Accenture: Europäische Beschäftigte sehen Digitalisierung positiv

Accenture: Europäische Beschäftigte sehen Digitalisierung positiv
(Bild: Sergey Nivens - Fotolia.com)

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Zürich – Die grosse Mehrheit der Arbeitnehmer in Europa erwartet von der Digitalisierung Verbesserungen ihrer Arbeitsbedingungen. Die Unternehmen zögern jedoch bei der Umsetzung digitaler Strategien und Geschäftsmodelle. Das geht aus einer aktuellen Studie des Managementberatungs-, Technologie- und Outsourcing-Dienstleisters Accenture hervor. Demnach erwarten viermal mehr Beschäftigte durch den verstärkten Einsatz digitaler Technologien positive Effekte für ihr Arbeitsleben als negative.

Für die Studie wurden 2‘500 Arbeitnehmer und 500 Führungskräfte in der Europäischen Union (EU) befragt. Weit mehr als die Hälfte der Beschäftigten (57%) ist danach der Meinung, dass neue digitale Technologien wie Roboter, Apps, Datenanalyse und künstliche Intelligenz ihren Arbeitsalltag verbessern werden. Lediglich 8% befürchten, dass sich das Arbeitsumfeld dadurch verschlechtern wird. Demensprechend ist die Hälfte (50%) der Arbeitnehmer optimistisch, dass sich ihre Jobaussichten durch digitale Technologien verbessern werden. Lediglich 12% glauben an eine Verschlechterung.

Die Unternehmen reagieren auf die positive Grundeinstellung der Arbeitnehmer. So gibt knapp die Hälfte der befragten Führungskräfte (48%) an, digitale Fähigkeiten und entsprechende Talente gezielt zu fördern. Allerdings fehlt es auf dem Arbeitsmarkt an Fachkräften. Nur ein Drittel der Unternehmen (34%) wird hier fündig.

Zögerliche Arbeitgeber
Grosse Schwierigkeiten haben die Unternehmen in Europa bei der Entwicklung digitaler Strategien und Geschäftsmodelle. Obwohl 77% der befragten Manager davon ausgehen, in den nächsten drei Jahren den Wandel hin zum digitalen Unternehmen zu vollziehen, hat die Mehrheit (55%) keine entsprechende Strategie, um dieses Vorhaben auch voranzutreiben. Viele Unternehmen warten erst einmal ab, statt selbst den ersten Schritt in Richtung Digitalisierung zu gehen: 61% der Befragten gaben an, keine Vorreiterrolle bei der digitalen Transformation in ihrer Branche übernehmen zu wollen. Stattdessen begnügen sie sich damit, auf bereits laufende Entwicklungen aufzuspringen oder ausgereifte digitale Konzepte später zu übernehmen.

„Europas Wettbewerbsfähigkeit ist wesentlich von digitalen Fähigkeiten abhängig. Die sich öffnende Schere zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern ist Grund zur Sorge“, sagt Thomas Ruck, Managing Director Accenture Digital Schweiz. „Statt abzuwarten sollten sich die Unternehmen die positive Einstellung ihrer Mitarbeiter zur Digitalisierung zunutze machen und schnellstmöglich mit entsprechenden Strategien zur Qualifizierung und Talentförderung antworten, während sie parallel an neuen digitalen Geschäftsmodellen arbeiten. Sich zurückzulehnen und abzuwarten, ist keine Option. Neue Wettbewerber aus der digitalen Wirtschaft stehen in vielen Branchen bereits in den Startlöchern.“

Proaktive Arbeitnehmer
Am Enthusiasmus der Mitarbeitenden wird die Digitalisierung in Europa nicht scheitern. Fast zwei Drittel von ihnen (62%) informieren sich vorab, welche neuen Fähigkeiten von ihnen verlangt werden. Noch mehr (64%) geben an, sich von selbst mit neuen digitalen Anwendungen vertraut zu machen und sich die erforderlichen Fertigkeiten anzueignen.

Trotz der positiven Grundhaltung müssen Unternehmen in der EU auch Bedenken in Bezug auf digitale Technologien am Arbeitsplatz ernst nehmen. An erster Stelle steht hier die Sorge der Arbeitnehmer, mit der technologischen Entwicklung nicht Schritt halten zu können (angegeben von 78% der Befragten). Fast ebenso viele (76%) äusserten Bedenken hinsichtlich der möglichen Überwachung jedes einzelnen Arbeitsschritts und 70% befürchten, dass durch mobiles Arbeiten der Zusammenhalt im Team verloren gehen könnte.

Im Hinblick auf die Altersgruppen weist die Studie erwartungsgemäss Unterschiede auf. Junge, besser ausgebildete sowie diejenigen Arbeitnehmer mit anspruchsvolleren Aufgaben stehen der digitalen Transformation grundsätzlich positiver gegenüber. Zwei Drittel der 18- bis 34-Jährigen erwarten von digitalen Technologien positive Effekte für ihr Arbeitsleben, bei den über 45-Jährigen ist es lediglich die Hälfte. In dieser Gruppe sind auch nur 44% der Meinung, dass die Digitalisierung ihre Beschäftigungsaussichten verbessert, wobei 56% der 18- bis 34-Jährigen dieser Ansicht sind.

„Durch den digitalen Wandel können unterschiedliche Mitarbeitergruppen unterschiedliche Stärken ausspielen“, sagt Thomas Ruck. „So mag die Generation Y technisch sehr viel versierter sein. Erfahrene Arbeitnehmer sind dafür besser auf neue Formen der Zusammenarbeit und des Managements vorbereitet. Die Arbeitgeber müssen ihre Weiterbildungsmassnahmen und die Talentförderung auf die unterschiedlichen Zielgruppen abstimmen, um ihre Belegschaften für die digitale Zukunft fit zu machen.“

Rolle der Regierung
Bei den anstehenden Veränderungen sieht die klare Mehrheit von 72% der europäischen Führungskräfte auch ihre Regierungen stärker in der Pflicht. Allerdings glauben nur die Wenigsten, dass die Politik derzeit genug tut. Lediglich ein Viertel (23%) ist der Ansicht, dass neue digitale Geschäftsmodelle gezielt gefördert werden und 39% meinen sogar, es fehle den Regierungen an einer klaren Strategien für die digitale Wirtschaft. (Accenture/mc/pg)

Über die Studie
Die Studie „Being Digital. Embrace the Future of Work and Your People will Embrace it with You“ wurde im Mai 2015 auf dem European Business Summit in Brüssel vorgestellt. Befragt wurden 2‘500 Arbeitnehmer und 500 Führungskräfte in der Europäischen Union (EU).

Über Accenture
Accenture ist ein weltweit agierender Managementberatungs-, Technologie- und Outsourcing-Dienstleister mit rund 323‘000 Mitarbeitern, die für Kunden in über 120 Ländern tätig sind. Als Partner für grosse Business-Transformationen bringt das Unternehmen umfassende Projekterfahrung, fundierte Fähigkeiten über alle Branchen und Unternehmensbereiche hinweg und Wissen aus qualifizierten Analysen der weltweit erfolgreichsten Unternehmen in eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit seinen Kunden ein. Accenture erwirtschaftete im vergangenen Fiskaljahr (zum 31. August 2014) einen Nettoumsatz von 30 Mrd. US-Dollar. 

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