Cemal Cattaneo, Geschäftsführer PPURA Sagl, im Interview

Cemal Cattaneo, Geschäftsführer PPURA Sagl, im Interview

Cemal Cattaneo, Geschäftsführer PPURA Sagl, mit seiner Mutter – «einer der zwei besten Köchinnen der Welt». (Foto: PPURA/mc)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Cattaneo, welche Bedeutung hat ein gute Pasta für Sie?

Cemal Cattaneo: Eine sehr hohe Bedeutung. Pasta ist für mich neben der Basis für ein perfektes „Primo Piatto“ vor allem mit Heimatgefühlen verbunden.

2009 haben Sie zusammen mit Ihrem Cousin Maurizio Floccari PPURA gegründet und seither produzieren Sie hochwertige italienische Pasta, Pesto-Saucen und Olivenöle in Bioqualität im gehobenen Preissegment. Sie werden dafür mit Lob und Auszeichnungen überhäuft. Was bedeutet Ihnen die positive Resonanz?

Dies freut uns natürlich und bestätigt uns gleichzeitig in unserem Vorhaben, authentische Produkte herzustellen, bei denen neben dem Geschmack auch soziale und ökologische Grundsätzen im Vordergrund stehen. Als wir vor fünf Jahren damit begonnen haben, wurden wir aufgrund der Verkaufspreise nicht selten für verrückt erklärt. Heute werden wir dafür gefeiert – so schnell kann sich die Welt ändern.

«Passione e Perfezione» lautet Ihr Credo. Verraten Sie uns etwas zur Philosophie, die hinter PPURA steckt.

Unsere Vision ist es, die Menschen durch Qualität zu verzaubern. Hierfür folgen wir strikt dem Geheimrezept unserer Mütter für ein gutes Essen: „Passione“ für beste Zutaten und deren Verarbeitung mit viel „Perfezione“: Das heisst handwerkliche Herstellung mit Liebe zur Natur und den Mitmenschen. Und dies ist uns so wichtig, dass wir die zwei „P“ von «Passione e Perfezione» sogar in unseren Firmennamen aufgenommen haben.

«Unsere Vision ist es, die Menschen durch Qualität zu verzaubern.»
Cemal Cattaneo, Geschäftsführer PPURA Sagl

Wie kamen Sie und Ihr Cousin dazu, Ihre damaligen Jobs an den Nagel zu hängen, und das Abenteuer zu wagen?

Wir haben einfach die Sinnhaftigkeit unserer Arbeit bei Grosskonzernen nicht mehr gesehen. Wir waren der Ansicht, dass ein Unternehmen heutzutage mehr in die Gesellschaft einbringen muss als blosses Gewinnstreben. Und dass wir als Basis für unsere Selbständigkeit dann die Kochkünste unserer Mammas – für uns die zwei besten Köchinnen auf der Welt – gewählt haben, lag für uns auf der Hand.

Ihr Cousin ist Ernährungswissenschaftler und Sommelier, Sie sind ein grosser Feinschmecker – die ideale Kombination für die Entwicklung der Produkte, die Sie herstellen?

Die Basis für gute Produkte ist natürlich eine grosse Leidenschaft für Lebensmittel. Und was das angeht, sind wir echte Freaks! Aber dann hilft natürlich auch, dass wir bei Konzernen gearbeitet haben und deshalb sehr fit sind, was Innovationsprozesse angeht.

Kreationen wie die feuergeröstete Pasta sind einzigartig. Wie können wir uns die Entwicklung neuer Produkte vorstellen, wie lassen Sie sich inspirieren?

Das hört sich vielleicht trivial an, aber wir sind einfach grundsätzlich sehr interessiert an Lebensmitteln und es macht uns Spass, uns stark damit auseinanderzusetzen. Und oft finden wir Inspiration aus Überlieferungen oder der Geschichte von Lebensmitteln. So auch bei der feuergerösteten Pasta – einer fast in Vergessenheit geratenen Tradition aus dem 19. Jahrhundert, die nur noch aus Überlieferungen bekannt war.

Sie stellen hohe Ansprüche an Ihre Produkte. Von welcher Entwicklungszeit gehen Sie für ein neues Produkt aus?

