Christian Lienhard, Direktor Hof Weissbad, im Interview

Christian Lienhard, Direktor Hof Weissbad, im Interview
Christian Lienhard, Direktor Hof Weissbad. (Foto: zvg)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Lienhard, Hotelaktien sind eine Schweizer Spezialität, und die Hof Weissbad AG hat fast 4000 Aktionäre. Dürfen Sie uns verraten, wer Ihr Hauptaktionär ist?

Christian Lienhard: Unsere Gäste, gleich wie unsere Aktionärinnen und Aktionäre, schätzen die Diskretion unseres Hauses. Deshalb legen wir die Beteiligungsverhältnisse nicht offen. Wir sind stolz, dass die Hof Weissbad-Aktie von allem Anfang sehr breit gestreut war. Und auch noch heute haben wir mehr als 3700 Aktionärinnen und Aktionäre; wobei nur 19 Aktionäre einen Besitz von mehr als 100 Aktien haben. 90 % unserer Aktionäre halten 1 – 10 Aktien.

Die Anteilscheine sind also breit verteilt. Das spricht für eine gute Verankerung in der Bevölkerung. Wie viele Aktien werden denn so im Schnitt pro Jahr bei der Appenzeller Kantonalbank umgesetzt?

Im Aktienregister gibt es rund 300 Mutationen pro Jahr. Die Hof-Weissbad Aktie wird dabei als Familienaktie sehr geschätzt, zum Beispiel als Geschenk bei Volljährigkeit.

Die Investitionen in den Umbau des Hofs zu Beginn des letzten Jahres sowie für den Kauf und die Einrichtung der Weissbad Lodge wurden durch Aufnahme von Fremdkapital finanziert. Zu welchem durchschnittlichen Zinssatz können Sie Ihre auf 23 Millionen gestiegenen langfristigen Verbindlichkeiten bedienen?

Wir legen Wert auf ein balanciertes Verhältnis zwischen Fest- und Libor-Hypotheken. Die Verzinsung liegt bei rund einem Prozent.

Mit einer Auslastung von rund 90 Prozent und einem Umsatz pro Logiergast von rund 500 Franken pro Tag liegt die Hof Weissbad AG auf einem sehr ansprechenden Niveau. Wird die neue Lodge die Auslastung noch weiter erhöhen und den Umsatzdurchschnitt hingegen senken?

In der Auslastung von 89.9 % wie im Geschäftsbericht ausgewiesen ist die Weissbad Lodge nicht enthalten. Seit der Eröffnung der Weissbad Lodge im Juli 2018 haben wir knapp 2000 Logiernächte verkauft. Bis sich ein neues Haus etabliert hat dauert es aus Erfahrung 4-5 Jahre. Deshalb trennen wir bei der Auslastung Lodge und Hof Weissbad. Die Weissbad Lodge richtet sich an Individual-Reisende, die auf gutem Niveau eine Übernachtung suchen. Selbstverständlich können die Lodge-Gäste vom Angebot im Hof Weissbad profitieren, so beispielsweise Gastronomie oder Wellness. Diese Zusatzleistungen werden separat berechnet.

«In der Auslastung von 89.9 % wie im Geschäftsbericht ausgewiesen ist die Weissbad Lodge nicht enthalten.»
Christian Lienhard, Direktor Hof Weissbad

Der hohe Pro-Kopf-Umsatz liegt natürlich an den Kur- und Reha-Gästen. Zu den über 200 Mitarbeitenden der Hof Weissbad AG zählen zahlreiche Ärzte. Der Personalaufwand macht rund die Hälfte des Bruttoergebnisses aus. Damit ist Der Hof wohl der bedeutendste Arbeitgeber in Appenzell, oder?

Ja. Wir sind stolz, dass wir sogar zu den grössten privaten Arbeitgebern des Kantons gehören. Viele unserer Mitarbeitenden haben ihre Wurzeln in der Region. So kommen doch 150 von 200 Mitarbeitenden aus den Kantonen AI, AR, und SG. Mit 25 Lernenden in sechs verschiedenen Berufen nehmen wir auch die Ausbildung neuer Fachkräfte sehr ernst. Die Hof Weissbad AG generiert eine hohe Wertschöpfung innerhalb des Kantons – sei dies mit lokalen Lieferanten, Handwerkern oder eben mit Mitarbeitenden, die auch hier Steuern bezahlen.

Wird das in den letzten Jahren in Appenzell immer weiter schwindende Schneevergnügen immer stärker durch alternative Medizinangebote ausgeglichen?

Das Konzept der Hof Weissbad AG mit Individual-Gästen, Kur- und Reha als Hauptsegmente ist seit Eröffnung im Jahr 1994 unverändert. Angebotsseitig hat sich der Alpstein in Bezug auf Schneesport in den letzten Jahren nicht verändert. Im Bereich der alternativen Medizinangebote kreieren wir für unsere Gäste massgeschneiderte Lösungen. F.X. Mayr – Kuren führen wir beispielsweise seit dem Jahr 1996. Vor zwei Jahren haben wir Lösungen in Verbindung von traditionell Europäischer Naturheilkunde und der Schulmedizin geschaffen, den MeD-TeN® Angeboten.

