Igor Arbanas, CEO Aluflexpack Gruppe, im Interview

Igor Arbanas, CEO Aluflexpack Gruppe, im Interview
Igor Arbanas, CEO Aluflexpack. (Foto: zvg)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Arbanas, im gerade abgerechneten 2020 stachen besonders die Kaffee- und Teeverpackungen hervor. Hier lag das Umsatzplus bei 41 Prozent. Warum litt dieses Geschäft nicht unter den Lockdowns?

Igor Arbanas: In diesem Markt fertigen wir Verpackungen für Produkte, die von den Konsumenten üblicherweise zuhause verbraucht und im Supermarkt gekauft werden und deren Verbrauch stetig wächst – wie etwa aluminiumbasierte Kapseln und Verpackungsfolie für ganze Kaffeebohnen. Wir wachsen hier zum einen gemeinsam mit bestehenden Kunden, die hervorragende Produkte erfolgreich am Markt lanciert und positioniert haben, und zum anderen mit Neukunden, die wir von unserer Plattform überzeugen konnten.

Auch das Wachstum bei Pharma (+12%), Tiernahrung (+16%) und Milchprodukten (+12%) konnte sich sehen lassen. Weshalb wird selbst bei der Tiernahrung so stark auf Premium-Verpackungen gesetzt?

Konsumenten kaufen in allen Bereichen bewusster ein. Sie achten nicht nur auf die Qualität des Produktes für sich und ihre Haustiere, sondern auch auf die Verpackung. Die Verpackung erfüllt auch hier entscheidende Zwecke: Einerseits gilt es, ein optisch und haptisch attraktives Produkt zu schaffen, und eine Botschaft, eine Emotion, zu übermitteln. Anderseits muss hohe Funktionalität gewährleistet werden: Die Sicherheit und Integrität des Produktes müssen garantiert werden, damit die Verschwendung von Nahrungsmitteln minimiert wird. Auch Umweltaspekte gewinnen stark an Bedeutung. Viele Hersteller erkennen, dass sich mit hochwertiger Verpackung Mehrwert erzielen lässt.

«Die Anfänge unserer Produktion in Kroatien reichen bis in die frühen 80er Jahre zurück.»
Igor Arbanas, CEO Aluflexpack Gruppe

Die Liste der Aluflexpack-Werke liest sich wie ein Tourismusführer für Kroatien. Wie kommt das?

Vier unserer acht Produktionsstandorte befinden sich in Kroatien – dies ist historisch so gewachsen. Die Anfänge unserer Produktion in Kroatien reichen bis in die frühen 80er Jahre zurück. Heute sind wir froh über die langjährige Erfahrung zahlreicher Mitarbeiter und die Verwurzelung der Werke in ihrer Region – die Produktionsgegebenheiten sind dort ideal für uns. Die Standorte sind ausgezeichnet erschlossen. Wir können sehr effizient sowohl Vormaterial zur Veredelung an andere Produktionsstätten der Gruppe wie etwa in der Schweiz oder Frankreich liefern als auch Kunden europa- und weltweit beliefern.

Gibt es dadurch auch ein paar spezielle Herausforderungen?

Die angesprochene Lage in touristischen Regionen führte dazu, dass wir bereits vor Jahrzehnten strengste Umweltanforderungen erfüllten und Schutzmassnahmen einführten – lange vor dem allgemein steigenden Umweltbewusstsein – um sicherzustellen, dass die Boden-, Luft- und Wasserqualität langfristig erhalten bleibt und nichts ausser ausgezeichneten Produkten unsere Werke verlässt. Diese seit Jahrzehnten gelebte Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Aspekt für viele unserer Kunden. Und ja, die Nähe zum Meer wirkt beruhigend – aber zum Baden kommen wir selten …. Sehr selten.

Dort sollen in den nächsten zwei Jahren 65 Millionen Euro in die Modernisierung gesteckt werden. Mit welchen technischen Highlights?

Hierbei handelt es sich um keine Ersatzinvestitionen, sondern um eine signifikante Erweiterung des bestehenden Produktionspotentials mit Anlagen, die dem modernsten Stand der Technik entsprechen. Insgesamt werden 30’000 Tonnen an zusätzlicher Kapazität zur Vorbehandlung und Beschichtung von Aluminiumfolie errichtet, wobei das zusätzliche Produktionspotential vollständig in unsere bestehende Produktionslandschaft integriert wird. Wir spüren weiterhin starken Sog von bestehenden Kunden und arbeiten an sehr interessanten Neuentwicklungen und kämen gegen Ende 2022 in einigen Bereichen der Wertschöpfungskette an unsere Kapazitätsgrenzen. Mit diesem Investitionsprogramm und den bereits zuvor geplanten Investitionen schaffen wir die Basis für ein attraktives Wachstum über das Jahr 2022 hinaus und sichern unsere Position in unseren Fokusendmärkten auf lange Sicht.

Die gute Geschäftsentwicklung in Q4 lässt Analysten für Aluflexpack 2021 optimistisch sein. Wie sehen Sie das neue Jahr?

