Pascal Niquille, CEO Zuger Kantonalbank

Pascal Niquille, CEO Zuger Kantonalbank

Pascal Niquille, Präsident der Geschäftsleitung Zuger Kantonalbank. (Foto: ZGKB)

von Patrick Gunti

Moneycab: Herr Niquille, die Zuger Kantonalbank hat trotz dem weiter gesunkenen Zinsniveau den Jahresgewinn leicht um 0,3 % auf 61,2 Mio Franken steigern können. In ihrem Hauptgeschäft steigerte die Zuger Kantonalbank das Ergebnis aus dem Zinsgeschäft um 2,4% und erzielte insgesamt einen Ertrag von 155,4 Mio Franken. Wie beurteilen Sie das erreichte Resultat?

Pascal Niquille: Wir haben ein gutes Resultat erzielt. Das Umfeld war im letzten Jahr sehr anspruchsvoll. Ich denke an tiefe Zinsen, Eurokrise, regulatorisches Umfeld, Druck des Auslands auf den Schweizer Finanzplatz, um nur einige Themen zu nennen.

Wie wurde das tiefere Zinsniveau kompensiert?

Einerseits durch höhere Volumen im Kreditgeschäft und andererseits durch ein aktives Bilanzmanagement. Dabei geht es um die Fristenkongruenz in der Refinanzierung von Kundenausleihungen.

Als erste Schweizer Bank hat die Zürcher Kantonalbank in ihre Verträge die Möglichkeit der Einführung eines Negativzinses auch für Kleinsparer eingeschlossen. Könnte dieser Schritt auch für ZGKB zum Thema werden?

Im Moment kann ich mir eine solche Massnahme nicht vorstellen. Ich denke, es ist nicht im Interesse der Nationalbank, dass die Kleinsparer ihre Bargeldbestände massiv erhöhen. Dies wäre ja wohl die logische Folge einer solchen Massnahme.

«Die Qualität möglicher Anlagen hat in den letzten Jahren schon sehr stark gelitten. Was vor wenigen Jahren noch unbedenklich war, steht heute ausser Frage.»
Pascal Niquille, CEO Zuger Kantonalbank

Die tiefen Zinsen führten in der Bilanz zu einer sehr hohen Liquidität. Sie erreichte mit 941,5 Mio Franken einen Rekordwert. Gibt es derzeit ausser den Kundenausleihungen überhaupt Anlagemöglichkeiten für diese Gelder?

Anlagemöglichkeiten gibt es schon, aber keine, die unseren hohen Qualitätsansprüchen entsprechen und doch noch Zins tragen. Die Qualität möglicher Anlagen hat in den letzten Jahren schon sehr stark gelitten. Was vor wenigen Jahren noch unbedenklich war, steht heute ausser Frage.

Die Kreditausleihungen sind um 4,4 % auf 10,44 Mrd Franken gestiegen. Die Zunahme der Hypothekarkredite war zwar nur noch knapp halb so gross wie 2011, betrug aber immer noch 4,2 %. Wie stark haben sich die seit Mitte letzten Jahres geltenden, verschärften Eigenmittelvorschriften bei den Hypotheken ausgewirkt?

Die Veränderung der Eigenmittelvorschriften hat keinen direkten Einfluss auf unser Verhalten, da wir über mehr als genügend Eigenmittel verfügen.

Welche Kreditpolitik wenden Sie an?

Wir wenden seit Jahren eine unverändert vorsichtige Kreditpolitik an. Bei Unternehmen berechnen wir auf der Basis der erwarteten zukünftigen Cash-flows eine Verschuldungskapazität. Bei Privaten finanzieren wir Immobilien auf Basis einer bankeigenen Schätzung und verwenden zur Berechnung der Tragbarkeit einen im heutigen Marktumfeld vorsichtigen Zinssatz von 5%. Wir finanzieren nur Kunden, die wir kennen, und bewegen uns auch geographisch nur in Gegenden, die wir beurteilen können.