Wir benötigen durchschnittlich 18 Monate. Für manche Kreationen, wie z.B. die feuergeröstete Pasta, haben wir sogar rund 36 Monate investiert. Aber wie heisst es so schön – good things take time.

«Es wäre ja ganz schön dumm, wenn wir die über 100jährige Kocherfahrung unserer Mütter nicht einsetzen würden.»

Ihre Mütter spielen wie Sie erwähnt haben eine wichtige Rolle. Testen sie auch heute noch alle Produkte? Oder anders gefragt: Ohne Zustimmung der Mammas findet kein PPURA-Produkt den Weg in den Verkauf?

Dies trifft nach wie vor zu. Es wäre ja ganz schön dumm, wenn wir die über 100jährige Kocherfahrung unserer Mütter nicht einsetzen würden.

Von Dulliken aus vertreiben und vermarkten Sie heute Ihre Produkte, die in Apulien hergestellt werden. Sie beschäftigen zwölf Angestellte für acht Vollzeitstellen und erzielten 2014 einen Umsatz im siebenstelligen Bereich. Welches waren rückblickend seit der Gründung des Unternehmens die grössten Herausforderungen?

Am Anfang war die Herausforderung, sich vom gewählten Weg nicht abbringen zu lassen, auch wenn viele uns dafür als verrückt erklärt haben. Aber als neues Unternehmen kann man nur etwas bewegen, wenn man bereit ist, Risiken einzugehen und die Dinge auch mal anders anzugehen. Und danach war unsere grösste Herausforderung, das schnelle Wachstum finanziell wie auch strukturell gut zu überstehen. Das ist ein Punkt, den man als Unternehmer nicht unterschätzen sollte.

PPURA hat in diesem Jahr den Export Award von Switzerland Global Enterprise für den Markteintritt in Deutschland erhalten. Wie haben Sie es geschafft, PPURA in diesem hart umkämpften Markt als hochwertige Marke zu etablieren?

Mit ausserordentlicher Qualität, Innovationen und einer konsequenten Route-to-Market-Strategie. Man kann die besten Lebensmittel der Welt herstellen, aber ohne klare Vertriebsstrategie sind die Erfolgschancen heutzutage leider sehr klein.

Wie hoch ist mittlerweile der Exportanteil Ihrer Produkte?

Rund 85%.

«Man kann die besten Lebensmittel der Welt herstellen, aber ohne klare Vertriebsstrategie sind die Erfolgschancen heutzutage leider sehr klein.»

Wie sehen Sie die weiteren Entwicklungsschritte Ihres Unternehmens?

Wir gehen weiterhin unseren Weg und werden sehen, was die Zukunft bringt. Die aktuellen Marktveränderungen scheinen jedoch nicht ungut für ein Unternehmen wie unseres zu sein.

Letzte Frage: Wer PPURA-Produkte bisher nicht gekannt hat – welches Produkt würden Sie zum «Einstieg» empfehlen?

Unsere Pasta Extra Fine. Diese Pasta wird hergestellt nach einem Produktionsverfahren aus dem 16. Jahrhundert und ist aufgrund der schnellen Kochzeiten von 2 – 3 Minuten heute so aktuell wie damals.

Herr Cattaneo, herzlichen Dank für das Interview.

Zur Person:
Cemal Cattaneo (1975, geboren in Dulliken SO) ist Gründer der PPURA Sagl. Cattaneo begann seine Laufbahn in verschiedenen Positionen bei Unilever. Von 2003 bis 2010 war er in der Champagner-/Spirituosenbranche national und international in diversen Führungspositionen tätig, zuletzt als Sales-Director Deutschland für Beam Global Spirits & Wine.

PPURA
Nach jahrelanger Suche nach Pastas und Pestos, die es mit den Kochkünsten ihrer Mütter aufnehmen können, geben Cemal Cattaneo und Maurizio Floccari im Juli 2009 ihre erfolgreichen Karrieren auf, um Bio-Feinkost mit höchsten Qualitätsansprüchen zuproduzieren. Gemäss des „Geheimrezepts» Ihrer Mammas verwenden sie nur hochwertige biologische Zutaten kombiniert mit einer gekonnten traditionellen Verarbeitung und viel Liebe. Und es ist daher Ehrensache, dass ohne das Einverständnis von Lina Floccari und Luisa Cattaneo kein Produkt von PPURA auf den Markt kommt.

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