Jörg H. Schäfer, CEO TREECYCLE AG, im Interview

Jörg H. Schäfer, CEO TREECYCLE AG, im Interview
Jörg Heinrich Schäfer, Gründer, Verwaltungspräsident und CEO von Treecycle. (Foto: zvg)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Schäfer, Sie setzen sich seit bald 20 Jahren für Investitionen in die ökologische Infrastruktur ein, seit 2018 mit dem Hauptfokus Aufforstung. Woher rührt dieses Engagement?

Jörg H. Schäfer: Ich komme ursprünglich aus der klassischen Finanz- und Investmentwelt. Über zwei Jahrzehnte lang habe ich Kapital bewegt – für Rendite & ausschliesslich monetäres Wachstum. Im Jahr 2008 – mitten in der Finanzkrise und zeitgleich mit der Geburt meiner Tochter Anastasia – hat sich für mich alles verändert. Ich wollte etwas erschaffen, das ich meinen Kindern mit gutem Gewissen hinterlassen kann. Der Finanzcrash hat mir gezeigt, wie schnell klassische Investments an Wert verlieren und wie wichtig es ist, Werte zu schaffen, die bleiben. Dieser Moment war der Wendepunkt: weg vom reinen Kapitaldenken, hin zu einer Haltung, bei der Sinn, Verantwortung und Wirkung im Mittelpunkt stehen. Die entscheidende Frage wurde für mich: Wie kann Kapital wirklich Sinn stiften? Ich wollte eine Verbindung schaffen zwischen Wirtschaftlichkeit und ökologischer Verantwortung. Aufforstung war die logische Antwort auf diese Frage.

Welche Ziele verfolgt das TREECYCLE-Projekt – einerseits für die Investoren, andererseits für die Natur in Paraguay?

TREECYCLE zeigt, dass ökologisches Handeln wirtschaftlich tragfähig ist. Für die Investoren geht es um Stabilität, Transparenz und einen realen, nachwachsenden Sachwert. Für die Natur in Paraguay bedeutet es: Regeneration, Schutz der bestehenden Urwaldflächen und neuen Lebensraum für Fauna und Flora. Wir revitalisieren ausgelaugte, brachliegende Böden und forsten sie mit einem der am schnellsten wachsenden Hartholzbäume der Welt wieder auf. So beliefern wir den drittgrössten Rohstoffmarkt der Welt – Holz – mit dem Material, das er braucht, und schützen gleichzeitig wertvolle Urwaldflächen vor weiterer Abholzung.

Ein Teil der Gewinne wird ausgeschüttet, der grösste Teil der Gewinne wird in neue Aufforstung investiert und der dritte Teil fliesst in die Renaturierung von Urwald. So entsteht ein wachsender Kreislauf aus Wirkung, Wert und Rendite – unser TreeCycle of Life. Dadurch, dass die aufgeforstete Fläche von Jahr zu Jahr wächst, entsteht durch das Modell ein biologischer Zinseszins.

Was unterscheidet TREECYCLE von anderen Aufforstungs- oder Impact-Investment-Firmen?

Wir sind kein symbolisches Baumpflanzprojekt, wir machen keine Charity, sondern wir sind ein realwirtschaftliches Modell mit regulatorischer Struktur. TREECYCLE zählt zu den wenigen Impact-Investments in Europa mit einem von der Finanzmarktaufsicht Liechtenstein (FMA) und Schweiz (FINMA) zum Vertrieb genehmigten Wertpapierprospekt. Das schafft Sicherheit und Transparenz. Zudem verbinden wir die reale Welt mit der digitalen: Jeder Baum wird auf der Blockchain abgebildet, nachvollziehbar, überprüfbar und zukünftig auch handelbar als sogenanntes Real World Asset (RWA).

«In einer Welt, die immer volatiler wird, bietet Holz etwas, das kein digitales Asset liefern kann: natürliche Reproduktion, reale Wertschöpfung und einen nachhaltigen positiven Einfluss auf unsere Zukunft.»
Jörg H. Schäfer, CEO TREECYCLE AG

TREECYCLE zählt zu den ersten Unternehmen weltweit, das ein blockchainbasiertes Real World Asset entwickelt hat, das mit Holz rückgedeckt ist. Wie bewährt ist der Sachwert Holz heute?

