René Rothen, CEO Adval Tech Gruppe, im Interview

René Rothen, CEO Adval Tech Gruppe, im Interview
René Rothen, CEO Adval Tech. (Copyright: Adval Tech)

René Rothen, CEO Adval Tech Gruppe. (Foto: Adval Tech)

von Robert Jakob

Moneycab.com: Herr Rothen, im Segment Components, das zwei Drittel des Adval-Umsatzes generiert, setzen Sie stark auf den Kunden Audi. Hat der VW-Skandal irgendwelche Rückwirkungen auf Adval Tech?

René Rothen: Adval Tech beliefert primär das Premiumsegment der OEM’s direkt und ist indirekt bei sehr vielen anderen Fahrzeugherstellern mit deren Produkten präsent, das heisst nicht nur Audi. Wir verfolgen als Automobilzulieferer die Angelegenheit mit grossem Interesse und mit sehr viel Respekt. Aussagen über mögliche Auswirkungen wären aufgrund der Sachlage rein spekulativer Natur, entsprechend kann sich Adval Tech aktuell nicht dazu abschliessend äussern.

Aber kann es negative Auswirkungen geben?

Mögliche negative Auswirkungen bleiben nie ausgeschlossen, positive aber auch nicht. Die Frage wird am Ende des Tages sein, ob das Vertrauen der Kunden strapaziert wird und VW entsprechend Marktanteile verlieren wird. Falls dem so sein sollte, werden die Konkurrenten entsprechend Marktanteile gewinnen. Das Marktpotential wird sich dadurch nicht verschlechtern.

«Wir verfolgen als Automobilzulieferer die Angelegenheit mit grossem Interesse und mit sehr viel Respekt.»
René Rothen, CEO Adval Tech

Ein weiterer Grossauftrag der Komponentendivision betrifft die Produktion neuartiger wasserschonender Handwaschstationen. Verraten Sie uns, um welche Firma es sich dabei handelt?

Es handelt sich um die Firma SMIXIN Ltd.  in Biel.

Im zweiten Segment Molds ging es im ersten Halbjahr umsatzmässig um volle 20 Prozent zurück. Wird das zweite Halbjahr besser enden?

Wir sind zuversichtlich. Der Rückgang ist einerseits durch die Währungsentwicklung Franken/Euro und damit verbundene Translationseffekte zurückzuführen, andererseits wurden einige Projekte auf die zweite Jahreshälfte verschoben, was in dieser Branche üblich ist.

Gibt es in der Formen-Division auch eine spannende Neuentwicklung?

In unseren drei Standorten (Schweiz, Deutschland, China) entwickeln und stellen wir hochinnovative Formen her. Die Würfeltechnologie ist ein gutes Beispiel hierfür. Das Konzept ist einzigartig und stellt für die Adval Tech einen USP dar und ist bestens im Markt  eingeführt. Wir arbeiten ständig an der Neu- und Weiterentwicklung von zukunftsträchtigen Lösungen bis hin zu kompletten Produktionssystemen.

Insbesondere im amerikanischen Formenbau-Markt orteten Sie noch zu Jahresbeginn einen grossen Nachholbedarf. Steht man dort jetzt wieder auf der Bremse?

Nein, das haben wir nicht festgestellt. Die Projektverschiebung hat eher mit der Einführung eines neuen Produktes auf den Markt seitens der Konsumgüterkonzerne zu tun. Dies hängt auch mit PR- und Werbekampagnen zusammen.

Wie viel Umsatzbeitrag erwarten Sie für die nächsten Jahre von Ihrer neuen Produktionsstätte in Mexiko?

Ein eigener Produktionsstandort in Mexiko – in unmittelbarer Nachbarschaft zu den grossen Automobilherstellern – ist für die Entwicklung von Adval Tech als globaler Zulieferer von entscheidender Bedeutung. Aktuell rechnen wir mit einem Potenzial von rund 20 Millionen Franken Gesamtleistung in den nächsten 5-7 Jahren.

«Währungsbereinigt sind wir besser unterwegs im Vergleich zur Vorjahresperiode.»

Schuld am negativen Semesterergebnis von diesem ersten Halbjahr war trotz eines positiven EBITs der von 2,3 auf 8 Millionen gestiegene Finanzaufwand. Was kann man da in den nächsten Semestern besser machen?

Hauptgrund für den gestiegenen Finanzaufwand im ersten Halbjahr 2015 waren die Währungsdifferenzen, welche das Finanzergebnis um 4,5 Mio Franken mehr als in der entsprechenden Vorjahresperiode belasteten. Das ist auf den am 15. Januar kommunizierten Entscheid der Schweizerischen Nationalbank, den Euro-Mindestkurs aufzuheben, zurückzuführen. Trotz der schwierigen Währungssituation ist es der Adval Tech gelungen, im ersten Halbjahr 2015 eine EBITDA-Marge von 10,2 % zu erzielen. Währungsbereinigt sind wir besser unterwegs im Vergleich zur Vorjahresperiode. Die eingeleiteten Massnahmen haben sich bereits im ersten Semester positiv ausgewirkt und erfahren eine Fortsetzung im zweiten Semester. Für uns gilt, die Kundenzufriedenheit stets sicher zu stellen und das tägliche Tun auf Anhieb richtig und effizient anzugehen.

Werden die Covenants halten?

Adval Tech ist ein kotiertes Unternehmen und untersteht den Ad-hoc-Vorschriften der SIX Swiss Exchange. Es sind keine Probleme mit den Banken zu melden.

Trotz negativem Ergebnis mussten Sie weiter 1 Million Steuern zahlen. Ist das nicht ungerecht?

Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2014 haben sich die Ertragssteuern immerhin um rund 800,000 Franken reduziert.

«Wir werden die eventuelle Aufhebung der Arbeitszeiterhöhung per 1. Januar 2016 im November überprüfen.»

Die wegen des starken Schweizer Frankens in den Schweizer Werken vorübergehend auf 45 Stunden erhöhte Wochenarbeitszeit wird ja quartalsweise überprüft. Ich nehme an, sie dürfte noch eine Weile hoch bleiben?

Die Konzernleitung hat entschieden, dass die 45-Stundenwoche in den Schweizer Standorten bis Ende Jahr beibehalten wird. Anlässlich der im November geplanten Budget-Meetings wird die Konzernleitung zusammen mit den entsprechenden lokalen Geschäftsführern die eventuelle Aufhebung der Arbeitszeiterhöhung per 1. Januar 2016 überprüfen.

Fehlt Adval vielleicht wegen des Gesundschrumpfens der letzten Jahre so etwas wie kritische Grösse, um Marktmacht, vor allem beim Pricing, aufzubauen?

Wir glauben es nicht. Die Akquisition wichtiger Projekte sowohl im Hauptmarkt Automotive als auch bei den verwandten Applikationen zeigt, dass unsere Innovationskraft und globale Präsenz entscheidend sind. Was uns nicht hilft, ist der weiterhin starke Schweizer Franken. Durch den Währungsnachteil ist es schwieriger geworden, neue Aufträge für die Schweizer Standorte zu gewinnen.

Zur Person:
Der Schweizer René Rothen, Jahrgang 1959, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Als studierter Ingenieur HTL war er in der Produktentwicklung im Werkzeugmaschinenbau bei der EWAG AG, Etziken (1983–1993) tätig,  zuletzt als Konstruktionschef eines Teilbereiches. Danach bekleidete er verschiedene Kaderpositionen bei Saia-Burgess in Murten, unter anderem als Leiter Operations Schweiz und Ungarn sowie zuletzt als Geschäftsführer einer Tochtergesellschaft in den USA, ehe er bei  Adval Tech im Jahr 2007 Divisionsleiter wurde. Seit 1. August 2012 ist er CEO.

Zum Unternehmen:
Als global tätiger Technologie- und Prozesspartner legt Adval Tech den Fokus auf die sich gegenseitig ergänzenden Technologien Stanzen und Umformen von Metall sowie Spritzgiessen von Kunststoff. In ausgewählten Märkten der Automobil-, Medizinaltechnik- und Konsumgüterindustrie gehört Adval Tech zu den führenden globalen Anbietern von Werkzeugen, Anlagen, Baugruppen, Systemen und Serienteilen. Als Zulieferer und Wertschöpfungspartner deckt Adval Tech die gesamte Wertschöpfungskette ab: vom Produktdesign und der Entwicklung von Serienteilen über die Konstruktion und den Bau der dazu notwendigen Werkzeuge und Formen bis zu ganzen Produktionssystemen und der daraus resultierenden Fertigung von Komponenten.

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