Daniel Küng, CEO Switzerland Global Enterprise

Daniel Küng, CEO Switzerland Global Enterprise
Daniel Küng, CEO Switzerland Global Enterprise. (Foto: zvg)

Daniel Küng, CEO Switzerland Global Enterprise. (Foto: Switzerland Global Enterprise)

von Patrick Gunti

Moneycab: Herr Küng, die Osec firmiert seit Mitte Mai neu als Switzerland Global Enterprise. Was sind Ziel und Zweck der Namensänderung?

Daniel Küng: Ziel und Zweck des neuen Markennamens sind es, mit einem einheitlichen und selbsterklärenden Auftritt Leistung und Nutzen für die Kunden noch effektiver darzustellen, die Synergien zwischen den verschiedenen Bundesmandaten besser zu nutzen und über eine einzige und einheitliche Dachmarke Kräfte zu bündeln und Kosten zu sparen.

Switzerland Global Enterprise soll zum Center of Excellence für Internationalisierung werden. Was ist darunter zu verstehen?

Als Center of Excellence für Internationalisierung fördert Switzerland Global Enterprise Export, Import und Investment und hilft Kunden, neues Potenzial für ihr internationales Geschäft zu erschliessen und den Wirtschaftsstandort Schweiz zu stärken. Zurückgreifen können wir dabei auf ein globales Netzwerk von versierten Beratern und Experten. Unter der neuen Marke wird im In- und Ausland die Positionierung und Profilierung des Wirtschaftsstandortes Schweiz, der Schweizer Unternehmen sowie des Unternehmens selber gestärkt.

«Unter der neuen Marke wird im In- und Ausland die Positionierung und Profilierung des Wirtschaftsstandortes Schweiz, der Schweizer Unternehmen sowie des Unternehmens selber gestärkt.»
Daniel Küng, CEO Switzerland Global Enterprise

Nach einem flotten Start ins neue Jahr sind die Schweizer Exporte wieder ins Stocken geraten. Wie beurteilen Sie die aktuelle Lage?

Positiv ist, dass die Nahrungs- und Genussmittelindustrie, aber auch die chemisch-pharmazeutische Branche, die Präzisionsinstrumente, der Uhrensektor sowie die Kunststoffindustrie auf ein Wachstum in den ersten vier Monaten dieses Jahres zurückblicken können. Trotz der ins Stocken geratenen Gesamtexporte erwarte ich ein Wachstum von 2% bis 3% über das ganze Jahr.

Die Schuldenkrise in Europa und die Frankenstärke belasten die Schweizer Exporte. Wie schätzen Sie das Bemühen von Schweizer Unternehmen ein, sich neue, aussereuropäische Absatzmärkte zu erschliessen?

Die Schweizer KMU haben in der Vergangenheit immer wieder eindrücklich gezeigt, dass sie aussereuropäische Märkte erfolgreich bearbeiten. Dies war auch in den letzten Jahren aufgrund der anhaltenden Frankenstärke der Fall. Durch das Ausweichen in Märkte ausserhalb des USD- oder Euro-Raumes konnten manche Unternehmen ihr Exportgeschäft diversifizieren bzw. dadurch die Risiken mindern und Gewinne einfahren – wenn vielleicht auch auf tiefem Niveau. Wir raten den KMU nach wie vor, bei einer mittel- bis langfristigen Exportstrategie auf die Diversifikation der Märkte zu setzen, also vor allem auch ausserhalb Europas und den USA kontinuierlich nach Absatzmöglichkeiten Ausschau zu halten.

Wie kann Switzerland Global Enterprise Unternehmen unterstützen, die ihre Chancen zum Beispiel in Südamerika, in Asien oder in den Golfstaaten suchen?

Wir bieten verschiedene Dienstleistungen an, in erster Linie Informations- und Kontaktvermittlung und Beratung, aber auch unser Netzwerk. Typische Angebote sind Geschäftspartnervermittlung, Marktabklärungen und Messebeteiligungen im Ausland. Solche Dienstleistungen bieten wir natürlich auch in Märkten wie Südamerika und Asien an.

Was sind generell die grössten Herausforderungen für Schweizer Unternehmen, wenn sie den Weg in neue Märkte suchen?

Herausforderungen gibt es viele, z.B. die Kultur im entsprechenden Zielmarkt, die lokalen Gepflogenheiten, den richtigen Geschäftspartner auszuwählen und vor allem die Spezifikationen des jeweiligen Marktes. Ich denke da z.B. an die Zollformalitäten und die rechtlichen Rahmenbedingungen. Die Vorbereitung ist immer das A und O bei einer Expansion ins Ausland. Wer gut vorbereitet ist und sich im Vorfeld genügend seriös mit den Gegebenheiten vor Ort auseinandersetzt, dem bleiben oft Ärgernisse und negative Überraschungen erspart.

«Wir schätzen, dass eine Erhöhung der Anzahl exportierender Firmen um etwa einen Viertel in den nächsten 10 Jahren möglich ist und wir arbeiten aktiv daran, dies zu erreichen.»

Nur etwas mehr als 10 % der Schweizer KMU’s sind im Ausland aktiv. Wie hoch schätzen Sie das Potenzial für eine breitere Internationalisierung ein?

Das „nur“ stört ein bisschen in Ihrer Frage, denn in Tat und Wahrheit gehört die Schweiz bereits heute bei einer Pro-Kopf-Betrachtung zu den aktivsten Exportnationen weltweit. Ihre Frage zielt dennoch in die richtige Richtung, denn es wird in Zukunft darum gehen, den Anteil der exportierenden Unternehmen noch weiter zu erhöhen. Leider gibt es keine aussagekräftigen Daten in Bezug auf das Potenzial. Wir schätzen, dass eine Erhöhung der Anzahl exportierender Firmen um etwa einen Viertel in den nächsten 10 Jahren möglich ist und wir arbeiten aktiv daran, dies zu erreichen.

Zuletzt hat Switzerland Global Enterprise einen Stützpunkt in Istanbul eröffnet. Welches Potenzial sehen Sie im türkischen Markt?

Erstens ist die Türkei als Markt für uns interessant, einerseits wegen der Grösse und zweitens wegen der jungen, dynamischen und produktiven Bevölkerung. Dann interessiert uns das Land aber auch als Drehscheibe für Geschäfte mit Nordafrika, dem mittleren Osten und Asien. Im lokalen Markt bieten vor allem der Infrastruktur-, Transport-, Bio- und Cleantechbereich, die Medizinaltechnik, die Luxus-, Energie- und Eisenbahnindustrie sowie das Waste-Management interessante Geschäftsmöglichkeiten für Schweizer Exportunternehmen. Bedingt durch das hohe Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum ist auch die türkische Bau- und Immobilienbranche sehr vielversprechend. Als Zulieferindustrien in der Schweiz eignen sich Architektur-, Planungs- und Ingenieurbüros, Tunnel- und Brückenbau, Bau-Technik und Bau-Technologien.

«Ich denke an Indien und vor allem an Indonesien. Zusammen mit China hätte die Schweiz dann einen vereinfachten Zugang zu fast 2,5 Mrd. Menschen.»

Wie wichtig sind  für die Schweiz resp. die Schweizer KMU Freihandelsabkommen?

Nach dem faktischen Scheitern der WTO-Verhandlungen und dem Damoklesschwert, das aufgrund eines Freihandelsabkommens zwischen der USA und der EU über der Schweiz schwebt, werden Freihandelsabkommen für Schweizer Exporteure immer wichtiger. Sie bringen unseren KMU beträchtliche Zolleinsparungen und eine Vereinfachung der Zollprozeduren, höhere Rechtssicherheit und besseren Schutz vor dem geistigen Eigentum. Gerade das Abkommen mit China bietet unserer Industrie und unseren Dienstleistern enorme Positionierungsvorteile gegenüber den europäischen Wettbewerbern.

Welche Freihandelsabkommen stehen für Sie nach dem Abschluss des Abkommens mit China im Mittelpunkt?

Ich denke an Indien und vor allem an Indonesien. Zusammen mit China hätte die Schweiz dann einen vereinfachten Zugang zu fast 2,5 Mrd. Menschen, also zu mehr als einem Drittel der Weltbevölkerung. Ein riesiger Markt, aufgrund dessen Bearbeitung unsere KMU sich in der stark wachsenden Ost- und Südostasiatischen Region in der Pole Position befinden würden im Vergleich zu den Konkurrenten aus der EU oder den USA.

Die Nationalbank garantiert einen Wechselkurs von 1,20 zum Euro. In letzter Zeit hat sich der Franken etwas abgeschwächt. Wann wäre für Sie der Moment da, den Mindestkurs aufzugeben?

