Otto Hofstetter, CEO Otto Hofstetter AG

Otto Hofstetter, CEO Otto Hofstetter AG

Otto Hofstetter, CEO Otto Hofstetter AG. (Foto: EY)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Hofstetter, Sie sind 2014 von der Beratungsfirma EY in der Sparte «Industrie/High-Tech/Life Sciences» als «Entrepreneur of the Year» ausgezeichnet worden. Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?

Otto Hofstetter: Die Auszeichnung zeigt uns auf, dass wir die letzten Jahre sehr konsequent an unserer Ausrichtung im PET-Geschäft und in der Tätigkeit als Formenbauer gearbeitet haben.

Ihr Unternehmen ist eine weltweit führende Anbieterin von Spritzgusswerkzeugen für hochwertige Kunststoffverpackungen. Welches sind die Hauptanwendungsgebiete?

Dabei handelt es sich um Verpackungen für die Lebensmittelindustrie wie PET Flaschen-Rohlinge und Dünnwandverpackungen wie Joghurtbecher, Airlinebecher, Margarinedosen, Bisquitdosen etc.

Welchen Anteil an der Produktion haben PET-Flaschen-Rohlinge?

Der Anteil beträgt 70 Prozent.

«Die Auszeichnung zeigt uns auf, dass wir die letzten Jahre sehr konsequent an unserer Ausrichtung im PET-Geschäft und in der Tätigkeit als Formenbauer gearbeitet haben.»
Otto Hofstetter, CEO Otto Hofstetter AG

Ab Ende der 1970er fertigte die Otto Hofstetter AG während 10 Jahren exklusiv die Spritzgusswerkzeuge für die Coca Cola-Flaschen-Vorformlinge. Welche Bedeutung hatte dies damals für das Unternehmen?

In dieser Zeit kannte man das Material PET bei uns nicht, bekannt waren damals die Flaschen für Essig, Öl (aus PVC, hergestellt im Extrusionsverfahren). So kamen wir erstmals mit dem neuen Herstellverfahren (2 Stufen-Verfahren) in Kontakt. Chance und Risiko waren gleich gross, aber mit einem Endverbraucher wie Coca Cola dachte man, dass nichts schiefgehen konnte. Und so entschied mein Vater diesen Auftrag in Angriff zu nehmen.

Seit den 1990er Jahren steigt die Nachfrage nach Kunststoffflaschen enorm an. Wie haben sich Ihre Produktionskapazitäten in den letzten Jahrzehnten entwickelt?

In den Jahren 1995/96/97 hat sich die Nachfrage jedes Jahr fast um 100% erhöht. Das war die Zeit, uns neu zu organisieren. Die Firma ist innert 2-3 Jahren von 120 auf 170 Mitarbeitende gewachsen und die Organisation musste neu überdacht werden. Zudem wurde viel in den Maschinenpark investiert. Die konventionellen Herstellverfahren wurden mit automatischen Anlagen erneuert, um die Menge an Aufträgen zu bewältigen. Heute fertigen wir hauptsächlich mit Maschinen, die autonom in die Nacht hinein unbemannt arbeiten können.

Sie übernahmen das Unternehmen 1997 von Ihrem Vater und haben es «für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts fit gemacht», wie die Jury festgestellt hat. Wo lagen dabei die Schwerpunkte?

Die Fertigung mit neuen Maschinen zu bestücken und das Personal zu selbständig denkenden Mitarbeitenden heranzuziehen. Ausserdem wurden weitgreifende Änderungen im Marketing vorangetrieben und wir sind Partnerschaften mit Maschinenherstellern eingegangen.

«Die Auszeichnung zeigt uns auf, dass wir die letzten Jahre sehr konsequent an unserer Ausrichtung im PET-Geschäft und in der Tätigkeit als Formenbauer gearbeitet haben.»

Stetige Innovationen sind ein wichtiger Erfolgsfaktor Ihres Unternehmens. Wie würden Sie die Innovationskultur umschreiben?