Nach einem erfolgreichen Jahr 2020, in dem wir unser Geschäft um 15% ausbauen konnten, gehen wir davon aus, dass wir auch 2021 stärker als der globale Verpackungsmarkt wachsen. Unter Berücksichtigung von Gesprächen mit bestehenden und kürzlich gewonnenen Kunden und mit einem Blick auf unsere gegenwärtige Entwicklungspipeline rechnen wir für das aktuelle Jahr mit einem Umsatz zwischen EUR 260-270 Mio.

«Nach einem erfolgreichen Jahr 2020, in dem wir unser Geschäft um 15% ausbauen konnten, gehen wir davon aus, dass wir auch 2021 stärker als der globale Verpackungsmarkt wachsen.»

Ihre Wertschöpfungskette war durch die verschiedenen Lockdowns quasi nie beeinträchtigt. Glück oder Planung?

Jahrelange harte Arbeit und viele grosse und scheinbar kleine Schritte. Wir haben über viele Jahre an unserem „Ökosystem“ gearbeitet und die Zusammenarbeit mit unseren Partnern und Kunden vertieft und ausgebaut. Intern haben wir sehr früh mit der Umsetzung präventiver Massnahmen begonnen und viele Hebel in Bewegung gesetzt, um die Kontinuität des laufenden Betriebs gewährleisten zu können. Dabei haben wir auch bewusst Geld in die Hand genommen, um unser Hygienekonzept flächendeckend umsetzen und für den Schutz unserer Mitarbeiter zu sorgen.

Daneben galt es, die Sicherstellung der Lieferketten zu garantieren. Auch hier haben wir rechtzeitig Sicherheitsbestände erhöht und noch intensiver an der Planung der Lieferungen in einer sehr intensiven Zusammenarbeit mit all unseren Partnern und Kunden gearbeitet. Dass wir auch am Höhepunkt der Unsicherheit voll produzieren und liefern konnten, beweist, dass unsere Lieferketten und unser „Ökosystem“ funktionieren und spricht zudem für die Qualität unserer Lieferanten. Dadurch konnten wir Bindungen zu bestehenden Kunden stärken und die ein oder andere Türe zu neuen Kunden öffnen, die sich in dieser unsicheren Phase an uns gewendet haben.

Welches sind die am schnellsten wachsenden Nischen in Ihrem Geschäft?

Wir versuchen uns auf Produkte zu fokussieren, die komplexer sind, einen echten Mehrwert bringen und nicht von jedem hergestellt werden können. Dort können wir mit unserer Expertise und unserer integrierten Wertschöpfungskette den grössten Nutzen für unsere Kunden und uns generieren. Grundsätzlich sehen wir grosses Wachstumspotential in den Märkten, die wir seit Jahren bedienen. Dabei ist jeder Markt anders und hat seine Eigenheiten. Nur über profunde Kenntnisse der einzelnen Märkte und deren Treiber lässt sich echter Mehrwert, hohe Agilität im Service, sinnvolle Produkte und kurze Entwicklungszeiten, generieren. Einer der grossen Nachfrage-Treiber ist auch das Thema Nachhaltigkeit. Hier sind wir mit unserer Plattform in einer sehr guten Position, um unseren Kunden effiziente Lösungen zu bieten.

Die auf 62.6% gestiegene Eigenkapitalquote lässt über weitere Zukäufe spekulieren…

Zielgerichtete Akquisitionen sind Teil unserer Unternehmensstrategie. Wir evaluieren den Markt laufend – es gibt auch noch viel Konsolidierungspotential. Erst wenn wir vom Potenzial eines Übernahmekandidaten vollständig überzeugt sind, investieren wir das Geld – ansonsten investieren wir lieber in unser organisches Wachstum.

Was erwarten Sie denn von Ihrer letzten Akquisition, Top-System in Posen/Polen?

Die Akquisition war ein sehr guter nächster Schritt in unserer Entwicklung – das behauptet natürlich jeder nach einer getätigten Investition …. Aber Top-System ist ein ausgezeichnetes Beispiel für den zuvor erwähnten grundsätzlichen Zugang zum Thema Akquisitionen. Das Unternehmen produziert an einem strategisch attraktiven Standort, der uns als Sprungbrett für Märkte in Nord- und Westeuropa dienen kann. Top System ist heute noch relativ klein – aber es ist eine ausgezeichnete Wachstumsplattform und wir erkennen hohes Entwicklungspotential. Unser Ziel ist, dass Produktportfolio vor Ort rasch auszuweiten und neue Technologien und an anderen Standorten produzierte Produkte in Polen einzuführen.

«Neue Ziele stecken wir uns nur, wenn wir die bestehenden erreicht haben.»

Die Kapitalrendite liegt jetzt schon über 10 Prozent und das Umsatzplus bei 15 Prozent. Wo sollten sie in einer idealen Welt für Aluflexpack stehen?

Wir müssen unseren Weg kontinuierlich weiterverfolgen und einen Schritt nach dem anderen setzen. Neue Ziele stecken wir uns, wenn wir die bestehenden erreicht haben. In der nahen bis mittelfristigen Zukunft stehen viele interessante Projekte an, allen voran unser organisches 65-Millionen-Euro-Investitionsprogramm. Wenn wir diese Projekte gut umsetzen, wird die gesamte Gruppe davon langfristig profitieren.

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