Westen will Gaddafi mit Gewalt stoppen

Westen will Gaddafi mit Gewalt stoppen

Eurofighter «Typhoon» der NATO-Streitkräfte (Bild: BAE Systems).

Tripolis – Tomahawk-Raketen und Kampfluggzeuge der USA, von Grossbritannien und Frankreich eröffneten am Samstagabend mitteleuropäischer Zeit das Feuer auf Libyen. Damit will eine von der UNO autorisierte Koalition aus NATO-Armeen, Golf-Emirate und Katar eine Flugverbotszone über den nordafrikanischen Staat durchsetzen und Ghadhafi von weiteren Angriffen auf Rebellen im eigenen Land abhalten. Der Revolutionsführer antwortet mit einer Generalmobilmachung und erklärt den gesamten Mittelmeerraum zum «Schlachtfeld».

Nach wochenlangem Tauziehen, das in die UN-Resolution 1973 mündete, ging eine Koalition aus NATO-Staaten und den VAE und Katar zu Angriffen über, um die Flugverbotszone über Libyen durchzusetzen.

Nicht nur «humanitäre» Motive
US-Präsident Barack Obama sagte, mit der Teilnahme an dem Einsatz wollten die USA der Zivilbevölkerung in Libyen «helfen» und ihren Drang nach Freiheit und Demokratie unterstützen. Ermutigt von der arabischen Intifada in Tunesien und Ägypten, erhoben sich viele Libyer im Ostteil des Landes seit Februar gegen Oberst Ghadhafi, der das rohstoffreiche Land seit nunmehr 40 Jahren regiert.

Grund fur das plötzliche Handeln nach fast einem Monat Zaudern ist auch – so unlogisch es auf den ersten Blick aussehen mag – der Tsnuami in Japan. Der Einsatz kommt den westlichen Regierung gelegen, weil sie so vom GAU im Kernkraftwerk Fukushima ablenken und den Unmut der Bevölkerung gegen die Atomkraft in ihren Ländern dämpfen können. Gerade die EU will die libysche Zeitbombe schnell entschärfen um sich konstante Erdöllieferungen aus dem OPEC-Staat zu sichern und einen Massen-Exodus libyscher Flüchtlinge zur «Festung Europa» zu verhindern.

Die arabischen Länder Vereinigte Arabische Emirate und Katar unterstützen das Vorgehen und entsenden Kampfflugzeuge. Tatsächlich wurden die Angriffe der Ghadhafi-treuen Truppen auf Rebellen und Zivilisten im Osten Libyens in der arabischen Welt überwiegend mit Empörung und Abscheu registriert.

«Operation Morgenröte» mit ungewissem Ausgang
Dennoch ist der Einsatz nicht ohne Risiken. Nicht nur könnten Verluste der UN/NATO-Streitkräfte die Stimmung in Europa und den USA kippen. Auch die Bilder von «Begleitschäden» in Libyen würden Gadhadfi in die Hände spielen. Es reicht eine NATO-Rakete auf ein Krankenhaus in Tripolis und der Revolutionsführer fände sich wie 1986 einmal mehr in der Rolle des Standhaften, der einer westlichen Agression erfolgreich trotzt. Ghadhafi, gestern noch enger Wirtschaftspartner von EU und Washington, weiss, dass es für ihn ab jetzt um alles oder nichts geht.

In Dubai waren am Sonntag unterschiedliche Reaktionen zu vernehmen. Zustimmung von den staatlichen Zeitungen, weil die Regierung der VAE den vom UN-Sicherheitsrat autorisierten Militäreinsatz mitträgt. Auf Dubais Strassen ist aber auch Unverständnis zu hören: «Wo waren UN und NATO, als Israel Tausende Zivilsten im Gaza-Streifen bombardierte?», fragt der Palästinenser Ahmed H.

Für den Kosovo-Krieg gegen Rest-Jugoslawien 1999 benötigte die NATO 78 Tage. Erst Verlauf und Ausgang der Operation «Odyssey Dawn» gegen Libyen werden zeigen, ob der Westen nach den Kriegen im Irak und Afghanistan einmal mehr ins mittelöstliche Wespennest gegriffen hat.

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