Paul H. Arni, CEO VP Bank, im Interview

Paul H. Arni, CEO VP Bank, im Interview
Paul H. Arni, CEO der VP Bank Gruppe. (Foto: zvg)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Arni, die VP Bank konnte den Gewinn letztes Jahr um ein gutes Zehntel steigern und zwar auf 44,2 Millionen Franken. Ich nehme an, Sie sind im Grossen sehr zufrieden, aber nicht ganz?

Paul H. Arni: Ja, ich bin mit dem Ergebnis zufrieden, wobei wir das Wachstum nun beschleunigen müssen. Beim Nettoneugeld liegen wir hinter den Erwartungen. Aber wir verfügen über eine hohe Stabilität und sind gut aufgestellt, um nachhaltig und profitabel weiter zu wachsen. Eine Transformation, in der Grössenordnung, wie wir sie vollziehen, benötigt Zeit und Geduld. 2024 wird noch einmal anspruchsvoll werden. Insbesondere die Zinssituation wird weniger Chancen bieten und die Zinsmargen abflachen. Das aktuell zurückhaltende Wirtschaftsumfeld überträgt sich auch auf das Verhalten unserer Kundinnen und Kunden, etwa durch Zurückhaltung bei Krediten und Transaktionen.

Das Ergebnis wäre noch besser gewesen, wenn der Schweizer Franken nicht so stark aufgewertet hätte, da 30% Ihrer Erträge aber 80% der Kosten in CHF anfallen. Mittlerweile hat eine deutliche Gegenbewegung eingesetzt. Trauen Sie dieser Entwicklung?

Unabhängig von der Entwicklung der Währungskurse, die man ja nie genau vorhersagen kann, müssen wir Wege gehen, um diese Effekte zu kompensieren. Das machen wir als Teil unserer Strategie. Wir sind nun in der Hälfte des Strategiezyklus’ 2026 und auf dem richtigen Weg. Weil wir in der ersten Hälfte die notwendige Aufbauarbeit für eine erfolgreiche und nachhaltige Zukunft getätigt haben.

«Eine Transformation, in der Grössenordnung, wie wir sie vollziehen, benötigt Zeit und Geduld. 2024 wird noch einmal anspruchsvoll werden.»
Paul H. Arni, CEO VP Bank, im Interview

Wohin soll sich die Cost/Income Ratio – jetzt bei 86% – bewegen?

Unser Ziel bis 2026 sind 75 Prozent.

Die Russlandsanktionen machten auch der VP Bank im 2023 viel Arbeit. Ist die Bereinigung komplett abgeschlossen?

Nein, der Prozess ist noch nicht abgeschlossen und bleibt mit der geopolitischen Entwicklung dynamisch. Die Kundenvermögen, die wir nicht mehr bei der VP Bank betreuen wollen, wurden identifiziert. Doch braucht es Zeit, bis die Kunden ihr Geld an eine andere Bank überwiesen haben. Dabei handelt es sich nicht nur um sanktionierte Vermögen. Wir haben in der Compliance unseren gesamten Kundenstamm inklusive deren Dokumentation geprüft. Wir wollen uns auf die Kunden konzentrieren, für die wir echten Mehrwert schaffen können.

Die VP Bank verwaltet für ihre Kunden 46.4 Milliarden. Wo sehen Sie im jetzigen anspruchsvollen makroökonomischen Umfeld die besten Anlagechancen?

Die Konjunkturaussichten haben sich zuletzt aufgehellt. Der jüngste Anstieg an den Aktienmärkten hat aus unserer Sicht aber bereits viel davon vorweggenommen. Die Bewertungen, vor allem im US-Markt, sind nicht attraktiv und die Wahrscheinlichkeit von Kursrückschlägen hat nach den zuletzt teils starken Kursanstiegen zugenommen. Spannender finden wir dagegen den chinesischen Aktienmarkt, nachdem dieser in den letzten Jahren so unter die Räder gekommen ist. Wenn die Stimmung so am Boden ist, die Bewertungen so tief sind, dann braucht es manchmal nicht viel, dass es wieder nach oben geht.

«Spannender finden wir den chinesischen Aktienmarkt, nachdem dieser in den letzten Jahren so unter die Räder gekommen ist.»

Wie denken Sie über das «gelbe Metall»?

Wir halten das Umfeld für Gold weiterhin für attraktiv, sehen jedoch auch hier kurzfristig Korrekturpotenzial.

Wie läuft in diesen Zeiten das seit 2023 in den Dienstleistungskatalog der VP Bank aufgenommene Wealth Planning?

Wir spüren ein grosses Interesse, machen viele Beratungen und haben ausgebuchte Veranstaltungen. Das Team und das gesamte Angebot werden deshalb bereits ausgebaut.

Die VP Bank hat die IT-Infrastruktur technologisch an die Swisscom ausgelagert. Was für Freiheiten bietet Ihnen das?

Mit dem Outsourcing haben wir die technologische Basis für eine Open Wealth-fähige IT- und Dienstleistungsarchitektur gelegt, auf der wir nun über API-Schnittstellen komplementäre Drittanbieter einbinden und kundenzentrierte Services erbringen können.

Im direkten Kundenkontakt werden Sie immer ein hybrides Modell fahren, also on- und offline. ChatGPT wird sicherlich nie den kompetenten Bankberater überflüssig machen, oder?

Wir legen weiterhin sehr viel Wert auf die persönliche Beratung. ChatGPT ersetzt bei uns nicht den Berater. Vermögensfragen sind schliesslich Vertrauenssache und eine langfristige Kundenbeziehung deshalb wichtig. Der Kunde kann jedoch selbstverständlich über unser ausgebautes e-Banking auf digitale Services zugreifen und Bankgeschäfte digital erledigen – wenn er das so will.

Kommen wir zu einem anderen Modethema: Sie wollen gewisse Vermögenswerte über Tokens bankfähig machen, etwa für die Nachlassplanung. Wie wird das gehen?

Wir bieten ja schon seit 2021 die Tokenisierung von nichtbankfähigen Vermögenswerten an und nehmen damit eine Vorreiterrolle ein. Das stösst weiterhin auf reges Interesse. Physische Vermögenswerte lassen sich damit dank der Blockchain-Technologie digital abbilden. Wir gehen davon aus, dass künftig ein zunehmender Anteil der realen Vermögenswerte von Wealth Management Kunden in Token erfasst und gehandelt wird. Darauf bereiten wir uns vor.

«Wir bieten schon seit 2021 die Tokenisierung von nichtbankfähigen Vermögenswerten an und nehmen damit eine Vorreiterrolle ein.»

Das ist sicherlich eine gute USP für Familienstiftungen?

Ganz klar. Durch die tokenbasierte Aufteilung von Vermögenswerten können geteilte Eigentumsverhältnisse einfach abgebildet und die Tokens dann wie klassische Wertpapiere ins Portfolio eingebucht werden. Stiftungen stehen oft vor der Herausforderung, eigens erstellte Listen von illiquiden Objekten, wie beispielsweise Gemälden, mit den Daten aus klassischen Depotauszügen zu aggregieren. Das ist sehr aufwendig. Erübrigt sich aber, wenn die Gemälde tokenisiert und als digitale Vermögenswerte einfach ins Portfolio eingebucht werden.

Was hat die VP Bank Gruppe sonst noch an innovativen Ideen im Petto?

Wir haben im Sommer 2023 als erste Bank in Liechtenstein und in der Schweiz die digitale Kundeneröffnung für Kundinnen und Kunden von Intermediären lanciert. Auch die digitale Lombardkreditvorgabe oder die digitale Fixierung von Festgeldern zählen zu den Neuerungen. Am Ende steht hinter all diesen Anstrengungen die Überzeugung, dass Kundinnen und Kunden den Zugang sowie den Umfang ihrer Dienstleistungen und Services möglichst umfassend und modular zusammenstellen wollen. In Kombination mit einer qualitativ hochstehenden Beratung in Vermögensfragen.

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