Stefan Reichl, General Manager «The Breakers»

Stefan Reichl, General Manager «The Breakers»

Stefan Reichl, General Manager «The Breakers» Tauch- und Surfhotel.

Von Helmuth Fuchs

Moneycab: Herr Reichl, vor zwei Jahren haben Sie als Direktor und Mitgestalter „The Breakers“ eröffnet. Was hat sich bewährt, was würden Sie heute anders machen?

Stefan Reichl: Bewährt hat sich, dass wir die Mitarbeiter primär nach ihrer sozialen Kompetenz eingestellt haben. Das zeigt sich in ihrer hohen Loyalität und Offenheit gegenüber neuen Ideen. Dies begeistert mich immer wieder. Und gerade das ist ja bei unserem Hotel-Konzept besonders wichtig, da wir eine Nische besetzten und im Laufe der Zeit ein einzigartiges Profil entwickelt haben. Anders machen würde ich nur kleine Dinge, das Konzept als Ganzes hat sich bewährt.

«Ich bin der Überzeugung, dass jede Buchung in Ägypten die Demokratiebewegung unterstützt und somit «politischer Umweltschutz» ist.» Stefan Reichl, General Manager «The Breakers» Tauch- und Surfhotel

Ägypten macht international vor allem Negativschlagzeilen. Wie beurteilen Sie die Situation vor Ort, welche Entwicklung erwarten Sie und was können Sie aktiv tun, um die Gäste an die Soma Bay zu bringen?

Nicht Ägypten macht negativ Schlagzeilen. Es sind einzelne Ereignisse, getragen von hohen Emotionen. Diese Ereignisse beschränken sich vornehmlich auf Nord-Ägypten. Andererseits kann die Demokratisierung eines Landes auch positiv gesehen werden. Letztlich bin ich fest davon überzeugt, dass ein stabiler Tourismus in Ägypten zu Einkommen und relativem Wohlstand bei vielen Ägyptern führt. Man weiss aus der Geschichte, dass es nicht immer so glatt funktioniert, wie in Tunesien. Denken Sie einmal an Südafrika. In Johannisburg ist es auch Jahre nach Beginn der Demokratisierung noch unsicher, während in der Kapregion der Tourismus Arbeit und Einkommen für die heimische Bevölkerung und Sicherheit für Touristen bietet. Während der ganzen Zeit der Revolution in Ägypten ist die Gegend um Hurghada und südlich davon auf hohem Niveau dem Tourismus verpflichtet. Gäste fühlen sich hier bei uns in der Soma Bay sicher, weil sie sicher sind.

Sie haben grosse Erfahrung als Hotelier und Restaurantbetreiber, sowohl in Europa als auch in Ägypten. Wo liegen die hauptsächlichen Unterschiede für Sie in der Arbeit, was hat Sie wieder nach Ägypten gebracht?

Vor Jahren war ich General Manager auf einem Nil-Kreuzfahrtschiff und in der Direktion des Robinson Clubs in der Soma Bay. Ich habe Land und Leute kennen und schätzen gelernt. Land und Leute waren eine wesentliche Motivation, das Angebot als Direktor in „The Breakers“ anzunehmen. Dazu kommt, dass ich hier eigene Ideen viel schneller und unkomplizierter umsetzen kann als in grossen Organisationen oder beispielsweise in Deutschland. Auch meine Vorstellungen von Service und Gastfreundschaft sind mit der Dienstleistungs-Mentalität der hiesigen Kollegen besser zu verwirklichen.

«Nicht Ägypten macht negativ Schlagzeilen. Es sind einzelne Ereignisse, getragen von hohen Emotionen. Diese Ereignisse beschränken sich vornehmlich auf Nord-Ägypten.»

Die Gäste im Hotel „The Breakers“ sind vor allem Wassersportler (Surfer, Kite-Surfer und Taucher), welche zwar die Annehmlichkeiten eines Luxushotels schätzen, sich aber den tradierten Vorstellungen, wie zum Beispiel der Kleiderordnung, nicht unterwerfen möchten. Wie bringen Sie „Backpacker“ und Luxushotellerie in Einklang?

Es gibt die traditionellen 4-Sterne und unsere 4 „Leisure-Sterne“. Ja, es ist richtig, dass wir hier ein einzigartiges Konzept entwickelt haben. Es sind 4 Sterne wie man sie bisher nicht kennt. Es sind 4 Sterne, die wir so formuliert haben, dass sie einerseits vom Anspruch in die klassische Hotellerie passen und damit auch in klassische Vertriebs- und Preiskategorien, anderseits aber auch mit dem Freizeit- und Genussverhalten unserer modernen Lifestyle-Zielgruppe gerecht werden. Wir haben Bügelfalten, Krawatte und Gala-Dinner durch Attribute aus dem Lebensgefühl der Surfer, Kite-Surfer und Taucher ersetzt. Wer den ganzen Tag in der Natur Sport macht, der will sich abends lieber lässig entspannen und nach dem Abendessen bei cooler Musik auf Liege-/Sitzgelegenheiten mit Blick über das Meer ein Bier trinken. Wir haben bewusst den 4-Sterne Status gewählt, um dem hohen Niveau auf dem wir Wassersport anbieten ein ebenfalls hohes Hotelniveau gegenüber zu stellen. Zudem sind viele unserer Gäste inzwischen beruflich arriviert und schätzen gerade unseren Spagat zwischen hoher Gastronomie und komfortablen Lifestyle-Ambiente um wirklich entspannen zu können. Sie sprechen die Kleiderordnung an, nun, die haben auch wir, jedoch ohne sie zu formulieren. Bei uns tragen die Gäste bequeme Freizeit-Mode.

In der Soma Bay dürften Sie von allen Luxushotels den tiefsten Altersdurchschnitt bei den Gästen aufweisen, haben aber keine Familien mit Kleinkindern als Gäste. Gehört das zum Konzept und wenn ja, was ist der Hintergrund dazu?

Da wir auf Soma Bay neben 360 Sonnentagen im Jahr und kristallklares, türkisfarbenes Meer insbesondere hervorragende Kite, Surf-, Tauch- und Golfmöglichkeiten anbieten, sprechen wir jene Gäste an, die diese Angebote mehr schätzen als Gänsepastete, 5- Gangmenüs und Auktionsweine. Spezielle Angebote für Kinder haben wir nicht im Programm. Von daher entwickelt sich unser Gästeprofil parallel zum Angebot.

«Unseren Gästen ist der Spass auf und unter Wasser am Tag wichtiger als die Promille in der Nacht.»

Wer an Surfer denkt, verbindet damit einen relaxten Lebensstil, Sonne und Party. Im „The Breakers“ ist es aber Abends erstaunlich ruhig, an den Bars kann man sich in normaler Lautstärke unterhalten, auf dem Sonnendeck findet man eine entspannte Gelassenheit vor. Sind die Surfer in die Jahre gekommen?

Im Vordergrund steht der Sport. Die Wind-Wassersportler haben Ihre Zeiten, wenn der Wind weht. Und der weht zumeist morgens bis zum Mittag. Da will man fit sein und nicht mit einem Kater den anderen zuschauen, wie sie Spass auf dem Meer haben. Taucher wollen ebenfalls so oft wie möglich unter Wasser sein und da haben die Zeiten im Hotel eher den Charakter von entspannter Gelassenheit als von Power-Party. Gutes Essen und Chillen steht bei uns häufiger auf dem Programm als Nächte durchfeiern. Unseren Gästen ist der Spass auf und unter Wasser am Tag wichtiger als die Promille in der Nacht.

Da Sie selbst begeisterter Kite-Surfer sind, wird Ihnen auch die Entwicklung der Soma Bay am Herzen liegen. Obschon die Windverhältnisse ausserordentlich gut und konstant sind (fast ganzjährig zwischen 4-7 Beaufort) scheint die Soma Bay immer noch ein Insider-Tipp zu sein. Soll sich das ändern und wie möchten Sie hier eine gezielte Entwicklung hinbekommen?

Die Soma Bay ist für Insider längst eine feste Grösse. Darüber hinaus erhöhen besondere Aktionen die Bekanntheit, wie zum Beispiel die Präsenz auf internationalen Messen (ITB in Berlin, boot in Düsseldorf) eigene Events vor Ort (genauere Infos hierzu finden sich auf der Webseite vom „The Breakers“), Interviews, TV Auftritte, etc. Die Beste Werbung jedoch ist ein glücklicher Gast, der gerne wieder kommt und Freunde mitbringt. Dann stimmt die Erwartungshaltung und wir können die Wünsche der Gäste zu 100 Prozent erfüllen. Das wiederum dokumentiert sich bei externen Bewertungen wie zum Beispiel HollidayCheck, TripAdvisor u.a. wo wir seit der Eröffnung zahlreiche Award´s gewinnen konnten.

Im Gegensatz zu El Gouna, das vor allem von Ägyptern besucht wird, ist die Soma Bay vor allem ein Ferienziel von Deutschen, Schweizern, Engländern und weiteren Europäern. Worin sehen Sie die Chancen und Risiken dieser Entwicklung?

Durch die Revolution, die ja derzeit noch in den Kinderschuhen steht, ist meines Erachtens eine letztlich positive Entwicklung angestossen worden. Von daher werden wir uns vor allem weiter auf Gäste aus Europa freuen, die unser einzigartiges Angebot besonders zu schätzen wissen. Alle Buchungen bringen Geld zu den Familien sehr vieler Ägypter, von den unmittelbar Angestellten im Hotel bis zu dem Gemüsebauern im Nildelta. Denn wenn die vielen Hotels kein frisches Gemüse mehr für ihre Gäste kaufen, verfallen die Preise. Deshalb bin ich der Überzeugung, dass jede Buchung in Ägypten die Demokratiebewegung unterstützt und somit «politischer Umweltschutz» ist.

«Das Marketing im Internet speist sich im Wesentlichen aus den Beiträgen von zufriedenen Gästen.»

Die Soma Bay entwickelt sich sehr sorgfältig und geplant, es finden keine explosionsartigen Überbauungen statt. Wie soll sich „The Breakers“ weiter entwickeln, wie wird die Soma Bay in fünf Jahren aussehen?

Es gibt einen Masterplan zur Entwicklung von Soma Bay. Es geht sehr behutsam weiter, um die Urlaubsqualität unserer Gäste nicht zu berühren. So sind einige Villen für private Investoren und ein Residence- Konzept geplant.

„The Breakers“ landet bei TripAdvisor und HolidayCheck jeweils auf Spitzenpositionen (Traveler‘s Choice Award 2012, Top Hotel 2012). Wie wichtig ist Ihnen die Beurteilung der Online-Community und welchen Anteil am Marketing-Aufwand hat das Internet?

Das Marketing im Internet speist sich im Wesentlichen aus den Beiträgen von zufriedenen Gästen. Diese Gäste sind es auch, die uns die Preise der Online-Portale gewinnen lassen. Insofern danken wir unserer Online-Community, dass sie das Internet als eine wunderbare Möglichkeit nutzen, uns und der interessierten Öffentlichkeit ein Feedback über unsere Arbeit zu geben. Wir loben bis Ende 2012 bei Facebook eine Woche „The Breakers“ für zwei Personen unter den „The Breakers“-Freunden und unter den «7Beaufort-Kitehouse»-Freunden aus. Bei Gesprächen mit Agenturen weisen wir natürlich auch auf die grosse Online-Resonanz hin.

«An vorderster Stelle wünsche ich mir, dass die Werte «Freiheit», «Frieden» und «Toleranz» sich als eine der höchsten Güter manifestieren.»

Sie haben auch in der schwierigen Zeit der letzten Monate bewusst auf Entlassungen verzichtet und intensiv in die Ausbildung der Mitarbeitenden investiert. Wie wurde das von den Mitarbeitenden aufgenommen, welche Strategie steht dahinter?

Als das deutsche Auswärtige Amt von Reisen nach Ägypten warnte, gingen die Buchungen kurzzeitig stark zurück. Im Glauben, dass eine Demokratisierung letztlich zum Wohl des Landes und der Bevölkerung führt, habe ich in dieser Zeit intensiv mit meinen Mitarbeitern gearbeitet. So haben wir aus der Not eine Tugend gemacht und sind besser denn je auf ein volles Haus vorbereitet. Natürlich gibt es auch die wirtschaftliche Seite. Mit geringeren Einnahmen die vollen Personalkosten zu tragen, gestaltet sich nicht so einfach. Glücklicherweise konnte ich in diesem Punkt auf die vertrauensvolle Zusammenarbeit und Loyalität des Eigentümers zählen, der meiner Strategie folgend die Gehälter sicherte. Es ist uns sehr daran gelegen, die Mitarbeiterfluktuation gering zu halten, um unsere spezielle Ausrichtung stets auf gleichbleibend hohem Niveau gewähren zu können.

Wassersportler sind dafür bekannt, immer nach dem nächsten „Hotspot“, noch besserem Wind, noch ursprünglicheren Revieren Ausschau zu halten. Wo wollen Sie in nächster Zukunft noch hin, oder welche speziellen Ideen möchten Sie noch umsetzen?

Für mich ist es immer wichtig, das Gefühl zu haben, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Und dieses Gefühl habe ich mit dem «Breakers» und unserem «KiteHouse». Genauso fühle ich mich auch meinen Mitarbeitern gegenüber verpflichtet, ihnen bei all diesen Herausforderungen nach der Revolution beizustehen.

Zum Schluss des Gespräches haben Sie noch zwei Wünsche frei. Wie sehen diese aus?

An vorderster Stelle wünsche ich mir, dass die Werte «Freiheit», «Frieden» und «Toleranz» sich als eine der höchsten Güter manifestieren. Sie können in ihrer Bedeutung nicht hoch genug geschätzt werden.

Der Gesprächspartner:
Stefan Reichl, Generla Manager «The Breakers» Surf- und Tauchhotel

02. 2008 – present: Soma Bay, Egypt – Abo Soma Development Company,
General Manager (The Breakers Diving and Surfing Lodge – 346 beds)

01.2006 – 01.2008: Fassbender & Rausch, Germany/Berlin,
General Manager (top selling chocolate store worldwide and first European chocolate restaurant)

02.2005 – 12.2005: Kyllini Beach, Greece – Robinson Club,
Deputy General Manager (Robinson Club Kyllini Beach – 700 beds)

11.2003 – 02.2005: Soma Bay, Egypt – Robinson Club,
Deputy General Manager (Robinson Club Soma Bay – 600 beads)

07.2003 – 11.2003: Soma Bay, Egypt – Robinson Club;
Assistant General Manager (Robinson Club Soma Bay – 600 beads)

02.2003 – 06.2003: Fuerteventura, Spain – Robinson Club,
Assistant General Manager (Robinson Club Esquinzo Playa – 900 beads)

10.2002 – 02.2003: MS Imperial, Nill/Egypt – Robinson Club,
Cruise Director (MS Imperial – 100 beads)

Das Unternehmen:
Das „The Breakers“ Tauch- und Surfhotel liegt innerhalb der exklusiven Urlaubsdestination von Soma Bay, deren Hauptmerkmale Weltklasse Sport- & Erholungsmöglichkeiten, einige der schönsten Sandstrände und ganzjähriger Sonnenschein sind.

Die unabhängige Halbinsel Soma Bay (10 Millionen Quadratmeter Land) ist rundherum von Meer umgeben. Diese besondere Lage ist mit dem herrlichen Ausblick auf die Wüste, dem Gebirgszug entlang des Roten Meeres, unberührten Sandstränden, türkisfarbenem Meer und endlos blauem Himmel atemberaubend schön.

Stefan Reichl Kitesurfen

Stefan Reichl beim Kitesurfen an der Soma Bay.

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