Jacques Sanche, CEO von Bucher Industries, im Interview

Jacques Sanche, CEO von Bucher Industries, im Interview
Jacques Sanche, CEO Bucher Industries. (Foto: Bucher/mc)

von Bob Buchheit

Moneycab: Herr Sanche, der Zollkonflikt hat sich auch in den Zahlen von Bucher Industries niedergeschlagen. Wie knifflig ist für Sie das US-Geschäft jetzt?

Der Zollkonflikt hat eine relativ geringe direkte Auswirkung auf unser Geschäft. Denn Bucher Industries liefert lediglich rund 5 Prozent des Gesamtumsatzes von Europa in die USA. Mehr Einfluss hat die generelle Unsicherheit, die sich gerade auch in der Landwirtschaft der USA bemerkbar gemacht hat. Die Landwirte in den USA profitierten zwar in den letzten Monaten von guten Ernten, dennoch sind sie nicht gewillt, zu investieren. Hinzu kommen Subventionen, die zwar in den USA gesprochen, aber zögerlich ausbezahlt wurden.

Zehn Prozent weniger Umsatz im Neunmonatsvergleich, aber ein steigender Auftragseingang. Das sieht nach einem schnellen Wendepunkt aus?

Bei vier der fünf Divisionen scheinen wir die Talsohle erreicht zu haben und Potenzial für wieder steigende Umsätze ist gegeben. Ob es dann zu einem wirklichen Rebound reicht, sehen wir erst im kommenden Sommer.

«Bei vier der fünf Divisionen scheinen wir die Talsohle erreicht zu haben.»
Jacques Sanche, CEO Bucher Industries

Bei Bucher Municipal waren in den ersten neun Monaten des Jahres die Grosskehrfahrzeuge weniger gefragt, dafür aber die kleineren Modelle. Steckt dahinter ein Paradigmenwechsel?

Die Nachfrage bei Bucher Municipal ist immer wieder von Grossaufträgen geprägt, das war auch letztes Jahr der Fall. Die Kompaktkehrfahrzeuge sind weniger davon betroffen, daher ist diese Nachfrage im Verhältnis konstanter. Aber wir stellen tatsächlich eine steigende Nachfrage nach kleinen Modellen bei den Kompaktkehrfahrzeugen fest. Gerade in Städten mit historischen Strassen und Gebäuden müssen die Kehrfahrzeuge klein und wendig sein. Die elektrifizierten Modelle sind zudem äusserst leise und stören daher keine Anwohnerinnen und Anwohner.

Auch bei Kehrmaschinen oder bei landwirtschaftlichen Maschinen gibt es einen zunehmenden Grad an Assistenzsystemen. Wohin geht die technische Entwicklung weiter im Detail?

Die Assistenzsysteme haben das Ziel, bei den Kehrmaschinen wie auch bei landwirtschaftlichen Maschinen, den Fahrer zu entlasten, indem sie gewisse Arbeiten übernehmen. Bucher Municipal bietet eine ganze Palette dieser Assistenzsysteme an. Die ersten Kehrfahrzeuge sind damit in Deutschland unterwegs. So kann sich die Kehrmaschine zum Beispiel sensorgesteuert selbständig an der Gehsteigkante ausrichten, während sie fährt. Mit einem weiteren System werden die Düsen und das Gebläse des Fahrzeugs automatisch gesteuert, damit die Motorenleistung bedarfsgerecht gesteuert wird und Treibstoff eingespart werden kann. Ein weiteres dieser Systeme erkennt mit Hilfe von Lichtdetektoren selbständig Gegenstände und Personen im Umfeld und verhindert dann Kollisionen. Die Systeme wurden mit dem «German Innovation Award» ausgezeichnet.

«Gerade in Städten mit historischen Strassen und Gebäuden müssen die Kehrfahrzeuge klein und wendig sein. Die elektrifizierten Modelle sind zudem äusserst leise und stören daher keine Anwohnerinnen und Anwohner.»

Die Eigenkapitalquote von Bucher Industries lag bereits 2024 auf rekordhohen 67,6 Prozent. Wird sie weiter steigen?

