Daniel Bieri, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Bad Schinznach AG, im Interview

Daniel Bieri, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Bad Schinznach AG, im Interview
Daniel Bieri, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Bad Schinznach AG. (Foto: zvg)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Bieri, allein in den ersten vier Tagen nach der Abschaffung der Zertifikatspflicht wurden 70 Prozent mehr Besucherinnen und Besucher im Bad gezählt. Hält dieser Trend an?

Daniel Bieri: In den Thermalbädern dauert die Hauptsaison von Oktober bis April, die Besucherfrequenzen sind zudem wetterabhängig. Grundsätzlich stellen wir fest, dass das Interesse an unseren Angeboten hoch ist, und wir im April dieses Jahres wieder Besucherfrequenzen wie vor den beiden von den Restriktionen aufgrund der Coronapandemie geprägten Jahren verzeichnet haben.

Die Saunaeintritte gingen erwartungsgemäss im letzten Jahr zurück, dafür wurde mehr gegolft. Kompensiert sich das in etwa?

Im vergangenen Jahr war die Aquarena Sauna erst ab Ende Mai wieder geöffnet, ab 13. September folgten mit 3G-Zutrittsregeln sowie ab 21. Dezember mit 2G-Einlassregeln massive Zutrittsbeschränkungen, weshalb die Eintrittsfrequenzen logischerweise tiefer sind als in den Vorjahren. Pitch & Putt ist ein 9-Loch Kurz-Golfplatz, auf dem während der Saison von März bis November alle Interessierten – mit oder ohne Vorkenntnisse – Golf spielen können. Besonders in Zeiten von Social Distancing bot der Golfplatz eine attraktive Freizeitmöglichkeit, dies zeigt sich auch in der Anzahl gespielter Golfrunden. Im Geschäftsjahr 2021 sind sogar deutlich mehr Golfrunden als 2019 gespielt worden.

«Im Geschäftsjahr 2021 sind sogar deutlich mehr Golfrunden als 2019 gespielt worden.»
Daniel Bieri, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Bad Schinznach AG

Es soll ja ein Neubau mit rund 25 Zimmern für Kurgäste entstehen. Das bisherige Gebäude für den Hotelbetrieb wird dann für den Klinikbereich umgenutzt. Damit zementiert sich sicherlich der Trend der AG, immer mehr auf den Kur- und Klinikbetrieb zu setzen, oder?

Im Bad Schinznach bilden die anerkannte Rehabilitationsklinik Privat-Klinik Im Park, das Viersterne-Kurhotel, Thermalbäder Aquarena fun und Thermi spa, Wohnen mit Service und auch der erwähnte Kurz-Golfplatz Pitch & Putt ein zum grossen Teil historisches Ensemble. Auch wenn das Hotellerie-Angebot mit einem Hotelneubau erweitert wird. Unsere Überlegungen sind dahingehend, sowohl die Erwartungen der Hotel- und Kurgäste zu erfüllen, wie auch die Kapazitäten für Genesende zu erweitern. In einem weiteren Schritt ist angedacht, den heutigen Hoteltrakt in Klinikzimmer umzubauen.

Wo wird der Hotelneubau denn genau hinkommen?

Beim Architekturwettbewerb hat uns das Siegerprojekt aus der Region vom Architekturbüro Walker aus Brugg überzeugt. Der Hotelneubau inklusive Restaurant soll im südöstlichen Bereich des insgesamt über 50 Hektar grossen Areals realisiert werden. Für die beiden Ober- und Mansardengeschosse sind jetzt 18 Doppelzimmer und fünf grosszügige Suiten mit Loggia vorgesehen.

Der Beginn des Hotelneubaus verzögert sich von 2023 auf 2024. Im Moment liegt die Vorprüfung noch beim Kanton Aargau. Wie geht es weiter?

Um den geplanten Hotelneubau verwirklichen zu können, ist eine punktuelle Anpassung des Gestaltungsplans der Kurbauzone erforderlich. Die Unterlagen zur «Teiländerung Gestaltungsplan Kurbauzone» waren während der öffentlichen Auflage noch bis am 20. Juni 2022 bei der Abteilung Planung und Bau in Brugg einsehbar. Interessierte konnten Hinweise und Vorschläge oder Einwände einzubringen. Im Sommer 2022 werden die Eingaben ausgewertet und anschliessend entscheidet der Stadtrat, wie mit den verbleibenden Anmerkungen umgegangen wird, damit der Gestaltungsplan beschlossen und dem Kanton zur Genehmigung eingereicht werden kann. Anschliessend wird das Bauprojekt ausgearbeitet und eingereicht.

Auch in Zug haben Sie grosse Erweiterungspläne. Mit den dortigen Erweiterungsbauten werden Sie ja regelrecht ein kleines Städtchen in der Stadt schaffen. Wie viele Arbeitsplätze werden um die Mitte des Jahrzehnts am Meissenberg angesiedelt sein?

Auskünfte zum Standort Zug können leider erst zu gegebener Zeit erteilt werden.

Die durchschnittliche Auslastung der Klinik Meissenberg in Zug lag in den letzten vier Monaten des Jahres 2021 bei über 97%. Gibt es überhaupt in der Schweiz vergleichbar hohe Werte?

Die Auslastung der Psychiatriekliniken in der Schweiz ist generell äusserst hoch. Werte unter 90% sind eher selten. Allerdings war die Auslastung der letzten vier Monate wirklich sehr hoch.

«Die Auslastung der Klinik Meissenberg war in den letzten vier Monate wirklich sehr hoch.»

Sie warnten schon mal vor hoher Inflation. In wie weit kann das die Bad Schinznach AG belasten?

Eine hohe Inflation führt üblicherweise zu steigenden Zinsen. Dies wäre für die Bad Schinznach AG kurzfristig sicherlich etwas schwierig. Eine hohe Inflation führt aber auch zu steigenden Preisen. Dies käme der Bad Schinznach AG «zu Gute», da alle Grundstücke und Gebäude im Besitz des Unternehmens sind.

«Eine hohe Inflation käme der Bad Schinznach AG sogar «zu Gute», da alle Grundstücke und Gebäude im Besitz des Unternehmens sind.»

Für die nächsten Jahre wird die Schwob AG wegen der erhaltenen Coronahilfsgelder auf die Ausschüttung einer Dividende verzichten müssen. Sind das drei Jahre?

Ja, der Gesetzgeber sieht eine Ausschüttungssperre von 3 Jahren vor, aber das können wir mit einem Schmunzeln doch gut verkraften.

Der Brandversicherungswert Ihrer Anlagen liegt bei über 200 Millionen Franken. Das ist fast das Fünffache des Eigenkapitals. Ist Ihr CFO ein glücklicher Mann?

Der Brandversicherungswert zeigt den Wiederbeschaffungswert unserer Anlagen auf. Der ist deutlich höher als unser Buchwert, welcher auf dem Anschaffungspreis abzüglich der betriebswirtschaftlichen Abschreibungen beruht.

Und ja – ich habe ihn gefragt – unser CFO ist ein glücklicher Mann. Das hat aber nichts mit dem Brandversicherungswert zu tun, sondern damit, dass in diesem Jubiläumsjahr die 100. Generalversammlung mit unseren Aktionärinnen und Aktionären stattfinden konnte und wir trotz dem schwierigen Umfeld vom letzten Jahr eine normale Dividende ausschütten werden.

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