Markus Bernhard, CEO Mobilezone Holding, im Interview

Markus Bernhard, CEO Mobilezone Holding, im Interview
Markus Bernhard, CEO Mobilezone Holding. (Foto: Mobilezone)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Bernhard, Mobilezone hat im ersten Halbjahr trotz eines negativen Sondereffekts durch den Verkauf des Grosshandelsgeschäfts in Deutschland deutlich mehr verdient. Die Neustrukturierung zahlt sich also aus…

Markus Bernhard: Absolut. Im Jahr 2020 haben wir in Deutschland die gesamte Organisation neu strukturiert, Standorte geschlossen, Aufgaben zusammengeführt, Prozesse vereinheitlicht, den Marktzugang synchronisiert und schliesslich mobilezone Deutschland auf zwei strategische Geschäftsfelder ausgerichtet – unser Kern in Deutschland ist einerseits unser direktes D2C-Online-Geschäft. Darüber hinaus haben wir ein starkes zweites Standbein – unser B2B-Geschäft, bei dem unsere Partner die Verträge ihrer Kunden über uns abwickeln lassen. Der Verkauf des Grosshandelsgeschäfts war dann der letzte logische Schritt in der strategischen Neuausrichtung in Deutschland. Die Restrukturierung der deutschen Gesellschaften bringt positive Synergieeffekte von mehr als EUR 5 Millionen pro Jahr.

Der Betriebsgewinn ist mit 32 Mio. Franken über ein Drittel höher als vor der Pandemie. Und der Bruttogewinn liegt mittlerweile bei 92 Mio. Franken im Halbjahr. Liegen die angestrebten 200 Mio Franken im Jahr bereits 2021 drin?

Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung und der stetigen nachhaltigen Entwicklung des Bruttogewinns in den letzten Jahren. 200 Mio Franken für das Jahr 2021 ist schon sehr ambitioniert.

Die organische Umsatzentwicklung erreichte ein Plus von fast 10 Prozent. Wie stark hat die Corona-Pandemie das Geschäft überhaupt noch beeinflusst?

In der Schweiz sind wir zum Glück von einem weiteren harten Lockdown verschont geblieben, haben die Corona-Massnahmen aber auch gespürt. Wir hatten insgesamt weniger Zutritte in den Shops – über die letzten sechs Monate hatten wir im Vergleich zum Jahr 2019 rund 15 Prozent weniger. Trotz der nicht optimalen Rahmenbedingungen ist das Geschäft sehr gut gelaufen. Dies war nicht zuletzt auch aufgrund motivierter Mitarbeitender möglich. In Deutschland waren die Shops unserer Partner über eine sehr lange Zeit geschlossen, was Auswirkungen auf die Umsatzentwicklung hatte. Trotz dieses coronabedingten Lockdowns hat das deutsche Geschäft positiv überrascht.

Dieses generiert zwei Drittel des Umsatzes. Wie viele Verträge konnten in den beiden Märkten abgeschlossen werden?

Im ersten Halbjahr 2021 betrug die Anzahl vermittelter Mobilfunk-, Digital-TV- und Internet-Verträge in der Schweiz 182’000. Die Zunahme gegenüber dem Vorjahr beträgt 21,3 Prozent, als wir 150´000 Verträge vermitteln konnten.

In Deutschland vermittelte mobilezone über die eigenen Plattformen sparhandy.de, deinhandy.de, über den eigenen TV-Kanal handystar.de sowie Vertriebspartner im ersten Halbjahr 2021 über 464’000 Mobilfunk- und DSL-/Internet-Verträge. Im Vorjahr waren es 490’000 Verträge. Der Fokus in Deutschland ist aber zunehmend weniger die absolute Anzahl von Verträgen, da die Marktposition bereits auch so ausgebaut ist. Der Fokus liegt mehr auf der Ausweitung von Margen, gerade in den letzten Monaten, wo aufgrund der weltweiten Chip-Shortage die Ware knapp ist.

«Trotzdem beschäftigt uns die zunehmende Knappheit von Smartphones in den letzten Wochen natürlich und wir hoffen, dass sich diese schnellstmöglich wieder legen wird.»
Markus Bernhard, CEO Mobilezone Holding

Bereitet Ihnen die Chip-Knappheit mit Blick auf das Herbst- und Weihnachtsgeschäft Sorge?

Der Blick in die Vergangenheit zeigt, dass es über den saisonalen Verlauf immer wieder zu Ereignissen kommt, bei denen Smartphones und Zubehör sich verknappen können, beispielsweise das chinesische Neujahr im Januar und Februar. Wir sind auf solche Fälle jeweils gut vorbereitet und haben entsprechende Puffer eingebaut. Trotzdem beschäftigt uns die zunehmende Knappheit von Smartphones in den letzten Wochen natürlich auch und wir hoffen, dass sich diese schnellstmöglich wieder legen wird.

Wie hat sich das Business mit Geschäftskunden in der Schweiz entwickelt, jetzt, wo physische Termine mit B2B-Kunden wieder eher möglich sind?

Unser B2B-Geschäft in der Schweiz mit dem Standort Urnäsch hat sich in den letzten Jahren sehr gut entwickelt. Diese Entwicklung hat auch im 1. Halbjahr 2021 angehalten. Die Transformation hin zu wesentlich mehr Service-Angeboten hält an und zeigt sich deutlich in den erreichten Ergebnissen.