Im Mai 2025 haben wir ein Aktienrückkaufprogramm gestartet, mit der Absicht einer Kapitalherabsetzung. Zudem ist uns eine stabile Dividendenpolitik wichtig. Dennoch erwarten wir aufgrund der starken Cash-Generierung auch Ende von diesem Jahr eine weiterhin sehr solide Finanzlage.

Der CO2-Abdruck des Konzerns ist Jahr für Jahr kräftig gefallen. Wie profitieren die Aktionäre davon?

Wir sehen die Reduktion des CO2-Abdrucks nicht als Anliegen der Aktionäre, sondern ein Anliegen aller Anspruchsgruppen. Wir erachten die Reduktion des CO2-Abdrucks, insbesondere Scope 1 und 2 als eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft. Bucher Industries konnte diesen von 2023 auf 2024 um 15% senken. Doch nicht nur die Inbetriebnahme von energieeffizienteren Gebäuden und Photovoltaikanlagen an verschiedenen Standorten sowie die Modernisierung von Anlagen waren die Gründe für die Emissionsreduktion, sondern auch die Marktabschwächung. Wir werden daher auch in Zukunft daran arbeiten, unsere Emissionen zu reduzieren. Bei unseren Produkten gilt dasselbe: Es ist ein Kundenbedürfnis und somit unsere Verpflichtung, dass unsere Maschinen immer effizienter funktionieren und den CO2-Ausstoss senken.

Bei Bucher Hydraulics stieg die Nachfrage in den ersten drei Quartalen, aber der Umsatz lag klar unter Vorjahr. Welche Bereiche liefen gut, welche nicht?

Die Bereiche von Bucher Hydraulics entwickeln sich unterschiedlich. Es gibt verschiedene Anwendungen, wo die Nachfrage wieder steigt, beispielsweise im Agrarsektor. Dort bereiten sich die Traktorhersteller auf eine allfällige Wachstumsphase vor. Auch in der Baumaschinenbranche läuft es wieder besser. Gebremst wird die Division insbesondere vom Geschäft in den USA, wo sie vor allem im Bereich Fördertechnik tätig ist, also in Anwendungen wie Hebebühnen, Ladebrücken et cetera.

Mit minus 18,5% war der Bestellrückgang bei Bucher Emhart Glass am deutlichsten. Die gesamte Schweizer Verpackungsindustrie liegt im Augenblick beim internationalen Geschäft im Jammertal. Wie kommt sie da wieder heraus?

Glas ist im Moment einem hohen Kostendruck ausgesetzt, gerade auch im Vergleich zu Aluminiumdosen. Zugleich lässt der Konsum nach, insbesondere von alkoholischen Getränken. Dies wirkt sich dämpfend auf die Produktion von Glasflaschen aus. Zeitgleich steigt jedoch das Bewusstsein für Glas als gesundes, langlebiges und nachhaltiges Verpackungsmaterial in der Bevölkerung.

«Glas ist im Moment einem hohen Kostendruck ausgesetzt, gerade auch im Vergleich zu Aluminiumdosen.»

Wann kann Ihre EBIT-Marge wie in den ersten Jahren dieses Jahrzehnts wieder zweistellig werden?

Unser Ziel ist eine EBIT-Marge von 10% über einen Wirtschaftszyklus betrachtet. Mit der erwarteten Erholung in der Landwirtschaft dürfte sich auch unser operatives Ergebnis auf vergleichbarer Basis verbessern.

An der Generalversammlung im April 2026 werden Sie das Zepter an Matthias Kümmerle übergeben. Mit Wehmut nehme ich an?

Ja, ich gehe mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Aber ich denke, es ist richtig, nach zehn Jahren als CEO das Amt zu übergeben. Bucher ist gut für die Zukunft gerüstet und mit Matthias haben wir jemanden, der mit der Bucher-Kultur und den Werten bestens vertraut ist. Ich freue mich auf neue Aufgaben und wie das Amt als Verwaltungspräsident von Burckhardt Compression, das ich am 15. Dezember übernommen habe.

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