Dani Stüssi, CEO RealUnit Schweiz AG, im Interview

Dani Stüssi, CEO RealUnit Schweiz AG, im Interview
Dani Stüssi, CEO RealUnit Schweiz AG. (Foto: zvg)

von Sandra Willmeroth

Moneycab.com: Seit knapp einem Jahr werden die Inhaberaktien der RealUnit an der Schweizer Börse BX Swiss gehandelt. Wie hat sich die Aktie entwickelt?

Dani Stüssi: Vor dem Börsengang hatten wir rund 40 Aktionäre. Wir konnten seither die Anzahl mehr als verzehnfachen. Unsere Erwartung diesbezüglich wurden deutlich übertroffen. Im April 2022 war der RealUnit die zweithäufigst gehandelte Aktie an der BX Swiss hinter Tesla. Viele Investoren haben im aktuellen volatilen Marktumfeld das Bedürfnis nach Stabilität, welche wir dank dem über 20 Jahren getesteten RealUnit-Konzept bisher gut erfüllen konnten.

Die Zielsetzung Ihrer Anlagestrategie ist der Werterhalt des Ersparten. Sie hinterfragen den klassischen Währungen seit der Aufhebung des Goldbindungsstandards 1971. Warum hält RealUnit derzeit dennoch einen Bargeldbestand „im Schliessfach“ von rund 13.1% und das bei einer Inflationsrate von rund 3%?

Wir verfolgen zwei Ziele. Erstens den langfristigen Kaufkrafterhalt und zweitens einen erhöhten Krisenschutz. Als Investmentgesellschaft können wir flexibler auf starke Marktverwerfungen reagieren als klassischen Bankenfonds. Unseren hohen Barbestand können wir bei starken Übertreibungen an den Aktienmärkten einsetzen, um unterbewertete Value-Aktien, welche unsere Selektionskriterien entsprechen, günstig nachzukaufen.

Wie selektieren Sie Ihre Unternehmensbeteiligungen?

Unser Benchmark ist, mittelfristig das Schweizer BIP zu übertreffen und so die Kaufkraft zu erhalten. Daher haben wir drei Hauptselektionskriterien. Erstens eine solide gesunde Bilanz mit viel Eigenkapital, zweitens ein krisenresistentes Geschäftsmodell und drittens eine langjährige Dividendenpolitik. Wir investieren in keine Bank- oder Versicherungsaktien oder die grössten Umweltverschmutzer, welche die Norges Bank publiziert.

«Unser Benchmark ist, mittelfristig das Schweizer BIP zu übertreffen und so die Kaufkraft zu erhalten.»
Daniel Stüssi, CEO RealUnit Schweiz AG

Seit diesem Sommer kann man die Aktie RealUnit auch als digitalen Aktien-Token auf der Ethereum Blockchain handeln und verwahren. Wie ist dieses Angebot am Markt aufgenommen worden?

Wir haben viele positive Rückmeldungen zu diesem Schritt erhalten und sind stolz, als erste kotierte Aktiengesellschaft in der Schweiz neben der klassischen Aktie einen gleichwertigen Aktientoken anbieten zu können. Die Nachfrage nach der Tokenlösung steigt kontinuierlich. Dabei kaufen vor allem Personen unseren Token, welche jederzeit unabhängig vom Bankensystem auf einen Teil Ihres Vermögens zugreifen möchten.

Sie haben Anfang November einen DIGITAL Real Assets Anlass in Zürich durchgeführt. Wie war das Interesse?

Das Informationsbedürfnis nach mit Realwerten gedeckte Token auf der Blockchain war gross. Über 90 Personen haben den Event besucht und durchwegs sehr positive Rückmeldungen gegeben. Wir haben dabei viele Personen angesprochen, welche Vorbehalte gegenüber Cryptowährungen aufgrund der hohen Volatilität haben und eine sicherere Alternative dazu suchen.

Die grössten Positionen ihres Portfolios bilden derzeit Edel – und Industriemetalle. Sie halten diese physisch. Wie muss man sich das vorstellen?

Alle unserer physischen Edelmetalle werden in verschiedenen Hochsicherheits-Lagerstätten verteilt in der Deutschschweiz sicher aufbewahrt und sind voll versichert. Die Industriemetalle sind in einer gut geschützten Industriehalle gelagert. Unsere Investoren schätzen die Unabhängigkeit von den Banken im Falle einer nächsten Finanzkrise.

Unternehmensbeteiligungen und Alternative Anlagen haben Sie mit 31% statt der strategisch anvisierten 50% derzeit untergewichtet. Warum?

Das neue Aktienkapital, welches wir anlässlich der Kapitalerhöhung im Juni 2022 aufgenommen hatten, wurde aufgrund der Marktverwerfungen noch nicht investiert. Der Schutz der uns anvertrauten Gelder ist uns wichtiger als eine möglichst hohe Rendite zu erwirtschaften. Der Aktienanteil darf gemäss unserem Anlagereglement max. 50% hoch sein. Wir sind, im Gegensatz zu klassischen Fonds jedoch viel flexibler und können diesen je nach Marktsituation anpassen. Anlässlich der nächsten Sitzung des Anlageausschusses Ende November wird über die Reallokation entschieden.

«Das neue Aktienkapital, welches wir anlässlich der Kapitalerhöhung im Juni 2022 aufgenommen hatten, wurde aufgrund der Marktverwerfungen noch nicht investiert. Der Schutz der uns anvertrauten Gelder ist uns wichtiger als eine möglichst hohe Rendite zu erwirtschaften.»

Haben Sie im laufenden Jahr grössere taktische Anpassungen der Asset Allocation vorgenommen?

Wir hatten uns bereits letzten Herbst auf eine längere Inflationsperiode eingestellt und waren daher gut positioniert. Bereits im Frühling sicherten wir unserer Aktienpositionen gegen fallende Märkte ab. Diese Strategie hat sich im laufenden Jahr sehr gut ausbezahlt. Wir haben gegenüber den fünf grössten Schweizer Strategiefonds „Balanced“ per 30.9.22 eine Mehrrendite von mehr als 11% erreicht.

Der Nettoinventarwert (NAV) hat in den ersten neun Monaten dieses Jahres um 6,5% verringert. Welche Performance erwarten Sie für das Gesamtjahr?

Unserer Performance hängt von der Bewertung unserer Aktiven ab. Falls die Aktienmärkte weiter nach unten korrigieren, hat dies dank unserer Absicherung nur einen geringeren Einfluss auf die Performance. Den grössten Einfluss auf unsere Performance hat der Goldpreis. Das Edelmetall hat sich auch 2022 als krisenresistent erwiesen und ist eine der besten Anlageklassen im laufenden Jahr.

Wie werden sie sich für das kommende Jahr 2023 positionieren? Rechnen Sie mit weiter steigenden Inflationsraten?

Ja, wir rechnen mit einer längeren Periode der Inflation, auch wenn diese kurzfristig wieder etwas zurückkommen könnte. Wir sind auf eine grössere Rezession im Euroraum vorbereitet, welche etwas verzögert auch die Schweiz erreichen wird. Bevor die Zentralbanken während der Finanzkrise 2008 so stark in die Realwirtschaft eingegriffen haben, gab es alle 7-8 Jahre eine Rezession, in welcher die schwächsten 10% der Firmen nicht überlebten. Eine solche Bereinigungsphase ist natürlich und bringt wieder Neues hervor.

«Wir rechnen mit einer längeren Periode der Inflation, auch wenn diese kurzfristig wieder etwas zurückkommen könnte.»

Mit dem Kauf einer Aktie der RealUnit partizipiert der Anleger an der Wertentwicklung des von Ihrer Gesellschaft investierten Kapitals. Aber er zahlt auch den Verwaltungs- und Personalaufwand der Investmentgesellschaft. Hier haben sich die Kosten im Jahr 2021 verdreifacht (Personal), respektive vervierfacht (Verwaltung). Was waren die Gründe dafür?

Im letzten Jahr hat der VR die neue Strategie und die Marktöffnung verabschiedet. Wir haben neue Fachspeziallisten eingestellt. Im letztjährigen Abschluss fielen zudem die einmaligen Kosten für das Börsenlisting zu buche. Der Kostenblock sollte im laufenden Jahr max. 0.90% des Aktienkapitals betragen. Dies ist zum Vergleich mit einem klassischen, aktiv verwalteten Bankenfonds ein günstiges Kostenverhältnis. Allfällig Mehrkosten werden von einer Drittfirma getragen.

Sie führen aktuell bereits die vierte Kapitalerhöhung in diesem Jahr durch. Weshalb sollen Investorinnen und Investoren direkt von Ihnen Aktien beziehen statt über die Börse zu kaufen?

Es ist günstiger, neue Aktien direkt von der Gesellschaft zu kaufen. Der Ausgabepreis wurde auf CHF 1.04 festgelegt und orientiert sich am inneren Wert (NAV). Unsere Aktien an der Börse kostet aktuell CHF 1.06 (Stand 14.11.22). Zudem fallen keine Transaktionskosten bei der Teilnahme an der Kapitalerhöhung an. Die Kapitalerhöhung läuft bis am 25. November 2022.

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