Benno Burkhardt, Co-Owner und CEO STASH, im Interview

Benno Burkhardt, Co-Owner und CEO STASH, im Interview
Benno Burkhardt, Co-Owner und CEO Stash. (Foto: zvg)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Burkhardt, Stash liefert in Zürich in den Kreisen 1, 4, 5, 8 und 9 in maximal 10 Minuten Lebensmittel, Getränke, Snacks oder Hygieneartikel aus. Wie können Sie diese hohe Liefergeschwindigkeit gewährleisten?

Benno Burkhardt: Es braucht zuerst im Liefergebiet einen eigenen Shop, bei uns sind das unsere STASHHouses. Dort braucht es Personen, die die Bestellung direkt nach Eingang packen. Zwei Minuten, nachdem die Bestellung reingekommen ist, muss sie der Fahrerin oder dem Fahrer übergeben werden. Sie oder er muss ebenfalls schon im STASHHouse bereit stehen, um so schnell wie möglich losfahren zu können, und hat dann 6 bis 8 Minuten Zeit, um zu liefern.

Im Online-Handel ist jede Minute Gold wert. Aber eine Auslieferungszeit von 10 Minuten ist schon eine sehr steile Vorgabe…

Im Quick Commerce ist genau diese Geschwindigkeit ausschlaggebend. Diese 10 Minuten bieten uns nämlich ein paar Anwendungsfälle, die nur wir bedienen können. Niemand wartet gerne 10 Minuten auf etwas, das er oder sie beim Einkaufen vergessen hat. Auch wer Gäste hat und etwas braucht oder wenn bei einer Party das Bier ausgeht – wir stehen in 10 Minuten vor der Tür. Damit holen wir genau diese Personen ab, die spontan leben und entscheiden.

Das STASH-Angebot umfasst bereits über 1000 Produkte. Nach welchen Kriterien ist es zusammengestellt?

Wir orientieren uns auf der einen Seite an dem Sortiment von Convenience Shops. Auf der anderen Seite werden wir natürlich von Kunden beeinflusst, die sich gewisse Produkte wünschen. Ausserdem lassen wir uns von innovativen Lieferanten inspirieren und arbeiten gerne mit Startups zusammen, die neue, besonders gesunde oder nachhaltige Food-Produkte auf den Markt bringen.

«Es gibt natürlich immer wieder Bestellungen, bei denen die Rechnung nicht aufgeht. Da der durchschnittliche Warenkorb unserer Kunden aber ungefähr 30 Franken beträgt, ist das so tragbar.»
Benno Burkhardt, Co-Owner und CEO Stash

STASH kennt keine Mindestbestellmengen und auch keine Lieferfenster. Hand aufs Herz: Wenn ich das Hundefutter vergessen habe und ich nur eine Dose Futter bestelle, zahlt STASH doch drauf.

Aktuell haben wir eine Flatrate für die Lieferungen. Es gibt natürlich immer wieder Bestellungen, bei denen die Rechnung nicht aufgeht. Da der durchschnittliche Warenkorb unserer Kunden aber ungefähr 30 Franken beträgt, ist das so tragbar. Wie wir das in Zukunft handhaben werden, wird sich herausstellen, wenn wir mehr Erfahrungen gesammelt haben. Dasselbe gilt für die Lieferfenster. Gewissen Kunden sind 10 Minuten zu schnell – mit Lieferfenstern könnten die Bestellungen auf eine bestimmte Zeit ausgeliefert werden.

STASH wurde erst im Februar dieses Jahres gegründet und soll nun unter Ihrer Leitung expandieren. Was hat Sie an der Aufgabe besonders gereizt?

STASH revolutioniert die Art und Weise, wie in der Schweiz Lebensmittel eingekauft werden. Auf unsere Weise wird E-Commerce im Grocery-Bereich das erste Mal tatsächlich attraktiv. Die Formate, die man bis jetzt kennt, sind mit im besten Fall Next-Day-Delivery, hohen Mindestbestellmengen und Liefergebühren sehr unattraktiv. Wir bringen eine komplett andere Welt auf den Markt. Deshalb hat es mich gereizt, Teil des STASH-Teams zu sein.

«STASH revolutioniert die Art und Weise, wie in der Schweiz Lebensmittel eingekauft werden. Auf unsere Weise wird E-Commerce im Grocery-Bereich das erste Mal tatsächlich attraktiv.»

Die Expansion schreitet schnell voran. Wie sehen die aktuellen Pläne für die Stadt Zürich aus?

Wir eröffnen in Zürich gerade das vierte Stash-House, zwei weitere werden bis Ende Jahr noch eröffnet. Entsprechend haben wir dann das Stadtgebiet zu 90% abgedeckt. Zudem starten wir in den nächsten 4-8 Wochen in Basel, Genf und Luzern.

Lässt sich das Modell 1:1 auch auf andere Städte in der Schweiz und vielleicht auch im Ausland anwenden?

Es ist deutlich einfacher, eine neue Stadt in der Schweiz zu eröffnen, als eine Stadt im Ausland. In der Schweiz findet man ähnliche Modelle, Lieferanten und Produkte wie in Zürich. Im Ausland brauchen wir zuerst Lieferantenbeziehungen und müssen logistische Herausforderungen lösen. Allerdings kann eine Stadt im Ausland alleine so viel Potenzial haben wie die ganze Schweiz – deswegen ist es durchaus interessant, sich das Ausland für die nächsten Expansionsschritte anzuschauen.

In Zürich sind Sie besonders stolz auf die lokalen «Züri Brands». Werden lokale Produkte auch in anderen Städten Teil des Konzepts sein?

Auf jeden Fall. Auch unser Hyperlokal-Konzept wird bestehen bleiben: Heisst, jeder einzelne Standort hat ein individuelles Angebot. Gerade Frischeprodukte wie Gemüse und Früchte, aber auch Backwaren und Frischfleisch kommen von lokalen Quartier-Lieferanten. Mit diesem Differenzierungskriterium können wir uns von potenziellen Mitbewerbern absetzen.

Und wie finanziert STASH diese grossen Pläne?

Wir sind aktuell finanziert aus Fonds und durch verschiedene Privatinvestoren. Eine neue Finanzierungsrunde haben wir gerade abgeschlossen, die nächste folgt dann anfangs nächstes Jahr.

Im Zusammenhang mit Lieferdiensten ist viel von den schlechten Arbeitsbedingungen der Angestellten die Rede. Wie werden die Leistungen Ihrer Mitarbeitenden abgegolten?

Die einen Mitarbeitenden arbeiten im STASHHouse und sind mit einem Monatslohn fest angestellt. Die anderen, unsere Kuriere, sind temporär angestellt. Sie werden auf die Stunde bezahlt, sind unter einem Gesamtarbeitsvertrag angestellt und vom ersten Tag an kranken, unfall- und sozialversichert. Sie sind weit über dem Minimallohn gezahlt, weil wir aus Überzeugung die besten und zufriedensten Fahrerinnen und Fahrer beschäftigen wollen. Sie sind schliesslich die Gesichter zu unseren Kunden.

«Wir wollen aus Überzeugung die besten und zufriedensten Fahrerinnen und Fahrer beschäftigen.»

Ein wichtiges Element der schnellen Auslieferung sind ausreichend verfügbare E-Bikes für die Kuriere. Sind Ihre Expansionspläne durch den Konkurs des «Bond»-Bike-Verleihs ins Stocken geraten?

Das hat glücklicherweise kaum eine Auswirkung gehabt. Wir haben es geschafft, innerhalb von 7 Tagen einen neuen Lieferanten zu finden, der uns bereits mit neuen E-Bikes versorgt hat.

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