Christoph Egger, Direktor Schilthornbahn AG, im Interview

Christoph Egger, Direktor Schilthornbahn AG, im Interview
Christoph Egger, Direktor Schilthornbahn AG. (Foto: zvg)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Egger, dieses Jahr wird das Drehrestaurant auf dem Schilthorngipfel ein halbes Jahrhundert alt. Kleinere Bergbahnen zogen in den folgenden Jahren mit ähnlichen Bauten nach, kamen aber nicht ansatzweise an den Erfolg der Rotunde auf dem Piz Gloria heran. Gibt es eigentlich auch eine Kopie in China?

Christoph Egger: Nein, wir werden in China noch nicht kopiert. Dafür gibt es im Swissminiatur Melide sowie im Legoland Ravensburg das Drehrestaurant Piz Gloria im Miniaturformat zu bewundern.

Die veröffentlichten Zahlen für das Geschäftsjahr 2018 waren exzellent – vor allem die chinesischen Gäste kamen in Scharen. Jetzt kippt aber in China die Konsumlust. Ist das ein Problem?

Wir sind – wie die ganze Jungfrauregion – weltweit sehr stark diversifiziert und haben unsere Marktrisiken breit gestreut. China ist allerdings innerhalb dieser guten Marktdiversifizierung schon ein gewisses Klumpenrisiko. Allerdings haben wir aktuell noch keine konkreten Signale für ein Abflauen der Besucherzahlen.

Geben ausländische Gäste im Überschwang mehr Geld aus als die Schweizer?

Die Konsumfreudigkeit der verschiedenen Besucher unterscheidet sich nicht nur in den absoluten Ausgaben in Franken, sondern auch in der Priorisierung der einzelnen konsumierten Leistungen. Der Schweizer Gast ist nach wie vor ein sehr willkommener Gast mit einer hohen Bergaffinität. Da er innerhalb der Schweiz oftmals Tagesauflüge unternimmt und dadurch kein Hotel benötigt, sind seine durchschnittlichen Ausgaben in der Statistik automatisch tiefer, seine Konsumfreude vor Ort und auf dem Berg aber immer noch sehr gross. Wir fokussieren uns auf jene Gäste und Märkte, welche dem Naturerlebnis und den Bergausflug eine hohe Bedeutung geben.

«China ist allerdings innerhalb unserer guten Marktdiversifizierung schon ein gewisses Klumpenrisiko.»
Christoph Egger, Direktor Schilthornbahn AG

Mit 5,5 Millionen Transportfrequenzen konnte 2018 ein neuer Rekordwert erreicht werden. Gegenüber dem bereits sehr guten Vorjahr betrug das Plus sagenhafte 17,4 Prozent. Wie wird Stau am Berg vermieden?

Das Reiseverhalten der sehr internationalen Gäste und der Schweizer Gäste ist sehr unterschiedlich und erlaubt eine gute Verteilung über den ganzen Tag, aber auch über die Saisons. Natürlich sind in der Hochsaison bei absolutem Traumwetter zuweilen Wartezeiten zu verzeichnen, es handelt sich aber nur um wenige Tage. Die Wartezeiten sind vor allem im Frühjahr spürbar, wenn sich Wintersportgäste und Ausflugsgäste bereits überlagern und gleichzeitig unseren Berg besuchen.

Gibt es Neuigkeiten vom Projekt Schilthorn 20XX?

Im Projekt SCHILTHORNBAHN 20XX konnten in den letzten Wochen weitere Meilensteine gesetzt werden. Die Detailprojektierung zeigt, dass weniger Stützen als im Vorprojekt geplant benötigt werden. Erstmals in der Schweiz wird eine Funifor-Pendelbahn erstellt. Die Arbeiten für den Seilbahnbau (Doppelmayr/Garaventa), die Bauingenieurarbeiten (Theiler Ingenieure AG/Soling AG) sowie die Materialseilbahnen (Zingrich Cabletrans) konnten vergeben werden. Die Arbeiten für das einheitliche Gestaltungskonzept der Stationen gemeinsam mit Bundesamt für Kultur, kantonale Denkmalpflege und Heimatschutz sowie das Konzept Landschaftsarchitektur Stechelberg mit der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz können nun aufgenommen werden.

90 Millionen Franken Projektkosten sind kein Pappenstiel. Das schreit natürlich nach einer cleveren Finanzierung. Konstante Dividendenzahlung und diese Wachstumsoffensive scheinen sich bei 7 Millionen Cashflow fast auszuschliessen.

Nein, Projekt und Dividende schliessen sich nicht aus. Wir haben vorgesehen, unsere Dividendenpolitik weiterzuverfolgen und die Aktionäre weiterhin mit einer schönen Dividendenrendite zu erfreuen. Die Finanzierung des Projektes ist vorbereitet: an der Generalversammlung vom 14. Juni 2019 werden die Aktionäre über eine genehmigte Aktienkapitalerhöhung abstimmen können, welche die Ausgabe von maximal 3‘500 zusätzlichen Aktien (Bezugsverhältnis 1:10) vorsieht. Die Fremdkapitalfinanzierung ist bereits sichergestellt, alle Verträge sind unterschrieben.

