Vikram Bhatnagar, CEO von Hivemind, im Interview

Vikram Bhatnagar, CEO von Hivemind, im Interview
Vikram Bhatnagar, CEO von Hivemind

Von Helmuth Fuchs

Moneycab: Herr Bhatnagar, das Internet der Dinge (IoT) ist medial ein grosses Thema und einhellig wird es als unverzichtbare Komponente der angelaufenen Digitalisierung gesehen. Wo stehen wir in der Entwicklungsphase von IoT, welche konkrete Relevanz hat es schon in unserem täglichen Leben.

Vikram Bhatnagar: Unter der Bezeichnung Internet der Dinge verstehen wir die nächste Stufe der digitalen Verknüpfung, welche mit den ersten analogen Internetanschlüssen in den 90er Jahren begonnen hat und heute mit dem internetfähigen Smartphone zum Alltag gehört. Auch das Smartphone ist ja eigentlich ein Ding/Gegenstand. Neu kommen hier einfach unendlich viele weitere Gegenstände hinzu. Von gewissen «Dingen» wie dem intelligenten Kühlschrank hört man dabei schon seit Jahren, neu ist, dass wir heute über die technischen Möglichkeiten verfügen, solche Projekte aus dem experimentellen Stadium hinaus, in Business Cases zu überführen. Das Internet der Dinge wird dabei sämtliche Branchen revolutionieren. Ob Staat, Unternehmen, Stadtverwaltung oder einzelne Haushalte – sie alle gewinnen durch das Internet der Dinge an verknüpfter Intelligenz.

«Das Internet der Dinge wird sämtliche Branchen revolutionieren. Ob Staat, Unternehmen, Stadtverwaltung oder einzelne Haushalte – sie alle gewinnen durch das Internet der Dinge an verknüpfter Intelligenz.» Vikram Bhatnagar, CEO von Hivemind

Wir stellen fest, dass viele Unternehmen, Städte und Gemeinden im Rahmen ihrer Digitalisierungsstrategie IoT Lösungen miteinbeziehen wollen, um für die IoT Reifephase, welche für das Jahr 2020 prognostiziert wird, bereit zu sein. Dabei fällt es ihnen aber oft schwer, die entsprechenden Anwendungen und Business Cases zu erkennen und einen ROI zu rechnen. Oftmals werden deshalb in einer ersten Phase, Pilotprojekte im kleinen Rahmen umgesetzt, dadurch können interne Stakeholder und das Management überzeugt und erste Return on Investment Resultate generiert werden.

Mit Ihrem Unternehmen Hivemind stellen Sie eine Software-Plattform zu Verfügung, um verschiedene IoT-Komponenten schnell einzubinden, schnell produktiv einzusetzen und einfach zu warten. Welche Kunden setzen die Plattform schon ein und wie sieht ein typischer Business Case dafür aus?

Verschiedene Schweizer Städte arbeiten derzeit an einem IoT Piloten und setzen dabei auf unsere Plattform, weil sämtliche Sensoren und Konnektivitäten innerhalb eines Smart City Ökosystems verknüpft werden können. Mit unserer Plattform können die Städte Sensorik von unterschiedlichsten Herstellern einbinden und sind dabei nicht an bestimmte proprietäre Technologien oder Netzwerk Provider gebunden. Es wird dadurch erst möglich, unterschiedlichste Datenquellen miteinander zu verknüpfen und Handlungen abzuleiten. Ich kann also zum Beispiel Luftschadstoffe, Verkehrszahlen und Wetter zusammenbringen und damit automatisch Einfluss auf das Verkehrsleitsystem nehmen.

Facility Management Anbieter wie zum Beispiel ISS arbeiten mit unserer Plattform, um ihre Services intelligenter zu gestalten. Dabei werden zum Beispiel Reinigungszyklen für Waschräume nicht mehr nach Zeitraum, sondern nach Anzahl Benutzer gesteuert. Wir arbeiten auch mit verschiedenen Unternehmen zusammen, welche ihre Produkte mittels IoT ans Netz bringen.

Der Einsatz von Millionen von vernetzen, teilweise intelligenten Komponenten, führt zu einer neuen Flut von Daten. Wie können Kunden damit und einer zusätzlich steigenden Komplexität in der Auswertung dieser Daten umgehen?

Es geht oft darum, diese Daten in einem ersten Schritt zu visualisieren, damit daraus Handlungen und Services abgeleitet werden können. Es geht nicht darum, Daten auf Vorrat zu sammeln, sondern diese für konkrete Anwendungen einsetzen zu können. Wie Sie auch beim Fischen den richtigen Köder benötigen, so ist auch im Data Lake eine konkrete Vorstellung vom angestrebten Ziel notwendig.

«Verschiedene Schweizer Städte arbeiten derzeit an einem IoT Piloten und setzen dabei auf unsere Plattform, weil sämtliche Sensoren und Konnektivitäten innerhalb eines Smart City Ökosystems verknüpft werden können.»

Die Software-Plattform wird über als Cloud-Dienst den Kunden zu Verfügung gestellt. Wie finanzieren Sie die Leistungen (Lizenz, Abgabe pro erfasstem Device…)?

