Swisscom will Vodafone Italia übernehmen und die Nummer 2 in Italien werden

Swisscom will Vodafone Italia übernehmen und die Nummer 2 in Italien werden
Swisscom-Hauptsitz in Worblaufen. (Bild: Swisscom)

Zürich – Die Swisscom plant eine Riesenübernahme in Italien. Der Schweizer Telekomkonzern will den Mobilfunkanbieter Vodafone Italia für 8 Milliarden Euro kaufen und mit der eigenen Mailänder Breitbandtochter Fastweb zusammenlegen. Damit würde das Italien-Geschäft künftig fast die Hälfte zum Swisscom-Umsatzes beisteuern.

Das Gerücht geistert seit Dezember in den Medien herum, nun macht es die Swisscom offiziell: Laut einer Mitteilung vom Mittwoch befindet sie sich in exklusiven Gesprächen über einen möglichen Kauf von Vodafone Italien. Geplant sei eine hundertprozentige Übernahme der Anteile von Vodafone Italia in Cash, heisst es.

Damit entstünde der zweitgrösste Telekomanbieter Italiens hinter Branchenprimus TIM – und ein enorm grosser Arbeitgeber: Vodafone Italien beschäftigte per März des letzten Jahres rund 5700 Mitarbeitende, Fastweb per Ende 2023 gut 3000.

7 Milliarden gemeinsamer Umsatz
Für die Swisscom wäre es eine «transformative» Veränderung, wie es in ersten Einschätzungen von Analysten heisst. Die Swisscom-Tochter Fastweb trug im vergangenen Geschäftsjahr mit 2,6 Milliarden Franken knapp einen Viertel zum Gesamtumsatz von Swisscom von gut 11 Milliarden Franken bei. Vodafone Italien wiederum erzielte zuletzt einen Umsatz von knapp 4,4 Milliarden Euro. Das gemeinsame Unternehmen dürfte demnach auf einen Umsatz von knapp 7 Milliarden Franken kommen.

Das Schweizer Geschäft von Swisscom machte mit 8,1 Milliarden zuletzt fast drei Viertel des gesamten Umsatzes aus. Stünden diesem Geschäft nun Italien-Umsätze von 7 Milliarden gegenüber, dann würde sich der Anteil stark in Richtung halbe-halbe bewegen, sprich: Dann wäre das Schweizer Geschäft bei etwas über 50, das italienische bei etwas unter 50 Prozent Umsatzanteil. Swisscom würde also gefühlt vom mehrheitlich schweizerischen zum italienisch-schweizerischen Konzern.

Wichtige Ergänzung
Swisscom hatte Fastweb 2007 übernommen. Davon erhoffte sich der Schweizer Telekomkonzern Wachstumschancen, weil der Schweizer Markt damals schon stark gesättigt war. Fastweb bot aber von Beginn weg nur Breitband und musste den Mobilfunk jeweils zukaufen. Mit der Übernahme von Vodafone soll sich das nun ändern.

Fastweb und Vodafone Italien würden sich gut ergänzen, so die Mitteilung. Fastweb sei stark im Festnetz, Vodafone indes im Mobilfunk. Swisscom verspricht sich von einer Übernahme «Grössenvorteile, effizientere Kostenstrukturen und erhebliches Synergiepotenzial». Durch den Zusammenschluss erhält die Swisscom zudem die Möglichkeit, in Italien Bündelpakete anzubieten für das Breitbandnetz und den Mobilfunk. Mit solchen Angeboten kann die Schweizer Firma die Kunden nicht zuletzt besser an sich binden.

Es gebe insgesamt nur wenige Überschneidungen zwischen den beiden Unternehmen, hiess es weiter in der Mitteilung. Ausserdem betonte die Swisscom, dass eine solche Übernahme sich positiv auf Dividende und Cashflow der Swisscom auswirken würde.

Unter Dach und Fach ist der Deal allerdings noch nicht. Es sei aktuell noch offen, ob es wirklich zu einer Transaktion komme. Man befinde sich aber in weit fortgeschrittenen Verhandlungen. Laut gut unterrichteten Quellen wäre die Übernahme noch in diesem Jahr geplant.

Vodafone spricht von «bester Kombination»
Vodafone will das Italien-Geschäft schon seit einer Weile verkaufen. Man unterstütze «die Konsolidierung des Marktes in Ländern, in denen das Unternehmen keine angemessenen Renditen auf das investierte Kapital erzielt», hiess es in einer Mitteilung von Vodafone vom Dezember. Dies gilt laut dem Konzern auch für Italien, weshalb das dortige Geschäft verkauft oder fusioniert werden soll. Zuletzt war die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmen mit dem französischen Konkurrenten Iliad in Italien aber wegen unterschiedlicher Preisvorstellungen gescheitert.

Der britische Mutterkonzern von Vodafone Italia hat sich nun erneut zu Wort gemeldet und auch seinerseits die Gespräche mit der Swisscom bestätigt. Man sei der Ansicht, dass «diese potenzielle Transaktion die beste Kombination aus Wertschöpfung, im Voraus erzielten Barerlösen und Transaktionssicherheit» darstelle, heisst es in der Mitteilung.

Keine Begeisterung an der Börse
An der Börse löste die Ankündigung vorerst keine Begeisterungsstürme aus. Die Aktien von Swisscom verloren knapp bis Handelsschluss 1,3 Prozent auf 503 Franken.

Durch den Zusammenschluss mit Vodafone Italien ergebe sich zwar ein erhebliches Kostensynergiepotenzial und er dürfte mittelfristig eine Marktbereinigung unterstützen, heisst es in einem Kommentar der Bank Vontobel. Dass der Kauf einen positiven Einfluss auf die Dividendenpolitik von Swisscom habe, sei jedoch «angesichts der Schuldenlast und der Integrationsbemühungen» kurzfristig unwahrscheinlich. (awp/mc/pg)

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