Hacker prangern Sicherheitslücken bei Scannern und Mobilfunk an

Hacker prangern Sicherheitslücken bei Scannern und Mobilfunk an

So einfach geht das: Ursula von der Leyens Fingerabdruck ist von einem Foto kopiert worden.

Hamburg – Hacker des Chaos Computer Clubs (CCC) haben zu Beginn ihres jährlichen Treffens mehrere Sicherheitslücken in verbreiteter Technologie öffentlich gemacht. Fingerabdruck-Scanner und Technik zur Gesichtserkennung lassen sich überlisten, wie der Experte Jan Krissler nachwies. Er schaffte es, einen Fingerabdruck von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen von einem Foto zu kopieren.

Den Daumenabdruck habe er mit Hilfe einer Software erstellt und wolle ihn auch online veröffentlichen, sagte Krissler am Samstagabend auf dem Chaos Communication Congress 31C3. Für so eine Kopie eines Fingerabdrucks genüge ein Handyfoto. «Wenn die Lichtbedingungen halbwegs stimmen, ist das kein Problem.»

Was man damit potenziell machen kann, zeigte Krissler mit einem anderen Fingerabdruck: Mit einer aus Latex hergestellten Fälschung konnte er einen Fingerabdruck-Sensor überwinden. Er knackte bereits den Fingerabdruck-Sensor von Apples iPhone. Um eine Software zur Gesichtserkennung zu umgehen, reichte schon ein ausgedrucktes Foto. «Iris-Erkennung ist jetzt wahrscheinlich endgültig kaputt», sagte Krissler.

Der Sicherheitsforscher Karsten Nohl und der Mobilfunk-Experte Tobias Engel zeigten Schwachstellen in einer Technologie im Handynetz UMTS auf. Die Lücken ermöglichen das Abhören von Anrufen, ein Mitlesen von SMS und die Ortung von Personen weltweit, wie die beiden Fachleute in ihren jeweiligen Vorträgen am Samstagabend sagten.

Unzureichend gesichertes Protokoll
Schuld daran ist ein Protokoll namens SS7. Über SS7 kommunizieren die Telekommunikationsunternehmen. So wird unter anderem für eine korrekte Weiterleitung der Anrufe gesorgt. Doch das Protokoll ist unzureichend gesichert, wie Engel zeigte. So können auch Hacker oder Spione abfragen, an welchem Ort sich ein Handynutzer mit einer bestimmten Handynummer befindet.

Ausserdem kann ein Angreifer ein Telefonat im Hintergrund an sich selbst weiterleiten, bevor er es an das ursprüngliche Ziel schickt. «Es gibt Berichte, dass das ausgenutzt wird», sagte Engel der Deutschen Presse-Agentur. Ein ukrainischer Anbieter habe solche Weiterleitungen in seinem Netz bemerkt.

Vodafone und Deutsche Telekom hatten schon zuvor auf Berichte über die Schwachstellen reagiert und sie in ihren Netzen geschlossen. Auch Telefonica mit O2 und E-Plus unternahm Massnahmen gegen die Lücke.

Auch am Sonntag sollte es in Vorträgen um sichere Kommunikation und Lücken in verbreiteten Computer-Programmen gehen. Im vergangenen Jahr kamen mehr als 9000 Besucher zu dem Kongress, diesmal wurden noch mehr Teilnehmer erwartet. Bis Dienstag sollen mehr als 200 Redner sprechen, dazu gibt es Hunderte Mitmach-Angebote. (awp/mc/ps)

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