Amir Suissa, CEO DeinDeal.ch

Amir Suissa, CEO DeinDeal.ch

Amir Suissa, CEO DeinDeal.ch

von Patrick Gunti

Herr Suissa, im März wird DeinDeal.ch erst zwei Jahre alt und in dieser kurzen Zeit ist es Ihnen und Ihrem Team gelungen, das Group Buying Konzept in der Schweiz zu etablieren. Haben Sie diesen durchschlagenden Erfolg in so kurzer Zeit für möglich gehalten?

Wir wussten nicht, ob Group Buying in der Schweiz funktionieren würde – wir haben es einfach versucht. Alle Experten und Internet-Kenner hatten uns davon abgeraten, mit dem Argument, dass die Schweizer keine Coupons-Käufer sind und die Schweizer KMUs keine Coupons-Aktionen machen würden.
Dass der Erfolg so gross ausfallen würde, hatten wir uns auch nicht vorgestellt, doch die Anzeichen dafür waren schon sehr früh nach dem Start da – gute Umsätze, sehr gute Akzeptanz bei den Usern sowie auch bei den Partner-Unternehmen, welche uns als Marketing- und Userakquisitionskanal nutzen und schätzen.
Ich war überzeugt, dass das Group Buying Konzept in der Schweiz funktionieren würde. Das unglaublich schnelle Wachstum von DeinDeal.ch hat mich dennoch überrascht und meine kühnsten Vorstellungen übertroffen.

DeinDeal.ch wächst enorm schnell. Wie viele registrierte User zählen Sie heute, wie viele Besucher haben Sie auf der Website, wie viele Deals werden abgeschlossen?

Im vergangenen Jahr 2011 hatten wir gemäss Google-Analytics über 4.6 Mio. Unique User auf unserer Site. Wir haben über 500’000 registrierte User im Newsletter und pro Woche gehen über 120 verschiedene Deals online.

DeinDeal.ch startete mit fünf Mitgründern, wie viele Mitarbeitende sind es heute?

Es sind aktuell 160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

«Wir wussten nicht, ob Group Buying in der Schweiz funktionieren würde – wir haben es einfach versucht.» Amir Suissa, CEO DeinDeal.ch

Allein 30 Jobs sind derzeit auf Ihrer Website ausgeschrieben. Wie managen Sie dieses enorme Wachstum? Gibt es für die verschiedenen Stellen genügend qualifizierte Bewerber?

In einem so schnell wachsenden Unternehmen ist HR ein enorm wichtiger Bestandteil, welcher nicht unterschätzen werden sollte. Vor einem Jahr haben wir einen sehr guten Head of HR eingestellt – er ist Startup affin und denkt unternehmerisch mit. In der Zwischenzeit führt er ein Team von vier Personen. Zusätzlich haben wir in eine online Bewerbungsmanagement-Plattform, sowie in ein modernes Payroll-System investiert. Beides vereinfacht uns die Prozesse und das Management des Volumens, denn wir erhalten pro Monat zwischen 300 bis 500 Bewerbungen.
Eines meiner Learnings ist, eine HR Abteilung schon viel früher in der Startphase aufzubauen.

Im Juni letzten Jahres hat Ringier einen 60-%-Anteil an DeinDeal.ch übernommen. Wie profitieren Sie von diesem Schritt?

Die strategische Partnerschaft mit dem Hause Ringier unterstützt unsere Position als klarer Schweizer Marktführer des Group Buyings sowie unsere Expansionspläne – in Kürze lancieren wir zusammen neue spannende Bereiche. So haben wir etwa Zugang zu einer noch grösseren Reichweite und mehr Möglichkeiten im Brand Marketing. Davon profitieren sowohl die Deal-Anbieter sowie auch unsere Kunden. Letztlich sind wir durch diese Beteiligung natürlich finanziell besser aufgestellt. Wir sind jedoch weiterhin ein Start-up und bestimmen selbst, wie wir unser Unternehmen führen.

Welchen Einfluss nimmt Ringier auf das Geschäft?