Holz ist ein uralter Rohstoff, der heute moderner ist denn je – nachhaltig, vielseitig und unverzichtbar für die Zukunft. Der Holzmarkt war schon vor tausend Jahren eine Grundlage von Wohlstand – und wird es auch in tausend Jahren noch sein. Ich sage gerne: Gold bekommt keine Kinder – Holz schon. Wenn ich Gold verkaufe, ist es weg. Wenn ich Holz verkaufe, wächst es nach. In einer Welt, die immer volatiler wird, bietet Holz etwas, das kein digitales Asset liefern kann: natürliche Reproduktion, reale Wertschöpfung und einen nachhaltigen positiven Einfluss auf unsere Zukunft.

Ihr Anlageprodukt, der TREE-Token, wurde von der FMA Liechtenstein erneut genehmigt. Zudem erfolgte eine Notifizierung in Deutschland und Österreich sowie eine Vertriebsgenehmigung in der Schweiz. Was bedeutet das konkret für Anlegerinnen und Anleger?

Es bedeutet Verlässlichkeit. In einem Markt, der noch immer von unregulierten Green-Investments geprägt ist, sind genehmigte Prospekte selten. Für Anleger gibt es die Gewissheit, dass wir überprüfbare Strukturen bilden und uns Kontrollen unterziehen sowie Maximum an Transparenz gewährleisten. Wir haben den Baum nicht nur gepflanzt, sondern tun alles dafür, dass wir mit ihm auch Gewinne generieren können. Das schafft Vertrauen – gerade für Anleger, die etwas Reales wollen, das sie auch verstehen können.

Können Sie uns die Prozesse beim Erwerb der TREE-Token schildern?

Der Erwerb der TREE-Token erfolgt vollständig digital über die Plattform der TREECYCLE AG. Nach der Registrierung und Identifizierung (KYC) können Anleger ihre gewünschte Anzahl TREE bestellen und per Banküberweisung bezahlen. Nach Zahlungseingang werden die TREE als digitale Registerwertrechte gemäss Schweizer Obligationenrecht (Art. 973d OR) im persönlichen Wallet des Anlegers eingebucht und mit dem Aufforstungsprojekt in Paraguay verknüpft. Jeder TREE repräsentiert dabei ein anteiliges Recht auf den operativen Cashflow aus den Holzverkäufen.

Wie werden die Gewinne verteilt?

Die Gewinne aus dem Verkauf stehen unseren Investoren zu 90 Prozent zu. 40 Prozent bekommen sie direkt ausgezahlt, die restlichen 50 Prozent der Gewinne gehen zeitgleich in neue Anbauflächen und neue Eukalyptusbäume. So entsteht damit ein weiterer TreeCycle of Life – ein ökologisch-ökonomischer Kreislauf, der immer weiter wächst. Wir nennen das den «TreeCycle of Life», weil es wirklich ein lebender Zyklus ist. Die restlichen 10 Prozent werden für die Renaturierung unserer geschützten Urwaldflächen investiert.

«Die Gewinne aus dem Verkauf stehen unseren Investoren zu 90 Prozent zu. 40 Prozent bekommen sie direkt ausgezahlt, die restlichen 50 Prozent der Gewinne gehen zeitgleich in neue Anbauflächen und neue Eukalyptusbäume.»

Wie hoch ist das Risiko für Investorinnen und Investoren – etwa bei Preis-, Klima- oder politischen Schwankungen in Paraguay?

Wir setzen auf Standorte mit stabilen Rahmenbedingungen. Paraguay ist politisch verlässlich, hat ein Investment-Grade-Rating und 100 Prozent grüne Energie. Unsere Flächen sind versichert, gepflegt und werden täglich überwacht – jede Plantage hat einen Cabadaz mit Familie, die dort leben und das Land inspizieren, bewachen und schützen. Wir setzen auf Eukalyptus-Hybride, die widerstandsfähig und schnell wachsend sind. Feuer- und Schädlingsrisiken sind gering, und durch Diversifikation der Standorte verteilen wir das Risiko zusätzlich. Risiken lassen sich nie ausschliessen, aber sie lassen sich verantwortungsvoll managen.