Wir versuchen die Marschrichtung des Verpackungsmarktes zu deuten und demzufolge neue Produkte zu entwickeln. Um die richtigen Produkte zu erzeugen und um ihre Produktionsbedürfnisse besser zu kennen, führen wir sehr viele Gespräche mit unseren Kunden. Wir sind Dienstleister für unsere Kunden.

Fast alle in Uznach produzierten Werkzeuge gehen in den Export. Welches sind Ihre wichtigsten Märkte?

Mit einem Anteil von 55% ist Europa unser Hauptmarkt. 10% exportieren wir nach Russland, 25% nach Asien und den Rest nach Südamerika und in den Mittleren Osten.

Mit Niederlassungen in Indien (seit 2000) und seit Ende 2012 in China ist die Otto Hofstetter AG in den grössten Märkten vertreten. Welche Aufgaben werden in Bangalore und Shenzhen wahrgenommen?

Bangalore ist vor allem eine Unterstützung für unsere Technik, wir können dort unsere hohe Auslastung der Konstruktion abarbeiten, zudem versuchen wir seit ca. drei Jahren mit marktangepassten Werkzeugen im indischen Markt Fuss zu fassen. Die zwei Serviceleute unterstützen unsere Serviceabteilung im asiatischen Raum. In China handelt es sich um eine reine Service- und Dienstleitungsabteilung. Unsere vier Servicetechniker unterstützen unsere Kunden vor Ort und zudem können wir teilweise Reparaturen in Shenzhen durchführen. Die Aufgabe an beiden Standorten ist, mit einheimischen Mitarbeitern den besseren Kontakt zu den Kunden zu pflegen.

Wie herausfordernd ist der Umgang mit den kulturellen Unterschieden?

Es ist schwierig, die verschiedenen Kulturen zu kennen. Das ist mit der Grund, vor Ort zu sein. Zudem arbeiten wir in Märkten wie Russland mit Vertretern eng zusammen.

War es für Sie nie ein Thema, die Produktion ins Ausland zu verlegen?

Doch ja, als der Euro ins Endlose stürzte haben wir als Produktionsstandort Deutschland genauer unter die Lupe genommen. Wir kamen aber zu Schluss, dass unsere sehr hohen Qualitätsansprüche in der Fertigung in Deutschland nicht so schnell realisierbar sein werden. So haben wir uns entschieden, am Standort Uznach nochmals kräftig zu investieren.

Welche Rolle spielt der «Swissness»-Faktor?

Swissness ist gerade in Asien, speziell in China ist sehr wichtig. Wir stehen für Qualität, Zuverlässigkeit, lange Lebensdauer, Ehrlichkeit etc. Diese Faktoren sind ein gutes Merkmal, auch einen höheren Preis zu bezahlen.

Wie wichtig ist das Thema Nachhaltigkeit für die Otto Hofstetter AG?

Nachhaltigkeit wird bei uns bewusst gelebt. Wir versuchen in allen Bereichen – ob Personalmanagement, beim Fertigungsmittel- und Ressourceneinsatz oder in der Lebensdauer unserer Produkte daran zu denken.

Worin sehen Sie die grössten Herausforderungen für Ihr Unternehmen in den nächsten Jahren?

Wir benötigen gut ausgebildetes Personal, um den Anforderungen des Marktes gerecht zu werden. Ein Schritt dazu bildet unsere grosse Lehrlingsabteilung mit 23 Lehrlingen. Zudem ist die Internationalisierung der Unternehmungen (immer grössere Kunden wie Nestlé, Danone, Wahaha etc.) eine Herausforderung. Diese Firmen möchten einen Marktbegleiter und Dienstleiter, der in allen Regionen vertreten ist. All diese Punkte zwingen uns zu Wachstum. Und dazu brauchen wir gute Partner.

Letzte Frage: Welches sind für Sie die drei wichtigsten Eigenschaften, die Sie in Ihrer Funktion als CEO des Unternehmens mitbringen müssen?

Strategische Führungsqualität, Vorbild, Ehrlichkeit, Innovationsbereitschaft, Visionär.

Herr Hofstetter, besten Dank für das Interview.

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