Michael Schäfer, Geschäftsführer NETGEAR Schweiz, im Interview

Michael Schäfer, Geschäftsführer NETGEAR Schweiz, im Interview
Michael Schäfer, Geschäftsführer NETGEAR Schweiz. (Foto: zvg)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Schäfer, wir Schweizer sind verwöhnt in Sachen WLAN und mobiles Internet, sehen Sie das auch so?

Ja, in der Tat, hier in der Schweiz geniesst man den Luxus, dass so gut wie alle Haushalte einen Breitbandzugang haben. Im internationalen Vergleich spielen wir da ganz oben mit.

Wi-Fi 7 – oder mit offiziellem Namen 802.11be Extremely High Throughput – startet zum Jahreswechsel hierzulande. Wieso braucht es eigentlich alle paar Jahre einen neuen Standard?

Die Frage lässt sich schnell und ganz einfach beantworten: Was wir online machen und welche Tools wir einsetzen, verändert sich seit Jahren radikal. Auf der einen Seite steigt die Anzahl der Geräte. Durch das Internet of Things nutzen wir das Internet nicht mehr nur auf dem Computer oder auf dem Handy, sondern vernetzen immer mehr Geräte mit dem Internet – Stichwort Smart Home. Vom Licht, über die Heizung bis hin zum Wasserkocher, alles lässt sich mittlerweile mit dem Internet verbinden. Auf der anderen Seite verändert sich die Technologie, die wir online nutzen, weswegen noch mehr Daten fliessen. Virtual Reality, Augmented Reality, Gaming, oder 8k-Streaming sind nur einige der Dinge, die wir online nutzen, die weitaus höhere Datenmengen nutzen als je zuvor.

Welches sind die Unterschiede zu den älteren Wi-Fi 6 oder sogar 5 und 4?

Primär geht es hier natürlich um die Geschwindigkeit der Datenübertragung, das heisst Wifi 7 bietet theoretisch eine Übertragungsrate von 47 Gbit/s, während der Vorgänger, also Wifi 6E nur 9.6 Gbit/s übertragen konnte. Es wird also nochmal schneller. Dazu wird die mögliche Geschwindigkeit bei weiterer Entfernung zum Router natürlich auch besser gehalten. Heute merken wir einen Unterschied, wenn der Router sich auf einem anderen Stockwerk befindet oder wir einige Zimmer entfernt sind. Auch das wird sich ändern.

Die aber wirklich bahnbrechende Neuerung ist die Möglichkeit, Geräte über das 5GHz- und 6GHz-Frequenzband gleichzeitig zu verbinden. Bisher war dies im aktuellen Standard nur über eines der beiden Bänder möglich. Damit wird eine viel stabilere Verbindung zu den Geräten ermöglicht. Zusammen mit einer extrem geringen Latenz können so Daten in Echtzeit übertragen und viele Geräte mit hohem Datenverbrauch gleichzeitig im WLAN gehalten werden.

«Die aber wirklich bahnbrechende Neuerung ist die Möglichkeit, Geräte über das 5GHz- und 6GHz-Frequenzband gleichzeitig zu verbinden.»
Michael Schäfer, Geschäftsführer NETGEAR Schweiz

Wi-Fi 6 hat das theoretische WLAN-Tempo gegenüber Wi-Fi 5 schon stark gesteigert. Was liegt denn jetzt mit Wi-Fi 7 drin?

Durch das zusätzliche Frequenzband werden neue, ungestörte Verbindungen ermöglicht. Je mehr WLAN-Netzwerke in der Nähe sind, desto eher stören sich die Netzwerke gegenseitig, wodurch es immer wieder zu langsameren Datenübertragungen und Verbindungsabbrüchen kommen kann. Mit der zusätzlichen 6GHz Frequenz wird es NutzerInnen ermöglicht, eine ungestörtes Band für ihr WLAN zu nutzen, ohne dass es zu diesen Interferenzen kommt. Darüber hinaus ist die 6GHz viel performanter, da es einen viel höheren Datendurchsatz ermöglicht. Ein bisschen kann man sich das 6 GHz Band wie eine 8-spurige Autobahn vorstellen, auf der noch nicht viele Autos fahren, während das 2,4 GHz Band wie eine Landstrasse ist, auf der sehr viele Fahrzeuge in der Rush Hour unterwegs sind.

Was bedeutet das im User-Alltag?

Durch den bereits angesprochenen Smart Home-Trend befinden sich immer mehr Geräte im WLAN der User, die zwar eine geringe Datenmenge benötigen, aber dennoch dauerhaft verbunden bleiben müssen. Auch diese Geräte kommunizieren unaufhörlich mit dem Netzwerk, solange sie verbunden sind. So kann die Automatisierung der Jalousien kurzzeitig zu Geschwindigkeitseinbrüchen beim Netflix-Streaming führen, da das WLAN einfach überlastet ist mit der Anzahl der Geräte. Das wird mit einem modernen WiFi 7 System einfach nicht mehr passieren und User können sogar gleichzeitig im Netzwerk streamen, online spielen, Updates herunterladen und Online-Meetings abhalten, ohne dass es Probleme gibt.

«Mit einem modernen WiFi 7-System können User gleichzeitig im Netzwerk streamen, online spielen, Updates herunterladen und Online-Meetings abhalten, ohne dass es Probleme gibt.»

Braucht es WiFi 7 im privaten Segment, oder doch eher im Business?

Man braucht es sowohl im privaten Bereich als auch im Business Segment. Im privaten Segment wird es in Zukunft einfach immer mehr Szenarien geben, bei denen es dazu kommen könnte, dass die WLAN-Verbindung gestört werden könnte, weil unterschiedlichste Geräte über das drahtlose Netzwerk miteinander kommunizieren. Verbindungsabbrüche bedeuten in Zukunft nicht mehr nur, dass eine Webseite nicht geladen werden kann, sondern, dass das hauseigene Alarmsystem oder das Garagentor für einige Momente nicht mehr funktionieren – dies hat natürlich ganz andere Konsequenzen.

Welche Frequenzbänder werden von Wi-Fi 7 verwendet?

Wifi 7 arbeitet in allen verfügbaren Frequenzbändern, also 2,4 GHz, 5 GHz und 6 GHz, wobei wie schon gesagt das 5 und 6 GHz Frequenzband kombiniert und gleichzeitig von Geräten genutzt werden kann.

Wi-Fi 7 verwendet die neue Multi-Link Operation – wie funktioniert diese? Und was können die Nutzer von ihr erwarten?

Vor Wi-Fi 7 war ein Endgerät nie über mehrere Frequenzbänder mit dem Router verbunden. Je nach Signalstärke funkt der Router über 6, 5 oder 2,4 Gigahertz. Wi-Fi 7 mit der Multi-Link Operation macht es möglich, mit zwei Frequenzbändern und verschiedenen Kanälen verbunden zu sein. Das kann die Geschwindigkeit der Datenübertragung steigern und die Latenz steigern. Die Verbindung ist zuverlässiger und verfügt über schnellere Reaktionszeiten. So ist auch erst die Möglichkeit gegeben, eine Verbindung mit 46 Gigabit pro Sekunde aufzubauen.

NETGEAR hat bereits den Nighthawk WiFi 7-Router im Angebot. Welches sind die Hauptfunktionen und Vorteile, weshalb lohnt sich die Investition?

Der RS700 eignet sich hervorragend für User, die gern selbst die Kontrolle darüber haben, wie sie ihr Netzwerk am besten aufsetzen und optimieren. Er bietet viele zusätzliche Funktionen, wie die Priorisierung von bestimmten Netzwerk-Traffic, wodurch Nutzer viel Spielraum haben. Aber natürlich profitieren auch User, die lieber eine Plug & Play-Lösung haben möchten. 4K oder 8K Streaming, Video-Conferencing, Ultra-Responsive Videospiele, AR / VR und noch mehr sind in der Zukunft noch gefragter und benötigen den entsprechenden Router, damit das eigene WLAN zu Hause nicht zur Bremse wird. Es lohnt sich zu investieren, weil man gerüstet ist für zukünftige Anwendungen. Wenn man es weiter mit der eigenen Fritzbox probiert, wird man eben schnell merken, wie die Verbindung nicht mehr ausreicht.

«Der RS700 eignet sich hervorragend für User, die gern selbst die Kontrolle darüber haben, wie sie ihr Netzwerk am besten aufsetzen und optimieren.»

Warum sind NETGEAR-Router besser als vergleichbare Produkte wie eben die Fritzboxen oder andere?

