Godi Koch, CEO Pilatus-Bahnen AG, im Interview

Godi Koch, CEO Pilatus-Bahnen AG, im Interview
Godi Koch, CEO Pilatus-Bahnen AG. (Foto: zvg)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Koch, Mitte März mussten Sie den Betrieb aufgrund der Corona-Pandemie von einem Tag auf den anderen schliessen. Wie haben Sie die Zeit seither erlebt?

Godi Koch: Die Verkündung des Lockdowns und die sofortige Schliessung der Bergbahnen durch den Bundesrat am 13. März kam für uns völlig überraschend. Die Kommunikation der Behörden die Bergbahnen betreffend war sehr widersprüchlich und unklar und so ist diese bis heute geblieben. Es herrscht grosse Verunsicherung und Unklarheit wann die Bergbahnen ihren Betrieb wieder aufnehmen können und unter was für Bedingungen dies geschehen kann.

Wir haben unverzüglich reagiert und ein internes Krisenteam gebildet, das bereits am Sonntag 15. März das erste Mal tagte. Wie reagierten schnell und erarbeiteten einen Massnahmenplan um diverseste Unterhalts- und Revisionsarbeiten an den Bahnen und der Infrastruktur in der Zeit des Stillstandes umsetzen zu können.

Welche Massnahmen hat die Pilatus-Bahnen AG zur Abfederung der wirtschaftlichen Einbussen getroffen?

Wir sahen bereits im Januar dunkle Wolken von Osten aufziehen. Dank den guten Kontakten mit China wurden wir schon früh über die Corona-Krise in China und das Ausbleiben der chinesischen Gäste informiert. So haben wir bereits im Februar einen Anstellungsstopp für die Sommersaison 2020 verfügt. Sämtliche nicht sicherheitsrelevanten Anschaffungen und Investitionen wurden gestoppt.

Natürlich mussten auch wir unmittelbar nach dem Lockdown für den Grossteil unserer Mitarbeitenden Kurzarbeit beantragen; 170 Mitarbeitende konnten von einem Tag auf den anderen nicht mehr ihre Arbeit aufnehmen. Gemeinsam mit dem Verwaltungsrat wurden diverse Szenarien für die nächsten Jahre gerechnet und entsprechende Marketingaktivitäten definiert. Auch wir rechnen mit höheren Gästezahlen aus der Schweiz.

«Für uns ist es absolut unverständlich, dass der Bundesrat bis dato noch kein verbindliches Wort über die Bergbahnen verloren hat, was bedeutet, dass die Bergahnen wohl aus Sicht des Bundesrates sehr tiefe Priorität haben.»
Godi Koch, CEO Pilatus-Bahnen AG

Noch immer ist definitiv, wann die Bergbahnen in der Schweiz ihren Betrieb wieder aufnehmen können. Ihre Reaktion?

Für uns ist es absolut unverständlich, dass der Bundesrat bis dato noch kein verbindliches Wort über die Bergbahnen verloren hat, was bedeutet, dass die Bergahnen wohl aus Sicht des Bundesrates sehr tiefe Priorität haben. Dass wir salopp als Freizeitanlagen taxiert werden, untermauert unseren Eindruck. Dass tausende von Arbeitsplätzen von den Bergbahnen und deren Nebenbetrieben abhängen, wird oft zu wenig zur Kenntnis genommen.

Wie bereiten Sie sich auf den «Re-Start» vor? Wie sieht das Schutzkonzept aus?

Die Pilatus-Bahnen AG als touristisches Unternehmen betreibt neben der steilsten Zahnradbahn der Welt, zwei Seilbahnen, zwei Hotels auf 2032 Meter über Meer auch vier Shops sowie den grössten Seilpark der Zentralschweiz. Für all diese Betriebe werden branchenspezifische Schutzkonzepte erarbeitet, damit wir diese am 8. Juni, wenn hoffentlich deren Betrieb wieder aufgenommen werden kann, diese entsprechend umgesetzt werden können.

Herr und Frau Schweizer dürften in diesem Jahr verstärkt Ferien in der Heimat verbringen. Wie hoch war der Anteil der Schweizer Gäste im vergangenen Jahr?

Der Anteil an Schweizer Gäste liegt bei den Pilatus-Bahnen seit Jahren stabil um 50%. Wir sind ein bedeutendes Naherholungsgebiet für die Agglomeration rund um Luzern. Natürlich hoffen wir, dass uns die Schweizer Gäste gerade in diesem Jahr treu bleiben und den Pilatus möglichst oft besuchen und von den 2132 Möglichkeiten rege Gebrauch machen.

Jedoch reichen die Schweizer Gäste, die vor allem an schönen Wochenendtagen den Pilatus besuchen, nicht aus, um einen rentablen Betrieb zu realisieren. Um unsere Kapazitäten auch unter den Wochentagen und bei schlechtem Wetter auslasten zu können, sind wir auf die internationalen Gäste angewiesen.

«Die Schweizer Gäste allein reichen nicht aus, um einen rentablen Betrieb zu realisieren.»

Hoffen Sie auf einen gewissen Nachholeffekt der Schweizer Reisenden?

Wir gehen davon aus, dass die Schweizer Gäste dieses Jahr vermehrt Ferien zu Hause oder in der Schweiz verbringen werden. Natürlich hoffen wir, dass Sie den Pilatus in ihr Ausflugsprogramm mitaufnehmen und unsere hochstehenden Infrastrukturen und Dienstleistungen in Anspruch nehmen.

Wagen Sie eine Umsatzprognose für das laufende Jahr?

Die Unsicherheit über die Entwicklung der Gästezahlen in der Zukunft ist sehr gross. Für dieses Jahr rechnen wir erst ab dem Spätherbst mit einem leichten Anziehen des internationalen Tourismus. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor für die Berechnung der Umsätze ist das bis heute noch nicht bekannte Schutzkonzept für die Bergbahnen. Je nach Modellvariante können wir noch mit einer Kapazität von lediglich 25% fahren, so dass wir an guten Tagen nicht alle Gäste befördern können und somit der mögliche Umsatz nicht realisiert werden kann. Wir rechnen daher im 2020 mit einem Umsatzausfall von gegen 60% gegenüber dem Vorjahr.

«Wir rechnen daher im 2020 mit einem Umsatzausfall von gegen 60% gegenüber dem Vorjahr.»

Das Geschäftsjahr 2019 war das zweiterfolgreichste in der Firmengeschichte. Die Gästezahlen am Berg stiegen um 1.4% auf fast 840’000. Welche Faktoren haben das Resultat begünstigt?

Es sind diverse Faktoren, die unserem Unternehmen in den letzten Jahren Rekordergebnisse ermöglichten. Die Pilatus-Bahnen AG hat es geschafft, die Pilatus-Reise zu einem weltweit einzigartigen Premiumprodukt zu machen. Die Pilatus-Bahnen AG versteht sich nicht als reines Bergbahnunternehmen, sondern als ein touristisches Unternehmen, das diverseste Angebote unter einem Dach anbietet. Der Pilatus ist ein wunderbarer Berg. Er ist so vielseitig, dass er allen Anspruchsgruppen gerecht wird. Jedermann kann am Pilatus das finden, das er liebt. Sei dies die einmalige Fahrt mit der steilsten Zahnradbahn der Welt, die phänomenale Aussicht vom Pilatus auf die Alpenkette und den Vierwaldstättersee oder eine traumhafte 3***S-Übernachtung auf Pilatus Kulm inklusive Besuch von Steinböcken und einmaligen Sonnenaufgänge. Auch diejenigen, die mehr Action suchen finden auf der neu gestalteten Fräkmüntegg ihren Kick und ihr Abenteuer. Wer mehr die Ruhe sucht, findet entlang der kilometerlangen Wanderwege sicher ein lauschiges Plätzchen mit einer einmaligen Aussicht.

Die Ersetzung der Triebwagen der Zahnradbahn ist das wichtigste Zukunftsprojekt der Pilatus-Bahnen AG. Ist der Zeitplan durch die aktuellen Entwicklungen gefährdet?

Die Neukonzeption Zahnradbahn ist für die Pilatus-Bahnen AG ein Generationenprojekt, an dem wir seit mehr als drei Jahren arbeiten. Die acht neuen Treibwagen sind bestellt und gehen diesen Herbst in Produktion. Das für die diversen Umbauten notwendige Plangenehmigungsverfahren sollte im September abgeschlossen werden können, so dass die Bewilligungen vorliegen.

Wir rechnen nach wie vor damit, die erste Etappe der Bauarbeiten in diesem Winter 2020/21 starten zu können, so dass der Betrieb mit den neuen Triebwagen auf die Saison 2023 aufgenommen werden kann. Dank den in den vergangenen Jahren gebildeten grosszügigen Rückstellungen und den vorhanden Liquiden Mitteln in der Höhe von CHF 30 Mio. gehen wir nach wir vor davon aus, das Projekt wie geplant realisieren zu können. Es wird eine Zeit nach COVID-19 geben, in der die vielen Gäste die Schönheit des Pilatus und der ganzen Zentralschweiz wieder geniessen werden. Auf diese Zeit wollen wir vorbereitet sein.

Letzte Frage: Welches ist Ihr grösster Wunsch für den Sommer 2020?

Eigentlich wünsche ich mir, wie wahrscheinlich alle von uns, dass der «Spuk Corona» so schnell wieder vorbeigeht, wie er gekommen ist. Doch das wird wohl ein Wunsch bleiben. Ich hoffe, dass die zweite Welle Corona ausbleiben wird und wir alle möglichst bald wieder ein Leben führen dürfen, dass zwar mehr Vorsicht und Rücksichtnahme von jedem verlangt, jedoch wieder ein Zusammenleben in einigermassen gewohnten Bahnen erlauben wird.

Herr Koch, besten Dank für das Interview.

 
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