Die beiden Appenzell sind dafür ja ein traditionell idealer Standort…

Es ist nicht nur rund um Appenzell ideal. Dieses Thema passt heute in jedes Gesundheits- oder Wellnesshotel. Es passt in die heutige Zeit allgemein. Der Mensch selber hat sicher verändert, das Umfeld, die Ernährung, Bewegung ebenso.

«Im Bereich der alternativen Medizinangebote kreieren wir für unsere Gäste massgeschneiderte Lösungen.»

In Planung befinden sich das neue Seminargebäude mitten im Park hinter dem Hofhaus und ein Badehaus in unmittelbarer Nähe des Gesundheitszentrums. Wie hoch ist dafür Budget?

In der langfristigen Finanzplanung stehen diese beiden Projekte im Vordergrund. Dabei ist es unser Anspruch, diese Investitionen durch eigens erwirtschafteten Cash Flow der nächsten vier Jahre zu finanzieren.

Durch das neue Seminargebäude werden Sie verstärkt Geschäftsreisende und Firmen anziehen. Wird das Ihre am schnellsten wachsende Kundengruppe werden?

Wir sind überzeugt, dass wir Firmen bereits heute ein ausgezeichnetes Angebot im Bereich Seminar bieten. Als Beispiel hier der Einbezug des Appenzeller-Landes in der Gestaltung ihres Seminars, sei es durch Workshops «Outdoor» oder mit einem Rahmenprogramm in Verbindung mit Kultur/Brauchtum. Unsere Küche mit 16 Gault Millau-Punkten oder die Möglichkeit, nach dem Seminar das Wellness-Angebot zu nutzen runden das Angebot ab. Die Annahmen im Businessplan „Seminar“ gehen dabei selbstverständlich von einer höheren Belegung aus. Unser oberstes Ziel ist aber immer noch auf die bewährten verschiedenen Segmente zu setzen.

Trotz der hohen Kosten für Um- und Neubauten fiel die Eigenkapitalquote nur von 60 auf 40 Prozent. Wird die langfristige Zielgrösse wieder 60% sein?

Die Eigenkapitalquote ist als Folge der Verlängerung der Bilanz um 20%-Punkte zurückgegangen und nicht etwa als Folge von Verlusten. Das Eigenkapital absolut ist gleich hoch wie im Vorjahr. Dank den Investitionen sind wir heute breiter aufgestellt. So haben wir beispielsweise mit der Weissbad Lodge ein zusätzliches Angebot von 25 Zimmern oder 50 Betten geschaffen. Auch die künftigen Investitionen wie Badehaus und Seminar-Park werden die Aktivseite tangieren, so dass eine EK-Quote von 60% erst längerfristig wieder erreichbar ist. Dies ist auch unserem Anspruch geschuldet, dass wir künftig wieder Dividenden ausrichten wollen, so dass das absolute Eigenkapital auf aktuellem Niveau bleibt.

Trotz fehlendem Umsatz und Deckungsbeitrag in den Renovationsmonaten Januar und Februar erzielten Sie im Geschäftsjahr 2018 eine „schwarze Null“. Das lässt auf ein erfolgreiches 2019 hoffen. Welche Gewinnziele hegen Sie?

Unser oberster Anspruch ist es, Gästen eine unverwechselbare Zeit bei uns im Hof Weissbad zu ermöglichen. Wir wollen unseren Gästen mehr als ein zweites Zuhause bieten. Diese Maxime müssen all unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verinnerlichen. Wenn wir das so gut machen wie in den letzten 25 Jahren, dann ist der wirtschaftliche Erfolg eine Ableitung.

«Wir wollen unseren Gästen mehr als ein zweites Zuhause bieten.»

Neben neu einer Blumenwerkstatt für eine halbe Million Franken gibt es auch eine Käserei auf dem Kurgelände. Man könnte den Eindruck gewinnen, der Hof Weissbad strebt die komplette Autarkie an?

Sollten wir darin was Schlechtes sehen? Nein, sicher nicht – im Gegenteil. Die Appenzeller haben schon immer gewusst, dass die Möglichkeiten für ein gutes Geschäft unbeschränkt sind und uns somit unabhängig machen – vom Appenzeller Bier, über den Whisky und Flauder bis zum einmassierten Kabier Fleisch.

Zum Gesprächspartner:
Christian Lienhard, geboren am 9. November 1959 ist verheiratet und Vater zweier Kinder. Nach einer klassische Hotellaufbahn mit einer Lehre als Koch an der Zürcher Hotelfachschule Belvoirpark absolvierte er zahlreiche Weiterbildungen bis hin zu einem MBA der Hochschule Sankt Gallen. Christian Lienhard war Kantonsrat und Vorstand Tourismus Appenzell IR. Aktuell ist er im Vorstand der Orchester-Werkstatt Appenzell, Beirat WTT Young Leader Award der FHS St. Gallen und Beirat der Pfefferbeere AG in Bühler.

Hof Weissbad

 


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Zusätzliche Informationen zur Hof Weissbad AG wie

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finden Sie bei der Zürcher Kantonalbank hier…


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