Patrick Schär, CEO BV Holding AG, im Interview

Patrick Schär, CEO BV Holding AG, im Interview
Patrick Schär, CEO BV Holding AG. (Foto: zvg)

von Robert Jakob

Moneycab.com: Herr Schär, mit 1,9 Franken pro Aktie geben Sie jetzt ein gutes Viertel Ihres Kapitals an die Aktionäre zurück. Heisst das, es gibt keine vernünftigen Investitionsmöglichkeiten mehr?

Patrick Schär: Es gibt heute nicht weniger spannende Unternehmen als zu anderen Zeiten. Hingegen haben die Bewertungen ein sehr hohes Niveau erreicht. Die BV Holding ist sehr interessiert, Neuinvestitionen zu tätigen, vorausgesetzt, die Einstiegsbewertung ist vernünftig und es besteht die Möglichkeit, die zukünftige Entwicklung des Zielunternehmens aktiv zu unterstützen. Insbesondere der letzte Punkt ist für uns wichtig. Durch unseren unternehmerisch geprägten Verwaltungsrat können wir potentiellen Beteiligungen einen effektiven Mehrwert bieten und gemeinsam mehr erreichen.

Bei Ihrer Beteiligung Finox, die sie für fast 25 Millionen Franken verkaufen konnten, haben Sie die Rechte für die US-Zulassung des Fruchtbarkeitshormons Bemfola in eine neue Gesellschaft ausgelagert. Geschah dies, um Risiken aufzuteilen?

Ja.

Was erwarten Sie denn, vorausgesetzt die Zulassung wird erteilt, vom US-Geschäft?

Der amerikanische Markt für das Produkt Bemfola (ein rekombinantes follikestimulierendes Hormon) weist ein deutlich höheres Preisniveau auf, als dies in Europa der Fall ist. Bei einem erfolgreichen Markteintritt sehen wir daher ein sehr grosses Potenzial in dieser Beteiligung.

Wie wird denn die Beteiligung der BV Holding an diesem Geschäft strukturiert sein?

Derzeit hält die BV Holding knapp 14% an der Fertility Biotech. Die Entwicklung der Beteiligungshöhe ist von vielen Faktoren abhängig, so dass wir derzeit auf eine Prognose verzichten.

«Wir werden das Geschäftsmodell in der jetzigen  Form weiter verfolgen und das Management ausbauen, wenn notwendig.»
Patrick Schär, CEO BV Holding AG

Mit zwei Vollzeitstellen und einer Bilanzsumme von rund 90 Millionen Franken ist die BV-Holding wohl eine der schlanksten Private Equity Beteiligungsgesellschaften weltweit. Wann bauen Sie aus?

Im Gegensatz zu vielen anderen Strukturen, bei denen die Management-Fee abhängig von der Grösse der Struktur ist, besteht für die BV Holding kein Drang zur Grösse um der Grösse willen. Wir konnten in der Zwischenzeit beweisen, dass das Geschäftsmodell in der Lage ist, für Investoren vorteilhafte Renditen zu generieren. Insbesondere auch auf Grund der tiefen operativen Kosten. Wir werden das Geschäftsmodell in dieser Form weiter verfolgen und das Management ausbauen, wenn dies notwendig wird.

Der Geld-Brief-Spread Ihrer gehandelten Aktien liegt oft bei 20 Prozent. Das ist nicht gerade aktionärsfreundlich…

Wir sind uns dieser Problematik zwar bewusst, aber Spreads sind abhängig von der Liquidität im Handel einer Aktie. Als relativ kleine Beteiligungsgesellschaft, bei der rund 80 Prozent der Aktien langfristig gehalten werden, ist eine hohe Liquidität im Handel kaum möglich. In Anbetracht der geplanten Nennwertrückzahlung von CHF 1.90 je BV Holding AG Aktie bei einem Net Asset Value von CHF 8.84 (vor Nennwertrückzahlung) werden viele Aktionäre vor der Ausschüttung von einem Verkauf der Aktie absehen, was die Liquidität ebenfalls nicht fördert.

Die SKAN Holding und die Ziemer Gruppe machen zusammengenommen fast drei Viertel Ihrer Anlagen aus. Ist das nicht ein zu grosser Klumpen?

