Marcel Rüfenacht, Managing Director linguacoach

Marcel Rüfenacht, Managing Director linguacoach

Marcel Rüfenacht, Managing Director von linguacoach Sprachtraining und Präsident des Schweizer Verbands der Sprachreise-Veranstalter SALTA

Von Helmuth Fuchs

Moneycab: Herr Rüfenacht, in der zunehmend globalisierten Welt mit der Einheitssprache Englisch, wie gross ist die Bedeutung des Erlernens mehrerer Sprachen noch?

Marcel Rüfenacht: Grundsätzlich muss zuerst festgestellt werden, dass wir Schweizer uns bezüglich der eigenen Englisch-Kompetenz eher überschätzen und in vielen Meetings und Verhandlungen auf globaler Ebene eher im Hintertreffen sind. Also sehen wir ein grosses Potential, um Berufstätigen in Englisch das gewisse „fine tuning“ zu vermitteln und deren Englisch-Sprachkompetenz nachhaltig und wenn gewünscht, Industrie-spezifisch zu festigen, um auf dem internationalen Parkett erfolgreich unterwegs zu sein.

«Globalisierung hin oder her – Sprachen sind ein Teil des Kulturgutes.» Marcel Rüfenacht, Managing Director von linguacoach Sprachtraining

Zusätzliche Sprachkenntnisse sind jederzeit Türöffner in Ländern, wo das Englisch-Niveau tief liegt. Innerhalb der Schweiz mit seiner Sprachenvielfalt sehe ich es weiterhin als sehr wichtig, dass man der Französischen Sprache geläufig ist. Bei Firmen, die in der Schweiz sowohl in der Romandie als auch in der Deutschschweiz tätig sind, wird öfters Englisch gesprochen und die zwei Nationalsprachen Deutsch und Französisch geraten in Vergessenheit. Die gleiche Erfahrung machen wir natürlich mit Expats, die meistens in internationalen Firmen tätig sind, wo Englisch als Geschäftssprache Standard ist und die Deutschkenntnisse auch noch nach Jahren in der Schweiz tief liegen.

Globalisierung hin oder her – Sprachen sind ein Teil des Kulturgutes und es zeigt sich, dass gerade internationale Grossfirmen (welche übrigens öfters auch von Englisch-Muttersprachler geführt werden) einfach davon ausgehen, dass Ihre Mitarbeiter Englisch sprechen. Dem ist nicht immer so. Unsere Erfahrung ist, dass dies ein grosser Stressfaktor für viele Mitarbeiter bedeutet und ein hoher Druck auf ihnen lastet (beidseitig ausgelöst, sowohl eigener Druck wie auch Druck des Arbeitgebers). Profunde Sprachkenntnisse sind somit heute essentielle Qualifikationsmerkmale, um in der Berufswelt erfolgreich unterwegs zu sein.

Aus der Schulzeit erinnern sich die meisten noch ans “Pauken” von Vokabeln und Grammatik. Was ist heute der effizienteste Weg, eine neue Sprache zu erlernen?

Jeder Mensch lernt individuell, daher ist der effizienteste Weg, sich einem Sprachtrainingsspezialisten wie linguacoach anzuvertrauen, um die genauen Bedürfnisse zu eruieren. Die Bedürfnisse des Kunden liegen jederzeit im Vordergrund. Wir lehren somit nur das, was der Kunde auch wirklich benötigt.

«eLearning ist wichtig, jedoch funktioniert dies nur, wenn es vom Sprachtrainer begleitend zum persönlichen Unterricht erteilt wird.»

Wir lösen in erster Linie Sprachbarrieren. Unser Motto ist ganz klar „fordern und fördern“ und nicht „füttern“. Wir setzen insbesondere auf Kommunikation und sowohl in den Einzeltrainings als auch Gruppentrainings soll in erster Linie der Kunde sprechen und nicht der Trainer. Schwächen in Vokabular und Grammatik können unter anderem auch ohne Probleme mit guten Tools zu Hause vertieft werden. Die Kombination mit eLearning ist wichtig, jedoch funktioniert dies nur, wenn es vom Sprachtrainer begleitend zum persönlichen Unterricht erteilt wird.

Manager sind bei internationalen Tätigkeiten nicht nur sprachlich, sondern auch kulturell gefordert. Gibt es Angebote, beide Fähigkeiten gleichzeitig zu erwerben?

