Michael Fischbacher, CEO Christian Fischbacher

Michael Fischbacher, CEO Christian Fischbacher

Michael Fischbacher, CEO Christian Fischbacher. (Foto: zvg)

von Bob Buchheit

Moneycab: Herr Fischbacher, wie viele Prozente Ihres Umsatzes machen Sie mittlerweile online?

Michael Fischbacher: Noch immer sehr wenig, keine 5 Prozent. Allerdings sind die Wachstumsraten seit einigen Jahren zweistellig.

Und wie steht es da mit der Haptik?

Das dürfte das grösste Problem mit Online-Verkäufen unserer Produkte sein. Dennoch: die steigenden Verkäufe zeigen, dass unsere Marke vielen Kunden Garantie genug ist, das Produkt auch per e-commerce zu kaufen.

Ihre Frau Camilla ist Designchefin von Christian Fischbacher. Ich bin immer wieder begeistert von den Motiven und Mustern. Gibt es ein Beispiel für ein Motiv, das sie als Ehemann vorgeschlagen haben?

Camilla ist der Art Director unserer Firma. Gemeinsam mit ihrem Designteam erarbeitet sie jährlich zwei Bettwäsche Kollektionen und eine Einrichtungsstoff-Kollektion. Es handelt sich hierbei um hochseriöse, topqualifizierte Designarbeit. Da pfusche ich nicht rein, zu viele Köche verderben den Brei.

Wie gross ist denn das Team, das am Schluss die endgültige Designversion eines Stoffes absegnet?

Ich glaube nicht an Teams, wenn es ums Absegnen von Designs geht. Das ist die Aufgabe und ist die Verantwortung des Art Director.

Aus norditalienischen PET-Flaschen statt aus Comer Seide verarbeitet Fischbacher auch schon mal feuerabweisende Garne. Wer kam bei Ihnen auf diese Idee?

Das war Camilla. Sie hatte im 2008 in New York einen Produzenten kennengelernt, der ihr diese Idee vorschlug. Es bedeutete allerdings fast zwei Jahre Knochenarbeit für unser Designteam, bevor etwas wirklich Brauchbares rausschaute. Heute arbeiten wir auch, wie Sie richtig sagen, mit norditalienischen Lieferanten zusammen, die diese Idee unterdessen auch aufgegriffen haben.

Wie geht Fischbacher beim Gebrauchsmusterschutz vor?

Grundsätzlich registrieren wir jedes Muster.

Gibt es eigentlich von Ihren Produkten viele Raubkopien?

Auf einem tiefen Niveau werden unsere Muster oft einige Jahre nach der ersten Lancierung „nachempfunden“. Seriöse Konkurrenten würden das nicht tun. Zumindest ist uns das bis heute kaum je passiert.

In welcher Grössenordnung liegen bei Christian Fischbacher die Fixkosten im Verhältnis zum Umsatz?

Wirtschaftlich betrachtet sind wir ein Handelsunternehmen. In einem guten Jahr mit viel Umsatz liegen die Fixkosten viel niedriger als in einem schlechten Jahr.

«Es ist nicht auszuschliessen, dass wir eines Tages Fertigvorhänge anbieten.»

Warum bieten Sie nur die Vorhangstoffe und nicht fertige Vorhänge an?

Wir beliefern unsere Kunden, die Interior Designers, Innenarchitekten und Dekorateure. Sie machen aus unseren Stoffen exakt auf die Kundenbedürfnisse angepasste Vorhänge. Was nicht ausschliesst, dass wir eines Tages Fertigvorhänge anbieten könnten. Der Markt für diese ist im oberen Segment heute aber sehr klein.

Die Hochqualität-Hochpreis-Strategie hat Sie zu einem der wenigen Überlebenden der Schweizer Textilproduzenten gemacht. Ich könnte mir gut vorstellen, dass einer der grossen Luxusgüterunternehmen bereits ein Auge auf Christian Fischbacher geworfen hat…

Wäre doch schön – zumindest wäre es ein grosses Kompliment! In unserer Strategie ist aber festgehalten, dass wir ein unabhängiges Familienunternehmen bleiben wollen.

Christian Fischbacher war immer offen für Kooperationen, etwa mit Dorbena aus Schaan im Bereich Duvets und Kissen oder für Badefrottiergewebe mit Weseta aus Engi im Glarnerland. Wäre im Bereich Möbel so etwas nicht auch in grösserem Rahmen möglich?

Strategisch wollen wir uns grundsätzlich auf Textilien konzentrieren. Völlig ausschliessen würde ich aber eine solche Kooperation nicht, es käme wirklich auf die Möbelfirma darauf an und die persönliche Beziehung, die unser Managementteam zur Firma hätte. Heute ist keine solche Kooperation geplant.

«Die Unterschiede pro Land und Region sind viel stärker als in der globalisierten Mode.»

Gibt es bei Ihnen in der Pipeline bald einmal eine völlig neue Produktelinie?

Wenn es bald eine gäbe, könnte ich das heute noch nicht verraten…

Die Modegeschmäcker wandeln sich ja nun mal ständig. Welches Designmotiv aus dem Hause Fischbacher läuft denn im Moment gerade am besten?

Das kann ich so nicht beantworten, denn im Interior Design sind die länderspezifischen Geschmäcker nach wie vor sehr verschieden. Die Unterschiede pro Land und Region sind viel stärker als in der globalisierten Mode. In der Schweiz hatten wir diesen Winter beispielsweise grossen Erfolg mit unserer Kollektion „Chalet Chic“.  Das Gleiche kann ich aber für Dubai nicht sagen, aus naheliegenden Gründen.

Zur Person:
Michael Fischbacher leitet das Familienunternehmen in sechster Generation. Neben einem abgeschlossenen Studium an der Universität Oxford in England absolvierte er ein MBA-Studium an der Anderson School of Business at UCLA in Los Angeles. Michael Fischbacher spricht sechs Sprachen (unter anderem Japanisch und Mandarin) und hat viele Jahre in Asien, Amerika und Europa gelebt und gearbeitet. Seine Frau, Camilla Fischbacher, ist Art Director und erarbeitet mit ihrem Designteam die Kollektionen.

Zum Unternehmen:
Das Schweizer Heimtextilienunternehmen Christian Fischbacher steht seit fast zwei Jahrhunderten für Schweizer Qualität und Luxus. Der Firmenhauptsitz liegt in St. Gallen, dem traditionellen Zentrum der Schweizer Textilindustrie. Sieben firmeneigene Unternehmen mit Showrooms in Europa, den USA und Japan gewährleisten den Kunden einen weltweiten Service. Die Bettwäsche von Christian Fischbacher zeichnet sich durch feinste Drucke, Unis und Jacquards in Baumwolle, Leinen und Seide aus. Darüberhinaus gibt es die Kollektionen BATH und HOME sowie Wohnaccessoires.

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