In Anbetracht der Grösse der BV Holding ist eine vollständige Diversifikation kaum möglich. Einem Investor muss bewusst sein, dass es sich um ein stark fokussiertes Portfolio handelt, mit den entsprechenden Chancen und Risiken. Die SKAN Holding hat sich in den letzten Jahren sehr erfolgreich entwickelt, was – zusammen mit den Verkäufen aus dem Portfolio – zu ihrem hohen Gewicht führte. Bei nicht-kotierten Beteiligungen ist es aber nicht sinnvoll, die Position zu reduzieren, um das Gewicht im Portfolio zu beschränken.

Bei den beiden kleineren Beteiligungen geht es ums Mikrobohrsysteme (Sphinx) und Selbstverteidigungssysteme (piexon). Steht bei letzterer eine Erhöhung Ihres Committments im Raum?

Wir haben im Rahmen der Kommunikation des Quartalsergebnisses per 30. September 2016 den Verkauf unserer Beteiligung an der Sphinx Werkzeuge AG kommuniziert. Ein Ausbau der Beteiligung an der Piexon steht derzeit nicht zur Diskussion, auch wenn wir das nicht ausschliessen.

«Infolge der Flüchtlingsströme und der Ereignisse der Silvesternacht in Köln konnten wir eine deutlich erhöhte Nachfrage aus dem deutschen Markt für die Selbstverteidigungsprodukte unserer Beteiligung piexon feststellen.»

Piexon vertreibt Selbstverteidigungssysteme wie den JPX Jet Defender. Diese Schusswaffe versprüht natürliche Extrakte aus der Chilischote. Leben wir in so gefährlichen Zeiten?

In der Wahrnehmung vieler Menschen scheint dies der Fall zu sein. So konnten wir infolge der Flüchtlingsströme und der Ereignisse der Silvesternacht in Köln eine deutlich erhöhte Nachfrage aus dem deutschen Markt verzeichnen.

Ging die Firma damals auf Sie zu oder die BV Group auf die Firma? Wie muss man sich den Investmentprozess vorstellen?

Jungunternehmen nehmen häufig direkten Kontakt mit der BV Holding auf, während Unternehmen, die sich in späteren Phasen ihrer Entwicklung befinden, vielfach via spezialisierter M&A-Berater oder aus dem Netzwerk an die BV Holding gelangen.

Ihr Mehrheitsaktionär Willy Michel, VRP und CEO von Ypsomed und erfolgreicher Unternehmensgründer, bringt doch sicher die ein oder andere Investmentidee mit ein, oder?

Mit der Finox AG und der Beteiligung an der Ypsomed AG haben gleich zwei durch Dr. h.c. Willy Michel gegründete Unternehmen den Weg in unser Portfolio gefunden, und beide konnten wir sehr erfolgreich veräussern. Aber neben eigenen Unternehmen vermittelt Herr Michel auch weitere Kontakte und Opportunitäten an uns. Zudem hat die BV Holding das Glück, dass auch der restliche Verwaltungsrat sehr unternehmerisch geprägt ist und sich dadurch ebenfalls immer wieder interessante Möglichkeiten ergeben.

Zum Gesprächspartner:
Patrick Schär ist seit 2003 für die BV Holding AG als Investment Manager, später CFO und seit 2010 als Geschäftsführer tätig. Patrick Schär studierte Betriebswirtschaft an der Universität Bern Er vertritt die BV Holding AG auch in den Verwaltungsräten verschiedener Portfoliogesellschaften.

Zum Unternehmen:
Die BV Holding AG ist eine an der Berner Börse kotierte Beteiligungsgesellschaft, die sich in der Schweiz als unternehmerischer Partner mit Eigenkapital im Rahmen von Nachfolgelösungen an etablierten Unternehmen beteiligt und ebenfalls in ausgewählte Jungunternehmen mit einem hohen Wachstumspotenzial investiert. Die BV Holding AG ermöglicht unternehmerischen Investoren den Zugang zu einem attraktiven Portfolio von privat gehaltenen Direktbeteiligungen insbesondere aus den Branchen Medizintechnik und pharmanahe Industrie.

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