Auf jeden Fall. Unsere Sprachtrainer sind Muttersprachler und nehmen somit schon viel Kulturerfahrung in das Sprachtraining mit sich, zumal unsere Sprachtrainer international sehr erfahren sind und tagtäglich mit vielen verschiedenen Menschen und Nationalitäten zu tun haben. Gerade beim Feinschliff der Kommunikationsfähigkeit in einer Fremdsprache schauen wir stark darauf, dass kulturelle Aspekte, insbesondere Knigge, einfliesst. Wir bieten zudem ganz spezifische Workshops zum Thema „Interkulturelle Kompetenz“ an, welche jederzeit mit Sprachtraining kombiniert werden können.

«Sprachkompetenz heutzutage von Arbeitgebern einfach vorausgesetzt.»

Bei den Apps für Mobiltelefone gibt es ein grosses und kostengünstiges Angebot für Sprachtrainings. Ihre natürlichen Feinde oder eher Verbündete?

Feinde sicherlich nicht, wir setzen diese gerne auch situativ oder unterstützend ein. Jedoch werden Apps oder Online-Kurse nie den persönlichen, massgeschneiderten Kurs ersetzen. Die Lernfortschritte bei solchen Tools sind leider nur minimal.

Sie haben in verschiedenen Schweizer Städten eigene Schulungsräume. Wie wichtig sind diese in einer Zeit, in der fast alles virtuell (Video, Chat, Hangout) und im Web stattfindet?

Die sind weiterhin essentiell. Die Lage der Räume ist da ausschlaggebend. Wir haben den Vorteil, dass wir zum Beispiel in Zürich zwei Gehminuten vom Bahnhof entfernt sind. Wir führen aber unsere Einzelsprachtrainings überall durch, wo der Kunde wünscht. Und auch Gruppenkurse werden an verkehrsgünstigen Lagen durchgeführt. Viele Berufstätige möchten nicht am Arbeitsplatz unterrichtet werden, dies aus verschiedenen Gründen. Der Trend nach Grossraumbüros hat diesen Trend aber verstärkt, da Platzverhältnisse limitierter sind. Die persönliche, ruhige, unkomplizierte und entspannte Atmosphäre in unseren Räumlichkeiten werden insbesondere geschätzt.

Da Sie vor allem mit ausgebildeten Spezialisten der jeweiligen Muttersprache zusammen arbeiten, dürften Ihre Angebote auch preislich eher im oberen Bereich angesiedelt sein. Wie gestalten Sie Ihre Preise?

Unser Kapital ist auf jeden Fall das tolle Netzwerk an Sprachtrainer in über 30 Sprachen, welche für uns arbeiten. Ich erachte eine gute Entlöhnung der Sprachtrainer als wichtig, denn das widerspiegelt sich automatisch in der Qualität und Motivation im Sprachunterricht. Wir vermitteln Sprachkompetenz mit viel Passion. Trotzdem sind wir nicht teurer als klassische Sprachschulen, im Gegenteil. Wir verzichten auf unnötige Administrationsprozesse und können Sprachtrainings ohne Weiteres innert kürzester Zeit aufgleisen. Unsere Stärke liegt somit auch bei sehr kurzfristigen Anfragen und es kommt häufig vor, dass der Kunde innert 24 Stunden nach dem ersten Kontakt mit uns bereits startet. Wir setzen auf Preis-Transparenz und es gibt keine versteckten Kosten.

Unternehmen fordern vor allem von den Führungskräften vermehrt die Fähigkeit, sich auch in anderen Sprach- und Kulturkreisen erfolgreich bewegen zu können. Wie steht es mit der Unterstützung bei Sprachkursen, welchen Anteil haben Firmenkurse an Ihrem Umsatz und welche Entwicklung ist in den kommenden Jahren zu erwarten?

Wie erwähnt wird Sprachkompetenz heutzutage von Arbeitgebern einfach vorausgesetzt. Wir machen die Erfahrung, dass gerade KMUs insbesondere auf unsere massgeschneiderten Firmenkurse und Workshops setzen. Diese Tendenz ist steigend. Jedoch macht das Gros unseres Umsatzes weiterhin der individuelle Kunde aus, der von sich aus entscheidet, in seine Sprachkompetenz zu investieren. Viele dieser Kunden arbeiten in grossen Firmen und nur ein kleiner Teil wird finanziell unterstützt.

«Wir Schweizer überschätzen uns bezüglich der eigenen Englisch-Kompetenz eher.»

Mitarbeitende über 50 Jahre haben es besonders schwer, eine neue Stelle zu finden. Die Beherrschung mehrerer Sprachen könnte hier von besonderer Bedeutung sein. Wie gross ist der Anteil dieser Altersgruppe in Ihren Sprachkursen und müssen die Kurse für dieses Segment speziell gestaltet sein?

Wir decken die Bedürfnisse für alle Altersschichten ab 18 Jahren ab. Einzeltrainings werden vor allem von Studenten und Berufstätigen gebucht, welche maximale Flexibilität suchen. Hier liegt der Altersdurchschnitt bei 35 Jahren. Das Gleiche gilt für unsere spezifischen Businesskurse. Die klassischen Gruppenkurse haben ein sehr durchmischtes Publikum, dort liegt der Altersdurchschnitt leicht höher.

«Wir sind einer der wenigen Anbieter in der Schweiz, welche explizite 50plus-Kurse anbietet.»

Wir sind einer der wenigen Anbieter in der Schweiz, welche explizite 50plus-Kurse anbietet. 50plus-Kunden möchten sich vor allem unterhalten können, das heisst wir fokussieren bei diesen Gruppenkursen auch stark auf die Kommunikation, weniger auf die Grammatik. Und kulturelle Gegebenheiten dürfen nicht fehlen. Da unsere Gruppenkurse in Kleingruppen durchgeführt werden, kann das Lerntempo jederzeit angepasst werden. Dies ist generell altersunabhängig.

Frauen und Männer verhalten sich in der Kommunikation sehr unterschiedlich. Gibt es auch geschlechtsspezifische Aspekte beim Erlernen einer Sprache?

Männer buchen tendenziell eher Einzeltrainings, während unsere Gruppensprachkurse eher „frauenlastiger“ sind.

Linguacoach gehört zur Globetrotter-Gruppe. Welche Perspektiven eröffnet das bezüglich Internationalisierung, oder bleibt Ihr Fokus die Schweiz?

Wir sind mit den Marken Linguista, follow-me und praktikum.ch seit Jahren im Markt Sprachreisen tätig. Linguacoach war die perfekte Ergänzung dazu, so können wir Sprachausbildung aus einer Hand anbieten und Kunden haben die Möglichkeit, uns die ganze Sprachausbildung – ob In- oder Ausland – anzuvertrauen. Somit fokussieren wir mit linguacoach auf den Markt Schweiz.

Zum Schluss des Interviews haben Sie zwei Wünsche frei. Wie sehen die aus?

Auf der persönlichen Seite, dass meine Angehörigen, Freunde und Mitarbeiter gesund bleiben. Auf der beruflichen Seite, dass wir als grossartiges Team mit viel Passion für Sprachen und Kulturen, diese Begeisterung an viele Kunden weitergeben können, welche zurzeit (noch) sprachlos sind. Und gerne ermuntere ich Firmen auf, Sprachtrainings an uns zu outsourcen. Sie sparen nicht nur Geld, sondern auch Zeit.

Der Gesprächspartner:
Marcel Rüfenacht, Managing Director von linguacoach Sprachtraining und Präsident des Schweizer Verbands der Sprachreise-Veranstalter SALTA, ist seit über 20 Jahren in der Tourismus- und Weiterbildungsindustrie tätig und seit 2013 bei der Media Touristik AG. Zuvor übte er verschiedene Führungspositionen in der Reisebranche aus und lebte und arbeitete fünf Jahre im Ausland.

Das Unternehmen:
linguacoach ist spezialisiert auf Sprachtraining sowie interkulturelle Kompetenzvermittlung für Individuelle und Firmen in der ganzen Schweiz. linguacoach verfügt über eigene Schulungsräumlichkeiten, gleich beim HB in Zürich. linguacoach ist eine Marke der Media Touristik AG und wurde Ende 2013 lanciert und ist seit Februar 2014 im Markt tätig. Media Touristik gehört zur Globetrotter Group und besitzt seit 25 Jahren Erfahrung im Vermitteln von Sprachaufenthalten. Bekannte Marken wie Linguista, follow me und praktikum.ch gehören dazu.

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