«Wir haben auch für junge Wintersportler attraktive Angebote geschaffen.»

Obwohl Skifahren in den letzten Jahren in der Schweiz etwas aus der Mode zu kommen schien, konnte die Schilthornbahn den Wintersport im hinteren Lauterbrunnental attraktiver machen. Dazu tragen auch Events wie die traditionelle Marathonabfahrt „Infernorennen“ bei. Was könnte Skifahren bei der jungen Generation wieder beliebter machen, Fun und Events?

Wir haben auch für junge Wintersportler attraktive Angebote geschaffen: der Skyline Snowpark wurde sehr gut angenommen, die wöchentlichen Coachings durch Freeskier Cyrill Hunziker wurden sehr rege besucht und die zahlreihen Park-Events haben auch viele junge Wintersportler ins Gebiet gebracht.

Seit dem letzten Winter kann die steilste Piste in der Jungfrau Skiregion befahren werden – von der Station Birg aus führt die Diretissima in 88% Gefälle abwärts – direkt in der Falllinie. Hat da nicht die SUVA bei Ihnen protestiert?

Dazu gibt es absolut keinen Grund. Die Wintersportler am Schilthorn sind überdurchschnittlich gute Skifahrer und Snowboarder, die Unfallhäufigkeit liegt deutlich unter dem Durchschnitt vergleichbarer Skigebiete.

Was für die Schilthornbahnen spricht, ist neben der Aussicht auch die Komplexität der Landschaft; das lässt Raum für zahlreiche Aktivitäten. Gibt es irgendeinen neuen Sport, der bald einmal hinzukommen könnte?

Wir evaluieren die Möglichkeiten laufend. Momentan liegt der Fokus aber schon eindeutig auf dem Projekt SCHILTHORNBAHN 20XX.

Mit Rigi, Pilatus und Titlis gehört das Schilthorn zu den Big Four der verkehrstechnisch leicht erreichbaren Schweizer Ausflugsbergen. Lässt sich an der Verkehrsanbindung zum Grossraum um den Flughafen Zürich noch etwas verbessern?

Wir haben hervorragende Zug- und Strassenverbindungen. Der öV bringt im Halbstundentakt zahlreiche Gäste vom Flughafen und aus dem Grossraum Zürich in die Jungfrauregion. Schön wäre eine Direktverbindung nach Zürich Flughafen, wie wir das von früher kennen. Die Strassenverbindung wurde durch die zahlreiche Verbesserungen im Grossraum Luzern und am Brünig deutlich besser und schneller, man fährt heute in 90 Minuten aus dem Grossraum Zürich zu uns.

«Der Wettbewerb wird belebt, und das Thema James Bond kommt durch Sölden auch wieder stärker auf das touristische Parkett.»

Die Sölden Bergbahnen haben auf dem Gaislachkogel für einen zweistelligen Millionenbetrag ebenfalls eine James-Bond-Erlebniswelt gebaut. Finden Sie das nicht nach all den Jahren ein unfaires Plagiat?

Das ist der Beweis, dass 007 noch lebt und eine grosse Fangemeinschaft hat. Der Wettbewerb wird belebt, und das Thema kommt durch Sölden auch wieder stärker auf das touristische Parkett. Das ist auch für die Schilthornbahn sehr positiv. Wir feiern übrigens vom 30. Mai bis 2. Juni 2019 das 50-Jahr-Jubiläum von „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“, mit zahlreichen noch lebenden Stars. Und gerade wurde ja die Welt über den Bond-Film 25 orientiert, welcher 2020 in die Kinos kommen wird.

Zum Gesprächspartner:
Christoph Egger, geb. 1970 ist verheiratet und Vater dreier Kinder. Er besuchte von 1986 – 1989 das Gymnasium Interlaken mit Abschluss Matura Typus C und studierte dann 5 Jahre an der Universität Bern im Hauptfach Betriebswirtschaft mit Nebenfächern Volkswirtschaft und Politologie. Von 2003-2004 belegte er den EMBA-Kurs, den die Universität Bern zusammen mit der University of Rochester NY anbietet (Schwerpunkt: Corporate Finance) und schloss mit einem Master of Business Administration ab. Eggers berufliche Laufbahn begann 1995 bei Hotelplan. Von 1997 – 1999 war er dann Leiter Marketing & Verkauf bei der Davos-Parsenn-Gruppe und auch Mitglied der Geschäftsleitung. Von 1999 – 2011 war er GL-Mitglied der Jungfraubahnen, Interlaken, wo er als Leiter Angebot Berg tätig war. Seit 2012 ist er Direktor der Schilthornbahn AG. Ski, Snowboard, Mountain-Biking, Wandern und Marathon sind seine Steckenpferde.

Schilthornbahn AG

 


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Zusätzliche Informationen zur Schilthornbahn AG wie

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