Lars van der Haegen, CEO Belimo, im Interview

Lars van der Haegen, CEO Belimo, im Interview
Lars van der Haegen, CEO Belimo. (Foto: Belimo)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr van der Haegen, 18,6 Prozent mehr Umsatz in Schweizer Franken, die operative Marge über 20 Prozent, ein Reingewinn von über 100 Mio Franken im ersten Semester – und das alles im Jahr des 50-jährigen Bestehens von Belimo. Sind Sie in Feierlaune?

Lars van der Haegen: Wir freuen uns natürlich sehr über diese ausgezeichneten Resultate, insbesondere im Jubiläumsjahr. Die Zahlen sind Ausdruck einer starken Teamleistung über alle Regionen hinweg und das trotz eines weiterhin anspruchsvollen globalen Umfelds. Dennoch bleiben wir realistisch: Feiern ist schön und wichtig, aber wir ruhen uns nicht auf Erfolgen aus. Unser Fokus liegt weiterhin darauf, langfristig nachhaltig zu wachsen, Innovationen voranzutreiben und unseren Kundinnen und Kunden echten Mehrwert zu bieten. Das 50-jährige Bestehen ist für uns vor allem eine Verpflichtung, unseren Weg mit derselben Leidenschaft und dem gleichen Qualitätsanspruch fortzusetzen, mit dem Belimo gross geworden ist.

Wie fassen Sie die erste Jahreshälfte zusammen, was hat zu dem hervorragenden Resultat geführt?

Die erste Jahreshälfte war für Belimo sehr erfolgreich. Dieses Resultat ist vor allem auf die starke Nachfrage im Bereich Rechenzentren, bei OEM-Kunden und im Nachrüstungsgeschäft zurückzuführen. Zusätzlich haben die Investitionen in Produktinnovationen und Lieferketten unsere Wettbewerbsfähigkeit weiter gestärkt.

«Wir beobachten die Entwicklungen weiterhin aufmerksam und setzen alles daran, unsere Lieferfähigkeit und bekannte Qualität weltweit sicherzustellen.»
Lars van der Haegen, CEO Belimo

Das Amerika-Geschäft war mit einem Anstieg des Nettoumsatzes um 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr der wichtigste Wachstumstreiber. Vor allem Ihre Kühllösungen für moderne Rechenzentren werden stark nachgefragt. Welche spezifischen Anforderungen stellen Betreiber solcher Anlagen an Feldgeräte – etwa in Bezug auf Präzision, Redundanz oder Alarmierung?

Betreiber von Rechenzentren stellen höchste Anforderungen an Zuverlässigkeit und Sicherheit, da jeder Ausfall immense Kosten verursachen kann. Unsere Feldgeräte müssen daher nicht nur präzise regeln, sondern auch den hohen Qualitätsansprüchen gerecht werden.

Im letzten Interview mit Moneycab im April sagten Sie, bis jetzt hätten Sie keine Preiserhöhungen wegen der Strafzölle kommunizieren müssen. Das hat sich nun geändert. Wie stark belasten Belimo Donald Trumps Zolldrohungen, deren Höhe die Schweiz noch immer nicht kennt?

Wir beobachten die Entwicklungen weiterhin aufmerksam und setzen alles daran, unsere Lieferfähigkeit und bekannte Qualität weltweit sicherzustellen. Um den gestiegenen Kosten Rechnung zu tragen, haben wir gezielte Preisanpassungen im Einklang mit der Branchenentwicklung für US-Kunden vorgenommen – stets mit dem Ziel, die Auswirkungen für unsere Kunden so gering wie möglich zu halten.

Belimo baut den amerikanischen Hauptsitz in Danbury im US-Bundesstaat Connecticut weiter aus. Was ist geplant und welche Ziele verfolgen Sie damit?

Unser Standort in Danbury im US-Bundesstaat Connecticut dient mit rund 600 Mitarbeitenden als Americas Headquarters. Geplant ist eine Erweiterung der Fertigungs- und Logistikflächen mit automatisierten Lager, Logistik und Produktionssystemen. Ziel ist es, weiterhin höchste Produktverfügbarkeit und schnelle Lieferzeiten zu garantieren sowie die CO2 Emissionen zu reduzieren. Neben Danbury erweitern wir auch unsere Kapazitäten am langjährigen Standort in Sparks, Nevada – unserem zweiten US-Standort, der zur Resilienz unserer Lieferkette beiträgt und es uns ermöglicht, Kunden im Westen schneller und effizienter zu bedienen.

