VP Bank Spotanalyse: Chinas zähe Erholung

VP Bank Spotanalyse: Chinas zähe Erholung
Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank. (Foto: VP Bank)

Die chinesische Wirtschaft wächst im vierten Quartal um 1.0 % gegenüber dem Vorquartal. Gegenüber dem Vorjahresquartal steht ein Plus von 5.2% zu Buche. Im Gesamtjahr 2023 wuchs die chinesische Volkswirtschaft um 5.2%.

von Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank

Die Staatsregierung hat sich die Nach-Corona-Zeit sicherlich anders vorgestellt. Doch die Erholung verläuft schleppend. Das für chinesische Verhältnisse schwache Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) im Quartalsvergleich von 1 % zeigt, dass es derzeit an Schwung fehlt.

Das Ende des Immobilienbooms korrigiert das Wachstum im Reich der Mitte nach unten. Die Bauinvestitionen waren in den vergangenen Jahren für rund 30 % des Wachstums verantwortlich. Dieser wichtige Baustein fällt nun weg. Wenn nun die Preise für Wohnungen und Häuser fallen, hat dies auch Auswirkungen auf den Konsum.

Denn Immobilien machen rund 70 % des privaten Haushaltsvermögens aus, Der Anteil der Immobilienkredite liegt bei 27 % der gesamten Bankkredite. Das Preisgefüge von Wohnungen, Häusern und Gewerbeimmobilien bestimmt somit in hohem Mass die Finanzstabilität des Landes. Dies zeigt, wie bedeutend der Bau- und Immobiliensektor für China war und immer noch ist.

Nichtsdestotrotz dürfte der private Konsum aufgrund von Nachholeffekten im Jahr 2024 zulegen. Doch wird er das schwache Investitionswachstum nicht kompensieren können. Die chinesische Industrie, immer noch die verlängerte Werkbank der Welt, leidet unter der eingebrochenen Nachfrage aus dem Ausland. Denn private Haushalte in den USA und Europa sparen und haben ihre Konsumpräferenzen zuletzt zugunsten von Dienstleistungen verschoben. Dazu gehören unter anderem Ausgaben für Urlaub und Restaurantbesuche. Die für China so wichtige Exportindustrie leidet darunter.

Die Wirtschaft dürfte deshalb 2024 mit einer für chinesische Verhältnisse eher niedrigen Rate von rund 4.5 % expandieren. Unter Ausklammerung der von Sondereffekten geprägten Corona-Jahre von 2020 bis 2023 wäre dies das schwächste Wachstum seit 1990. Somit gibt es für die Weltwirtschaft auch keinen asiatischen Wachstumsschub, wie es in der Vergangenheit häufiger der Fall war. (VP Bank/mc)

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