Fritz Mumenthaler, CEO Ascom

Fritz Mumenthaler, CEO Ascom

Fritz Mumenthaler, CEO Ascom. (Foto: Ascom)

von Bob Buchheit

Moneycab: Herr Mumenthaler, im Gegensatz zur Division Wireless Solutions hat die Division Network Testing enttäuscht und wird restrukturiert. Wie kann es Ihnen gelingen, die Zyklizität des Geschäfts mit dem Testen von Mobilfunkinfrastuktur zu glätten?

Fritz Mumenthaler: Die grundlegenden Trends, die für Network Testing sprechen, sind nach wie vor intakt. Allerdings ist der entsprechende Markt weniger gewachsen als ursprünglich erwartet wurde. Wie auch der CEO der Swisscom kürzlich bestätigt hat, wird davon ausgegangen, dass die Nachfrage nach mobilen Breitbanddiensten weiterhin exponentiell ansteigt. Der neue Mobilfunkstandard LTE – Long Term Evolution – wird grossflächig umgesetzt, und ich bin überzeugt, dass Ascom davon profitieren wird. Trotz momentaner Zurückhaltung bei den Telecombetreibern gehen wir deshalb von weiteren Investitionen aus – eine gewisse Zyklizitität wird es in der Telekommunikationsbranche aber immer geben.

Ist Ascom vielleicht zu klein, um in dieser Division Pricing Power gegenüber Swisscom, Vodafone und anderen aufrecht zu erhalten?

Network Testing ist ein Nischenmarkt und Ascom gehört als weltweiter Marktführer in den Bereichen Testing und Optimierung von Mobilfunknetzen in diesem Markt zu den grossen Anbietern.

«Der neue Mobilfunkstandard LTE – Long Term Evolution – wird grossflächig umgesetzt, und ich bin überzeugt, dass Ascom davon profitieren wird.»
Fritz Mumenthaler, CEO Ascom

Wie sieht es bei der Suche nach einem Käufer für die Division Security Communications aus?

Die Devestition der ehemaligen Division Security Communication ist weitgehend abgeschlossen. Vier der fünf Bereiche von Security Communication wurden an neue Eigentümer übertragen. Die Verhandlungen für den Verkauf der verbleibenden Einheit Civil Security  stehen kurz vor dem Abschluss.

Erwarten Sie mehr als 50 Millionen Franken Verkaufserlös?

Der Gesamterlös für die Aktivitäten der Division Security Communication wird darunter liegen. Aber dank dem  Buchgewinn aus dem Verkauf von Defense in der Grössenordnung von 10 Millionen Franken können wir auf der Stufe Konzerngewinn die Kosten des Investitionsprogramms Enterprise für Network Testing kompensieren.

In Ascoms mittelfristigem Plan soll Wireless eine EBITDA-Marge von 12-15 Prozent. Network Testing gar von 16-19 Prozent erreichen. Das ist sehr aggressiv….

Wir haben bekannt gegeben, dass wir auf Gruppenstufe im Jahr 2013 eine EBITDA-Marge von 14-15% erreichen wollen. Wireless Solutions erreichte 2011 eine EBITDA-Marge von 15,0% und befindet sich damit bereits am oberen Ende der im Januar 2011 kommunizierten  Bandbreite. Network Testing hat sich zum Ziel gesetzt, mithilfe des eingeleiteten Investitionsprogramms wiederum eine zweistellige EBITDA-Marge auszuweisen.

Wireless erwirtschaftet fast ein Drittel des Umsatzes im Spitalbereich. Das Geschäft ist weniger zyklisch. Wie gut hat sich  die finnischen Miratel in diese Division integriert?

Wireless Solutions  erwirtschaftet zwei Drittel des Ascom-Geschäfts und entwickelt sich sehr gut, sowohl Umsatz wie auch Profitabilität konnten im vergangenen Jahr gesteigert werden. Die Aussichten für das Jahr 2012 sind gut. Wireless Solutions ist im Bereich Healthcare sehr gut positioniert und macht dort bereits mehr als die Hälfte des Umsatzes. Mit der Akquisition von Miratel in Finnland sind wir  zufrieden. Zudem konnten wir mit der Übernahme von GE Nurse Call (Schwesternrufsysteme) unsere Marktstellung auf dem wachsenden amerikanischen Markt im Bereich Healthcare deutlich verbessern.

«Wireless Solutions ist im Bereich Healthcare sehr gut positioniert und macht dort bereits mehr als die Hälfte des Umsatzes.»

Nach dieser Übernahme hat Ascom immer noch eine Eigenkapitalquote von 40% und vor allem einen hohen Cash-Bestand. Da würde sich sicher ein direkter weiterer Zukauf aufdrängen, oder?

Ascom hat in der Division Wireless Solutions mit GE Nurse Call und Miratel zwei strategisch wichtige Akquisitionen gemacht, die wir nun zuerst verdauen müssen. Bei Network Testing steht die Umsetzung des Investitionsprogramms Enterprise im Vordergrund. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, den jährlichen Kostenaufwand von Network Testing ab 2013 um CHF 15 Mio zu reduzieren. Ascom verfügt über ausreichendes Eigenkapital und strebt auch keine Kapitalerhöhung an.

10 Millionen Franken wird die Restrukturierung kosten und knapp 100 Jobs. Wie halten Sie Mannschaft bei der Stange?

Das Investitionsprogramm Enterprise für Network Testing besteht aus drei Teilen (Reorganisation, Wachstumsinitiativen, Restrukturierung) und kostet insgesamt CHF 10 Mio, wobei aber nur zwei Drittel dieser Kosten cash-wirksam sein werden. In der Schweiz beispielsweise erfolgt der Stellenabbau  zu einem grossen Teil über vorzeitige Pensionierungen. Ascom verfügt über  motivierte und engagierte Mitarbeitende und das Investitionsprogramm Enterprise wird von den Mitarbeitenden loyal unterstützt, da sie darin eine Chance für eine Neupositionierung von Network Testing sehen.

Findet Ascom als Schweizer Traditionsfirma umgekehrt in der Schweiz genügend Spitzenführungpersonal oder ist der Markt hierzulande ausgetrocknet?

Ascom erzielt heute über 90% des Umsatzes im Ausland, weshalb sich auch der Grossteil der Mitarbeitenden im Ausland befindet. In der Schweiz hat Ascom keine Mühe, gute neue Mitarbeitende zu finden.

Wie akquirieren Sie Talente?

Im Vordergrund steht für uns die interne Förderung. Das vor drei Jahren eingeführte Talent Development Program hat zum Ziel, in Talente zu investieren, die in Zukunft voraussichtlich Schlüsselpositionen im Management einnehmen werden. Wir sind mit dem Erfolg dieses Programms sehr zufrieden.

«Es ist eine grossartige Herausforderung, CEO eines börsenkotierten Unternehmens wie der Ascom zu sein.»

Mit einer Marktkapitalisierung von rund 300 Millionen Franken wird Ascom gerade einmal mit der Hälfte des Umsatzes bewertet. Dabei ist die Firma hochprofitabel. Haben Sie neben der steuerfeien Dividende ein tröstendes Wort für die Aktionäre?

Die Börse ist zurzeit sehr volatil und wird von vielen Faktoren beeinflusst, die ausserhalb des Einflussbereichs des Ascom Managements liegen. Wir sind bestrebt, Mehrwerte für das Unternehmen und damit für die Aktionäre zu schaffen und ich bin überzeugt, dass sich das früher oder später auch im Börsenkurs niederschlagen wird.

Sie waren vor Ihrer Ernennung zum CEO Leiter der Division Wireless Solutions. Wie lautet nach gut einem Jahr im Amt Ihr Fazit an der Spitze von Ascom?

Es ist eine grossartige Herausforderung, CEO eines börsenkotierten Unternehmens wie der Ascom zu sein. Trotz der vielfältigen Aufgaben und des damit vollen Terminkalenders ist es mir ein Anliegen, weiterhin auch persönlich gute Kontakte zu unseren Kunden zu pflegen. Auch freut es mich natürlich besonders, dass die von mir bis letzten Juni geführte  Division Wireless Solutions im Jahr 2011 mit einer EBITDA-Marge von 15% ein Spitzenresultat erreicht hat.

Zur Person:
Der studierte Politologe Fritz  Mumenthaler hat auch einen Abschluss in Business Administration am renommierten INSEAD. Von 1985-1988 arbeitete er bei der Credit Suisse als Manager Human Resources. Weitere Stationen waren Swissphone Telecommunications sowie  Landis & Gyr respektive Siemens Building Technologies. Seit April 2011 führt der ehemalige Divisionsleiter die gesamte Ascom.

Zum Unternehmen:
Ascom ist ein internationaler Lösungsanbieter mit umfassendem Technologie-Know-how in sogenannt Mission-Critical Communication. Das Unternehmen fokussiert sich auf die Bereiche Wireless Solutions (hochstehende, kundenspezifische On-site-Kommunikationslösungen) und Network Testing (ein weltweiter Marktführer für Test-und Optimierungslösungen von Mobilfunknetzen). Das Unternehmen mit Sitz in der Schweiz ist mit Niederlassungen in etwa 17 Ländern vertreten und beschäftigt weltweit rund 1’900 Mitarbeitende. Die Ascom Namenaktien (Symbol ASCN) sind an der SIX Swiss Exchange in Zürich (Schweiz) kotiert.

 

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