Im Daily Business nimmt Ringier wenig Einfluss. Bei wichtigen und wegweisenden Entscheidungen sowie strategischen Prozessen wird das wie in jeder Firma im Verwaltungsrat besprochen und entschieden. Im VR der Goodshine AG sitzen unser Investor Klaus Hommels, die drei wichtigsten Ringier Manager namens Christian Unger (CEO), Marc Walder (CEO Schweiz & Deutschland) und Michael Voss (COO Schweiz & Deutschland) sowie meine Wenigkeit.

«Die strategische Partnerschaft mit dem Hause Ringier unterstützt unsere Position als klarer Schweizer Marktführer des Group Buyings sowie unsere Expansionspläne – in Kürze lancieren wir zusammen neue spannende Bereiche.»

Wie schwer war es zu Beginn, die Produkte- und Dienstleistungsanbieter von Ihrem Geschäftsmodell zu überzeugen?

Anfänglich war ein grosser Erklärungsaufwand nötig – vor unserem Launch mussten wir mit Beispielen antreten, anhand derer wir aufzeigen konnten, wie es im Ausland funktioniert. Mit jedem weiteren, erfolgreich lancierten Deal konnten wir eigene Erfolgsbeispiele vorweisen, die uns die Arbeit immer mehr vereinfachten. Heute verstehen 80-90% der Unternehmen das Konzept, bevor sie mit uns in Kontakt treten – es ist dann nur noch die Frage, was für einen Deal wir zusammen für unsere User lancieren.

Auf den ernormen Erfolg rückschliessend kann man davon ausgehen, dass Ihnen heute die Anbieter ihre Angebote selber antragen?

Ja, das stimmt, heute werden mehr Angebote als am Anfang an uns getragen. Doch wir müssen nach wie vor ein gut aufgestelltes Sales Team haben, das die Firmen aktiv angeht – eine proaktive Rolle wird dieses immer haben.

Ob Burlesque-Workshop, Pizza-Lieferungen, Kochtopf-Set oder Ganzkörperbräunung – es gibt fast nichts, dass sich über Ihre Plattform nicht verkaufen liesse. Wo ziehen Sie die Grenzen, was bieten Sie nicht an?

Wir lehnen Anfragen von Firmen ab, wenn die Produkte nicht zu unserem Image passen oder wenn keine seriösen Vergleichspreise zur Verfügung stehen. Auch Angebote aus dem Bereich Erotik lehnten wir bisher konsequent ab.

Welche Deals funktionieren am besten, welche gar nicht?Am Anfang gab es bei uns vor allem Deals von Dienstleistungsanbietern aus den Branchen Beauty, Wellness, Gastronomie, Kultur und Events zu kaufen. Dann kamen Hotels und Reiseanbieter hinzu (Travel Channel). Und schliesslich nahmen wir Gutscheine für Gebrauchs- und Verkaufsgüter ins Sortiment auf. Angebote für Produkte, die der Mensch im Alltag braucht, sind sehr beliebt. Die Angebote reichen von Kontaktlinsen über Kleider bis zu Home & Living. Damit bewegen wir uns im Rahmen der weltweiten Trends.

Nischenprodukte finden hingegen weniger Abnehmer. Vor ein paar Monaten war beispielsweise „Dä Bär“ im Angebot, ein Partyunterhalter im Plüschbär-Kostüm. Er tritt an Kindergeburtstagen, Firmen-Anlässen oder Polterabenden auf. Für diesen Deal hatten wir leider keine Nachfrage.

Können sich Ihre Mitarbeiter immer von der Seriosität und Qualität eines Angebots überzeugen?

Unsere Mitarbeiter haben den Auftrag, stets im Sinne unserer Kunden (den Usern) zu handeln – ein wichtiger Bestandteil dieser Aufgabe ist die Qualitätssicherung unserer Deals. Sie haben eine lange Checkliste von Kriterien und Eigenschaften der an uns angetragenen Deals, die sie prüfen müssen – einer davon ist ob der Deal sie selber oder ihre Freunde überzeugen würde.

Sie sind die klare Nummer 1 auf dem Schweizer Markt des Group Buying. Was machen Sie besser oder anders als die Konkurrenz wie zum Beispiel Groupon?

