Andreas Wicki, CEO HBM Healthcare Investments

Andreas Wicki, CEO HBM Healthcare Investments

Andreas Wicki, CEO HBM Healthcare Investments. (Bild: HBM)

Von Bob Buchheit

Moneycab: Herr Wicki, HBM will erst wieder in private Unternehmen investieren, wenn der Abschlag der HBM-Aktie zum Nettoinventarwert auf 15% geschrumpft ist. Ist das jetzt bald einmal soweit? Im Moment liegen wir immer noch bei 25 Prozent.

Andreas Wicki: Der Diskont des Aktienpreises zum inneren Wert hat sich seit 2009 mehr als halbiert und lag im Berichtsjahr bei durchschnittlich 22 Prozent, weil es nach wie vor Aktionäre gibt, die trotz der guten Entwicklung des inneren Wertes bereit sind, zu hohem Discount zu verkaufen. Wir erwarten, dass das Fortführen des Aktienrückkaufes, die Beteiligung von neuen Aktionären und die erwarteten Geschäftserfolge dazu führen werden, dass sich der Diskont weiter verringert.

Und solange stehen Sie an der Seitenlinie?

Nein, denn Gespräche mit unseren Aktionären haben ergeben, dass man von uns erwartet, einen Teil der frei verfügbaren Liquidität in neue, ins Portfolio passende, private Unternehmen zu investieren. Der Verwaltungsrat hat deshalb entschieden, dass HBM Healthcare Investments unabhängig von der Höhe eines allfälligen Diskonts zwischen Aktienkurs und NAV, auch wieder in einzelne neue private Unternehmen investieren wird. Der Schwerpunkt wird dabei nicht mehr bei Risikokapitalfinanzierungen, sondern bei wachstumsstarken Unternehmen liegen. Da bieten sich HBM Healthcare Investments  verschiedene interessante Gelegenheiten, von denen einzelne in den vergangenen 12 Monaten schon bearbeitet wurden.

«Unser Deal-Flow umfasst mehrere hundert Firmen.»
Andreas Wicki, CEO HBM Healthcare Investments

Sie haben rund 50 Millionen Franken Schiesspulver. Wie viele Kandidaten haben Sie damit im Visier?
Unser Deal-Flow umfasst mehrere hundert Firmen, allerdings sind die meisten davon im Venture Capital Bereich angesiedelt. Wir haben momentan einige interessante Gelegenheiten, die wir detailliert prüfen und in den nächsten 12-24 Monaten werden wir im privaten Portfolio wohl 3-5 neue vielversprechende Investitionen tätigen können.

Hatten Sie wegen diesem „Pulver“ so stark auf die Rückzahlung von Kapital ihrer grossen kotierten Beteiligung Basilea gepocht?

Keineswegs. Es ging da nur um rund CHF 12 Millionen. Wir besitzen momentan Anteile von an einer Börse kotierten Unternehmen im Wert von über 400 Millionen Franken und können deshalb jederzeit neue Liquidität generieren.

Rund zwei Drittel ihrer Beteiligungen liegen im US-Dollar-Raum. In der Vergangenheit hatte HBM mit dieser Währung nicht immer Glück. Worauf setzen Sie jetzt in Hinsicht auf diese Jojo-Devise?

Wir beobachten die Dollar-Entwicklung genau, sichern aber zur Zeit nicht ab.

«Ophtotech und PTC haben erhebliches Wertsteigerungspotenzial.»

Bei Enanta Pharmaceuticals, die neulich an die Börse gegangen sind, konnte HBM seinen Einstiegspreis verdoppeln, und die IPOs von  Ophthotech und PTC Therapeutics haben den inneren Wert von HBM um 10 Prozent anschwellen lassen. Welche dieser drei diesjährigen IPOs hat für Sie das grösste weitere  Kurspotenzial?

Alle drei Firmen haben potentielle Blockbuster in Phase III der klinischen Entwicklung. Ophtotech und PTC besitzen im Gegensatz zu Enanta noch 100 Prozent der Produkterechte an ihren Leadprogrammen. Das Wertsteigerungspotenzial der beiden ist bei weiteren positiven Entwicklungsfortschritten und kommerzieller Umsetzung daher erheblich.

Welche anderen Beteiligungsgesellschaften von HBM sind potenzielle Börsenkandidaten?

Es hat weitere Kandidaten, aber wir müssen die IPO-Pläne immer mit unseren Mitinvestoren abstimmen und können deshalb keine Namen nennen.

Was machen Sie denn langfristig mit dem rund 10%igen Fondsanteil? Die sich daraus ergebende Dachfondskonstruktion ist ja nun nicht gerade gebührenfreundlich.

