Daniel Meyer, CEO und Co-Founder EGO Movement, im Interview

Daniel Meyer, CEO und Co-Founder EGO Movement, im Interview
Daniel Meyer, CEO und Co-Founder EGO Movement. (Foto: zvg)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Meyer, die Coronapandemie hat den Absatz von E-Bikes massiv in die Höhe getrieben. Nicht selten hiess es «Ausverkauft». Bei EGO Movement auch?

Daniel Meyer: Im Jahr 2020 hatten wir ebenfalls mit Verzögerung in den Lieferketten gekämpft. Wir haben allerdings dann schnell reagiert und sind für 2021 gut gerüstet. Bei den meisten Modellen haben wir momentan Lieferzeiten von 2-4 Wochen. Diese Zeit brauchen wir, weil wir die E-Bikes und E-Cargobikes entsprechend den individuellen Wünschen der Kunden bauen.

Wissen Sie, wie viele E-Bikes mittlerweile in der Schweiz unterwegs sind?

Wir haben keine genauen Zahlen dazu, wie viele E-Bikes sich effektiv auf den Strassen befinden, aber letztes Jahr wurden zum ersten Mal über eine halbe Million Fahrräder verkauft, wovon 171’000 E-Bikes oder E-Cargobikes waren.

Wie hat die Pandemie Ihrer Meinung nach das Verhältnis zum Velofahren verändert, unabhängig von E-Bike oder herkömmlichem Fahrrad?

Sicher positiv: Generell haben sich die Leute durch die Pandemie Gedanken über ihren Lebensstil und ihre Mobilitätsbedürfnisse gemacht. Viele hatten natürlich Respekt vor dem Benutzen des öffentlichen Verkehrs. Vor allem aber haben sich viele überlegt, ob sie nicht besser sich aufs Velo oder E-Bike setzen wollen um die frische Luft zu geniessen und sich mehr zu bewegen. Ich denke, bei vielen Leuten hat dies zu einem gesünderen Lebensstil geführt: Man setzt sich nicht mehr für einige Kilometer ins Auto, sondern nimmt da das Bike. EGO Movement hat davon sicher profitiert, da es bei uns unseren Produkten um Mobilitätsprodukte für den Alltag geht. Und da man beim Fortbewegen mit dem E-Bike nur 30-40% weniger Kalorien verbrennt als mit dem normalen Bike, aber gleichzeitig viel mehr Distanz zurücklegt, ist dies eine gute Sache um sich mehr zu bewegen und im Alltag fit zu bleiben.

«Ich bin absolut überzeugt, dass jetzt noch mehr Menschen auf den Geschmack gekommen sind, auf Strecken, die weniger als 15 Kilometer lang sind, im Alltag das E-Bike oder E-Cargobike zu nehmen.»
Daniel Meyer, CEO und Co-Founder EGO Movement

Wir nähern uns – hoffentlich – dem Ende von Shutdown, Lockdown, Homeoffice und Abstand. Glauben Sie nicht, dass die Menschen schnell in gewohnte Mobilitätsmuster zurückfallen?

Ich denke nicht: Ich glaube, dass sich dies halten wird. Wir haben letztes Frühjahr vor Corona zusammen mit myClimate eine Studie bei unseren Kunden gemacht: 53% ersetzen mit Ihrem EGO Movement E-Bike Autokilometer. Das hat uns extrem gefreut und ich bin absolut überzeugt, dass jetzt noch mehr Menschen auf den Geschmack gekommen sind, auf Strecken, die weniger als 15 Kilometer lang sind, im Alltag das E-Bike oder E-Cargobike zu nehmen. Man darf nicht vergessen, dass mehr als 50% der Pendelwege in der Schweiz kürzer sind als 10 Kilometer: Das bietet sich natürlich sehr an und wenn es dann noch zu einem gesünderen Lebensstil beiträgt umso besser!

«Ein EGO Movement Kunde ersetzt hauptsächlich Autofahrten mit dem E-Bike und spart insgesamt pro Jahr 291 kg an CO2 ein.»

Staus und Verkehrsüberlastung in den Städten werden Homeoffice hin oder her weiter zunehmen. EGO Movement will hier mit einer «E-volution» der Mobilität Gegensteuer geben. Was verstehen Sie konkret darunter?

Dass wir stilvolle und intelligente Produkte auf zwei und drei Rädern entwickeln, die unsere Kunden nachhaltig von A nach B bringen. Unsere Mobilitätsprodukte zeichnen sich alle dadurch aus, dass sie der Verkehrsüberlastung entgegenwirken, da sie wenig Platz im Verkehrsfluss oder beim Parkieren einnehmen und sehr emissionsarm unterwegs sind. Ein EGO Movement Kunde ersetzt hauptsächlich Autofahrten mit dem E-Bike und spart insgesamt pro Jahr 291 kg an CO2 ein.

Welche Rolle spielt dabei die eigene Softwareplattform?

In Zukunft eine sehr wichtige, da der Kunde über diese viele nützliche Zusatzfunktionen erhält. Über die App können Funktionen wie Diebstahlsicherung, Sharing-Funktionen oder die Anzeige der CO2-Einsparung bedient werden. Weiter kann der Kunde damit seinen nächsten Servicetermin buchen oder sich bei einer technischen Frage direkt an uns wenden.

Wenn man von einer stets fortschreitenden Digitalisierung der Bikes sprechen möchte – welches sind die nächsten Schritte?

Das E-Bike wird wie das Mobiltelefon immer mehr in den Alltag eingebunden und Teil unserer digitalen Welt werden. Umgekehrt werden die Anbindung und Integration des Smartphones in die tägliche Mobilität und ans E-Bike sicher eine zentrale Rolle spielen, ähnlich wie in der Automobilindustrie bei einem Tesla zum Beispiel.

Welche Anwendungen könnten dereinst für mehr Sicherheit sorgen?

Generell werden die Bikes mit immer mehr Sensorik und Elektronik generell ausgestattet: in unserem Falle GPS, einer SIM-Karte mit Datenverbindung, einer Bluetooth-Schnittstelle sowie Beschleunigungssensoren. Dies macht eine Vielzahl von Sicherheitsanwendungen im Bereich Diebstahl und Fahrersicherheit (zum Beispiel Notruffunktionen beim Erkennen eines Sturzes etc.) möglich. Schon heute haben wir aber wichtige Sicherheitselemente wie Bremslicht oder automatische Lichtsensoren an all unseren E-Bikes eingebaut.

Design ist ein wichtiges Element Ihrer E-Bikes. Welche Aspekte sind für die Umsetzbarkeit besonders wichtig?

Gutes Product Design hat ja zwei Komponenten: Einerseits muss das Ganze gut aussehen, andererseits muss es einfach zu benutzen sein. Diese zwei Faktoren stehen für uns im Zentrum, heisst: Neben schlichten, eleganten Linien und komplett in den Rahmen integrierten Batterien sind diese immer noch einfach herausnehmbar. Zudem sind unsere E-Bikes komplett auf eine einfache, intuitive Bedienung und sehr hohe Alltagstauglichkeit ausgelegt.

«Wir engagieren uns generell nur im höherwertigen Bereich des Verleihs, wo der Kunde ein ansprechendes, qualitativ hochwertiges Fahrzeug möchte.»

Sie gehen davon aus, dass E-Bike-Flotten oder Verleihsysteme in Zukunft stark zunehmen werden. Welche Anforderungen stellt dies an die Entwicklung und Gestaltung der E-Bikes?

Wir haben uns bei den Flotten auf den Tourismus und Firmenflotten spezialisiert. Zürich Tourismus ist zum Beispiel einer unserer Partner und bietet geführte Touren exklusiv auf unseren E-Bikes an. Wir engagieren uns generell nur im höherwertigen Bereich des Verleihs, wo der Kunde ein ansprechendes, qualitativ hochwertiges Fahrzeug möchte. Dieser Anforderung werden unsere E-Bikes und E-Cargobikes gerecht, denn wir möchten nicht ein günstigeres und qualitativ schlechteres Produkt auf den Markt bringen, welches vielleicht anderen Verleihanforderungen in Bezug auf Preis und Qualität entsprechen würde.

EGO Movement verfügt über ein Netz von 11 Stores in der Schweiz, Deutschland und Liechtenstein. Was sind die wichtigsten Punkte der Kaufberatung, gerade bei Neulenkern?

Gute Beratung ist beim Kauf eines E-Bikes oder E-Cargobikes sehr wichtig. Im Zentrum sollte das Kundenbedürfnis stehen: Für was wird das Produkt verwendet und welchen Anforderungen soll es gerecht werden? Dies ist gerade bei Neulenkern wichtig, die vielleicht vorher nur Auto gefahren und schon länger nicht mehr Fahrrad gefahren sind. Dann sollte natürlich auf einer Probefahrt genau ermittelt werden, welches Bike in welcher Konfiguration am besten zum Kunden passt. Wir bieten auch an, dass wir unverbindlich und gratis für eine Probefahrt mit einigen E-Bikes zum Kunden nach Hause kommen, damit er diese in seinem gewohnten Umfeld testen kann. Jeder Mensch ist anders und es ist wichtig, dass jeder das passende Bike findet. Und nicht zuletzt spielt natürlich der individuelle Geschmack eine Rolle: Ich kenne viele Kunden, die schnurstracks auf ein Bike zugehen und zum Beispiel sagen: Diese Cleopatra in Bronze will ich!

Herr Meyer, besten Dank für das Interview.

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