Die User stimmen mit ihrem Kaufverhalten ab – sprich jeder kann sehen wie viele Deals auf welcher Plattform verkauft werden. Unsere Konkurrenz behauptet, mehr User als wir zu haben, verkaufen aber dreimal weniger als wir – dementsprechend sind entweder ihre Angebote weniger überzeugend, was auf die Qualität zu führen lässt oder sie haben dreimal weniger User und Reichweite.

Dieses Geschäft steht und fällt mit der Qualität des Deals – deshalb legen wir sehr grossen Wert auf eine hohe und kontinuierliche Qualität – dafür sorgt u.a. unser Quality Management, das wir letztes Jahr eingeführt haben. Zudem wird bei uns „Swissness“ gross geschrieben. Wir sind ein Schweizer Unternehmen, mit Schweizer Partnern, für Schweizer User. Und zu guter Letzt hatten wir ein gutes Händchen hinsichtlich des Launch-Timings.

Welche Rolle wird in Zukunft der Bereich Mobile spielen?

Mobile spielt eine immer wichtigere Rolle. Im Herbst 2011 lancierten wir unsere DeinDeal.ch-App. Die App ist in Deutsch, Französisch und Englisch verfügbar und läuft auf dem iPhone, iPod Touch, iPad und allen Mobiltelefonen und Pads mit Android Apps. Die Zahlungsart über Kreditkarte, Post Finance oder DeinDeal.ch-Guthaben ist im Userkonto hinterlegt und kann nun über die App abgewickelt werden. Die Übertragung der Zahlungsinformationen ist dank SSL-Codierung auch auf diesem Weg sicher.

«… was aber sicher gesagt werden kann ist, dass auch der Schweizer Konsument sich immer besser informiert und vergleicht, wo er die Qualität, die er sucht, zum besseren Preis und besseren Konditionen erhalten kann.»

Welches sind die nächsten Entwicklungsschritte von DeinDeal.ch?

Wir werden dieses Jahr einige neue E-Commerce-Angebote für unsere User lancieren – es bleibt weiterhin sehr spannend!

Das Trendforschungsunternehmen trendwatching hat den sogenannten „Dealer Chic“ zu einem der Konsumententrends 2012 erkoren. Gemeint ist, dass die Schnäppchenjagd für Konsumenten nicht nur ein integraler Bestandteil des Lebens, sondern auch eine Quelle für Status und Stolz ist. Glauben Sie, dass diese Aussage auf den Schweizer Markt zutrifft?

Das ist schwierig zu beantworten – was aber sicher gesagt werden kann ist, dass auch der Schweizer Konsument sich immer besser informiert und vergleicht, wo er die Qualität, die er sucht, zum besseren Preis und besseren Konditionen erhalten kann. Unsere Deals haben eben diesen Anspruch, somit könnte der Dealer Chic so verstanden werden.

Zum Abschluss möchte ich Sie bitten, die nachfolgenden drei Sätze zu vervollständigen:

Schnäppchen sind… bei DeinDeal.ch qualitativ hochwertige Kennenlern-Angebote, die unsere Kunden und Partner effizient zusammenbringen.

Social Medias sind für den Erfolg unserer Firma… nicht mehr wegzudenken.

Mein letzter eigener Deal… war ein Weihnachtsgeschenk für Freunde.

Zur Person:
Amir Suissa, 39, ist CEO und Gründer von DeinDeal.ch. Bereits seit 1996 ist er als Unternehmer aktiv am Aufbau von Internet-Startups beteiligt. Vor seinem Engagement bei DeinDeal.ch war Amir Partner und Head von Pollenizer Europe, einem Gründungs- und Beratungsunternehmen für Start-ups.
1999 gehörte Amir zu den Mitgründern der First Tuesday AG Zurich, welche als erstes Schweizer Unternehmen Networking nach dem Vorbild von Silicon Valley betrieb und den Austausch zwischen Unternehmern, Investoren und Beratern ermöglichte. 2006 wurde First Tuesday AG an XING verkauft.
Sein 1996 lanciertes Unternehmen Swissinvest.com – das erste Finanzportal der Schweiz –  wickelte bereits 1999 das erste DPO (Direct Public Offering) in Europa ab.

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