Alfons Schmid, CEO Clientis Entlebucher Bank AG, im Interview

Alfons Schmid, CEO Clientis Entlebucher Bank AG, im Interview
Alfons Schmid, CEO Clientis Entlebucher Bank AG. (Foto: zvg)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Schmid, mit 25 Jahren ist die Entlebucher Bank sehr jung. Was war in diesem Vierteljahrhundert die schwierigste Passage?

Alfons Schmid: Zu den herausfordernden Phasen gehörten sicher die Immobilienkrise, die Finanzkrise und die Freigabe der Eurountergrenze. Stark herausgefordert sind wir Banken natürlich mit der aktuellen Zinspolitik.

Ein weiteres rundes Jubiläum feierte die Filiale in Malters (10 Jahre). Steht diese Niederlassung wegen ihrer Nähe zu Luzern unter höherem Konkurrenzdruck?

Das hält sich in Grenzen. Die Margen in unserem Hauptgeschäft, dem Zinsengeschäft, sind allgemein unter Druck. Den Zinsensaldo konnten wir bisher, gerade auch dank unserer jüngsten Bankstelle in Malters, durch mehr Kunden und mehr Volumen praktisch halten und das Kommissions- und Handelsgeschäft weiter ausbauen.

Am anderen geographischen Ende Ihrer fünfgliedrigen Filialkette steht Marbach. Hat es da auch viele Kunden aus dem Kanton Bern?

Wir haben schon seit jeher eine stattliche Zahl an Kunden aus dem angrenzenden Kanton Bern. In jüngster Vergangenheit dürfen wir aber eine verstärkte Zunahme feststellen, da mehrere Mitbewerber in unmittelbarer Nähe durch die Schliessung von Filialen ihre Präsenz vor Ort reduziert haben.

«Den Zinsensaldo konnten wir bisher, gerade auch dank unserer jüngsten Bankstelle in Malters, durch mehr Kunden und mehr Volumen praktisch halten.»
Alfons Schmid, CEO Clientis Entlebucher Bank AG

Sie gehören zu den Gründungsmitgliedern der unabhängigen Regionalbankengruppe Clientis. Sie ist dank gemeinsamer Markenstärke und regionalem Fokus eine Erfolgsgeschichte. Wie oft treffen Sie Ihre Kollegen von den anderen Clientis-Banken?

Der Austausch unter den Banken und die laufende Weiterentwicklung der Gruppe ist von zentraler Bedeutung. Auf Stufe Bankleiter sind es normalerweise vier fixe Daten pro Jahr. Zwei dieser Meetings sind mehrtägige Veranstaltungen und dabei hat auch der gesellige Teil einen wichtigen Stellenwert. Daneben bestehen mehrere Arbeitsgruppen zu verschiedensten Themen, in welchen neben weiteren Kadermitarbeitenden jeweils meistens auch Bankleiter vertreten sind.

Moody’s bestätigt das positive Rating für die Clientis Gruppe. Die Agentur bewertet die langfristige Schuldnerqualität mit A1 und die kurzfristigen Verbindlichkeiten mit der Höchstnote Prime 1. Liegt das in erster Linie an Ihrem begrenzten Engagements in „Immobilien-Hot-Spots“?

Dies liegt auch an den begrenzten Engagements in den „Immobilien-Hot-Spots“, jedoch vor allem an der sehr soliden Kapitalausstattung der Clientis Gruppe. Die Gesamteigenmittelquote betrug im Halbjahr 18,8% und übertraf damit die gesetzliche Anforderung von 12,3% um mehr als die Hälfte.

Dennoch: Wie würde das bestehende wechselseitige Stützungskonzept der Clientis-Mitglieder im Falle eines Falles greifen?

In der Clientis Gruppe besteht ein mächtiger Eigenmittelverbund, das sogenannte Sicherheits- und Solidaritätsnetz. Dabei garantiert die Clientis AG einerseits alle Verbindlichkeiten der Clientis Banken, andererseits kann sie auf den Beistand aller Clientis Banken zählen. Die Clientis Banken unterliegen strengen Mitgliedschaftsbedingungen, deren Einhaltung von der Clientis AG überwacht wird. Im Rahmen des gruppenweiten Sicherheits- und Solidaritätsnetzes unterstützt die Clientis AG eine Clientis Bank bei der Rekapitalisierung, sollte sie in eine Schwierigkeit geraten. Die anderen Clientis Banken haben sich dazu verpflichtet, in einem solchen Fall A-fonds-perdu-Zahlungen bis zu 25 Prozent ihrer regulatorisch erforderlichen Eigenmittel zu leisten. Somit stehen in der Clientis Gruppe Mittel zusätzlich zu den schon sehr soliden Eigenmitteln der einzelnen Clientis Banken zur Verfügung.

«Die Gesamteigenmittelquote betrug im Halbjahr 18,8% und übertraf damit die gesetzliche Anforderung von 12,3% um mehr als die Hälfte.»

Im zu Ende gegangenen Halbjahr hat sich der Beteiligungsertrag verdoppelt. Worauf war das zurückzuführen?

Dies ist auf eine ausbezahlte Sonderdividende einer Beteiligung zurück zu führen.

Eine weitere Stärke der Clientis-Gruppe ist die IT. Wie schätzen Sie das aktuelle „Exportpotenzial“ der Clientis-Lösung ein?

Neben den 15 Clientis Banken nutzen derzeit 10 weitere Banken unsere IT-Leistungen, basierend auf einer gemeinsamen Serviceplattform mit modularem Leistungsbezug von Portal bis zu einer integrierten Anlageberatungslösung. Das Setup stellt für uns sicher, dass wir uns verstärkt auf den Vertrieb fokussieren können und uns nicht um uns grundsätzlich fremde IT-Themen kümmern müssen – dies in einem Umfeld von zunehmender Komplexität und veränderten Kundenbedürfnissen. Die Clientis Banken sind mit den Leistungen und den im Vergleich mit der Vorgängerlösung deutlich tieferen Kosten sehr zufrieden. Laufen bei weiteren Banken die IT-Verträge aus, haben sie mit der Serviceplattform eine attraktive Alternative. Wir sind zudem demnächst bereit, einzelne Services auch an Dritte anzubieten.

Das „Biospährensparkonto“ bietet zehnmal mehr Zins als das normale. Natürlich auf bekannt kleinem Niveau, wir leben ja in Zeiten des Negativzinses. Wie viele Biospärenkonten haben Sie?

Ich darf festhalten, dass das Biosphärensparkonto bei unseren Kunden sehr beliebt ist. Dabei spielt der Zins wohl eine gewisse Rolle, genauso wichtig aber ist der Nachhaltigkeitsgedanke des Produkts. Das durchschnittliche Guthaben auf diesen Konti beträgt deutlich mehr als die reglementarisch geforderte Minimalsumme von CHF 20’000.00. Mehr Zahlen geben wir aus sicher verständlichen Gründen nicht bekannt.

Trotz bekannt anspruchsvollem Zinsumfeld gelingt eine Marge von rund einem Prozent. Ist das der Boden?

Ich hoffe es natürlich sehr. Das hängt jedoch von diversen Faktoren wie Zinspolitik der SNB, Eintritt von weiteren Marktteilnehmern, Wirtschaftslage im In- und Ausland generell und so weiter ab. Ändert sich nichts, hält der Druck meiner Meinung nach wohl weiter an, allerdings nicht mehr im gleichen Tempo und Ausmass wie bisher.

Clientis Entlebucher Bank

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