Roger von der Weid, CEO Lalique Group, im Interview

Roger von der Weid, CEO Lalique Group, im Interview
Roger von der Weid, CEO Lalique. (Foto: Lalique)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr von der Weid, wegen des Iran-Embargos musste die Lalique Group ihre Geschäftsaktivitäten im Land einstellen, was insbesondere Lalique Parfums im ohnehin schon schwächelnden Mittleren Osten zusetzte. Wo liegt in den muslimischen Ländern genau das Problem?

Roger von der Weid: Durch die politisch instabile Situation im Mittleren Osten, welche sich seit Januar 2020 zusätzlich verschärft hat, sind die Marktbedingungen erschwert, zum Beispiel durch das Iran-Embargo. Dennoch stellt die Region einen nach wie vor wichtigen Markt dar, sowohl fürs Lalique-Geschäft wie auch unsere Parfümmarken.

Kann man sagen, dass nun Ultrasun mit seinen 18 Prozent Umsatzzuwachs im H1 den schützenden Schirm über die Gesamtjahreszahlen 2019 halten wird?

Wir sind sehr zufrieden, wie sich Ultrasun entwickelt hat: Die Marke erzielte in den vergangenen Jahren ein starkes Wachstum, welches sich auch in der Periode 2019 fortgesetzt hat. Dementsprechend steigt auch der Gewinnbeitrag an. Wir gehen davon aus, dass dieser Trend anhalten wird.

«Der Mittlere Osten stellt einen nach wie vor wichtigen Markt dar, sowohl fürs Lalique-Geschäft wie auch unsere Parfümmarken.»
Roger von der Weid, CEO Lalique Group

2019 wird wohl in der Endabrechnung so oder so ein Übergangsjahr?

Der Begriff Übergangsjahr scheint mir weit gegriffen. Aber es trifft zu, dass die Geschäftsperiode 2019 von gewissen Faktoren in zwei, drei Märkten sowie von der Akquisition und Integration der Whiskybrennerei The Glenturret beeinflusst wurde, welche vor allem auf die Profitabilität gedrückt haben.

Die Hautkosmetik verspricht immer die ewige Jugend, aber gegen Hautalterung helfen keine Hyaluronsäurespritzen oder Q10-Salben, sondern nur resoluter Sonnenschutz. Insofern sind Sonnenschutzmittel wie Ultrasun eigentlich die besten Kosmetika, richtig?

Es sind sicherlich Kosmetika, deren Nutzen aufgrund weit verbreiteter Konsumentenverhalten im Alltag unterschätzt werden. Täglicher Schutz gegen UVA-Strahlen beispielsweise beugt der sonnenbedingten Hautalterung vor. Zudem lassen Ultrasun-Produkte irritierende oder hormonaktive chemische Sonnenschutzfilter weg und sind frei von kritischen Inhaltsstoffen wie insbesondere Konservierungsmittel, Mineralöle, Silikone und Parfüm und sind daher ideal für den täglichen Gebrauch.

Bei Ultrasun sprechen Sie erfolgreich Pharmazeuten und Dermatologen als Intermediäre zum Kunden an. Wird es daher in den nächsten Jahren neue Submarken mit noch besseren dermatologischen Funktionen geben?

Unser Anspruch ist es, mit Ultrasun Sonnenschutz auf qualitativ höchstem Niveau anzubieten, je nach Produktelinie mit zusätzlichen dermatologischen Eigenschaften wie «anti-aging», «anti-pigmentation» oder «anti-pollution» Wirkstoffen. Aus diesem Grund werden wir uns bei der Entwicklung von neuen Produkten auf Ultrasun fokussieren. Die Marke ist stark und verfügt über vielversprechendes, weiteres Potential.

«Sehr hoher UV-Schutz mit einem Faktor SPF50+ ist unseres Erachtens am besten mit einem Mix aus chemischen und mineralischen Filtern erreichbar. »

Ganz hoher UV-Schutz ist quasi nur mit mineralischen Pigmenten zu erreichen. Schadet Ihnen die hysterisch kritische Berichterstattung rund um das eigentlich chemisch harmlose Titandioxid?

Sehr hoher UV-Schutz mit einem Faktor SPF50+ ist unseres Erachtens am besten mit einem Mix aus chemischen und mineralischen Filtern erreichbar. Kritisch diskutierte chemische Filter lassen wir bereits seit Jahren weg. Titandioxid – zusammen mit Zinkoxid einer der zwei am häufigsten verwendeten mineralischen Filter – verwenden wir weiterhin, beobachten aber die entsprechenden Studienresultate, Überprüfungen, et cetera, sehr genau.

Mit Parfums Grès sprechen sie einerseits die elegante Vintage-Liebhaberin an, andererseits aber auch jüngere Generationen von Kundinnen. Wie gelang dieser erfolgreiche Marketingspagat?

Grès war ursprünglich ein Modehaus für Haute Couture und hat dementsprechend eine lange Geschichte. Die beiden Parfumklassiker von Grès wurden 1959 (Cabochard) und 1990 (Cabotine) lanciert. Beide Düfte sprechen die von ihnen genannte, elegante Vintage-Liebhaberin an; insbesondere Cabotine erfreut sich nach wie vor einer grossen Nachfrage. Parallel dazu haben wir in den vergangenen Jahren neue Parfüms auf den Markt gebracht, um die Marke zu modernisieren und auch einem jüngeren Publikum zugänglich zu machen.

«Da hie und da Anfragen für Sondereditionen von «Alain Delon» bei uns eingehen, ist die Marke nicht gänzlich von der Bildfläche verschwunden.»

Umgekehrt lief die Marke Samouraï gemächlich an. Was erwarten Sie von ihr?

In den 1990er Jahren haben wir gemeinsam mit Alain Delon das Parfüm Samouraï lanciert. Das war eine Hommage an den Film «Le Samouraï» aus dem Jahr 1967, in welchem Alain Delon als Berufskiller Jef Costello die Hauptrolle gespielt hatte. Der Erfolg in Japan war so gross, dass die Samouraï-Linie erweitert und im Laufe der Jahre zu einer der bestverkauften Parfümmarke in Japan avancierte. Neben den Parfüms, die wir selber kreieren und herstellen, wird über einen japanischen Lizenzpartner zudem auch eine umfangreiche Pflege- und Schönheitsproduktelinie vermarktet.

Was wird mit Alain Delon geschehen?

Im Jahre 2007 hatten wir die Gelegenheit, die Marken «Alain Delon» und «Samouraï» von Herrn Delon zu übernehmen. Der Erfolg von Samouraï überflügelte die ursprüngliche Dachmarke Alain Delon, welche dadurch in den Hintergrund rückte, bis wir sie einstellten. Da jedoch hie und da Anfragen für Sondereditionen von «Alain Delon» bei uns eingehen, ist die Marke nicht gänzlich von der Bildfläche verschwunden.

Externe Dienstleistungen (Lalique Beauty Services) bringen bereits 3,265 Millionen pro Semester ein. Werden Sie hier sehr deutlich wachsen?

Lalique Beauty Services ist der Parfüm Abfüll- und Logistikbetrieb der Lalique Group. Dabei wird rund 80-85% des Umsatzes mit den gruppeneigenen Marken (inklusive der Lizenzmarken Jaguar, Bentley) erwirtschaftet, der Rest mit Drittmarken. In den vergangenen Jahren haben wir in die Erhöhung der Produktions- und Lagerkapazitäten investiert, welche wir prioritär für neue eigene oder Lizenzmarken wie Brioni zu nutzen beabsichtigen. Das Gewinnmargenpotential im Herstell- und Vertriebsgeschäft ist bedeutend höher als in der Lohnherstellung für Drittmarken.

Die Line Extension gerade im Möbelbereich ist beachtlich. Wo werden diese produziert?

Alle Möbel und Einrichtungsgegenstände aus Kristallglas, wie Beleuchtungen, Tische, und Panelen werden von unserer Kreationsabteilung oder – im Falle von Sonderanfertigungen – von unserem Interior Design Studio kreiert und in der Lalique-Manufaktur hergestellt. Zu diesem Zweck haben wir in ein modernes und effizientes Montageatelier investiert. Demgegenüber lassen wir unsere «Lalique Maison» Möbel- und Wohnaccessoires-Linien, bei denen Kristallglas nicht den Hauptwerkstoff darstellt, über ausgewählte Lieferanten in Europa, vorwiegend Italien, herstellen, vertreiben sie jedoch wie die Kristallkollektionen über unsere Lalique Retail- und Wholesale Kanäle. Daneben bestehen Kooperationen mit spezialisierten Firmen und Architekten wie Windfall in München (Beleuchtungen) oder PYR Pierre-Yves Rochon Design (Innenarchitektur), mit welchen Lalique exklusive Kollektionen entwickelt und auf Co-branding-Basis vermarktet.

«DS Group hat sich nicht als reiner Finanzinvestor an Lalique Group beteiligt, sondern als langfristiger, strategischer Investor.»

Auf welche Weise wird die indischen Dharampal Satyapal (DS) Group als neuer Stammaktionär Ihre Expansion auf dem Halbkontinent unterstützen?

DS Group hat sich nicht als reiner Finanzinvestor an Lalique Group beteiligt, sondern als langfristiger, strategischer Investor. Wir beabsichtigen, unser Geschäft auf dem indischen Subkontinent mit Unterstützung dieser weit verzweigten, industriellen Gruppe zu entwickeln. In einem ersten Schritt wollen wir den Fokus auf den indischen Markt legen, um anschliessend auch weitere Märkte sowie neue Projekte und Opportunitäten ins Auge zu fassen.

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