Jan-Philip Schade, Co-Founder Kaspar&, im Interview

Jan-Philip Schade, Co-Founder Kaspar&, im Interview
Jan-Philip Schade, Co-Founder Kaspar&. (Foto: zvg)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Schade, 2020 gegründet, ist das Kaspar& vor gut zwei Monaten als «Mischung zwischen Neo-Bank und digitalem Vermögensverwalter» offiziell gestartet. Was können wir uns darunter vorstellen?

Jan-Philip Schade: Kaspar& hat das Ziel, professionelle Finanzdienstleistungen in der Schweiz so einfach wie noch nie zugänglich zu machen. Wir möchten allen Menschen, die bisher keinen Zugang zum Anlegen und Investieren hatten, ermöglichen, ganz einfach mit dem Thema anzufangen. Aus diesem Grund haben wir das Konzept der Vermögensverwaltung in ein möglichst fassbares Produkt eingebettet, welches es erlaubt, «einfach so» damit anzufangen, ohne Angst vor hohen Gebühren oder Mindestanlagen haben zu müssen. Die Kombination aus einer Zahlungskarte und automatisch generierten Micro-Investments ist in unseren Augen der Schlüssel, um Finanzdienstleistungen nahtlos in den Alltag zu integrieren und so erstmalig die breite Masse zu erreichen.

Welche Dienstleistungen bieten Sie an?

Wir bieten ein kostenloses Schweizer Bankkonto inkl. prepaid Mastercard für gebührenfreies Zahlen im In- und Ausland sowie ein integriertes Anlagedepot mit Vermögensverwaltung an. Das Besondere an Kaspar& ist dabei, dass wir automatisch bei jeder Zahlung auf den nächsten Franken aufrunden und die Differenz für unsere Kunden investieren. Zusätzlich können beliebig viele weitere Anlage- und Sparziele direkt in der App eröffnet werden, in welche dann bequem per Dauerauftrag oder Einmalzahlung investiert wird. Auf diese Art und Weise können viele unterschiedliche Anlageziele eröffnet (z.B. «Göttikonto», «Vorsorge» oder «Hauskauf») und somit ein echter Finanz-Lebensplan entwickelt werden.

«Die Kombination aus einer Zahlungskarte und automatisch generierten Micro-Investments ist in unseren Augen der Schlüssel, um Finanzdienstleistungen nahtlos in den Alltag zu integrieren und so erstmalig die breite Masse zu erreichen.»
Jan-Philip Schade, Co-Founder Kaspar&

Wie definieren Sie die Kaspar&-Zielgruppe?

Unsere Zielgruppe ist der Schweizer (Mass) Affluent Markt. Insbesondere Personen unter 50 Jahren, welche sich bisher mit dem Thema Anlegen und Investieren noch nicht auseinandergesetzt haben, aber zunehmend merken, dass das Niedrigzinsumfeld und die anziehende Inflation jegliche Form von Vermögensaufbau immer schwerer macht. Unsere in den Alltag integrierte Vermögensverwaltung soll eine einfache Lösung darstellen, die es auch gar nicht erfordert, sich unbedingt tief mit dem Thema weiter auseinanderzusetzen, sondern vielmehr ein gesamtheitliches Wohlfühlpaket darstellt.

Welche Philosophie verfolgen Sie beim Anlegen, welche Anlagelösungen bestehen?

Mit Kaspar& verfolgen wir einen zielbasierten- und lebenszyklus-orientierten Anlageansatz. Dies bedeutet, dass wir es erstmalig ermöglichen, beliebig viele unterschiedliche Anlageziele in unserer App zu eröffnen – jedes mit einem eigenen Portfolio. Schauen wir uns dies doch anhand eines Beispiels einmal an: Nehmen wir an, dass Sie zwei Ziele bei Kaspar& eröffnet haben. Eines ist «Altersvorsorge» und eines ist «Weltreise». Während die Weltreise bereits in einigen Jahren stattfindet, ist es für die Vorsorge noch deutlich länger hin. Das zugehörige Portfolio für die Vorsorge wird entsprechend eher gewinnorientiert aufgestellt sein, während das für die Weltreise hingegen deutlich defensiver ist. Bei Letzterem wollen wir ja hohe Wertschwankungen möglichst vermeiden. Auf diese Art und Weise ermöglichen wir es also, den gesamten Lebenszyklus unserer Kundinnen und Kunden gesamtheitlich abzubilden, damit unterschiedliche Lebensziele bestmöglich erreicht werden können.

Für die Umsetzung nutzen wir Indexfonds und ETFs, wobei wir in Aktien, Obligationen, Gold und Immobilien investieren. Eine letzte Besonderheit stellt dabei noch die Möglichkeit dar, dass unsere Kunden einen eigenen thematischen Fokus für jedes Ziel wählen können und somit gezielt Werte fördern können, welche ihnen besonders wichtig sind (wie z.B. Elektromobilität).

Das Mikroinvestment übers Aufrunden der mit einer Prepaid Mastercard getätigten Zahlungen ist ein spannender Ansatz. Wie läuft das ab?

Nehmen wir an, wir gehen heute Abend zusammen ein Bier trinken. Dann kosten die beiden Stangen beispielsweise CHF 8.40, wobei ich CHF 9.00 zahlen würde. Die 60 Rappen Differenz werden dabei automatisch von Kaspar& in mein Anlagedepot gebucht und investiert. Wir würden also ein Bier trinken und gleichzeitig für die Altersvorsorge sparen – eine wirkliche Win-Win-Situation! Spannend ist vielleicht noch zu erwähnen, dass wir ebenfalls die Möglichkeit bieten, mittels unseres Boosters auch ein Vielfaches zu sparen (also mal zwei, drei etc.), einen Prozentsatz des Einkaufes oder auch einen festen Betrag. Somit lässt sich das Aufrundungssparen also ganz individuell steuern.

Welche Ziele streben Sie bezüglich Kundenzahl in den nächsten Jahren an?

Eines unserer wichtigsten Ziele ist es natürlich, unsere Kundenbasis in den nächsten Jahren auszubauen und zu entwickeln. Andere FinTechs wie beispielsweise neon haben gezeigt, dass dies sehr schnell gehen kann. Wir gehen von daher davon aus, dass wir bereits in wenigen Jahren mehrere Zehntausend Kundinnen und Kunden für Kaspar& gewinnen können.

«Wir gehen von daher davon aus, dass wir bereits in wenigen Jahren mehrere Zehntausend Kundinnen und Kunden für Kaspar& gewinnen können.»

Hunderte Testkunden haben Kaspar& vor dem Start auf die Probe gestellt. Wie sind die ersten Erfahrungen nun zwei Monate nach dem offiziellen Start?

Für unser gesamtes Team war es vor allem eine extrem spannende und auch aufregende Zeit! Man muss sich hierfür vorstellen, dass wir in nur knapp einem Jahr vom Konzept zum Going-Live gekommen sind. Zu sehen, wie dann die Lösung erstmalig live geht, war natürlich ein ganz besonderer Moment für uns. Ebenfalls war es aber auch schön zu sehen, wie unser Angebot im Markt angenommen wurde und sich bis heute sehr erfreulich entwickelt. Natürlich ist noch nicht alles perfekt und es gibt immer wieder Optimierungen, aber dank unserer sehr aktiven Kunden gelingt es uns schnell und effizient, die App immer weiter zu entwickeln. Ich würde also sagen, dass wir durchaus sehr zufrieden sein dürfen bisher.

Sie bewegen Sie sich mit Kaspar& in einem umkämpften Markt. Welche würden Sie als Ihre Alleinstellungsmerkmale bezeichnen?

Ich denke, Kaspar& zeichnet sich ganz besonders durch die Kombination aus Bezahlen und Anlegen aus sowie die Möglichkeit, ab bereits einem Franken Zugang zu einer professionellen Vermögensverwaltung zu erhalten. Das gibt es noch nicht und ist sicherlich ein Novum. Darüber hinaus glauben wir aber auch fest an unseren Brand und unser Kundenversprechen: Wir möchten helfen, persönliche Finanzziele im Leben zu erreichen und richten entsprechend unsere Lösung vollständig darauf aus. Die Zentralisierung dieses Versprechens gepaart mit der Zugänglichkeit und Gamification macht Kaspar& zu einem einmaligen Player im Markt.

Und wie wollen Sie das Angebot ausbauen?

Wir arbeiten aktuell an einer ganzen Reihe an Produkterweiterungen. Neben weiteren Vorsorgelösungen stehen hierbei auch mögliche Versicherungsintegrationen oder diverse Partnerprogramme im Fokus. Eines hiervon, nämlich das Kaspar& SmartPurse Programm, werden wir bereits in wenigen Wochen lancieren. Ebenfalls entwickeln wir natürlich auch unsere bereits bestehenden Lösungen kontinuierlich weiter. So möchten wir beispielsweise noch dieses Jahr Apple und Google Pay bei uns integrieren, um die tägliche Nutzbarkeit noch weiter zu verbessern.

«Wir arbeiten aktuell an einer ganzen Reihe an Produkterweiterungen. Neben weiteren Vorsorgelösungen stehen hierbei auch mögliche Versicherungsintegrationen oder diverse Partnerprogramme im Fokus.»

Als Bankingpartner von Kaspar& fungiert wie bei anderen Neo-Banken die Hypothekarbank Lenzburg. Welche Dienstleistungen im Kaspar&-Angebot kommen von der HBL?

Die Hypi ist unsere Infrastrukturpartnerin und stellt somit alle wesentlichen Elemente zur Verfügung, die wir für unsere Dienstleistung brauchen: Bankkonto, Depot, (white-label) Zahlungskarte und Tradingabwicklung. Alles andere, wie zum Beispiel unser Portfoliomanagement-Tool, unser CRM wie aber auch die gesamte App haben wir selbst entwickelt. Das hilft uns übrigens extrem in der Weiterentwicklung unserer Lösung, denn die meisten Dinge können wir sehr schnell und vor allem unabhängig von Drittparteien umsetzen.

Kaspar& hat als ersten Fintech die entsprechende Vermögensverwaltungslizenz der FINMA erhalten. Wie haben Sie den Weg zu dieser Bewilligung mit erleichternden Anforderungen erlebt?

Das war auf jeden Fall eine spannende Reise! Dadurch, dass wir gewissermassen zur Speerspitze der ersten Vermögensverwalter gehörten, die sich um diese Lizenz beworben haben, gab es eine ganze Reihe von neuen und offenen Fragen, die geklärt werden mussten. Das hat es zwar nicht immer ganz einfach gemacht, aber dank der sehr offenen und zielorientierten Unterstützung unserer Aufsichtsorganisation und natürlich der FINMA konnten wir am Ende alle Steine aus dem Weg räumen. Insgesamt hat uns der gesamte Bewilligungsprozess auch nochmals geholfen, unsere eigenen Systeme zu durchleuchten und für die benötigte Skalierung vorzubereiten, die wir heute tagtäglich erleben.

Sie erlauben eine – letzte – Frage: Wie kam es zum speziellen, aber doch etwas sperrigen Firmennamen?

So sperrig ist er gar nicht, denn hinter dem «&» folgt noch der Vorname unser Kundinnen und Kunden. Die Idee dahinter: Wir möchten zusammen mit unseren Kunden ihr Finanzleben meistern und nehmen daher jeden einzelnen Kunden in unser Logo mit auf. Ganz besonders schön drückt sich dies dann auf der Karte aus. So würde auf Ihrer z.B. «Kaspar& Patrick» stehen und sie so einmalig individualisieren. Kaspar& Konrad waren übrigens die Gründer der ältesten noch existierenden Privatbank der Schweiz. Jetzt sind wir keine Privatbank, aber wir möchten an die Tradition der professionellen Vermögensverwaltung anknüpfen und diese in die heutige Zeit bringen. Daher nur der Vorname Konrad und das Du.

Herr Schade, ganz herzlichen Dank für das Interview.

Kaspar&

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