WHO gegen allgemeines Tragen von Schutzmasken

WHO gegen allgemeines Tragen von Schutzmasken

Genf – Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus keinen Nutzen im allgemeinen Tragen der Schutzmasken. Es gebe keinerlei Anzeichen dafür, dass damit etwas gewonnen wäre, sagte der WHO-Nothilfedirektor Michael Ryan am Montag in Genf. Vielmehr gebe es zusätzliche Risiken, wenn Menschen die Masken falsch abnehmen und sich dabei womöglich infizieren. «Unser Rat: wir raten davon ab, Mundschutz zu tragen, wenn man nicht selbst krank ist», sagte Ryan.

Österreich hatte am Montag angekündigt, Mundschutz beim Einkaufen zur Pflicht zu machen. Die Masken sollen an den Eingängen der Läden ausgeteilt werden. Bei dem Mund-Nasen-Schutz handele es sich nicht um die hochwertigen Masken, die das Gesundheitspersonal benötigt. Auch Tschechien hat einen Mundschutz-Zwang in der Öffentlichkeit eingeführt.

In der Schweiz besteht keine Pflicht zum Schutzmaskentragen. Daniel Koch vom Bundesamt für Gesundheit erklärte am Montag, eine Maskenpflicht wie in Österreich sei «im Moment» nicht geplant. Allein im medizinischen Bereich werden derzeit zwischen einer und zwei Millionen Masken pro Tag verbraucht.

Zahl der Coronavirus-Infektionen steigt auf über 15’000
Die Zahl der Covid-19-Erkrankungen in der Schweiz und in Liechtenstein ist derweil weiter gestiegen. Laut Angaben des Bundesamtes für Gesundheit vom Montagmittag gibt es 15’475 laborbestätigte Fälle, 1201 mehr als am Vortag. Bisher traten in der Schweiz gemäss den Zahlen des BAG 295 Todesfälle auf. Laut einer Zählung der Nachrichtenagentur Keystone-SDA, die sich auf die Angaben der Kantone stützt, waren es bis am späten Montagnachmittag bereits 353 Todesfälle. Die meisten davon verzeichnete das Tessin, das mit 105 Todesfällen erstmals die 100-er-Schwelle überschritten hat, gefolgt von der Waadt mit 66 Toten.

Koch sagte, die Situation scheine über das Wochenende stabil geblieben zu sein. Der Anstieg sei einigermassen gleich wie in den letzten Tagen. «Das ist sicher ein erstes kleines Zeichen, dass die Massnahmen greifen», sagte Koch. Es sei aber zu früh für eine Schlussfolgerung. Auch die Frage, wann der Höhepunkt der Epidemie erreicht sein könnte, lasse sich noch nicht beantworten. Die Bevölkerung habe aber begriffen, worum es sich handle. Das habe eine Umfrage ergeben. Sie scheine sich an die Massnahmen zu halten. Jetzt gelte es, über die Ostertage standhaft zu bleiben.

Schweiz kann Patienten aus dem Ausland aufnehmen
Obwohl die Massnahmen gut eingehalten werden, gibt es immer neue Infektionen. Wo sich die Betroffenen genau anstecken, ist laut Koch unklar. Auch wenn sich die Leute richtig verhielten, könne es dazu kommen. Selbst bei ganz drastischen Massnahmen würde das nicht auf Null gehen, sagte Koch. «In einer freien Gesellschaft gebe es immer Kontakte, wo Viren übertragen werden.»

Koch äusserte sich auch zur Aufnahme von Patientinnen und Patienten aus dem Ausland. Das sei möglich, ohne dass das Schweizer System Gefahr liefe, überlastet zu werden. Die Schweiz habe sehr viel Pflegepersonal und medizinisches Personal aus dem Ausland, das die Schweizer Spitäler am Laufen halte. (awp/mc/pg)

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