Kritiker bemängeln bei ähnlichen Projekten Monokulturen mit Eukalyptus. TREECYCLE hat eigene Hybridgbäume geschaffen, die 5-7 Meter pro Jahr wachsen. Wie unterscheiden sich diese Baumarten?

Es stimmt, dass Eukalyptus häufig kritisch gesehen wird – vor allem, wenn er in grossen Monokulturen ohne Rücksicht auf Standort oder Boden gepflanzt wird. Wir gehen da ganz anders vor. Es gibt über tausend Eukalyptussorten – von hell bis dunkel, von leichtem bis schwerem Holz. Wir entwickeln keine eigenen Hybride, sondern wählen aus bewährten Hybriden genau jene aus, die optimal zu den jeweiligen lokalen Boden- und Klimabedingungen passen.

Entscheidend ist, dass wir ausschliesslich Hybriden mit sehr geringem Ölanteil verwenden, weil Öl dem Boden schadet. Diese Bäume wachsen bis zu sieben Meter pro Jahr und liefern hochwertiges, schnell nachwachsendes Hartholz. Und im Gegensatz zur Landwirtschaft wird der Boden dabei nicht ausgelaugt: Blätter und Äste bleiben liegen, werden zersetzt und bilden neuen Humus. So entsteht ein geschlossener, natürlicher Kreislauf – ökologisch sinnvoll und nachhaltig im besten Sinn.

Wie stellen Sie sicher, dass Aufforstungsflächen in Paraguay nachhaltig bewirtschaftet und langfristig erhalten bleiben?

Wir arbeiten mit klaren Standards, Bodenanalysen und langfristigen Pflegeplänen. Jede Fläche wird regelmässig kontrolliert und dokumentiert. Unser Hauptziel ist es, Regen- und Urwälder vor der Abholzung zu schützen. Dabei muss jedoch gewährleistet sein, dass ein schnell wachsender, qualitativ hochwertiger Ersatz geliefert wird. Auf den Punkt gebracht kann man sagen: Jeder Baum auf einer Plantage rettet ein Baum im Ur- oder Regenwald vor der Abholzung. Zudem fliessen 10% aller Gewinne in den Urwaldschutz und in soziale Projekte. Dadurch wird gewährleistet, dass die teils geplünderten Urwälder mit ihrer ursprünglichen Artenvielfalt wieder aufgeforstet werden.

«Jeder Baum auf einer Plantage rettet ein Baum im Ur- oder Regenwald vor der Abholzung. Zudem fliessen 10% aller Gewinne in den Urwaldschutz und in soziale Projekte.»

Die TREECYCLE AG wurde 2018 als Global TREE Project AG gegründet. Im Frühling dieses Jahres wurde die Unternehmensstruktur in eine Holding umgewandelt. Wer sind heute die Hauptaktionäre und Investoren hinter TREECYCLE und GTP?

Die Holdingstruktur sorgt für klare Verantwortlichkeiten. Die Global TREE Project AG fungiert als Muttergesellschaft, TREECYCLE als operative Tochter. Der Hauptaktionär bin ich persönlich, gemeinsam mit meinem langjährigen Partner Alf Schröter. Wir sind beide Väter von insgesamt sechs Kindern und genau aus dieser Verantwortung heraus haben wir das Projekt so aufgebaut, dass es langfristig Bestand hat. Uns geht es nicht um kurzfristige Gewinne, sondern um stetiges, nachhaltiges Wachstum für unsere Kinder, unsere Investoren und die Zukunft unseres Planeten. Unsere Investoren kommen aus allen Bevölkerungsschichten. Es sind Menschen, die ihr Kapital sinnvoll und ethisch investieren möchten, mit solider Rendite, langfristiger Sicherheit und dem guten Gefühl, dass ihr Geld in nachhaltige Projekte fliesst, hinter denen sie auch moralisch stehen können.

Wenn Sie sich wünschen könnten, wie TREECYCLE in fünf Jahren wahrgenommen wird – was wäre das?

Ich wünsche mir, dass TREECYCLE als Beweis gilt, dass nachhaltiges Wirtschaften funktioniert – ökologisch, sozial und ökonomisch. TREECYCYCLE sollte sich fest verankern, als Baustein für alle Investoren, die langfristig Vermögenswerte sichern und erhalten wollen. Sei es zur Altersversorgung, zum Vererben oder Verschenken an die nächste Generation.

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