Wie zufrieden sind Sie mit dem Abschneiden Ihres Mobile Virtual Network Operators TalkTalk in der Schweiz?

Mit TalkTalk konnten wir im Bereich der Postpaid-SIM-Karten über 8000 Neukunden gewinnen. Zum Vergleich: Im 1. Halbjahr 2020 waren es 4000. Im Bereich der Postpaid-SIM-Karten konnten wir die Kundenzahl auf 36‘100 oder um 15 Prozent steigern. Das Wachstum findet hauptsächlich online statt. Wir sind sehr zufrieden damit, was wir mit TalkTalk bereits erreicht haben.

«Wir sind sehr zufrieden damit, was wir mit TalkTalk bereits erreicht haben.»

Wie hat sich das Online-Geschäft in der Schweiz generell entwickelt?

Unser Online-Geschäft wächst. Unsere Online-Plattformen im B2B-Geschäft werden von unseren Kunden sehr geschätzt und wir können die Anzahl der zugriffsberechtigen Mitarbeitenden unserer Kunden seit der Lancierung vor vier Jahren Jahr für Jahr stark ausbauen. Die Online-Aktivitäten von TalkTalk haben wir bereits erläutert; diese habe für uns höchste Priorität. Immer mehr in den Fokus unserer Initiativen wird in naher Zukunft auch das Online-Geschäft von mobilezone.ch kommen.

Im Herbst haben Sie für den Schweizer Markt «jusit» lanciert, wo gebrauchte Geräte für den Wiederverkauf aufbereitet werden. Wie gross ist die Nachfrage?

Gebrauchte Geräte der Marke «jusit» verkaufen wir vor allem online unter get-jusit.ch und auch in elf ausgewählten Shops in der ganzen Schweiz. Die Nachfrage nach solchen Geräten ist gross, wir sind auf allen Verkaufskanälen gut unterwegs und können die Erwartungen erfüllen. Um die Nachfrage befriedigen zu können, sind wir auch auf entsprechende Geräte angewiesen. Diese kaufen wir in unseren Shops zurück, lassen sie durch unsere von den Herstellern zertifizierten eigenen Techniker prüfen und instandsetzen und verkaufen sie als jusit-Geräte wieder. Zwischen März und Juli 2021 haben wir in unseren Shops eine erfolgreiche Rückkaufaktion gebrauchter Geräte durchgeführt.

In Deutschland verkauft die neue Plattform Pricezilla Mobilfunkgeräte ohne Vertragsbedingung, aber auch Tablets, Speaker, Airpods etc. Wie ist das Geschäft angelaufen?

Das Geschäft ist im Rahmen unserer Planung gut angelaufen. Die ersten neun Monate des Jahres haben nicht den Fokus der Absatzmaximierung. Vielmehr haben wir zum Ziel, unsere internen Prozesse auf dieses Geschäft vorzubereiten, diese zu testen und für die Skalierung vorzubereiten. Dies haben wir bewusst im Live-Betrieb getan, um Kundenfeedback direkt in die Prozessgestaltung einfliessen zu lassen. Das bislang gute Kundenfeedback gibt uns recht – wir sind vorbereitet auf die Skalierung. Im Oktober liefern wir noch ein wichtiges Stück Information Technology aus – damit ist das Portal dann bereit für die Skalierungsphase. Diese beginnt genau zur rechten Zeit, im vierten Quartal mit dem hoffentlich starken Weihnachtsgeschäft und der Black Friday Week. In den nächsten Monaten werden wir auch das Portfolio erweitern.

«Die Pandemie hat gezeigt, dass wir ein sehr resilientes Geschäftsmodell haben. Wir haben instinktiv vieles richtig gemacht und flexibel auf die sich immer wieder ändernden Rahmenbedingungen reagiert.»

Wo setzen Sie die Schwerpunkte in der zweiten Jahreshälfte?

Die neuen iPhones, die traditionell im Herbst herauskommen, sowie eben die Weihnachtssaison mit dem «Black Friday» wirken sich erfahrungsgemäss positiv auf die Absätze aus. Ähnlich wie für die Schweiz rechnen wir auch für Deutschland mit einem guten zweiten Halbjahr 2021.

Letzte Frage: Welche Lehren ziehen Sie nach rund eineinhalb Jahren aus der Pandemie. Einerseits für das Unternehmen, andererseits für sich persönlich?

Die Pandemie hat gezeigt, dass wir ein sehr resilientes Geschäftsmodell haben. Wir haben instinktiv vieles richtig gemacht und flexibel auf die sich immer wieder ändernden Rahmenbedingungen reagiert. Diese Flexibilität verdanken wir auch unseren Mitarbeitenden, die grosses Engagement und eine ebenso grosse Agilität gezeigt haben. Persönlich hat die Pandemie dazu geführt, dass ich wesentlich weniger Reisezeiten, sei es innerhalb der Schweiz oder nach Deutschland, einsetzen musste. Dies hat dazu geführt, dass ich mehr Zeit für andere geschäftlichen Aufgaben, aber auch für die Freizeit nutzen konnte. Die Nutzung von Zoom und Teams ist für die Gesellschaft und mich persönlich ein klarer Mehrwert.

Herr Bernhard, wir bedanken uns für das Interview.

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