Patrick Villiger, CEO Aluminium Laufen, im Interview

Patrick Villiger, CEO Aluminium Laufen, im Interview
Patrick Villiger, CEO Aluminium Laufen. (Foto: zvg)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Villiger, im Gegensatz zu vielen nichtssagenden amerikanischen Mission-Statements stellen Sie die Fähigkeit, „nein zu sagen“, als Devise voran. Das ist originell…

Patrick Villiger: Die Aluminium Laufen AG gilt als verlässlicher Partner gegenüber Kunden, Mitarbeitern und anderen Anspruchsgruppen. Und wer verlässlich sein will, muss auch Nein sagen können. Nein zu Aufgaben, die uns daran hindern, Zugesagtes einhalten zu können. Zu oft erlebe ich, dass Versprechen nicht eingehalten werden. Dies führt unweigerlich zu Enttäuschung und anderen negativen Gefühlen. Wir wollen dies unseren Geschäftspartnern ersparen. Der Kontakt mit uns soll angenehm sein und ein positives Erlebnis hinterlassen. Denn wenn viele verlässlich sind, steigt die Qualität und die Zusammenarbeit macht viel mehr Freude. An dem arbeiten wir – tagtäglich.

Wegen seiner Leichtigkeit hat Aluminium bei den Metallen eine Sonderstellung. Es kommt aber vor allem in Legierungen zum Einsatz. Oft aus dekorativen oder Stabilitätsgründen. Wie hoch ist denn der Anteil an Legierungen in Ihrer Produktion?

Zu oft erlebe ich, dass Versprechen nicht eingehalten werden.
Patrick Villiger, CEO Aluminium Laufen

Wir verarbeiten Aluminium ausschliesslich in Legierungen. Dabei setzten wir auf ein breites Spektrum von circa 30 Legierungen, um unseren Kunden das optimale Produkt für seine Anwendungen zu garantieren. Bei entsprechendem Bedarf entwickeln wir zusammen mit dem Kunden auch eine spezifisch auf seine Bedürfnisse abgestimmte Rezeptur.

Als Finish biete Aluminium Laufen auch Veredelung wie Eloxierung, Pulverbeschichtung und mechanische Oberflächenbearbeitung an. Wie viele Ihrer Halbwaren bleiben unbehandelt grau und glatt?

Der Trend zu einbaufertigen Produkten hält weiter an. Neben den erwähnten Veredelungsverfahren bieten wir auch die Technologie des Biegens und des thermischen Trennens, zum Beispiel für Fensterapplikationen, an. Rund zwanzig Prozent unserer Strangpressprofile werden einbaufertig geliefert, Tendenz steigend. Bei den Gusskomponenten ist der Anteil bei rund 60 Prozent.

Für viele Industrieanwendungen werden witterungsbeständige Metallprofile und Gussteile verlangt. Um wieviel ist Aluminium langlebiger als Stahl?

Dies hängt sehr stark von der Anwendung und den Medien, welche das Metall angreifen und zu Korrosion führen, ab. Aluminium bildet wie jedes Metall im Kontakt mit Sauerstoff eine natürliche Oxidschicht und schützt so das darunterliegende Metall vor einer korrosiven Zerstörung. Im pH-Bereich von 4,5 bis 8,5 ist diese Schicht stabil, das heißt, sie wird von gasförmigen oder flüssigen Medien korrosiv nicht angegriffen. In diesem Zustand hat Aluminium gegenüber Stahl deutliche Vorteile.

Abgerundete Aluminiumbarren sind das Ausgangsmaterial für Ihre Strangpressprodukte. Um diese zu formen, müssen sie auf eine Temperatur von ca. 480°C erhitzt und dann einem Druck von bis zu 4000 Tonnen ausgesetzt werden. Wie hoch sind Ihre Energiekosten bei dem von Ihnen benötigten Jahresbedarf von 25 GWh?

Unsere Energiekosten für Strom und Gas sind ein wesentlicher Aufwandsposten. Als Grossverbraucher beschaffen wir den Strom an der Börse und können davon unter Berücksichtigung von gewissen Risiken einen Nutzen ziehen. Was uns am Schweizer Standort besorgt, sind die steigenden Netzkosten und Konzessionsabgaben für die Lieferung des Stroms. Diese Kosten sind für unser Unternehmen in etwa gleich hoch wie die Stromkosten und damit erheblich. Das wird in den energiepolitischen Diskussionen oft ausgeblendet. Doch für energieintensive Unternehmen sind diese erheblich.

Wie kam Aluminium Laufen auf die Idee seine einzige Auslandsniederlassung 2018 in Tunis zu gründen?

Der grösste Anteil von Gussprodukten wird in Fahrzeugen eingebaut, als Motorblock, Getriebe, Antriebsstrang und weitere Anwendungen. Durch die Elektrifizierung der Automobilindustrie erwarten wir massive Umwälzungen im europäischen Markt für Gussprodukte, da diese Produkte nicht mehr benötigt werden. Neue Produkten vermögen dies nicht zu kompensieren, und wir erwarten einen verschärften Preiskampf unter den Giessereien. Um darauf vorbereitet zu sein, eröffneten wir in Tunesien einen Standort mit tiefen Herstellkosten. Französisch als offizielle Landessprache, ausgebildete Facharbeiter und tiefe Energiekosten sind weitere Vorteile des Landes, welche wir in Osteuropäischen Ländern nicht in dieser Kombination gefunden haben.

«Lieferungen von Tunesien in die Schweiz sind preiswerter als die Lieferung von unsrem Schweizer Werk zu vielen Schweizer Kunden.»

Was sind dort die spezifischen Herausforderungen?

Identisch wie in der Schweiz: die besten Mitarbeiter anzustellen, stetig weiter auszubilden und im Unternehmen zu halten.

Der Transport übers Mittelmeer dauert knapp eine Woche. Besteht die Gefahr, dass sich die im Moment ja sehr günstigen Frachtraten in Zukunft für Alu Laufen merklich erhöhen?

Die Frachtraten hängen stark von der Entwicklung des Ölpreises und des Frachtvolumens ab. Die Exporte aus Tunesien sind in den letzten fünf Jahren kontinuierlich gewachsen und betreffend Ölpreis wäre eine Prognose nicht seriös. Folgender Vergleich demonstriert, dass auch eine merkliche Frachtratensteigerung verkraftbar wäre: Lieferungen von Tunesien in die Schweiz sind preiswerter als die Lieferung von unsrem Schweizer Werk zu vielen Schweizer Kunden. Dies wegen dem Kabotageverbot (Erbringen von Transportdienstleistungen innerhalb eines Landes durch ein ausländisches Verkehrsunternehmen, A.d.R.) in der Schweiz, welches uns im Heimmarkt benachteiligt.

«Der Handelskonflikt zwischen den USA und China betrifft die Aluminium-Laufen AG Liesberg nur indirekt.

Die Trump‘chen Strafzölle haben den Aluminiummarkt ordentlich durcheinander gebracht. Was sind die Auswirkungen auf Ihr Geschäft?

Der Handelskonflikt zwischen den USA und China betrifft die Aluminium-Laufen AG Liesberg indirekt. Die Einführung von US-Zöllen auf Aluminium-Produkten berührt uns, aufgrund des geringen Umsatzes in den USA, kaum. Jedoch führte die im Mai 2018, durch die EU-Kommission eingeführten Überwachungsmassnahmen auf Einfuhren bestimmter Aluminiumerzeugnisse aus Drittstatten zu Margeneinbussen und in seltenen Fällen auch zu Umsatzverlusten. Durch ein administratives und zeitlich aufwendiges Verfahren muss jede grössere Lieferung angemeldet werden. Dies verteuert und verzögert die zeitgerechte Lieferung und behindert unsere Position in der Lieferkette der Automobilindustrie.

Im gerade abgerechneten Geschäftsjahr gab es einen Reingewinn von 0,7 Millionen Franken nach einem gleichhohen Verlust im Vorjahr. Damit dürften Sie sich bei einem Umsatz von über 100 Millionen Franken noch nicht zufrieden geben, oder?

Die Richtung stimmt, aber das Resultat ist nicht zufriedenstellend. Wir wissen, dass sich die Resultate mittelfristig an den laufenden und noch anstehenden strategischen Investitionen auszurichten haben.

Gilt das auch für die Dividende, die nach jahrelangen Nullrunden jetzt mit CHF 70 wieder eingeführt wurde?

Dies gilt auch für die Dividende. Als Zeichen einer ersten, leichten Erholung richten wir neben einer Gratifikation eine 10%-Dividende aus. Wir beweisen uns damit als verantwortungsbewusste Arbeitgeberin, die es versteht, die Betriebskosten, die strategische Investitionen und den Kapitaldienst in Einklang zu bringen.

Zum Gesprächspartner:
Patrick Villiger (49) ist seit 2013 CEO der Aluminium-Laufen AG und Verwaltungsratspräsident der Tochterfirma in Tunesien. Zuvor war er von 2004 bis 2013 bei der Universal Alloy Corporation, führender Hersteller von Aluminium-Komponenten für die Luftfahrtindustrie, in verschiedenen Funktionen tätig. Er verfügt über 15 Jahre Erfahrung in verschiedenen Exekutiv-Funktionen in internationalen B-to-B-Industrieunternehmen, Unternehmenspositionierung, Restrukturierung und Produktionsverlagerung in Low-Cost-Länder sowie Change Management. Patrick Villiger schloss ein Studium der Werkstoffwissenschaften an der ETH Zürich und ein Executive MBA an der HSG St. Gallen ab.

Zum Unternehmen:
Die Aluminium-Laufen AG Liesberg ist ein Unternehmen der Metallindustrie mit Sitz in Liesberg, Kanton Basel-Landschaft, und einer Tochtergesellschaft in Tunesien. Alu Laufen verkauft und produziert Aluminium-Halbzeug und ist spezialisiert auf einbau-/montagefertige Gussteile und Strangpressprofile mit hohen Anforderungen an Qualität und Präzision. Mit 280 Mitarbeitenden wird ein Jahresumsatz von rund 105 Millionen Franken an den Standorten Liesberg und Tunis generiert. Aluminium Laufen


Bildschirmfoto 2016-07-12 um 08.57.05

Zusätzliche Informationen zu Aluminium Laufen wie

  • aktueller Kurs
  • Kursverlauf
  • Unternehmensporträt
  • und vieles mehr
finden Sie bei der Zürcher Kantonalbank hier…  

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert