Heinz O. Baumgartner, CEO Schweiter, im Interview

Heinz O. Baumgartner, CEO Schweiter, im Interview
Schweiter-CEO Heinz Baumgartner. (Foto: Schweiter)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Baumgartner, wieviel Rückenwind werden Ihnen die nun weltweit anlaufenden Infrastrukturinvestitionen geben?

Heinz Baumgartner: Wir gehen davon aus, dass wir vor allem in den Bereichen Transport und Industrie sowie in der Architektur mit unseren Aluminiumverbundplatten für Fassaden von öffentlichen Gebäuden und Hochhäusern profitieren werden. Auch von Investitionen in den Ausbau des Schienennetzes versprechen wir uns zusätzliche Aufträge von Schienenfahrzeugherstellern.

Wo am meisten?

In Europa und in den USA primär im Architekturbereich und im Bereich Transport&Industrie wiederum selektiv.

Trotz teilweise deutlich gestiegenen Rohmaterialkosten verbesserte sich Ihre Rentabilität im Verhältnis zum Nettoumsatz auf 12.4%…

Aufgrund unserer starken Marktstellung in den einzelnen Bereichen waren wir über die ganze Gruppe gesehen in der Lage, die höheren Rohmaterialkosten – wenn auch zeitversetzt innert zwei bis drei Monaten – an die Endkunden weiterzugeben. Zusammen mit einer deutlichen Umsatzsteigerung von 12 Prozent gelang es uns damit, das beste Ergebnis für ein erstes Semester in der gesamten Firmengeschichte zu erzielen.

Während Schweiter-Konkurrent Gurit bei den Windrädern voll auf PET setzte und jetzt hohe Vormaterialkosten hat, konnte Schweiter von der günstigen eigenen Balsaholz-Produktion in Ecuador und Papua-Neuguinea zehren. Ich nehme an, dass es hier nie zu Engpässen kommen kann?

Unsere eigenen Plantagen stellen einen beträchtlichen Wettbewerbsvorteil bei Balsa dar, weil wir weltweit das einzige Unternehmen sind, welches bei Balsa den gesamten Wertschöpfungsprozess vom Samen bis zum Halbzeug selber in den Händen hat. Zum Spitzenausgleich unterhalten wir seit Jahren zudem langfristige Partnerschaften mit Drittlieferanten, welche uns eine flexible Bedarfssteuerung erlauben. Damit waren wir jederzeit in der Lage die Nachfrage zu befriedigen. Auch wenn die Herausforderungen teilweise schon beträchtlich waren.

Im Bereich PET investieren viele Marktakteure zurzeit in zusätzliche Kapazitäten. Da aber auch wir hier weitere Investitionen getätigt haben und zusätzliche noch folgen werden, möchte ich festhalten, dass wir auch bei PET in der Windkraft nach wie vor die Nummer 1 sind.

«Unsere eigenen Plantagen stellen einen beträchtlichen Wettbewerbsvorteil bei Balsa dar, weil wir weltweit das einzige Unternehmen sind, welches bei Balsa den gesamten Wertschöpfungsprozess vom Samen bis zum Halbzeug selber in den Händen hat.»
Heinz O. Baumgartner, CEO Schweiter

Welches sind die Vorteile der Komposit-Rotorblätter aus Balsa/PET?

Balsa, PET und PVC werden als Kernmaterial beim Bau von Rotorblättern eingesetzt. Balsa ist ein natürlicher, wachsender Rohstoff, was in Punkto Nachhaltigkeit sehr interessant ist. Zudem ist Balsa für gewisse Sektionen im Windflügel bezüglich Belastbarkeit und Gewicht fast unschlagbar. PET löst zunehmend PVC ab und teilweise auch Balsa, was für uns kein Problem darstellt, da wir beide Materialien produzieren.

Die Windkraft ist gerade im zyklischen Tief. Nicht für lange, nehme ich an?

Die letzten zwei Jahren waren ausserordentlich stark in China. Hier erwarten wir im 2. Semester eine temporäre Abkühlung. Die Sorgen um das Klima sowie die politische Agenda in vielen Ländern werden die weitere Entwicklung der Windkraft unterstützen. Insbesondere auch deshalb, weil die Windkraft bei Leistung und Kosten mittlerweile sehr wettbewerbsfähig und attraktiv geworden ist.

Mit den beiden letzten Übernahmen EnCore und Elmer‘s expandiert Schweiter auch in die Kunstindustrie. Ist das Zufall? Was waren die Überlegungen für die Akquisition von Elmer’s?

Elmer’s stellt im Bereich Display ähnliche Produkte für die graphische Industrie her. Mit der Übernahme sind wir nun in diesem Segment die klare Nummer 1.

Grösste Umsatzstütze bei den Platten war aber die coronabedingt hohe Nachfrage nach Trennwänden zum Infektionsschutz. Wie weit sind Ihre Werke jetzt von der Kapazitätsgrenze entfernt?

Im letzten Jahr waren wir an allen Standorten, welche transparente Platten herstellen, an der maximalen Kapazität. Mittlerweile hat sich die Nachfrage normalisiert. Parallel dazu haben die Umsätze für nicht-transparente Platten wieder zugenommen, womit wir nach wie vor eine gute Auslastung in unseren Werken haben.

«Im letzten Jahr waren wir an allen Standorten, welche transparente Platten herstellen, an der maximalen Kapazität. Mittlerweile hat sich die Nachfrage normalisiert.»

Spüren Sie eine Beschleunigung der Nachfrage im Transportbereich?

Im Transportbereich läuft das Geschäft für die Schiene sehr gut während der Bus-Bereich nach wie vor unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie leidet.

Sie treten im kommenden Frühling als CEO zurück. Sicherlich mit einem Lächeln…

Ich bin stolz darauf, was wir als Team in den letzten 12 Jahren mit unserem Verbundwerkstoff-Geschäft erreicht haben. Der Zeitpunkt ist für das Unternehmen und mich persönlich der richtige – jetzt soll im nächsten Frühling mal ein Neuer übernehmen, der neue Ideen und eine andere Sichtweise einbringen kann. Zudem bleibe ich ja als Verwaltungsrat dem Unternehmen erhalten.

«Jetzt soll im nächsten Frühling mal ein Neuer übernehmen, der neue Ideen und eine andere Sichtweise einbringen kann.»

Die Dividende ist mit 40 CHF seit Jahren gleich. Wird sie zu Ihrem Abgang erhöht werden?

Unsere Dividendenpolitik orientiert sich am Unternehmungserfolg und dem Mittelbedarf für organisches und akquisitorisches Wachstum. Wir wollen auch in Zukunft eine attraktive Dividende ausschütten.

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