Peter Schildknecht, CEO CPH Chemie+Papier Holding, im Interview

Peter Schildknecht, CEO CPH Chemie+Papier Holding, im Interview
Peter Schildknecht, CEO CPH Chemie+Papier Holding. (Foto: zvg)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Schildknecht, in der ersten Jahreshälfte stieg der CPH-Umsatz um die Hälfte. Was bedeutet das für Ihre Logistik?

Peter Schildknecht: Der grösste Teil des Umsatzanstiegs war preis- und nicht mengenbedingt, insbesondere im Bereich Papier. Die Herausforderung war nicht, sehr viel höhere Tonnagen zu bewegen, sondern dass viele Rohmaterialien erstens knapp und daher teuer waren und zweitens die Beschaffung anspruchsvoll. In der Transportlogistik fehlen in Europa zum Beispiel viele Lastwagenfahrer, nicht zuletzt durch den Krieg in der Ukraine. Dann hatten wir auch Lieferverzögerungen durch Engpässe bei den Containern in der Seefracht und zum Teil auch bei den Abfertigungen in den Häfen.

Offenbar gelang es CPH sogar beim Papier die Rohstoff- und Energiekosten weiterzugeben. Wo kommt plötzlich die Nachfrage her?

Die Papiernachfrage ist in Westeuropa nicht gestiegen. Wir rechnen damit, dass der Strukturwandel in Richtung elektronischer Medien weitergeht und die Papiernachfrage weiter zurückgeht. Die höheren Kosten konnten weitergegeben werden, weil das Papierangebot in Europa zurückgegangen ist und Kapazitäten aus dem Markt genommen wurden. Zudem wurden beispielsweise bei einem Mitbewerber während vier Monaten gestreikt, und ein weiterer Mitbewerber will sich von vier seiner fünf europäischen Papierfabriken trennen. Die Produktionskapazitäten gehen also laufend zurück.

«In der Transportlogistik fehlen in Europa zum Beispiel viele Lastwagenfahrer, nicht zuletzt durch den Krieg in der Ukraine.»
Peter Schildknecht, CEO CPH Chemie+Papier Holding

Wird diese Pricing Power in ähnlichem Ausmass auch für den Bereich Chemie gelten?

Der Bereich Chemie hat bereits heute eine gute Marktstellung. Die EBIT-Marge erreicht im ersten Halbjahr mit 13 Prozent beinahe den Rekordwert des Vorjahres, obwohl Sondererträge aus dem Vorjahr nicht mehr anfielen.

Der Auftragsbestand bei Molekularsieben ist weiterhin hoch, und die zusätzlichen Kapazitäten für Lithium-Produkte in den USA gehen jetzt in Betrieb. Was erwarten Sie davon?

Die Lithium-Produkte werden zur Aufkonzentration von Sauerstoff aus der Umgebungsluft eingesetzt. Reinen Sauerstoff braucht es zum Beispiel in der Stahl- oder Glasindustrie oder in der Medizin zur Behandlung von Erkrankungen der Atemwege. Das Wachstum des globalen Sauerstoffmarktes wird in den nächsten fünf Jahren auf rund acht Prozent pro Jahr prognostiziert.

«Das Wachstum des globalen Sauerstoffmarktes wird in den nächsten fünf Jahren auf rund acht Prozent pro Jahr prognostiziert.»

Wieso dürfte das Umsatzwachstum im Bereich Verpackung in der zweiten Jahreshälfte eher zurückgehen?

Erstens haben viele Pharmaunternehmen Lieferverzögerungen befürchtet und deshalb im ersten Halbjahr 2022 Lagerbestände aufgebaut, auch bei den Verpackungsmaterialien für Medikamente. Zweitens ist saisonal bedingt die Foliennachfrage für Blister im zweiten Halbjahr jeweils etwas geringer.

Die CPH konnte die Nettoverschuldung im ersten Halbjahr vollständig abbauen und weist eine Nettoliquidität von 12,6 Millionen Franken aus. Aber trotz rekordhohem freiem Cashflow ist die Dividendenauszahlung geringer als im letzten Jahr. Wie passt das ineinander?

Für das Geschäftsjahr 2021 haben wir eine Wertminderung auf das Anlagevermögen des Papiergeschäftes vorgenommen und negatives Nettoergebnis in der Höhe von CHF 152 Mio. ausgewiesen. Im Sinne einer kontinuierlichen Dividendenpolitik hat der Verwaltungsrat der Generalversammlung die Ausschüttung einer Dividende vorgeschlagen, die aus naheliegenden Gründen tiefer als im Vorjahr ausfiel.

Im nächsten Jahr läuft die 100 Millionen Franken Anleihe aus. Gibt es da schon Pläne?

Die Anleihe ist im Oktober 2023 fällig, und eine allfällige Neuauflage hängt vom Refinanzierungsbedarf ab. Der kann sich aber bis zu diesem Zeitpunkt je nach Geschäftsentwicklung noch ändern.

Der Standort Anápolis in Brasilien wird zum Herstellungswerk von Hochbarrierefolien für Perlen Packaging ausgebaut, dem dritten neben der Schweiz und China. Ist jetzt Eröffnung?

Der Aufbau läuft voran, und die offizielle Eröffnung ist im vierten Quartal geplant. Wir sind kürzlich eine Kooperation mit einem lokalen Produzenten von PVC-Monofolien eingegangen, welche wir in unserem Werk beschichten werden. Damit können wir den stark wachsenden lateinamerikanischen Pharmamarkt schnell und flexibel bedienen.

«Beide Produktionswerke in China waren nicht direkt von den Lockdown-Massnahmen in Shanghai betroffen, wir konnten also immer produzieren.»

Die Zeochem-Niederlassung von CPH liegt in Schanghai. Wie sehr belastet Sie das Corona-Hickhack in China mit seinen strengen Lockdowns?

Bei der Zeochem-Niederlassung in Shanghai handelt es sich um eine Verkaufsstelle. Das Produktionswerk liegt rund 1’000 km nördlich in Donghai. Das Produktionswerk von Perlen Packaging ist rund 100 km von Shanghai entfernt in Suzhou. Beide Werke waren nicht direkt von den Lockdown-Massnahmen in Shanghai betroffen, wir konnten also immer produzieren.

Ansonsten nehme ich an, läuft der chinesische Markt für CPH rund?

Es gibt logistische Herausforderungen durch die Einschränkungen, sei es bei der Beschaffung von Rohmaterialien oder beim Verschiffen der Waren in den Häfen. Dies führte zum Teil zu längeren Lieferfristen. Dass weiterhin keine Reisen nach China möglich sind, ist für den Knowhow-Transfer und die Führung der Unternehmen natürlich nicht optimal.

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