Stefan Wälchli, CEO Clientis Bank Oberaargau, im Interview

Stefan Wälchli, CEO Clientis Bank Oberaargau, im Interview
Stefan Wälchli, CEO Clientis Bank Oberaargau. (Foto: zvg)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Wälchli, die Clientis Bank Oberaargau legt auch Firmengelder für KMU an. Wie risikobereit sind die Unternehmer dabei?

Stefan Wälchli: Das ist sehr unterschiedlich. Für jeden Kunden wird ein persönliches Anlageprofil erstellt, das seine Risikofähigkeit und -bereitschaft abbildet. Dieses dient als Grundlage für Investitionen in Obligationen, Aktien, Rohstoffe…. Eine Mehrheit unserer Kunden ist bereit, gewisse Schwankungen im Portefeuille in Kauf zu nehmen, um eine erwartete Mehrrendite erzielen zu können. Das gilt besonders für die Unternehmer.

Nehmen die Unternehmer das bankinterne Beratungsmandat in Anspruch oder entscheiden die Firmenbesitzer lieber selbst?

Wir bieten unseren Unternehmern nebst der Dienstleistung «Execution only» die drei Beratungsmandate «Basis», «Individuell» und «Premium» an. Die meisten Kunden entscheiden sich für das Angebot «Individuell», bei welchem sie die Beratung und Betreuung durch den persönlichen Kundenberater in Anspruch nehmen und anschliessend die Anlageentscheidungen selbstständig fällen.

«Bereits auf Jahresende haben zahlreiche Kunden ihren Corona-Kredit freiwillig vollständig zurückbezahlt.»
Stefan Wälchli, CEO Clientis Bank Oberaargau

Sie konnten im letzten Geschäftsjahr insgesamt 138 Corona-Kredite mit einem Durchschnittsvolumen von 100’000 Franken sprechen. Ist davon irgendetwas notleidend?

Glücklicherweise ist bis jetzt keiner dieser Kredite notleidend geworden. Bereits auf Jahresende haben zahlreiche Kunden ihren Kredit freiwillig vollständig zurückbezahlt. Ob bis zum Ende der Laufzeit sämtliche Kredite vollständig zurückgeführt werden können, hängt massgebend vom weiteren Verlauf der Pandemie ab.

Fünf Filialen, fünf geförderte gemeinnützige Projekte. Haben Sie das von der Migros abgeguckt?

Dieses «Vergabungskonzept» haben wir selbständig entwickelt. Die Idee ist, dass an jedem Standort unserer Bank ein Projekt aus den Bereichen «Sport», «Kultur» und «Soziales» unterstützt werden kann. Die Begünstigten freuen sich sehr über diesen Beitrag von 10’000 Franken, und auch die Rückmeldung aus Aktionariat und Bevölkerung ist äussert positiv.

«Insbesondere im Anlagegeschäft verzeichneten wir 2020 ein Rekordjahr.»

Trotz dem anspruchsvollen Jahr lag der Jahresgewinn sogar ganz leicht über Vorjahr. Das lag wohl in erster Linie am Handelsgeschäft?

Wir dürfen trotz Corona-Krise auf ein sehr erfolgreiches Jahr zurückblicken. Sämtliche Geschäftsfelder, Zins-, Kommissions- und Handelsgeschäft, haben zu diesem erfreulichen Ergebnis beigetragen. Insbesondere im Anlagegeschäft verzeichneten wir ein Rekordjahr. Weiter kann ich festhalten, dass wir die Kosten mit Personal- und Sachaufwand im Griff haben.

Wieso nahmen im letzten Jahr Ihre flüssigen Mittel so stark, nämlich um rund 75% auf 178 Millionen, zu?

Dies hat zwei Gründe. Einmal aufgrund der ausserordentlichen Zinssituation. Da konnten wir uns günstig via Pfandbriefdarlehen am Kapitalmarkt refinanzieren und unser Liquiditätspolster dadurch erhöhen. Und ausserdem gehen wir weiterhin von einem starken Kreditwachstum aus. Das Trimester 2021 bestätigt dies, und die erhöhte Liquidität diente zweckkonform zur Finanzierung der Kundenausleihungen.

Sind Negativzinsen für die Clientis Bank Oberaargau kein Thema?

Bis jetzt ist es uns aufgrund der konsequenten Liquiditätsbewirtschaftung gelungen, auf die flächendeckende Weitergabe der Negativzinsen im Privatkundenbereich zu verzichten. Im Bereich Unternehmen und Gemeinden erarbeiten wir gemeinsam mit den Kunden zielführende Lösungen.

Im letzten Jahr gab es keinen Ausfall bei den Hypotheken. Ist der Oberaargau extrem bodenständig?

Wir sind auch im letzten Jahr unserer bewährten vorsichtigen Kreditpolitik treu geblieben. Obwohl wir zahlreiche Kredite ablehnen mussten, weil sie unsere strengen Kriterien nicht erfüllten, durften wir ein Wachstum verzeichnen, das klar über dem Markt liegt.

«Die Immobilienpreise im Oberaargau sind im letzten Jahr deutlich angestiegen. Insbesondere in Langenthal und am Jurasüdfuss.»

Sie besitzen auch die Regionalis Immobilien in Langenthal. Wie entwickelt sich diese?

Unsere Tochtergesellschaft Regionalis Immobilien AG entwickelt sich plangemäss. Im Portefeuille halten wir einige Renditeliegenschaften, die einen marktgerechten Ertrag erzielen.

Und jetzt gerne noch ein Wort zu den heimischen Immobilienpreisen…

Die Immobilienpreise im Oberaargau sind im letzten Jahr deutlich angestiegen. Insbesondere in Langenthal und am Jurasüdfuss. Der Anstieg ist einerseits auf das knappe Angebot an verfügbarem Bauland und andererseits auf den zunehmenden Wunsch nach einem Eigenheim zurückzuführen. Die Preise bewegen sich jedoch, verglichen mit den sogenannten Hot-Spots, immer noch in einem vernünftigen Rahmen. So kann im Oberaargau eine 4 ½-Zimmer Wohnung für unter 500 000 Franken und ein 5 ½-Zimmer Einfamilienhaus für unter eine Million erworben werden.


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