Cisco baut Endkundensparte um und 550 Stellen ab

Cisco baut Endkundensparte um und 550 Stellen ab

Cisco-CEO John Chambers.

San José – Der Netzwerk-Ausrüster Cisco baut sein Verbrauchergeschäft um – und stellt die vor zwei Jahren für viel Geld hinzugekauften Flip-Kameras ein. Rund 550 Mitarbeiter werden ihre Jobs verlieren, teilte Cisco am Dienstag weiter mit.

Konzernchef John Chambers hatte vergangene Woche Fehler eingeräumt und angekündigt, das Unternehmen stärker auf das Kerngeschäft auszurichten, zu dem beispielsweise Router oder Switches gehören. Der Umbau werde den Gewinn vor Steuern im dritten und vierten Quartal mit maximal 300 Millionen US-Dollar belasten, hiess es. Der Stellenabbau soll bis Ende des Geschäftsjahres 2011 abgeschlossen sein. Beim Start im Jahr 2007 galten die Flip-Kameras noch als cooles Gadget, das den Markt umkrempeln könnte. Cisco hatte im Frühjahr 2009 rund 590 Millionen Dollar in Aktien für den Flip-Entwickler Pure Digital auf den Tisch gelegt. Der Netzwerk-Konzern ist einer der führenden Anbieter von Infrastruktur für das Internet und verspricht unter anderem, seine Technik helfe, die Datenflut von Online-Videos zu bewältigen.

FlipShare hinkt YouTube hinterher
Beim Zukauf des Flip-Geschäfts versprach sich das Unternehmen, dass die Verbraucher eine günstige Videokamera kaufen und auch die dazugehörige Plattform zum Hochladen der Videos nutzen würden. Doch die Rechnung ging nie ganz auf, obwohl Cisco zuletzt zwei neue Modelle mit HD-Auflösung ins Rennen schickte. Zum einen breiteten sich Smartphones wie das iPhone von Apple rasant aus, auf denen man die Videos direkt schneiden und ohne den Umweg über einen Computer ins Netz stellen kann. Zum anderen blieb YouTube eine viel beliebtere Online-Plattform als Ciscos FlipShare.

Video bleibt Bestandteil des Geschäfts
Insgesamt solle das Verbrauchergeschäft jetzt stärker auf Ciscos Netzwerk-Strategie ausgerichtet werden, hiess es. Video bleibe ein Bestandteil des Geschäfts. Der Konzern ist unter anderem ein Anbieter von Videokonferenz-Lösungen für Unternehmen mit dem für mehr als drei Milliarden Dollar gekauften norwegischen Unternehmen Tandberg. Chambers schrieb in einem ungewöhnlich offen formulierten Brief an die Mitarbeiter vor einer Woche, die Strategie von Cisco sei zwar im Grunde richtig, aber die Ausführung mangelhaft gewesen. «Wir haben unsere Investoren enttäuscht und unsere Mitarbeiter verwirrt.» Das Unternehmen müsse Vertrauen zurückgewinnen.

Kampf an mehreren Fronten
Cisco hat derzeit an mehreren Fronten zu kämpfen. Analysten werfen dem Unternehmen vor, sich durch Zukäufe verzettelt und die eigentlichen Stärken aus dem Auge verloren zu haben. Auch bietet die Konkurrenz wie etwa Juniper Networks in vielen Fällen oft günstigere Produkte an. Dem Konzern laufen die Kosten aus dem Ruder, weshalb der Gewinn im zurückliegenden Geschäftsquartal um 18 Prozent zurück ging. Der Aktienkurs sackte binnen eines Jahres um rund ein Drittel ab. Am Dienstag zeigte sich die Börse zunächst wenig beeindruckt von der Notbremse beim Flip: Die Aktie sank im New Yorker Handel um 0,17 Prozent auf 17,46 Dollar, gehörte damit aber dennoch zu den 20 stärksten Werten im Nasdaq 100.  (awp/mc/upd/ps)

Cisco Systems

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert