Markus Hasler, CEO Zermatt Bergbahnen, im Interview

Markus Hasler, CEO Zermatt Bergbahnen, im Interview
Markus Hasler, CEO Zermatt Bergbahnen. (Foto: zvg)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Hasler, wie haben Sie die Zeit seit dem 13. März erlebt, dem Tag, als der Bundesrat wegen des Coronavirus das jähe Saisonende für die Skigebiete in der Schweiz verkündete?

Markus Hasler: Der behördliche Entscheid über die Schliessung der Bergbahnen und Skigebiete kam sehr kurzfristig. Wir hätten uns gewünscht, eine Frist von 2-3 Tagen zu erhalten. So standen unsere Gäste von einem Moment auf den anderen vor geschlossenen Türen. Eine Frist hätte ein geregeltes «Zurückfahren» der Destination ermöglicht, dies zu Gunsten der Gäste und Leistungsträger.

Auf den Entscheid haben wir unverzüglich reagiert und ein destinationsinternes und betriebsinternes Pandemie-Team gegründet. Dieses Team hat sich sofort den offenen Fragen und Problemen gestellt. In erster Linie ging es einmal darum, den Gästen aber auch den Leistungspartnern und vor allem unseren Angestellten mitzuteilen, was der Stand der Dinge ist, welche Konsequenzen zu erwarten sind und wie wir mit dieser schwierigen Lage umgehen. Es war erfreulich zu sehen, dass das Krisenmanagement hier in Zermatt sehr gut funktioniert hat und alle mit einer positiven und vorausschauenden Grundhaltung die Herausforderungen angenommen haben.

Die Dauer der Krise lässt sich nicht vorhersagen: Mit welchen Szenarien arbeiten Sie hinsichtlich der Abschätzung der Auswirkungen auf die Zermatt Bergbahnen?

Gemeinsam mit dem Verwaltungsrat wurden diverse Szenarien für die nächsten vier Jahre gerechnet. Natürlich wird die Coronakrise auch an der Zermatt Bergbahnen AG nicht spurlos vorübergehen. Wir sind aber guter Dinge, dass wir Anfang Juni den Sommerbetrieb wiederaufnehmen können und bereiten zurzeit alles vor, damit wir direkt in die Sommersaison starten können, sobald die Schliessung der Bergbahnen vom Bundesrat aufgehoben wird. Wir sind in der glücklichen Lage, dass mehr als die Hälfte unserer Stammgäste aus der Schweiz stammen und wir setzten darauf, dass diesen Sommer die Schweizer und Schweizerinnen Ferien im eigenen Land planen.

Dahingehend richten wir auch unsere Marketingaktivitäten aus, und hoffen, dass mit höheren Gästezahlen aus der Schweiz, das Sommergeschäft doch noch einigermassen gerettet werden kann. Nichtsdestotrotz müssen wir mit rund 20-30% Umsatzeinbussen rechnen. In der Vergangenheit konnten wir uns eine grundsolide finanzielle Basis aufbauen, und dank dem Vertrauen und der Unterstützung unserer Hausbanken sind wir in der Lage, die geplanten Grossprojekte zu realisieren und aus dieser Krise herauszukommen, ohne dabei unverantwortliche finanzielle Risiken einzugehen.

«Natürlich wird die Coronakrise auch an der Zermatt Bergbahnen AG nicht spurlos vorübergehen. Wir sind aber guter Dinge, dass wir Anfang Juni den Sommerbetrieb wiederaufnehmen können.»
Markus Hasler, CEO Zermatt Bergbahnen

Rechnen Sie mit ausländischen Gästen?

Diesen Sommer sind die Schweizer Gäste unsere Hauptzielgruppe und wir richten unsere Marketingaktivitäten voll auf dieses Marktsegment aus. Die Nahmärkte dürfen jedoch nicht vollends ausgeblendet werden. Hier ist die Entwicklung betreffend Grenzschliessung weiter zu berücksichtigen. Wie bereits erwähnt, stammt die Hälfte unserer Stammgäste aus der Schweiz und momentan stellen wir Überlegungen an, wie wir bei der Wiederaufnahme des Betriebs, unseren Gästen in Form eines Mehrwerts entgegenkommen können. Die Treue zu Zermatt soll trotz dem vorzeitigen Saisonende belohnt werden und der Schweizer Markt soll damit gestärkt werden. Wie diese Massnahmen konkret aussehen werden, können wir jedoch erst definieren, wenn das Datum der Wiedereröffnung und deren Auflagen bekannt sind.

Von welchen Umsätzen gehen Sie im laufenden Jahr aus?

Für das am 31. Mai zu Ende gehende Geschäftsjahr liegen recht genaue Zahlen vor. Der Rückschlag bewegt sich bei ca. 20%. Für das kommende Geschäftsjahr gehen wir von einem Rückgang in der Spanne zwischen 20 und 30% aus, wobei betreffend Winter aufgrund der Unsicherheit zum aktuellen Zeitpunkt eine Vorhersage sehr schwierig ist.

«Es wird eine Zeit nach der Krise geben und dafür will die ZBAG bereit sein.»

Es heisst, eine Krise sei immer auch eine Chance. Wo sehen Sie diese am ehesten?

Wirtschaftlich bietet eine solche Krise kaum Chancen. Etwas differenziert sieht es für den Personalbereich aus. Hier hat ein Arbeitgeber die Möglichkeit, durch Vorsorge und der Wahrnehmung von sozialer Verantwortung gegenüber den Arbeitnehmern klare Zeichen zu setzten.

Die Zermatt Bergbahnen zeigen sich von Lockdown und Pandemie insofern unbeeindruckt, indem sie trotz der erschwerten Ausgangslage Grossinvestitionen im Umfang von 60 Mio Franken wie geplant tätigen wollen. Woher rührt der Optimismus?

Zum einen haben wir in der Destination, in der Region und auch in der gesamten Bergbahnbranche eine gewisse gesamtwirtschaftliche Verantwortung. Dieser Verantwortung wollen wir auf jeden Fall gerecht werden, und jetzt den Kopf in den Sand zu stecken wäre ein falsches Signal gegenüber allen Projektbeteiligten, regionalen Leistungsträgern, Partnern und der Branche. Es wird eine Zeit nach der Krise geben und dafür will die ZBAG bereit sein. Weiter wird unser Optimismus von unseren Finanzpartnern geteilt, was sicher ein wichtiger Faktor für die anstehenden und künftigen Investitionspläne und zugleich eine Bestätigung der den Entscheiden zu Grunde liegenden Vorwärtsstrategie ist.

Die Banken scheinen die Zuversicht und den Mut zu antizyklischen Investitionen zu teilen. Sie halten an den Investitionen fest und stellen gar zusätzliche Mittel zur Verfügung. Wie konnten die Geldgeber überzeugt werden?

Die vergangenen Geschäftsjahre konnten wir dank der klaren strategischen und operativen Stossrichtung immer wieder mit Rekordergebnissen abschliessen. Dies beschert uns eine sehr solide finanzielle Grundlage und zusammen mit einem erfolgreichen Geschäftsmodell und der klaren Strategie stossen wir bei unseren Hausbanken auf vollstes Vertrauen.

«Mit dem Glacier Ride II wird ein Generationentraum in Zermatt und Cervinia Realität.»

Eines der beide Grossprojekte ist der Glacier Ride II, der Zermatt ganzjährig mit Italien verbindet. Was bedeutet die höchste Alpenquerung für Zermatt?

Mit diesem Projekt wird ein Generationentraum in Zermatt und Cervinia Realität. Der Matterhorn glaicer ride II ist die letzte fehlende Seilbahnsektion zwischen Zermatt und Cervinia, die die Schweiz mit Italien auch für Fussgänger und Ausflugstouristen verbindet. Diese Lücke können wir nun schliessen. Wir versprechen uns davon eine weitere Aufwertung unseres Skigebietes, für den Sommer wie auch für den Winter, aber vor allem auch des Ausflugstourismus auf den Peak Matterhorn glacier paradise, kann das Klein Matterhorn mit der Eröffnung dann auch direkt von der italienischen Seite aus erreicht werden. Beim «Alpine X» steht das Ausflugsziel Matterhorn glacier paradise im Zentrum. Die höchste Bergstation Europas mit seinen Sehenswürdigkeiten erfreut sich bereits heute grosser Beliebtheit. Über 400’000 Gäste (ohne Skifahrer) besuchen jährlich das Klein Matterhorn. Dieser einzigartige Peak soll auch Gästen von Italien aus kommend nicht mehr vorenthalten werden. Aktuell ist die Reise von Breuil-Cervinia zum Matterhorn glacier paradise nur per Ski oder Snowboard zu meistern.

Für Europareisende bieten sich mit der neuen Seilbahnverbindung sodann auch ganz neue Möglichkeiten in der Reiseroutengestaltung. Zum Beispiel: Vom Flughafen in Mailand nach Breuil-Cervinia, per Seilbahn via Matterhorn glacier paradise nach Zermatt und von da aus mit dem Zug weiter, zum Beispiel nach Paris. Mit dem Angebot Alpine X erhoffen wir uns eine Stärkung des Ausflugssegments, und vor allem Gästegruppen aus dem asiatischen oder arabischen Raum sollen mit der Alpenüberquerung nach Zermatt gelockt werden.

Das zweite Seilbahnprojekt ist neue Gondelbahn Kumme am Rothorn, die erste bedienerlose Gondelbahn der Schweiz. Welche Möglichkeiten ergeben sich durch den Neubau?

Streng genommen ist es keine Neuerschliessung. Die GB Kumme ist die Ersatzanlage für den im Winter 2018 zerstörten Sessellift Kumme. Da sich das Gebiet Unterrothorn bei den Wintersportler*innen grösster Beliebtheit erfreut war der Entscheid für den Bau der Gondelbahn nur logisch. Aus Komfort- und Qualitätsgründen haben wir uns für eine Gondelbahn mit 10er-Kabinen entschieden. Auch der Eingriff in die Natur und die Gefahr von Beschädigungen durch Lawinen oder Steinschläge kann dank den längeren und höheren Seilfeldern und der geringeren Anzahl Stützen minimiert werden. Wir versprechen uns durch diese Anlage eine deutliche Aufwertung des bestehenden Wintersportgebietes.

Die Sicherheitsvorkehrungen bei der Realisierung solcher Projekte sind enorm. Kann es wegen der nun zusätzlichen Auflagen hinsichtlich Abstand und Hygiene zu Verzögerungen bei den Bauarbeiten kommen?

Die beteiligten Unternehmungen arbeiten auch im Gebirge unter den geltenden «Corona-Regeln» für das jeweilige Gewerbe (Bau, Industrie, etc) und sind überzeugt, die anspruchsvolle Bauzeitplanung einhalten zu können.

Hat die Coronakrise einen Einfluss auf die «Strategie 2022» der Zermatt Bergbahnen?

Grundsätzlich und inhaltlich – nein. Es kann jedoch, je nach Verlauf und Dauer der aktuellen Krise, in gewissen Bereichen zu einer Verlängerung des zeitlichen Umsetzungsrahmens von geplanten Massnahmen kommen.

Herr Hasler, wir bedanken uns für das Interview.

Zermatt Bergbahnen AG

 
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