ist es unsere Pflicht und unsere tiefe Überzeugung, sie zu stärken, und nicht zu schwächen», sagte Dreesen. «Die Tür für die Super League beim FC Bayern bleibt zu.»

Die Deutsche Fussball Liga teilte mit, sie stehe zum europäischen Sportmodell und lehne «Wettbewerbe ausserhalb der von den Verbänden und Ligen organisierten Wettbewerbe ab». Das Urteil sei in der Frage der Grundregeln für die Wettbewerbe nachvollziehbar und zu erwarten gewesen. «Die Rechtmässigkeit der Super League ist eine separate Frage», teilte die DFL mit.

Die Hintergründe
Vorausgegangen war ein zweieinhalbjähriger (Rechts-)Streit. 2021 hatten zwölf europäische Topclubs schon einmal die grosse Revolution geprobt. Die Vereine um Real, Barcelona und Juventus Turin gründeten praktisch aus dem Nichts eine Super League – und scheiterten krachend. Der Aufschrei bei Ligen, Fans und der Politik fiel so heftig aus, dass sich die meisten Vereine sofort wieder verabschiedeten.

Doch vor allen Real und Barcelona liessen nicht locker, und die European Superleague Company klagte vor einem Madrider Gericht: Sie warf UEFA und FIFA vor, als Kartell zu handeln, weil sie sich der Gründung der Super League widersetzten und mit Strafen für die Teilnahme an einem anderen Wettbewerb drohten. Dem folgte der EuGH nun grösstenteils. (awp/mc/ps)

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