Zeno Böhm, CEO Burkhalter Gruppe, im Interview

Zeno Böhm, CEO Burkhalter Gruppe, im Interview
Zeno Böhm, CEO Burkhalter Gruppe. (Foto: Burkhalter)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Böhm, nach der vollständigen Integration des Gebäudetechnikers Poenina ist Burkhalter ein Milliardenunternehmen mit über 5000 Mitarbeitenden und fast Tausend Lernenden. Ist die Ausbildung einfach?

Zeno Böhm: Die verschiedenen Ausbildungen sind unterschiedlich anspruchsvoll. Bei uns können Jugendliche über zwanzig Berufe erlernen und diese – je nach Fähigkeiten und Kompetenzen – mit einem eidgenössischen Berufsattest EBA abschliessen oder sich an das eidgenössische Fähigkeitszeugnis EFZ wagen. Somit ist für jede und jeden etwas dabei.

Das Leistungsspektrum von Burkhalter ist jetzt sicherlich noch breiter geworden. Aber ich kann mir vorstellen, dass sich die Jugend eher für Heizung, Lüftung und Elektrik statt Sanitärtechnik interessiert?

Zu den beliebtesten Gebäudetechnikberufen zählen tatsächlich die Elektro- und Heizungstechnikberufe. Aber auch Lüftungs- und Sanitärtechnik sind spannende Berufe, die wir ausbilden.

Wie lange dauert die Ausbildung denn?

Das eidgenössische Fähigkeitszeugnis EFZ wird nach einer erfolgreich abgeschlossenen Berufslehre erlangt. Diese dauert entweder drei, zum Beispiel beim Lüftungsanlagenbauer, oder vier Jahre zum Beispiel Elektroinstallateurin. Personen, die das eidgenössische Fähigkeitszeugnis EFZ erworben haben, können nach der Grundbildung entweder im Beruf weiterarbeiten, eine höhere Berufsbildung absolvieren oder sich an die Berufsmaturität wagen, die ein späteres Studium ermöglicht.

Die zweijährige berufliche Grundbildung führt zu einem anerkannten Abschluss, dem eidgenössischen Berufsattest EBA. Vor allem Jugendliche mit schulischen Schwierigkeiten nutzen diesen Einstieg ins Berufsleben. Personen, die ein eidgenössisches Berufsattest erworben haben, können nach der Grundbildung entweder im Beruf weiterarbeiten oder eine verkürzte EFZ-Lehre machen.

«Wo es gilt, Auslastungsspitzen zu brechen, sind temporäre Mitarbeitende schon ein Thema.»
Zeno Böhm, CEO Burkhalter Gruppe

Sind temporäre Mitarbeiter weiterhin kein Thema?

Wo es gilt, Auslastungsspitzen zu brechen, sind temporäre Mitarbeitende schon ein Thema. Zudem können aus temporären Mitarbeitenden festangestellte Mitarbeitende werden. Aber als «Geschäftsmodell» sind temporäre Mitarbeitende nach wie vor kein Thema.

Über eine Million Altbauten aus der Nachkriegszeit harren in der Schweiz einer Renovation. Hat der neuerliche Anstieg der Heizölpreise schon zu einem höheren Auftragseingang geführt?

Investitionen in Liegenschaften und in Gebäudetechnik sind langfristig ausgerichtet und orientieren sich daher an der Lauf- und Lebenszeit der Liegenschaften und der Geräte. Der täglich schwankende Heizölpreis spielt dabei keine oder nur eine untergeordnete Rolle. Der Auftragseingang korreliert somit wenig oder gar nicht mit dem Heizölpreis.

Mittelfristig wollen Sie die Energieberatung und die Dienstleistungen mit Fokus auf Energieeffizienz ausbauen. Werden Sie das auch in Zusammenarbeit mit den Kommunen machen?

Unsere Dienstleistungen im Bereich der Energieberatung stehen Kommunen genauso wie Besitzern und Besitzerinnen von Liegenschaften zur Verfügung. Vielfach stehen diesen keine Verbrauchsdaten in Echtzeit für eine fundierte Analyse zur Verfügung. Da kann Burkhalter unterstützen, indem entsprechende Sensoren und Analysetools installiert werden. Ein detaillierter Auswertungsbericht hilft dann, auf Echtzeitdaten basierende Entscheide zu treffen.

«Unsere Dienstleistungen im Bereich der Energieberatung stehen Kommunen genauso wie Besitzern und Besitzerinnen von Liegenschaften zur Verfügung.»

Im letzten Geschäftsjahr lag die EBIT-Marge bei 5,7 Prozent. Da dürfte sich noch die Integration ein wenig widerspiegeln, richtig?

Die Integration der beiden Servicegesellschaften wird Ende 2024 durch den Bezug eines gemeinsamen Standortes abgeschlossen sein. Es verbleiben jedoch weitere Integrationsschritte. So werden beispielsweise alle Heizungs-, Lüftungs-, Klima- und Sanitärtechnik-Gesellschaften auf ein gemeinsames ERP-System migriert. Und dies dauert sicherlich noch bis Anfang 2026 an.

Eine moderate Gewinnsteigerung ist für 2024 bereits fest eingeplant. Was wird der Haupttreiber?

Burkhalter wird erneut versuchen, den Gewinn pro Aktie moderat zu steigern – das ist auf die gesteigerte Nachfrage an energieeffizienten Lösungen und auf verbesserte Prozessabläufe zurückzuführen.

Burkhalter ist im Renovationsbereich deutlich stärker vertreten als bei Neubauten. Zu Ihren Spezialitäten zählen der Ersatz von Öl- und Gasheizanlagen durch Wärmepumpen und Photovoltaikanlagen. Gibt es jetzt Verzögerungen durch bürokratische Vorgaben?

Die Bewilligungsverfahren sind kommunal und kantonal sehr unterschiedlich geregelt. Um diese zu vereinfachen, lohnt es sich, einen Spezialisten oder eine Spezialistin beizuziehen.

Einige Versorgungsunternehmer verlangen eine Solarpflicht für Neubauten. Was halten Sie davon?

Persönlich bin ich der Meinung, dass auf Neubauten – wo möglich und sinnvoll – Photovoltaikanlagen gehören. Denn sie leisten einen wesentlichen Beitrag zur zukünftigen Energieversorgungssicherheit in der Schweiz. Der Schlüssel zu einer schnellen Umsetzung von PV-Anlagen auf Neubauten liegt bei einem interessant ausgestalteten Anreizsystem. Ein Pflicht- oder Zwangssystem in der Schweiz erachte ich als wenig zielführend.

«Ein Photovoltaik-Pflicht- oder Zwangssystem in der Schweiz erachte ich als wenig zielführend.»

Im 2023 ist die Burkhalter Gruppe um weitere sechs Gebäudetechnikunternehmen gewachsen. Was reizte Sie speziell an der Perl-Pool AG?

Bei der Übernahme der Bötschi Holding AG in Berg (TG) und deren Tochtergesellschaften wurde uns mit Perl-Pool ein Schwimmbadbauer mit zum Kauf angeboten. Von der Philosophie her «kaufen» wir keine Unternehmen im klassischen Sinne, sondern gehen Partnerschaften mit Mitarbeitenden ein. Bei der Due Diligence haben wir den für die Schwimmbadtechnik verantwortlichen Projektleiter geprüft. Die Chemie «sur papier» hat sofort gestimmt, und wir haben die Gelegenheit genutzt, den für uns unbekannten Geschäftsbereich zu übernehmen. Das heisst aber nicht, dass sich Burkhalter nun strategisch in diesem Bereich positionieren will. Es handelt sich dabei um eine klassische Opportunität.

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