SAP will sich mit Ariba-Kauf in der Cloud an Oracle absetzen

Die SAP-Führungsspitze Bill McDermott (l.) und Jim Hagemann Snabe.

Walldorf – Europas grösster Softwarehersteller SAP will mit dem zweiten Milliardenzukauf in der Datenwolke dem amerikanischen Konkurrenten Oracle das Fürchten lehren. Denn nach dem Kauf des Anbieters von Mietsoftware SuccessFactors für 3,4 Milliarden Dollar ist der Kauf der Handelsplattform Ariba für 4,3 Milliarden Dollar bereits der zweite Cloud-Kauf in diesem Jahr. Ariba fungiert als «Amazon für die Geschäftswelt», als Handelsplattform, auf der Unternehmen ihren Einkauf erledigen können.

Für die beide Käufe greift SAP erheblich tiefer in die Tasche als Oracle, welche weniger als die Hälfte für seine zwei Cloud-Unternehmen gezahlt hat. SAP verspricht sich viel von der Handelsplattform, auf der Unternehmen ihren Einkauf im Internet erledigen können. «Es gibt in der ganzen Welt kein Unternehmen, welches mehr Synergien mit SAP ermöglicht als Ariba«, sagte SAP-Co-Chef Jim Snabe.

Sein Co-Chef Bill McDermott ist ebenso zuversichtlich. Er glaubt, Ariba wird seinen Kundenstamm mit hoher Geschwindigkeit ausbauen. Die Anzahl von Unternehmen, die mit Ariba arbeiten, könnte schon im nächsten Jahr von derzeit mehr als 700.000 Unternehmen auf mehr als eine Millionen steigen. Dabei soll SAP helfen. «Wir bringen unsere Kunden und die Einbindung in ein Netz von Partnern. Die verschiedenen Gruppen werden sich gegenseitig potenzieren. Das macht Wachstum bei Ariba zu einem Schneeballsystem», sagte McDermott.

Übernahme soll von gegenseitigem Nutzen sein
Derzeit fliessen über das Handelsnetz 319 Milliarden Dollar. «Der adressierbare Markt liegt in den Billionen», sagte McDermott. SAP-Kunden werden in grosser Zahl zu Ariba kommen, ist sich auch Snabe sicher. «Die Abwicklung kommt aus einer Hand. Das macht die Plattform für unsere Kunden attraktiv. Ausserdem bringen wir die Datenbank-Software Hana mit, welche die Datenanalyse erheblich beschleunigt», sagte Snabe.

Der Nutzen der Übernahme soll gegenseitig sein. Ariba soll dazu beitragen, dass SAP sein für 2015 avisiertes Umsatzziel in der Cloud-Sparte von zwei Milliarden Euro erreicht. Insgesamt soll der Umsatz dann bei 20 Milliarden Euro liegen. Dazu tragen auch die anderen Grossübernahmen der vergangenen Jahr Sybase, Successfactors und Business Objects bei. McDermott hält auch an seinem Ziel fest, die operative Gewinnmarge bis 2015 auf 35 Prozent zu steigern. Ariba ist bisher allerdings, wie die anderen Zukäufe der SAP noch nicht so profitabel wie der Rest von SAP. Daher kündigte er an, weitere Effizienzsteigerungen im ganzen Konzern seien vonnöten.

Übernahmepfad wird fortgesetzt
Selbst die Jahresziele für das laufende Jahr bleiben von der Übernahme unberührt. Für 2012 rechnet SAP mit einem Anstieg des Umsatzes mit Software- und softwarebezogenen Dienstleistungen ohne Berücksichtigung der Wechselkurse um zehn bis zwölf Prozent. Das Betriebsergebnis soll nach dieser Rechnungslegung, ebenfalls ohne Währungseffekte, zwischen 5,05 und 5,25 Milliarden Euro liegen.

Mit diesem Kauf setzt SAP den neuen Pfad fort, den das Unternehmen vor einigen Jahren eingeschlagen hat. Erst hatten die Walldorfer unter dem damaligen Unternehmenslenker Leo Apotheker die Analysesoftwarefirma Business Objects gekauft. Darauf folgten weitere Milliardenübernahmen. «Es ist sinnvoll, alle 18 Monate ein neues Geschäftsfeld hinzuzufügen», sagte Snabe. «Mehrfach habe wir das mit Zukäufen getan. Bei der Datenbanksoftware Hana haben wir das selbst entwickelt.»  (awp/upd/mc/pg)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert