Peter Spirig, CEO V-ZUG, im Interview

Peter Spirig, CEO V-ZUG, im Interview
Peter Spirig, CEO V-ZUG. (Foto: zvg)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Spirig, der operative Cashflow hat sich gerade verdreifacht, das Eigenkapital liegt deutlich über 70 Prozent. Haben Sie jetzt ein Luxusproblem?

Peter Spirig. Die starke Bilanz hilft uns, die aktuelle tiefgreifende Transformationsphase aus eigenen Mittel zu finanzieren. Wir investieren viel in unsere Produkte und in die Innovation, in unsere Märkte, in die Digitalisierung und auch in die Transformation unserer Produktionsstandorte Zug und Sulgen. Das wollen wir soweit wie möglich aus eigenen Mittel bestreiten können. Zudem können wir nicht erwarten, dass das im Jahr 2020 erreichte Niveau des operativen Cashflows auch in den kommenden Jahren wie selbstverständlich erreicht wird. Im vergangenen Jahr sind viele positive Effekte zusammengekommen.

Der Spin-off von der Metall Zug hat sich offenbar für beide Unternehmen rasch bezahlt gemacht?

Die Börsenkurse beider Unternehmen haben sich positiv entwickelt. Durch die Abspaltung hat sich die strategische und operative Flexibilität der V-ZUG weiter verbessert, und die Marke kann noch besser bekannt gemacht werden.

«Wir gehen nicht davon aus, dass bereits 2021 eine zweistellige EBIT-Marge erreicht wird.»
Peter Spirig, CEO V-ZUG

Auch die betriebliche Produktivität (EBITDA-Marge) konnte von 10.5% im Vorjahr auf 14.0 % im Geschäftsjahr 2020 gesteigert werden. Das dürfte die EBIT-Marge wohl bereits 2021 auf einen zweistelligen Prozentsatz heben, oder?

Wir gehen nicht davon aus, dass dies bereits 2021 der Fall sein wird. Wir sind erfreulich in das Jahr 2021 gestartet, aber man muss schon sehen: Dieses Jahr beinhaltet noch einige Unsicherheiten, vor allem in Bezug auf die weiteren Auswirkungen der Covid-19 Pandemie, die anziehenden Rohmaterialpreise und die volatilen Fremdwährungskurse.

In Peking und München wurden zwei weitere ZUGORAMAs eröffnet. Wie geht das in Coronazeiten?

Die Besucher kommen trotzdem in die ZUGORAMAs, natürlich in kleineren Gruppen und normalerweise auf Anmeldung. Durch die Eröffnung von ZUGORAMAs und dem damit verbundenen Ausdruck unserer physischen Präsenz geben wir in den Märkten das Statement ab «Wir sind hier, um zu bleiben». Dies gibt unseren Partner eine für unser Geschäft wichtige Verlässlichkeit und Sicherheit. In beiden genannten Märkten hat die Eröffnung der ZUGORAMAs umgehend auch zu zusätzlichem Auftragseingang geführt.

«Die Volatilität im Auftragseingang und auch den Auslieferungen ist im OEM-Geschäft nicht unüblich, für uns als solches nichts Neues und beunruhigt uns deswegen nicht.»

Die positive Entwicklung im Eigenmarkengeschäft wurde durch den Rückgang im OEM-Geschäft im nordamerikanischen Markt gebremst. V-ZUG ist nicht die einzige Firma, die mit dem Vertrieb in den USA Mühe hat. Woran liegt das?

Wir wollen klarstellen: Das Geschäft in den USA macht unser OEM Partner. Es handelt sich dabei um ein führendes amerikanisches Unternehmen, das sehr erfolgreich am Markt ist. Wir pflegen mit unserem Partner seit vielen Jahren eine sehr gute Geschäftsbeziehung. Die Volatilität im Auftragseingang und auch den Auslieferungen ist im OEM-Geschäft nicht unüblich, für uns als solches nichts Neues und beunruhigt uns deswegen nicht.

Die Küche steht auch vom Umsatz her in Ihrem Haushaltsgerätegeschäft im Vordergrund. Zweistellige Forschungs- und Entwicklungsausgaben bei V-ZUG schlagen sich in einem hohen Innovationstempo nieder. Was gibt es bald jenseits der Kochinsel?

Im Bereich der Küche dürfen wir uns auch in den kommenden Jahren auf interessante Neuheiten und Innovationen freuen. Zudem sind wir daran, unsere Waschraumgeräte ebenfalls auf eine neue Plattform zu stellen. Diese wird mittelfristig die heute bestehende Landschaft von vier Plattformen ablösen.

Per Ende 2020 führte V-ZUG eine Ferndiagnoselösung ein, die das Auslesen und Übermitteln von Gerätestatusmeldungen («V-Connect») in Ferndiagnose ermöglicht und damit Vor-Ort-Einsätze minimiert. Wissen Sie schon, wieviel Prozent Ihres Service-Geschäfts dadurch online abgewickelt wird?

Das ist schwierig abzuschätzen. Wir wissen aber, dass durch «V-Connect» der Kundennutzen stark verbessert wird. Dadurch kann unsere Dienstleistung noch schneller und qualitativ noch besser erbracht werden. Zudem werden künftig die Besuche vor Ort zeitunabhängiger, was für den Kunden ebenfalls Vorteile bringt.

Die neueren V-ZUG-Geräte üben sich immer mehr in der «nahtlosen Übergaben» direkt in die Geräte. Werden sie aber dadurch nicht störanfälliger?

Die Schnittstelle von der App zum Gerät läuft stabil. Wir gehen davon aus, dass die Geräte dadurch nicht störanfälliger werden.

«In den internationalen Märkten fokussieren wir auf den Premiumbereich.»

Gerade wurde die Küchengerätelinie «Excellence Line» eingeführt. Verschieb sich damit Ihr Produktemix weiter Richtung oberes Preissegment?

Die V-ZUG Gruppe bedient – in der Schweiz – fast alle Preissegmente, vom Premiumbereich bis zu den wertigen Einstiegsmodellen. Nur im untersten Preissegment ist V-ZUG nicht aktiv. In den internationalen Märkten fokussieren wir auf den Premiumbereich. Dadurch dass unser internationales Geschäft schneller wächst als das Geschäft in der Schweiz wird sich der Produktmix etwas in Richtung oberes Preissegment bewegen. Mit der «Excellence Line» setzen wir neue Massstäbe. Die Geräte sind führend in Technologie, Design, Bedienung und digitale Integration. Das braucht’s auch, um sich im Premiumsegment behaupten zu können.

Im Geschäftsjahr 2021 wird die Führungsstruktur angepasst und die Geschäftsleitung mit der neuen Funktion eines Chief Marketing Officer ergänzt, welche die des Direktors Unternehmensentwicklung ersetzt. Wird V-ZUG immer mehr zu einem Marketing-getriebenen Unternehmen?

Marketing heisst für uns grundsätzlich: Produktmanagement-Kompetenz, eine abgestimmte Kanal- und Preisstrategie gepaart mit der weiteren Entwicklung der Marke V-ZUG. Alle dies ist wichtig, um im Heimmarkt Schweiz erfolgreich zu bestehen und in den verschiedenen internationalen Märkten die Geschäftsentwicklung voranzutreiben. Parallel dazu halten wir die Innovationsführerschaft und die industrielle Komponente mit den Produktionsstätten in der Schweiz weiter hoch. Diese Stärken werden wir durch die Organisationsanpassung noch besser unseren Kunden vermitteln können.

Das kontinuierliche Auslandswachstum liegt bei V-ZUG um die 20 Prozent. Wenn die Schweiz noch immer 502 von 569 Umsatzmillionen bringt, kann man ja eine glänzende Zukunft voraussagen, da das Wachstumspotenzial gigantisch ist?

Das Wachstumspotential im Ausland ist erheblich. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, dass der Auslandanteil mittelfristig rund 20% vom Gesamtumsatz betragen soll. Wir werden im Ausland jedoch ausschliesslich im Premiumbereich und in ausgewählten Metropolitan-Regionen tätig sein. Nur in diesen Bereichen finden wir die Kundschaft, die für unsere Geräte empfänglich ist, und nur dort können wir auch unser Serviceversprechen zu hundert Prozent erfüllen.

Die Basismetallpreise sind explodiert, die Stahlpreise könnten folgen. Macht Ihnen das nicht Kopfzerbrechen?

Ja, die aktuellen Preisentwicklungen machen uns Sorgen. Die höheren Preise werden auch wir zu spüren bekommen. Das ganze Ausmass ist aber aktuell noch nicht absehbar.

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