Es ist Aufgabe der Nationalbank, die Situation weiterhin zu beobachten und nötigenfalls zu intervenieren. Am besten wäre es natürlich, wenn der Kurs sich von selber wieder über 1,25 stabilisieren würde, je höher desto besser.

Welche Schwerpunkte setzt Switzerland Global Enterprise bei ihrem Import-Mandat?

Switzerland Global Enterprise fördert den Marktzugang und die Erschliessung neuer Geschäftsmöglichkeiten von KMU aus ausgewählten Partnerländern in die Schweiz und in den EU-Raum. So helfen wir, die Wettbewerbsfähigkeit dieser Unternehmen sowie die Zusammenarbeit und Handelsbeziehungen zwischen der Schweiz, dem EU-Raum und diesen Partnerländern zu stärken. Im Übrigen helfen wir natürlich auch hiesigen Firmen, im Ausland Zulieferer zu finden, sofern das den Unternehmensstandort Schweiz stärkt und unsere Wettbewerbsfähigkeit verbessert.

Was steht bei der Vermarktung des Wirtschaftsstandorts Schweiz derzeit im Fokus?

Wir stellen fest, dass der globale Standortwettbewerb immer härter wird, wobei die attraktiven Rahmenbedingungen der Schweiz in den vergangenen Jahren verstärkt unter Druck geraten sind. Unter diesen Voraussetzungen informiert Switzerland Global Enterprise potenzielle ausländische Investoren über die besonderen Stärken des Wirtschaftsstandorts Schweiz. Unser Motto lautet: «Switzerland – connect with the best».

Die Schweiz ist der Innovationsstandort und verfügt über entsprechend hochqualifizierte Arbeitskräfte und Technologien; sie bietet politische und wirtschaftliche Stabilität; die Bevölkerung erfreut sich einer hohen Lebensqualität; Ansiedlungsverfahren werden von den Behörden rasch abgewickelt. Wir prüfen neu das Potenzial der Projekte, bevor sie den Kantonen vermittelt werden. Im Fokus unserer Aktivitäten steht die Ansiedlung von ausländischen Hightech-Firmen und Headquarters, welche der Schweiz eine zusätzliche Wertschöpfung durch Investitionen oder die Schaffung von qualifizierten Arbeitsplätzen erbringen. Gleichzeitig werden wir die Vermarktung der Schweiz über die elektronischen Medien weiter forcieren müssen.

Herr Küng, besten Dank für das Interview.

Zur Person:
Ausbildung

  • 1959 – 1972 Schulen in Ittigen/BE und Bern Abschluss kantonale Handelsmatura
  • 1973 – 1979 Studium der Volks- und Betriebswirtschaftslehre an den Universitäten Bern, Quito (Ecuador) und Handelshochschule St. Gallen. Abschluss lic. oec. HSG (Finanz- und Rechnungswesen)

Berufliche Tätigkeiten

  • seit Juni 2004 CEO Switzerland Global Enterprise (ehemals Osec)
  • 1987 – Juni 2004 Response Gruppe, Lissabon (Portugal): Gründer und Managing Partner
  • 1982 – 1987 AGROSUISSE Lda., São Paulo (Brasilien): Gründer und geschäftsführender Partner
  • 1980 – 1982 Mercedes-Benz do Brasil (São Paulo): Vorstandsassistent und Büroleiter des Verkaufsvorstands
  • 1975 – 1979 Verschiedene Praktika und Kurzzeitstellen in Zürich, Bern, Quito, Caracas und New York

Ausserberufliche Tätigkeiten

  • 1997 – 2007 Vorstands- und Verwaltungsratsmitglied verschiedener wirtschaftlicher Interessenverbände

Persönliche Daten

  • Geboren am 7. Oktober 1952

Switzerland Global Enterprise:
Switzerland Global Enterprise engagiert sich weltweit für Unternehmertum und den Wirtschaftsstandort Schweiz. Als Center of Excellence für Internationalisierung fördern wir Export, Import und Investment und helfen Kunden, neues Potenzial für ihr internationales Geschäft zu erschliessen und den Wirtschaftsstandort Schweiz zu stärken. Mit unserem globalen Netzwerk von versierten Beratern und Experten. Als Vertraute und starke Partner von Kunden, Kantonen und der Schweizer Regierung.

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