Frank Brinken, CEO Starrag Group

Frank Brinken, CEO Starrag Group

Frank Brinken, CEO Starrag Group

von Bob Buchheit

Moneycab: Herr Brinken, Berthiez, Bumotec, Dörries, Droop+Rein, Heckert, Scharmann, SIP, Starrag, TTL, WMW, das sind allein die Firmennamen, unter denen die Starrag Gruppe ihre vielen Maschinen herstellt. Wie halten Sie da den Überblick?

Frank Brinken: Jede unserer Marken steht für Qualität, eine hohe Kompetenz, lange Tradition und exzellente Reputation im jeweiligen spezifischen Anwendungsbereich. Kunden schenken diesen etablierten Marken zu Recht seit Jahrzehnten Vertrauen. Das tue ich selbstverständlich auch, und so ist die Namensvielfalt eher orientierend als verwirrend. Starrag ist beispielsweise in der Flugzeugindustrie für höchste Präzision und Leistung in der Bearbeitung von Titan bekannt, Droop+Rein bearbeitet in diesem Sektor grosse Bauteile aus Verbundwerkstoffen und an der Scharmann Ecospeed Baureihe kommt kein Flugzeugzulieferer vorbei der nachhaltig bei der Bearbeitung von Aluminium-Bauteilen profitabel sein will.

Seit 1998 hat Starrag bereits ein Büro in China. Asien ist für Starrag mittlerweile genauso wichtig wie das Europa vor der Haustür. Wieviel Anteil wird China am Ende dieses Jahrzehnts an Ihrem Umsatz halten?

Im Moment hat Asien bei uns einen Anteil von 30- 35 %. Ich denke, dass dieser Anteil sich längerfristig auf 40- 50% einpendeln wird.

Spüren Sie eine Wiederbelebung der chinesischen Industrieproduktion? 

Die Industrieproduktion in China war ja nicht tot, der Markt wächst jährlich noch immer mehr als Europa. Die Zeit des ungesunden stürmischen Wachstums wird wohl auch in China durch eine Periode des nachfragegerechten qualitativen Wachstums abgelöst werden.

«Wir sind für die chinesischen Hersteller als Kopiervorlage weniger interessant.»
Franken Brinken, CEO Starrag Group

Macht Ihnen als Maschinenbauer die Kopiererei der Chinesen zu schaffen?

Mit dem Patentrecht nehmen die es dort ja nicht so genau.  Wir sind nun glücklicherweise Nischenbediener und kein Massenhersteller von Werkzeugmaschinen wie grosse deutsche oder japanische Hersteller. Deshalb sind wir für die chinesischen Hersteller als Kopiervorlage weniger interessant…. Klar ist, dass wir unser hohes Innovationstempo beibehalten müssen.

In Bangalore hat StarragHeckert eine eigene Produktionsstätte. Wird auch Indien einmal so wichtig wie China für Sie werden können? 

Im ersten Halbjahr wurden 1.3 Millionen Franken in den Ausbau in Indien investiert. Basierend auf der demographischen Entwicklung und dem auch in Indien steigenden Lebensstandard gehen wir davon aus, dass in Indien für die nächsten Jahrzehnte ein nachhaltiges überproportionales Wachstum der Industrieproduktion möglich sein wird.
 
Wo holen Sie die klugen Köpfe für die Weiterentwicklung Ihrer Maschinen her? 

Hier in der Schweiz erleben wir es immer noch, dass sehr gut qualifizierte Ingenieure nach der vom Steuerzahler finanzierten Ausbildung mit unglaublichen Anfangsgehältern und hohen Boni-Versprechen vom Finanzsektor im Investmentbanking angesprochen werden.  Diese haben nach einigen Jahren den Anschluss an den Stand der Technologie verloren und kehren nicht in den erlernten Beruf zurück. Wir stützen uns daher auf diejenigen Schweizer Absolventen die eine Passion für das Erschaffen neuer Technologien haben. Leider finden wir hier nicht genügend davon, sodass wir dringend auf gut ausgebildete ausländische Ingenieure angewiesen sind.

«Hier in der Schweiz erleben wir es immer noch, dass sehr gut qualifizierte Ingenieure nach der vom Steuerzahler finanzierten Ausbildung mit unglaublichen Anfangsgehältern und hohen Boni-Versprechen vom Finanzsektor im Investmentbanking angesprochen werden.»

Für Ihre Maschinen verbauen Sie eine Menge Metall. Bereiten Ihnen die hohen Rohstoffpreise Kummer? Immerhin ist der Materialaufwand im Halbjahresvergleich um 5 Millionen gestiegen.

Der reine Rohmaterialanteil in unseren Maschinen ist gering. Hingegen sind die Kapazitäten der Baugruppenzulieferer in Nordeuropa und der gesamten Zulieferkette zurzeit voll ausgelastet, Entsprechend haben diese die Gelegenheit genutzt hat, die Preise anzuheben.

Im ersten Halbjahr haben Sie ein weltweites Customer Relationship Management-System eingeführt. Geht so was überhaupt weltweit?

Ja bestimmt, speziell die multilingualen Fähigkeiten sowie die Verarbeitung chinesischer und russischer Schriftzeichen waren Teil unserer hohen Anforderungen ans neue Tool. Unsere Kunden sind vornehmlich grosse Firmen, die global oder transnational agieren. Hersteller die immer noch in Vertriebssystemen innerhalb von Landesgrenzen denken werden es in Zukunft schwer haben.

Wie gut läuft die Integration der SAP-Systeme? 

Das System wurde wie geplant am Ende des zweiten Quartals in Betrieb genommen und zwar qualitäts- und budgetkonform.

StarragHeckert’s EBIT-Marge lag jüngst bei 6,4%. Visieren Sie trotz des vorsichtigen Ausblicks aufs zweite Halbjahr mittelfristig wieder die 9,3% von 2007 an? 

Wir streben unverändert eine durchschnittliche EBIT Marge von 8% über den Zyklus an.

Mit ihrer soliden Eigenkapitalausstattung von über 50% können Sie immer wieder gute Unternehmen zukaufen, wie letzthin die Bumotec. Gleichzeitig greift Starrag häufig auch auf Kapitalerhöhungen zurück. Bei welchem Kaufpreis liegt denn etwa die Schwelle für Kapitalmassnahmen?

Mitte 2012 verfügen wir über eine Nettoliquidität von 21 Millionen Franken. Diese gibt uns eine hohe Flexibilität für beschleunigtes organisches und akquisitorisches Wachstum.

«Es gibt keinen Grund für kurzfristige Anpassungen im amerikanischen Zick-Zack-Stil.»

Mit Walter Fust haben Sie einen prominenten Mehrheitsaktionär und VR-Präsidenten. Wie häufig sprechen Sie die Firmenstrategie mit ihm ab? 

Wir haben eine klar definierte Langfriststrategie und ein krisenerprobtes Geschäftsmodell. Entsprechend gibt es keinen Grund für kurzfristige Anpassungen im amerikanischen Zick-Zack-Stil. Selbstverständlich finden Strategiediskussionen und -überprüfungen regelmässig mit dem gesamten Verwaltungsrat im Rahmen der turnusmässigen Sitzungen statt.

Zur Person
Dr. Frank Brinken (Jahrgang 1948) studierte an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) in Aachen Maschinenbau. Er absolvierte eine Weiterbildung im Marketing an der HSG St. Gallen und nahm auch am Global Leadership Forum der Wharton School of Business an der University of Pennsylvania in den USA teil. Nach seiner Tätigkeit in der Forschung und Industrieberatung beim Institut für Kunststoffverarbeitung (IKV) in Aachen war er bei Georg Fischer als Product Manager und danach bei Alusuisse-Lonza als Business Unit Leiter tätig, bevor er 1995 bei Maag Pump Systems AG den Vorsitz der Geschäftsleitung übernommen hat. Er ist seit 2005 CEO der StarragHeckert-Gruppe und Mitglied des Verwaltungsrats der Calorifer AG aus Elgg. Zudem ist er Board Member des Advanced Manufacturing Research Center AMRC von Boeing und der University of Sheffield. Brinken ist ferner Kuratoriumsmitglied des IWU Fraunhofer Institut für Werkzeugmaschinen in Dresden und auch Lehrbeauftragter an der Technischen Universität (TU) Chemnitz. Er ist verheiratet und hat eine Tochter.
 
Zum Unternehmen:
StarragHeckert ist zusammen mit Dörries Scharmann ein technologisch weltweit führender Anbieter von Werkzeugmaschinen zum Bohren, Drehen, Fräsen und Schleifen von mittleren bis grossen Werkstücken aus Metall und Verbundwerkstoffen. Zu den Kunden zählen vor allem international tätige Unternehmen in den Zielmärkten Luftfahrt, Energie, Transport und Maschinenbau. Die StarragHeckert-Gruppe mit Hauptsitz in Rorschacherberg betreibt Produktionsstandorte in der Schweiz, Deutschland, Frankreich, Grossbritannien sowie Indien und verfügt über Vertriebs- und Servicegesellschaften in zahlreichen weiteren Ländern. Die Muttergesellschaft der Gruppe ist an der SIX Swiss Exchange kotiert (Ticker: STGN). 2011 erwirtschaftete Starrag Heckert inkl. Dörries Scharmann mit rund 1‘500 Mitarbeitenden einen Umsatz von 354 Mio CHF. Die StarragHeckert-Aktien sind an der Schweizer Börse SIX notiert (Symbol: STGN).

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