Das Fondportfolio der externen Fonds schrumpft dank Rückzahlungen regelmässig und wird prozentuell immer kleiner. Es war zu Beginn von HBM von strategischer Bedeutung, ist jedoch dank unserer Bekanntheit im Markt nicht mehr zentral. Für die Investitionen in die HBM eigenen Fonds werden HBM Healthcare Investments AG keine Zusatzkosten belastet.

Pacira, nach Basilea HBMs zweitgrösste Beteiligung, hat ein sehr erfolgreiches Langzeitschmerzmittel auf den Markt gebracht. Haben Sie es selbst einmal probieren müssen?

Pacira ist ein Riesenerfolg und das Hauptprodukt Exparel hat das Zeug zum Blockbuster. Ich bin in der glücklichen Lage, dass ich es noch nicht selbst benötigt habe.

Welches der zahlreichen Medikamente und Diagnostika, die HBM-Partnerunternehmen auf den Markt bringen, halten Sie denn persönlich als Biochemiker für das spannendste?

Mit der biochemischen Brille betrachtet sind die Moleküle Ataluren von PTC und Fovista von Ophtotech momentan die beiden spannendsten Wirkstoffe von Portfoliounternehmen. Mechanistisch ist der neue Ansatz von ProBiodrug bei Alzheimer am spannendsten, muss aber erst noch in der Klinik bewiesen werden.

«Die USA hat immer noch am meisten „Musiker“ und deshalb wird da mehr Musik gespielt als in Europa.»

Es sieht so aus, als ob die Zulassungsbehörden weltweit mittlerweile im Schnitt etwas schneller entscheiden, oder ist das nur ein falscher Eindruck von mir?

Das sehen sie richtig, man versucht Medikamente vor allem dort, wo es noch gar kein richtiges Heilmittel auf dem Markt gibt, den Patienten so rasch wie möglich zukommen zu lassen.

Wie lang schätzen Sie denn, wird es dauern, bis die HBM-Aktien den Kurs vom Going Public wiedersieht?

Wir arbeiten kontinuierlich daran, den Aktienkurs von Jahr zu Jahr zu steigern. In den letzten 12 Monaten ist der Aktienkurs um 31 Prozent gestiegen, in den letzten zwei Jahren um 59 Prozent. Darüber hinaus profitieren unsere Aktionäre zusätzlich von Barausschüttungen und Aktienrückkäufen im Umfang von rund 5 Prozent  pro Jahr.

Ausser bei Basilea haben Sie nicht nennenswert Geld in der Schweiz investiert. Gibt es nach all den Pleiten, Pechs und Pannen bei den Biotech-Werten der Schweizer Börse hierzulande keine ernstzunehmende Anlagemöglichkeit? Spielt denn die Musik immer in den USA?

Die USA hat immer noch am meisten „Musiker“ und deshalb wird da mehr Musik gespielt als in Europa. Es gibt jedoch in Europa und auch in der Schweiz durchaus eine Reihe erfolgversprechender Unternehmen.

Zum Unternehmen
Die Beteiligungsgesellschaft HBM Healthcare Investments investiert im Sektor Gesundheit und hält gegenwärtig ein internationales Portfolio von rund 25 erfolgversprechenden Unternehmen in Humanmedizin, Biotechnologie, Medizinaltechnik und Diagnostik sowie verwandten Gebieten. Die Hauptprodukte vieler dieser Unternehmen sind in fortgeschrittener Entwicklung oder bereits am Markt eingeführt. Der Anlageschwerpunkt liegt bei der Weiterfinanzierung bestehender Unternehmen. Diese werden eng begleitet und in ihrer strategischen Ausrichtung aktiv unterstützt. HBM Healthcare Investments wird von einem internationalen Aktionariat getragen und ist an der SIX Swiss Exchange kotiert.

Zur Person
Andreas Wicki ist ein erfolgreicher Unternehmer und Investor im Bereich des Gesundheitswesens und verfügt über mehr als zwanzig Jahre Erfahrung in der Pharma- und Biotechnologiebranche. Er war Miteigentümer und Geschäftsführer der ANAWA Holding AG und der Clinserve AG, zwei Auftragsforschungsgesellschaften für Analyse, Logistik und Datenmanagement klinischer und prä-klinischer Studienproben. Wicki studierte Chemie und Biochemie an der Universität Bern, schloss mit dem Doktorexamen ab und war u.a. Mitglied im Verwaltungsrat der Basilea und PharmaSwiss. Er ist aktiver VR bei Buchler GmbH, Pacira Inc., HBM Partners AG und HBM Healthcare Investments (Cayman) Ltd.

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