NETGEAR ist ein visionäres Unternehmen, darum haben wir bereits einen Wifi 7-Router, um für den neuen Standard gerüstet zu sein. Auch bei der Benutzerfreundlichkeit können wir punkten – die Performance eines NETGEAR-Routers lässt sich jederzeit via App steuern, überprüfen und anpassen. Zudem ist die Sicherheit, dank des integrierten Sicherheitssystems für alle Geräte im Netzwerk gegeben, also auch für meist unsichere Smart Home-Geräte. Auch unterwegs ist man abgesichert mit NETGEAR Armor mit integrierter VPN-Funktion. Wieder lässt sich alles einfach via App steuern. Kostenlose Software-Updates sorgen für das beste Nutzererlebnis. So wird es Mitte nächsten Jahres ein kostenloses Update geben, um aus dem RS700 auch ein Mesh-System machen zu können, wenn man möchte. Zu guter Letzt passen die NETGEAR-Router durch ihr elegantes Design in jedes Zuhause.

Verschiedene Anbieter ermöglichen Handyabos mit unlimitiertem Datenvolumen. Warum lohnt sich trotzdem ein mobiler Router?

Diese Frage hört man natürlich gerade in der Schweiz oft, aber es gibt wichtige Gründe, warum man unlimitiertes Datenvolumen schlecht mit einem mobilen Router vergleichen kann. Unlimitiertes Datenvolumen sollte eher als die Grundvoraussetzung für einen mobilen Router gesehen werden. Mobile Router wie die von NETGEAR machen die Nutzung des Internets unterwegs erst sicher und praktikabel – gerade wenn man viel unterwegs ist und regelmässig mit unterschiedlichen Geräten auf das Internet zurückgreifen möchte. Um unterwegs zu arbeiten, braucht man eine sichere, schnelle und stabile Verbindung, die sich auch schnell herstellen lässt. Das ist mit einem Handy-Hotspot nicht gegeben. Dazu kommt, dass die Nutzung des Hotspots die Handybatterie oft sehr schnell aufbraucht und ein Hotspot im Ausland oft Roaming-Gebühren mit sich bringt. Bei einem mobilen Router lässt sich einfach eine separate SIM-Karte einsetzen.

«Um unterwegs zu arbeiten, braucht man eine sichere, schnelle und stabile Verbindung, die sich auch schnell herstellen lässt. Das ist mit einem Handy-Hotspot nicht gegeben.»

Es gibt eine ganze Reihe von Berufsgruppen, die einen mobilen Router gebrauchen können: Aussendienstmitarbeiter, Journalisten, Fotografen, Mitarbeiter im Veranstaltungsmanagement oder Personen aus dem Bauwesen vor Ort auf einer Baustelle, Notfall- und Rettungsdienste etc. Alle haben gemeinsam unterwegs, schnell und sicher auf das Internet zurückgreifen zu können – und das sicher und stabil, ohne dass die Verbindung abreisst und die Handybatterie schnell aufgebraucht ist.

Wi-Fi 7 ist nur der letzte Schritt in der Entwicklung der drahtlosen Breitbandtechnologie. Was folgt in ein paar Jahren mit Wi-Fi 8?

Die Technik bleibt nicht stehen, es gibt einige Entwicklungen, die erahnen lassen, wie viele Daten in Zukunft verarbeitet werden. Die steigende Anzahl vernetzter Geräte, die Zunahme von Videoinhalten, das Wachstum von Cloud-Computing und die Entwicklung von Big Data und KI tragen alle dazu bei, dass an unsere Verbindungen immer höhere Anforderungen gestellt werden. Wifi 8 wird bestimmt kommen, allerdings ist der Sprung von WiFi 6E zu WiFi 7 enorm, sodass es etwas dauern wird, bis sich ein neuer Standard etablieren wird. .

Letzte Frage: Welches sind die grössten Herausforderungen, die man als Router Provider in der Schweiz vor Augen hat?

Highspeed ist in fast allen Gemeinden der Schweiz verfügbar, darum ist es für uns besonders wichtig, zu erklären, warum gerade deswegen ein schnelles, zuverlässiges WLAN wichtig ist. Dabei legen wir besonders Wert darauf, diese Überzeugungsarbeit jetzt zu leisten, zusammen mit der Einführung des neuen Standards. In einigen Jahren werden Nutzer mit Schrecken feststellen, dass der aktuelle Router nicht mehr ausreicht und dann muss alles ganz schnell gehen und das führt oft zu Fehlkäufen.
Sicherheit ist ebenfalls eine grosse Herausforderung, nicht nur in der Schweiz sondern überall und die allgemeinen Kundenerwartungen in der Schweiz sind sehr hoch.

Kurzum, die Notwendigkeit für einen leistungsstarken Router zuhause oder einen mobilen Router wird durch einen guten Glasfaserausbau und unlimitierte Datenpakete von Mobilfunkanbietern oft noch nicht verstanden.

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