Wir sind der Ansicht, dass IoT eine Commodity sein sollte und verrechnen die Platform deshalb in Form eines „Pay as you Go“ Modells. Der Kunde bezahlt also nur für die Computing Ressourcen und die Datenspeicherung abhängig vom jeweiligen Use Case. Das ermöglicht eine sehr hohe Skalierung zu minimalen Kosten. Die Anwendungen werden pro Monat (Software-as-a-Service) und per Stundenaufwand für individuelle Entwicklungen und Anpassungen verrechnet. Zukünftig wird die Hivemind IoT Plattform auch als PaaS (Platform-as-a-Service) Lösung zur Verfügung stehen.

Sie beschäftigen schon ein dutzend Mitarbeitende in der Schweiz. Wie sieht es mit der Eigentümerstruktur Ihres Startups aus, welche unmittelbaren Pläne haben Sie, das Wachstum zu finanzieren?

Wir sind privat finanziert und auch für die nächste Wachstumsphase finanziell abgesichert. Das Gründungsteam ist an der Firma beteiligt. Für zukünftige Investitionen stellen wir uns einen Partner vor, welcher eine holistische (finanziell, technisch, vernetzt) Leverage mitbringt und ein Interesse daran hat, das Thema IoT gemeinsam mit uns aktiv voranzutreiben.

Die Schweiz bietet auf kleinstem Raum die Möglichkeit, aus allen Industrien erste Kunden und Projekte zu gewinnen. Wie sehen Sie die Chancen und die Geschwindigkeit für eine weitere Skalierung, ab wann macht eine Internationalisierungsstrategie Sinn?

Wir fokussieren uns aktuell auf die DACH Region, um unsere Erfahrungen zu sammeln und unsere Basis zu stärken. Wir sind offen für internationale Projekte, solange diese für uns Sinn machen, wollen aber unsere Ressourcen effizient und zielgerichtet einsetzen. Deshalb setzen wir innerhalb der internationalen Expansion auf lokale Integrations- und Implementations-Partner.

Ein spezielles Thema, das auch politische Unterstützung geniesst, ist das der “intelligenten Städte”, oder Smart Cities. Wo stehen wir hier in der Schweiz im internationalen Vergleich, welche Projekte zeitigen schon belegbare Erfolge?

Die Schweiz zeigt im Bereich Smart City eher eine abwartende Haltung. Während Mega Cities in Asien und Süd- oder Mittelamerika bereits sehr weit fortgeschritten sind, werden hier noch Konzepte erstellt und Budgets geplant. Ein grosses Rollout steht noch aus, aber mehrere Schweizer Städte nutzen bereits die Hivemind Services.

Hivemind selbst hat im Innovationspark Dübendorf ein Gebäude als “Smart Building” ausgestattet. Was sind die ersten Erkenntnisse, was funktioniert, welches sind die wichtigsten Probleme, die beachtet werden müssen?

Wir durften im Rahmen des Switzerland Innovation Park Zürich das erste, neugebaute Gebäude mit Sensoren ausstatten. Die Idee dahinter ist, auf dem zukünftig 40 Hektaren grossen Innovations-Gelände, Betreiber, Nutzer und Gebäude miteinander zu verknüpfen und ein smartes Ökosystem zu schaffen.

Eine der Herausforderungen stellt die Qualität der Hardware dar. Die Sensor-Produkte entsprechen dabei teilweise noch nicht den Erwartungen bei der Messgenauigkeit.

Das Internet der Dinge eröffnet eine neue Dimension von technischen Fehlermöglichkeiten und Sicherheitsrisiken. Was ist in Ihrer Plattform dafür vorgesehen, diese Risiken zu minimieren?

Unsere IoT Plattform entspricht den standardisierten, industriellen Sicherheitsanforderungen und wird regelmässig von externen Fachpersonen geprüft.

«Die Schweiz zeigt im Bereich Smart City eher eine abwartende Haltung. Während Mega Cities in Asien und Süd- oder Mittelamerika bereits sehr weit fortgeschritten sind, werden hier noch Konzepte erstellt und Budgets geplant.»

Sie nehmen mit Hivemind am Kickstart Accelerator Programm in Zürich teil. Was sind Ihre Erwartungen zum Programm, welche konkreten Ziele haben Sie sich gesetzt?

Viele unserer Partner und Kunden sind Teil des Kickstart Accelerators, wir erhoffen uns durch die Teilnahme möglichst viele interessante Use Cases aufzunehmen und zu realisieren. Gemeinsam mit dem ewz haben wir uns das Ziel gesetzt, Zürich zur Nummer 1 Smart City in Europa zu transformieren.

Zum Schluss des Interviews haben Sie zwei Wünsche frei, wie sehen die aus?

Ich wünsche mir eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit unseren Partnern für eine intelligente, vernetze und nachhaltige Schweiz sowie unsere Erfolge mit meinem Team zu feiern.


Das Interview entstand in Partnerschaft mit dem Kickstart Accelerator

 

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