Die Nationalbank warnt seit zwei Jahren vor einer Überhitzung des Immobilienmarktes.  Die UBS sieht weiter steigende Preise. In Zug schossen die Immobilienpreise in den letzten drei Jahren im Schnitt um gut 7 Prozent pro Jahr in die Höhe. Wie gefährlich die Situation aber wirklich ist, da gehen die Meinungen auseinander. Wie schätzen Sie die Lage sein, speziell auf dem Zuger Immobilienmarkt?

Den Zuger Immobilienmarkt beurteilen wir nach wie vor als gesund. Wir sehen keine ausgeprägten Anzeichen einer Blasenbildung. Das Angebot wird unverändert gut absorbiert, der Markt spielt. Wir finden es positiv, dass auch festgestellt werden kann, dass besonders teure Objekte – Preisübertreibungen – länger auf dem Markt sind und korrigiert werden.

Seit Wochen wird spekuliert, ob und wann der Bundesrat auf Antrag der Nationalbank den im vergangenen Jahr geschaffenen «antizyklischen Kapitalpuffer» aktivieren wird. Was würde dies für die Zuger Kantonalbank bedeuten?

Nichts! Wir verfügen auch unter Einrechnung der zusätzlichen 2.5% über weit mehr als genügend Eigenkapital.

Der Netto-Neugeldzufluss ging von 279 auf 223 Mio Franken zurück. Die Depotvermögen blieben konstant bei 9,9 Mrd Franken. Wie werten Sie das Resultat?

Dies ist ein erfreuliches Resultat. Im Zusammenhang mit Kunden mit Domizil im Ausland und der Frage der Versteuerung ihrer Gelder im Domizilland haben wir Kunden und damit auch Anlagegelder verloren. Dies war keine Überraschung. Deshalb beurteile ich unsere Zahlen erfreulich.

Für die Anleger war 2012 ein gutes Jahr. Hat sich das auch in einem aktiveren Verhalten der Anleger niedergeschlagen?

Nein. Die Aktivitäten waren im langjährigen Vergleich sehr tief. Ein Indiz ist, dass die Umsätze an der Schweizer Börse 2012, nach einem bereits tiefen 2011, um 30% zurückgingen.

«Für die Bank wird es ein anspruchsvolles Jahr. Wir sind stark im Zinsgeschäft verankert und die Zinsen bleiben wohl vorläufig tief.»

Wie hat sich die vor zwei Jahren lancierte Anlagephilosophie der ZGKB bewährt?

Unsere Anlagephilosophie bewährt sich sehr gut. Inzwischen können wir eine gute Performance in zwei anspruchsvollen Jahren vorlegen. Zusätzlich sind wir eine der am besten kapitalisierten Banken in der Schweiz. Der Zuwachs bei unseren Vermögensverwaltungsmandaten zeigt, dass diese Kombination bei unseren Kunden gut ankommt.

Wie sind Ihre Erwartungen für das laufende Geschäftsjahr?

Für die Bank wird es ein anspruchsvolles Jahr. Wir sind stark im Zinsgeschäft verankert und die Zinsen bleiben wohl vorläufig tief. Auch Regulatorien werden uns weiter beschäftigen. Für die Anleger wird es ein weiteres, spannendes Jahr. Unsicherheiten bieten Chancen – wir unterstützen die Anleger gerne dabei, diese wahrzunehmen ohne das Risiko aus den Augen zu verlieren!

Herr Niquille, besten Dank für das Interview.


Zur Person:
Pascal Niquille ist seit dem 2. Quartal 2009 Präsident der Geschäftsleitung der Zuger Kantonalbank. Er wohnt in Oberwil/Zug wo er auch aufgewachsen ist. Niquille studierte an der Universität St. Gallen Jurisprudenz. Er war ab 1985 bei der UBS in verschiedenen Funktionen im In- und Ausland tätig. Nach der Leitung des Firmenkundenbereichs übernahm er 2007 die Führung des schweizweiten Corporate Finance-Geschäfts dieser Bank. Pascal Niquille ist verheiratet und Vater von zwei erwachsenen Kindern.

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