Ukraine vermeldet weitere Erfolge bei Gegenoffensive – und verbietet Gespräche mit Putin

Ukraine vermeldet weitere Erfolge bei Gegenoffensive – und verbietet Gespräche mit Putin
Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj. (Bild: president.gov.ua)

Kiew / Moskau – Die Ukraine meldet nach der völkerrechtswidrigen Annexion mehrerer Gebiete durch Russland weitere Erfolge bei ihrer Gegenoffensive. In der Südukraine habe die Armee fünf weitere Orte zurückerobert, schrieb der Chef des Präsidentenbüros, Andrij Jermak, am Dienstag beim Nachrichtendienst Telegram. Die ukrainische Gegenoffensive bereitet den russischen Einheiten nach Experten-Ansicht gleich am mehreren Fronten enorme Probleme.

«Die Ukraine diktiert im Moment das Tempo», sagte ein Vertreter westlicher Sicherheitskreise in einem Briefing zu Journalisten in London. Einige russische Einheiten stünden so unter Druck, dass sie sich zum Rückzug gezwungen sähen – teilweise gegen den Willen der russischen Führung. Mit Blick auf den möglichen Einsatz von Nuklearwaffen hiess es von dem westlichen Beamten, man sehe keinerlei Anzeichen dafür, dass Moskau einen solchen Schritt vorbereite.

Zuvor hatten Videoaufnahmen eines russischen Güterzuges für Spekulationen gesorgt. In Medien wurde unter anderem gemutmasst, die auf dem Zug transportierten Fahrzeuge könnten zu einer Abteilung gehören, die für die Wartung des russischen Atomwaffenarsenals verantwortlich ist. Belege dafür gab es nicht.

Ukraine verbietet Gespräche mit Wladimir Putin
Die Ukraine untersagte unterdessen – wie schon am Freitag angekündigt – Verhandlungen mit Putin. Ein entsprechendes Dekret des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj wurde am Dienstag auf dessen Webseite veröffentlicht. Dem ging eine Entscheidung des Rates für Sicherheit und Verteidigung voraus. In den ersten Wochen des Krieges gab es Gespräche zwischen der Ukraine und Russland vor allem auf Ebene von Unterhändlern. Nach den zunehmenden Erfolgen der ukrainischen Armee schliesst Kiew Verhandlungen vor dem kompletten Abzug der russischen Truppen von ukrainischem Staatsgebiet praktisch aus.

London: Russland überfordert mit Ausrüstung und Training von Rekruten
Auch britische Militärexperten sehen Probleme auf russischer Seite – Moskau ist demnach nicht mehr in der Lage, ausreichend Ausrüstung und militärisches Training für eine grosse Zahl an Rekruten bereitzustellen. Ein Anzeichen dafür sei, dass der Einberufungszyklus in diesem Jahr einen Monat später als üblich beginnen solle, hiess es im täglichen Kurzbericht des britischen Verteidigungsministeriums zum Krieg in der Ukraine. Die jährliche Einberufung von etwa 120 000 Wehrpflichtigen in Russland unterscheide sich von der kürzlich beschlossenen Teilmobilmachung von Reservisten.

Russlands Präsident Wladimir Putin will nach offizieller Darstellung rund 300 000 Reservisten einziehen lassen, um nach den Niederlagen der russischen Armee in der Ukraine die besetzten Gebiete zu halten. Er hatte deshalb eine Teilmobilmachung angeordnet, was bei vielen Russen Panik auslöste – viele verliessen das Land.

Angst vor Kriegsdienst – 200 000 Russen nach Kasachstan gereist
Russlands Nachbarland Kasachstan vermeldete etwa, dass seit der Teilmobilmachung vor knapp zwei Wochen bereits mehr als 200 000 russische Staatsbürger eingereist seien. Seit dem 21. September hätten 147 000 Russen die Ex-Sowjetrepublik aber wieder verlassen, sagte Innenminister Marat Achmetdschanow der Staatsagentur Kazinform zufolge. Zu den Hintergründen äusserte sich der Minister nicht.

Schoigu: Schon mehr als 200 000 Russen zum Militärdienst eingezogen
Moskau sieht die Teilmobilmachung dagegen als Erfolg: Nach Angaben von Verteidigungsminister Sergej Schoigu wurden bereits mehr als 200 000 Menschen eingezogen. «Die Ausbildung erfolgt auf 80 Übungsplätzen und in 6 Ausbildungszentren», sagte er in Moskau seinem Ministerium zufolge. Schoigu sagte, die zuständigen Stellen seien angewiesen worden, den Rekruten die notwendige Kleidung und Ausrüstung zur Verfügung zu stellen und sie einzuweisen. Nach Schoigus Darstellung haben sich viele Freiwillige gemeldet. Zahlen nannte er nicht. Es sollte niemand abgelehnt werden, «wenn es keine schwerwiegenden Gründe gibt». (awp/mc/pg)

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