Apple-Chef setzt auf Wachstumsmarkt China

Apple-Chef setzt auf Wachstumsmarkt China

Tim Cook weilt als erster Apple-Chef in China.

Peking – Beim ersten Besuch eines Apple -Chefs in China hat der neue Konzernleiter Tim Cook Gespräche in Peking geführt. Seine Visite findet vor dem Hintergrund des Rechtsstreits über den Markennamen iPad und der Debatte über die Arbeitsbedingungen bei der Produktion von Apple-Produkten in China statt. Eine Konzern-Sprecherin bestätigte nur, dass Cook in Peking mit chinesischen Offiziellen zusammengekommen sei.

Das Unternehmen erwäge grössere Investitionen und rechne mit einem noch schnelleren Wachstum auf seinem grössten Markt ausserhalb der USA, sagte die Sprecherin, ohne Details zu nennen. Am Freitag besuchte Cook bereits einen Pekinger Apple-Store. Ob der Apple-Chef in China eventuell auch mit dem südchinesischen Unternehmen Proview Shenzhen über den Markennamen iPad verhandeln will, war offen.

Proview hofft auf Millionenzahlung
Bisher sei Cook noch nicht an Proview herangetreten, sagte der Anwalt des Unternehmens, Ma Dongxia, der Nachrichtenagentur dpa in Peking. Proview hat Apple verklagt, hofft aber auf ein finanzielles Angebot in Millionenhöhe. «Wir werden definitiv alles versuchen, um auch den Verkauf des neuen iPads in China zu verbieten.»

Apple hatte die Namensrechte von einem Schwesterunternehmen von Proview in Taiwan gekauft, doch gibt das Unternehmen in Shenzhen an, nicht Teil dieses Geschäfts gewesen zu sein. So ist der Name iPad in China weiter auf Proview angemeldet. Der Streit ist noch bei Gericht anhängig. Als Folge hatten aber Gewerbeämter in einigen Städten schon die beliebten Tablet-Computer aus den Regalen genommen.

Treffen mit Pekinger Bürgermeister
Bislang wurde nur bekannt, dass Cook mit dem Pekinger Bürgermeister Guo Jinglong zusammengetroffen ist. Es soll angeblich auch Gespräche mit den chinesischen Telekommunikationsanbietern China Unicom und China Telecom geben. Berichte, wonach Apple auf seinen iPhone und iPads künftig die populäre chinesische Suchmaschine Baidu vorinstallieren will, wurden zunächst nicht bestätigt.

Bisher werden die Geräte mit einer Google-Suchfunktion ausgeliefert, die ihre Ergebnisse aber nicht selbst zensiert. Dadurch können in China aus politischen oder anderen Gründen gesperrte Seiten nicht aufgerufen werden. Baidu liefert seinen Nutzern hingegen überhaupt nur zensierte Suchergebnisse.

Spekulationen bei chinesischen Apple-Fans
Der Besuch von Cook löste Spekulationen unter chinesischen Apple-Fans aus, ob der Computerkonzern seine Produktpolitik ändern könnte. Es gibt Unmut, dass neue Produkte in China immer erst nach dem Start in den USA und anderen Ländern auf den Markt kommen, was den Schwarzmarkt blühen lässt. Beim Start des neuen iPhone gab es auch Krawalle vor einem Apple Store, als dieser wegen eines Ansturms von Kunden und Schwarzhändlern aus Sicherheitsgründen nicht öffnete.

In China werden die populären iPhones und iPads produziert, aber auch immer mehr Geräte verkauft. Der neue Apple-Chef Cook hat die Bedeutung Chinas als Zukunftsmarkt mehrfach hervorgehoben.

Kritik an Arbeitsbedingungen
Apple steht aber wegen der Arbeitsbedingungen, unter denen seine Geräte in China hergestellt werden, unter Druck. Nach Selbstmorden vor einem Jahr bei dem Auftragsfertiger Foxconn kommt das taiwanesische Unternehmen nicht aus den Schlagzeilen heraus. Unter der neuen Leitung von Cook wurde eine Kommission einer unabhängigen Arbeitsrechtsorganisation zu Ermittlungen bei dem weltgrössten Elektronikhersteller entsandt. Die Ergebnisse liegen noch nicht vor.

Cook kennt die Fabriken gut: Er war jahrelang für das operative Geschäft zuständig, baute auch die Zulieferkette neu auf und hatte China in seiner damaligen Funktion schon mehrmals bereist. Sein Vorgänger, der im Oktober gestorbene legendäre Konzernchef Steve Jobs, hatte China allerdings nie besucht.

Foxconn kauft sich bei Sharp ein
Foxconn selbst steigt beim japanischen Elektronik-Riesen Sharp ein. Foxconn werde für 66,5 Milliarden Yen (600 Mio Euro) einen Anteil an dem Display-Geschäft übernehmen, teilte Sharp am Dienstag mit. Vieles weist auch darauf hin, dass Apple im Hintergrund des Sharp -Deals stehen könnte. Apple hatte laut Informationen aus der Branche massiv in die Display-Produktion bei Sharp investiert. Ein Ziel sei dabei gewesen, ein Gegenpol zu Samsung zu schaffen, dem bisherigen Display-Zulieferer. Die Südkoreaner sind zugleich ein erbitterter Konkurrent im Geschäft mit Smartphones und Tablets, mit dem Apple viele Prozesse wegen gegenseitiger Ideenklau-Vorwürfe führt. Zuletzt hiess es jedoch in US-Medienberichten, die Sharp -Displays seien trotz einer Milliarden-Investition von Apple nicht rechtzeitig zum Start des neuen iPad fertiggeworden. (awp/mc/pg)

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