Mit Sarah Bencic besetzt Belimo die Leitung des US-Geschäfts per März 2026 neu. Welche Erwartungen sind mit dem Wechsel an der Spitze des Konzernbereichs Amerika verbunden?

Sarah Bencic übernimmt ab März 2026 die Leitung des Konzernbereichs Americas und tritt zugleich der Konzernleitung bei. Sie wurde aus der US-Branche rekrutiert und war zuletzt als General Manager Building Management Systems Americas bei Honeywell tätig. Sie bringt über zwanzig Jahre Erfahrung in Strategie, Produktmanagement und Business Development mit. Mit ihr wollen wir das starke Wachstum in Amerika voranzutreiben und die operative Exzellenz weiter stärken.

«Das wirtschaftliche Umfeld in der EMEA-Region war weiterhin sehr anspruchsvoll, geprägt von relativ hohen Finanzierungskosten und entsprechend einem verhaltenen Neubauvolumen im Zweckbau.»

Trotz der anhaltenden wirtschaftlichen Herausforderungen übertraf die Entwicklung von Belimo in allen wichtigen EMEA-Märkten den gewerblichen Bausektor. Wie würden Sie das wirtschaftliche Umfeld umschreiben, in dem das Resultat zustande kam?

Das wirtschaftliche Umfeld in der EMEA-Region war weiterhin sehr anspruchsvoll, geprägt von relativ hohen Finanzierungskosten und entsprechend einem verhaltenen Neubauvolumen im Zweckbau. Umso erfreulicher ist es, dass wir mit gezielten Retrofit-Lösungen, einem starken OEM-Geschäft und unserer breiten Marktpräsenz dennoch gut wachsen konnten.

Eine erhebliche Ausweitung der RetroFIT+ Projektpipeline trug massgeblich zum soliden Ergebnis in der Marktregion EMEA bei. Welche Rolle spielen Feldgeräte in der energetischen Sanierung bestehender HLK-Systeme – und wie einfach lassen sie sich in Altanlagen integrieren?

Unsere Produkte sind zentrale Bausteine für die energetische Sanierung bestehender HLK-Anlagen, da sie präzise Steuerung und effiziente Regelung ermöglichen, was den Energieverbrauch deutlich senkt. Unser Fokus auf diesen Bereich hat sich als klarer Wettbewerbsvorteil erwiesen. Unsere Produkte sind darauf ausgelegt, sich unkompliziert in Altanlagen einzufügen, was die Nachrüstung und Integration erleichtert.

«Unsere Produkte sind zentrale Bausteine für die energetische Sanierung bestehender HLK-Anlagen, da sie präzise Steuerung und effiziente Regelung ermöglichen, was den Energieverbrauch deutlich senkt.»

Die Regelventile und Klappenantriebe von Belimo profitierten stark von der rasanten Entwicklung beim Ausbau von Rechenzentren in allen Marktregionen. Dabei geht es vor allem auch um den gewaltigen Anstieg des Rechenbedarfs durch Künstliche Intelligenz. Wie entwickeln Sie diese Produkte weiter, um in diesem Segment den Vorsprung zu halten?

Um unseren Vorsprung im dynamischen Rechenzentrumsmarkt zu halten, setzen wir konsequent auf Innovation und höchste Qualität. Unsere Regelventile, Klappenantriebe und Sensoren werden kontinuierlich weiterentwickelt, um noch präzisere Regelung, höhere Energieeffizienz und verbesserte Zuverlässigkeit zu gewährleisten. Genau das, was Betreiber von KI-getriebenen Rechenzentren benötigen. Gleichzeitig investieren wir in smarte Vernetzung und digitale Schnittstellen, damit unsere Produkte nahtlos integriert werden können und so maximale Transparenz und Betriebssicherheit bieten.

Welche Faktoren, abgesehen vom Bereich Rechenzentren, trieben das Wachstum in Asien Pazifik mit China und Indien an und welche Bedeutung hat die Eröffnung des neuen chinesischen Hauptsitzes in Shanghai?

Neben dem Rechenzentrumssegment wurden das Wachstum in der Asien-Pazifik-Region vor allem durch den Ausbau energieeffizienter Gebäudetechnik und der Business Line Sensoren und Zähler getragen. Die Eröffnung unseres neuen Hauptsitzes in Shanghai ist dabei ein wichtiger Meilenstein, da wir damit unsere Präsenz vor Ort stärken, Kundenbedürfnisse schneller bedienen und innovative Produkte noch gezielter an die regionalen Anforderungen anpassen können.

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