Marco Kobelt, CEO Houzy, im Interview

Marco Kobelt, CEO Houzy, im Interview
Marco Kobelt, CEO Houzy

Von Helmuth Fuchs

Moneycab: Herr Kobelt, Sie haben zu Beginn des Jahres die Rolle als CEO bei Houzy von Mitgründer Stefan Schärer übernommen. Was waren seither die wichtigsten Entscheidungen, die Sie gefällt haben, wie hat die Rolle Ihren beruflichen Alltag verändert?

Marco Kobelt: Der formelle Wechsel war im Februar, operativ war der Wechsel graduell, weil ich vorher schon immer mehr Aufgaben und Verantwortung von Stefan übernehmen durfte. Psychologisch fühle ich mich als CEO sicherlich noch eine Spur stärker verantwortlich für die ganze Firma, gleichzeitig ist es natürlich auch eine schöne Anerkennung für meine geleistete Arbeit.

«Alle Tools sind kostenlos für unsere Nutzer. Wir finanzieren die Plattform mit Partner-Empfehlungen zur richtigen Zeit am richtigen Ort.» Marco Kobelt, CEO Houzy

Wir fokussieren uns weiterhin auf die Schweiz, da wir hier sehr viel Potenzial sehen. Zusätzlich packen wir neue grosse Märkte rund um unser Thema Wohneigentum an, zum Beispiel Hypotheken, Versicherungen und Immobilienverkauf.

Welches sind die dringendsten Projekte, die aktuell zuoberst auf Ihrer Prioritätenliste stehen?

Zum einen bauen wir unsere Angebote an Hypotheken und Versicherungen aus. Wohneigentümer können jetzt Hypothekarmodelle, -laufzeiten sowie -zinsen unterschiedlicher Anbieter online vergleichen und erhalten in fünf Minuten drei massgeschneiderte Angebote. Ausserdem können Sie schon bald ihre Versicherungen analysieren und ihren Versicherungsschutz ihren Bedürfnissen anpassen. Gleichzeitig entwickeln wir die fortschrittlichste Immobiliensuche der Schweiz mit direkten Verlinkungen zu unseren Online-Tools. Ein Dauerprojekt ist die laufende Optimierung der Wohneigentümer-Journey, damit die Nutzer regelmässig ihr Houzy Profil besuchen und unsere Partner berücksichtigen, wenn beispielsweise eine Sanierung fällig ist.

Houzy ist im Nischenmarkt für digital affine Hausbesitzer zügig gewachsen und hat jetzt schon über 50’000 registrierte BenutzerInnen. Welches sind die wichtigsten Daten, welche sie aus der Benutzung der Plattform gewinnen?

Digital affine Wohneigentümer sind keine Nische. Wir sind überzeugt, dass ein grosser Teil der Wohneigentümer Houzy früher oder später nutzen wird. Wie gross unser Potenzial und wie breit die Zielgruppe ist, sieht man daran, dass unsere Nutzer 25 bis 80 Jahre alt und nicht nur Digital Natives sind.

Unsere Online-Tools nutzen Daten für wichtige personalisierte Resultate und konkrete Handlungsempfehlungen, die das Leben vieler Wohneigentümer vereinfachen. Sie können beispielsweise mit dem Sanierungsrechner Sanierungen kosteneffizient planen, mit dem Solarrechner analysieren, ob sich eine Solaranlage lohnt, oder mit der Immobilienbewertung den Marktwert eines Hauses oder einer Wohnung schätzen und mit anderen vergleichen.

«Houzy ist eine unabhängige Plattform, die Gründer und das Management können im Interesse von Houzy und der Nutzer entscheiden.»

Alle Tools sind kostenlos für unsere Nutzer. Wir finanzieren die Plattform mit Partner-Empfehlungen zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Wenn wir dank unseren Daten zum Beispiel wissen, dass eine Sanierung fällig ist, empfehlen wir dem Nutzer einen ausgesuchten Handwerker aus unserem exklusiven Netzwerk. Oder wir schlagen Finanzierungsalternativen vor, wenn eine Hypothek fällig wird sich ein Nutzer für neues Wohneigentum interessiert.

Datensicherheit ist für uns elementar. Darum werden alle Daten sicher und passwortgeschützt gespeichert. Wir geben nur Kontaktdaten im Auftrag des Nutzers weiter, falls ein Nutzer von einem Handwerker oder Makler kontaktiert werden möchte.

UBS und Baloise gehören zu den Investoren von Houzy. Wie sehen die Besitzverhältnisse aus, welcher Anteil ist noch im Besitz der Gründer?

UBS und Baloise sind strategische Partner mit einer Minderheitsbeteiligung. Dank ihrer Expertise und ihrem Netzwerk können wir verschiedene Themen mit mehr Power und Tempo anpacken und unser Ökosystem stärken.

Houzy ist eine unabhängige Plattform, die Gründer und das Management können im Interesse von Houzy und der Nutzer entscheiden.

Auf Ihrer Plattform können Besitzer und potentielle Käufer Objekte schätzen, vergleichen und zum Beispiel den Sanierungsbedarf für eine Liegenschaft eruieren. Wie genau sind diese Schätzungen, woher beziehen Sie die Daten für die Berechnungen?

Wir arbeiten mit Experten zusammen, zum Beispiel Fahrländer Partner für die Immobilienbewertung. Viele Daten, die wir für unsere Analysen brauchen, sind öffentlich zugänglich, die restlichen Daten haben uns Nutzer anvertraut. Ausserdem haben wir seit der Gründung von Houzy ein enormes Wissen aufgebaut und verbessern unsere Berechnungen und Schätzungen laufend.

PropTech ist ein Thema, das jetzt auch von den grossen Banken, Versicherungen, oder Immobilienentwicklern entdeckt wurde. Was bedeutet das bezüglich Ihrer Marktchancen, was wird einfacher, was schwieriger mit den neuen Mitbewerbern?

Der Wettbewerb um Nutzer steigt. Aber Konkurrenz belebt das Geschäft. Wir sind gut aufgestellt, um unsere Produkte und Leistungen weiterzuentwickeln und unseren Vorsprung mindestens zu halten. In den letzten zwei Jahren haben wir unser Team gezielt verstärkt und haben jetzt die richtigen Leute am richtigen Ort. Wir sind gross genug, um grosse Projekte anzupacken, und klein genug, um sie agil und schnell zu entwickeln. Mit dem Interesse an PropTech steigt auch das Interesse an uns. Das eröffnet grosse Chancen für neue Partnerschaften.

Die Plattform ist nach Deutsch, Italienisch und Französisch jetzt auch auf Englisch verfügbar. Wie sieht es mit Expansions- und Internationalisierungsplänen aus?

Wir fokussieren uns auf die Schweiz. Wir wollen das Wachstumstempo von 4’000 – 5’000 neu registrierten Nutzern pro Monat halten und uns als führende Plattform für Wohneigentum in der Schweiz etablieren. Anfang Juni haben wir die 50’000-Nutzer-Grenze überschritten, nächstes Jahr wollen wir 100’000 Nutzer erreichen.

«Wir verkaufen keine Daten, wir nutzen sie nur für relevante Ergebnisse und konkrete Empfehlungen.»

Die verschiedenen Bereiche haben extremes Synergiepotenzial. Wenn wir jemanden beim Hauskauf begleiten, können wir gleichzeitig eine Hypothek anbieten oder Handwerker für Renovationen oder Sanierungen empfehlen.

Für die BenutzerInnen sind Ihre Leistungen bis anhin kostenlos. Wer nicht zahlender Kunde ist, ist aus Erfahrung dann meist das Produkt über die Daten, die er zu Verfügung stellt. Wie sieht Ihr Geschäftsmodell aus, welche zusätzlichen Einnahmequellen sind in Zukunft geplant?

Unsere Leistungen sind und bleiben für Wohneigentümer kostenlos. Wir verkaufen keine Daten, wir nutzen sie nur für relevante Ergebnisse und konkrete Empfehlungen. Dank Daten und Ergebnissen sehen wir aber, welche Angebote für einen Nutzer sinnvoll sind und können ihm darum im richtigen Moment den richtigen Partner empfehlen. Diese Partner gehören zum Houzy Ökosystem und bezahlen uns für den digitalen Zugang zu den Nutzern.

Dieses Geschäftsmodell werden wir nicht ändern, aber mit neuen Bereichen und Produkten ergänzen. Unsere Vision ist es, Wohneigentum einfach zu machen. Dafür verknüpfen wir Daten intelligent, leiten individuelle Empfehlungen ab und schaffen so Mehrwert für die Wohneigentümer.

Welche technologischen Entwicklungen im PropTech-Bereich haben aus Ihrer Sicht das Potential, dem Sektor einen massiven Schub zu verleihen? 

Im Vergleich mit anderen Bereichen sind noch viele Prozesse analog oder offline. Das wird sich ändern, weil die Menschen danach fragen. Immer mehr Abläufe werden digitalisiert. Zum Beispiel Virtual-Reality-Besichtigungen oder Online-Haus- beziehungsweise Wohnungsübergaben. Das gilt für sämtliche Berührungs- oder Kontaktpunkte zum Wohneigentümer für seinen gesamten Lebenszyklus mit dem Eigenheim.

Zum Schluss des Interviews haben Sie zwei Wünsche frei, wie sehen die aus?

Für Houzy wünsche ich mir, dass wir alle gesund bleiben und unseren tollen Teamgeist auch in der Phase des schnellen Wachstums erhalten können.

Für die Gesellschaft hoffe ich, dass wir alle etwas aus den letzten eineinhalb Jahren gelernt haben und gestärkt und solidarisch aus dieser schwierigen Zeit hervorgehen.


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